Reduzierung Escitalopram

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Graureiherin
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Reduzierung Escitalopram

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr Lieben,

ich habe seit ca. einer Woche das Escitalopram auf 10 mg reduziert. Dabei bleibe ich erst einmal. Mir geht es gut und ich bemerke keine Änderungen. Außerdem habe ich nur noch alle 6-8 Wochen eine Therapiesitzung und will jetzt langsam (nach drei Jahren) die Therapie ausschleichen.

Trotzdem habe ich eine Art "schlechte Erwartungshaltung". Ich erinnere mich z. B. viel mehr, dass 10 mg nach dem Rückschlag noch nicht sonderlich geholfen haben, obwohl 10 mg innerhalb der Absetzzeit vor ca. zwei Jahren super gewesen sind.

Außerdem bin ich nicht mehr grundsätzlich optimistisch, dass es einfach gut gehen wird. Beim ersten Absetzversuch ging ich selbstverständlich davon aus, dass ich problemlos auf 0 mg reduzieren werde. Jetzt glaube ich noch nicht einmal mehr daran, dass ich einmal ohne Medis leben kann (nicht falsch verstehen, das ist nicht mein oberstes Ziel). Jedes fehlinterpretierte Minisymptömchen stecke ich sofort in die Kategorie, ach das ist wegen der Reduktion...Blödsinn eben :wink:
Eine irgendwie fehlende, zuversichtliche Grundstimmung, würde ich es nennen.

Was denkt ihr dazu? Kann diese negative Erwartungshaltung sozusagen ein Teilspiegel meines Lebens grundsätzlich sein? Ich überspitze es einmal so: ich überbewerte eine einmalig schlechte Erfahrung und denke nun wird immer, alles schlecht sein.

Da es mich ja immer interessiert, was das für menschliche Muster sind, die sich hinter dem Zwang verbergen, ist es für mich doch irgendwie spannend. Oder habt ihr noch andere Erklärungen?

mit herzlichem Gruß

eure Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
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Sabrina

Re: Reduzierung Escitalopram

Beitrag von Sabrina »

huhu,

ich gehe auch immer vom schlimmsten aus. Ist ganz schlimm bei mir.
Ich hatte schon einmal eine depressive Episode. Damals konnte ich mein AD ganz ausschleichen. Ging alles super.
Wenn ich bei meiner jetzigen Episode den Schritt zur Reduzierung wage, würde ich auch eine schlechte Erfahrungshaltung haben (trotz positiver Erfahrung). Ich werde bestimmt nur so drauf warten, dass es wieder schlechter wird. Ich wünschte ich könnte optimistischer durchs Leben gehen.
The Secret

Re: Reduzierung Escitalopram

Beitrag von The Secret »

Hallo

ich habe ja auch schon mal mit dem Gedanken gespielt. Für mich wäre es allerdings das erste Mal Ausschleichen und dennoch habe ich eine negative Erwartungshaltung mit viel Hoffnung, dass es doch irgendwie klappt, dass ich doch zu dem kleinen Prozentteil gehöre, wo das gut zu klappen scheint. Noch bin ich nicht soweit es zeitnah abzusetzen. Aber das ist doch irgendwie ein Schutzmechanismus diese Erwartungshaltung...damit man a) nicht enttäuscht ist, wenn es doch nicht klappt und b) damit man nicht mit einer so großen Angst "wartet", dass jetzt ein Symptom kommt, sondern schon drauf vorbereitet ist und nicht total überrascht wird. Allerdings soll das ja nicht die richtige Lösung sein...habe dazu mal ein Beispiel in einem Buch gelesen...leider fällt es mir grad nicht mehr ein...aber es ging eben auch um die Vorstellung wie ein Szenario im schlimmsten Fall ausgehen könnte um sich selber vor Schmerz zu schützen ... das richtet aber mehr Schaden an. Ich glaub es stand, man solle wirklich so frei sein und das was kommt zu lassen und dann auch die Schmerzverarbeitung oder sonstiges richtig angehen....Vielleicht ist das ein Ansatz für uns? Sich irgendwie fallen zu lassen und hinzugeben.
Graureiherin
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Re: Reduzierung Escitalopram

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr Zwei,

ja, das ich denke auch, dass diese Erwartungshaltung eine gewisse Schutzfunktion haben kann, gerade wenn Symptome kommen sollten. Das meinte auch meine Neurologin einmal, dann bin ich vorbereitet. Sie sollte eben nur nicht im Übermaß vorhanden sein und das Denken bestimmen. Dann kann schnell die endlos, abwärts Schleife kommen.

Ich würde mir, wie alle hier (und überall) wünschen :wink: , dass es mir gut geht und ich mein Leben ungestört leben kann. Und ich bin fest davon Überzeugt, dass ein guter Weg dahin, über das Akzeptieren und Annehmen gerade von unangenehmen Gefühlen/oder nicht zu ändernden Begebenheiten geht. Mit 12,5 mg hatte ich keine Symptome, und ich warte ab wie es sich mit 10 mg entwickelt. Wenn ein Stimmungseinbruch kommen sollte muss ich ihn wohl zum annehmen üben nutzen.

Eigentlich gemein, dass unsere Gehirn so gepolt ist, dass schlechte Erfahrungen viel besser hängen bleiben als positive. Nun denn, bei den Steinzeitmenschen war das wichtig.

mit lieben Grüßen
die Graureiherin
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Marika
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Re: Reduzierung Escitalopram

Beitrag von Marika »

Hallo "Vögelchen"...

lieben Drücker von mir an dieser Stelle!

Ja unser liebes Gehirn ist so gepolt, dass Negatives hängen bleibt und Positives meist gleich vergessen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Muster früher in der "Höhlenzeit" durchaus sinnvoll war - zum Schutz quasi - wie ihr eh schon geschrieben habt. Und heute? Na ja - bräuchten wir es nicht mehr so extrem, eine gute Ausgewogenheit wäre gut. Ich habe in der Therapie gelernt wie ich "kalkulierbare Risiken" erkennen kann. Z.B. ich lasse meinen 2 Jährigen mit einer Kinderschere schneiden oder mit einem Bleistift malen - mein Vater hat mich "geschumpfen" damals, das sei viiiiiiiiiiiiel zu gefährlich. Der Stift könnte im Auge landen und die Schere im Finger.... (ja auch er ist zwanghaft... :wink: :roll: ) - mein Psychiater aber nannte das "kalkulierbare Risiken. So musst ich das lernen und das klappt auch.

ABER: beim komplett Absetzen meines AD´s, da versagt diese Methode. Schon wenn ich nur daran denke, bekomme ich Schweißausbrüche, weil eben schon mal ein Versuch entsetzlich - um nicht zu sagen traumatisch gescheitert ist. Daher ist glaube ich diese Erwartungshaltung (negativer Natur) so präsent - als Schutz. Ich hatte gerade dieses Gespräch mit meinem Hausarzt bei der Vorsorgeuntersuchung und er meinte, dass seit meinem letzten Absetzversuch schon mehr als 5 Jahre rum sind und ich es ruhig wieder versuchen kann. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich davor die Hosen gestrichen voll habe und da hat er gesagt, dass ich es nicht tun soll. Denn die Erwartungsangst kann viel Einfluss haben.

Ich wünsche dir auf alle Fälle gute Gelingen und wenig Kopfkino.... :wink:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Graureiherin
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Re: Reduzierung Escitalopram

Beitrag von Graureiherin »

Liebe Marika,

danke Dir für die aufmunternde Worte und den Drücker!

Ja, die liebe (negative) Erwartungshaltung.

Ich bin wirklich gespannt, wie ich zurecht komme. Aber ich bleibe ja erst einmal bei 10 mg und will gar nicht weiter reduzieren. Von dem her, no panic :-)

Mein Rückfall war für mich irgendwie auch traumatisch, kombiniert mit der Enttäuschung... Außerdem bekomme ich bald (hoffentlich Grrr) meine Periode, da bin ich eh immer sensibler.

viele liebe Grüßen an euch

eure Graureiherin
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Inga
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Re: Reduzierung Escitalopram

Beitrag von Inga »

Hallo Graureiherin!

Wie läuft die Reduzierung? Weiterhin gut?
Ich hoffe ich komme auch irgendwann von "hammer" Dosierung von 30mg runter....
Meine Ärztin ist da ja immer sehr entspannt und macht keinen Druck...aber irgendwann mal auf 20mg runter, das wäre schon toll.

Liebe Grüße
Diagnose:
10/2012 erstes Kind
schwere PPD mit massiven ZG
09/2017 zweites Kind
gesund und glücklich
Graureiherin
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Re: Reduzierung Escitalopram

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Inga,

Danke Dir für die Nachfrage!

Ich dürfte jetzt seit ca. einem Monat bei 10 mg sein und ich fühle mich recht gut. Ich meine zwar , dass ich empfindlicher bin, sensibler eben irgendwie "durchlässiger". Das empfinde ich aber nicht unbedingt als negativ. Ich versuche was kommt anzunehmen und aus meinem phasenweise "zwanghaftem Schwarzsehen" (ohje, es wird mich überrollen, ohje, was tue ich bloß wenn alles scheitert.... etc man kennt die Gedanken ja zu genüge) das Beste zu machen.

ich hoffe Du fühlst Dich gerade ganz gut, auch wenn es die 30 mg Dosis momentan sein soll.

mit lieben Grüßen
die Graureiherin
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