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Neuroleptikum

Verfasst: 01:06:2019 10:29
von Mel
Hallo ihr lieben,
habe von meiner Neurologin Sulpirid verschrieben bekommen. Dieses sollte helfen, Abstand zu den eigenen angstbesetzten Gedanken zu bekommen. Meine Angstsymptome sind aber deutlich stärker geworden (typische Erstverschlimmerung) und ich hatte starkes Herzklopfen und konnte kaum noch schlafen. Habe nach zwei Einnahmen meine Ärztin angerufen und ihr gesagt, dass ich nicht schlafen könne und mich nicht gut fühle- sie sagte, ich solle die Tabletten nicht weiter einnehmen. Gleichzeitig darf ich jetzt auch mein AD erhöhen. Mirtazapin hatte ich zu Beginn 15mg, dann ein halbes Jahr gar nichts (ich weiss nicht wie ich das überlebt habe) und seit Dezember wieder 7,5mg. Meine Idee ist, jetzt einfach so lange schrittweise zu erhöhen, bis eine spürbare Besserung eintritt. Ich hatte eine Heilpraktikerin zusätzlich, die der Meinung war, Psychopharmaka sind nur nötig, wenn man kurz vorm Suizid steht. Aber ich bin alles andere als stabil, und habe seit Dezember Abstand von dieser „Stimmungsmache gegen Medikamente“ genommen. Habe nächste Woche wieder einen Termin und habe Angst weitere Medis auszuprobieren. Meines vertrage ich ja, bin nur noch nie bei einer höheren Dosis gewesen. Mein Kind ist jetzt schon zwei Jahre und ich habe immer wieder starke Rückschläge mit Appetitlosigkeit, großer Angst, Derealisation und Grübeleien- vor allem, dass es nie wieder besser wird. Ich kann mich aber erinnern, dass es mit 15mg nach ein paar Wochen zumindest so in Ordnung war, dass ich gut schlafen und essen konnte. Auch die Angst war deutlich besser. Was blieb, war das Erschöpfungsgefühl, auch nach ausreichend Schlaf und zeitweise die Derealisation. Warum falle ich immer wieder in diese Tiefs? Ich habe das Gefühl, keine Kraft mehr zu haben. Das einzige positive ist: Ich liebe mein Kind und will es selber großziehen können. Aber ob ich das schaffe?
Viele Grüße

Re: Neuroleptikum

Verfasst: 01:06:2019 11:45
von Kikke
Liebe Mel,

Zunächst einmal: du beweist doch gerade, dass du es schaffst! Du tust alles, im gesund zu werden und kümmerst dich um dein Kind . Bei anderen Krankheiten erlaubt man sich, krank zu sein und sich um sich zu kümmern, um gesund zu werden. Wir erlauben uns es nicht.

Bei Medikamenten würde ich immer auf ärztlichen Rat hören. Von deiner Erzählung her würde ich sagen, du musst ein gut eingestelltes Medikament eine längere Zeit nehmen. Dann geht es bestimmt langfristig bergauf!

Re: Neuroleptikum

Verfasst: 03:06:2019 8:56
von Marika
Hallo,

meine allereste Frage ist: hast du auch eine Therapie gemacht?

Die zweite Frage: habt ihr außer diesen beiden Medis auch andere AD´s versucht? Mirtazapin ist ein eher älteres AD, typischer Weise wird es meistens bei Alterdepressionen eingesetzt. Aber auch bei einer PPD kann es gut zum schlafen verhelfen und das man wieder essen kann. Angstlösend ist es aber nur bedingt. Besser sind hier die SSRI bzw. SNRI - das sind neuere AD´s die vorzugsweise auf das Serotonin wirken und stärker angstlösend sind. Ich hatte auch kurzfristig Mirtazapin 15 mg am Anfang meiner PPD zusätzlich zu einem anderen AD (SSRI). Es hat mir gut geholfen, wieder Schlafen und Essen zu können. Nach kurzer Zeit habe ich es dann absetzen können und nur noch mit dem SSRI weitergemacht. Das ist jetzt natürlich KEINE Medikamenten Empfehlung, sondern einfach nur meine Erfahrung. Evlt. besprichst du das mit einem Arzt mal, was es noch für mögliche AD´s gibt.

Re: Neuroleptikum

Verfasst: 04:06:2019 12:56
von Mel
Hallo liebe Forumsfrauen,
vielen Dank für eure Antworten! Ja, ich mache seit zwei Jahren eine verhaltenstherapeutische Gesprächstherapie. War gerade bei meiner Therapeutin und am Donnerstag habe ich wieder einen Termin in meiner Psychiatrischen und Neurologischen Praxis. Ich fühle mich vor allem so beschissen, weil ich das Gefühl habe, nicht weiterzukommen. Ich will leben, aber es ist seit zwei Jahren so unfassbar schwer, immer wieder! Der erste Gedanke, wenn ich aufwache ist „es wird nie wieder“ und das schon sehr lange.... habe ich auch eben mit meiner Thrapeutin besprochen. Die Reihenfolge ist ganz klar: Gedanke- Angst. Dazu kommen die Depressiven Symptome. Mit diesen Symptomen bin ich sogar ein paar Monate arbeiten gegangen. Ich hab so sehr die Nase voll, davon, zu weinen, mich immer wieder mit meinem Sohn rauszuquälen, trotz der schwierigen Gedanken, der Angst, der Derealisation, des Erschöpfungsgefühls und der inneren Unruhe. Aber er gibt mir auch Hoffnung, ein ganz kleines bisschen. Er ist nämlich ein tolles Kind, mein ein und alles. Ich weiss gar nicht, ob Antriebssteigernd bei mir das richtige ist. Vom Gefühl her würde ich eher sagen, das ist es nicht. Ich bin morgens z.B. so nervös, dass ich erstmal auf die Toilette muss und bis mittags kaum einen Bissen runterbekomme. Ich halte meine Kontakte, mache meine Umwelt eher verrückt, als mich zurückzuziehen. Ich brauche eher Entspannung. Und ich traue mich nach der neueren Erfahrung gar nicht, etwas neues auszuprobieren.... Danke für eure Einschätzung.

Re: Neuroleptikum

Verfasst: 05:06:2019 10:34
von Mel
Mir geht es wirklich schlecht. Die Angst, es könnte nicht besser werden, ist stellenweise kaum auszuhalten. Ich nehme sie in meinen Gedanken bildlich an die Hand und mich selber. Mein Sohn hat mir heute morgen ein Küsschen gegeben und war total süß. Bevor er seinen ersten Wutanfall bekommen hat :roll: :lol: Ich versuche mir immer wieder die kleinen positiven Dinge vor Augen zu halten und aufzuschreiben und trotzdem fühlt es sich immer wieder so hoffnungslos an. Vor allem das „Mit meinem Kind das Haus verlassen“ ist gerade super schwer. Ich glaube, ich habe gerade einen richtig schweren Rückfall. Wie gesagt, wirklich gut war es die ganze Zeit nicht, eigentlich ein fortwährender Kampf. Und dann kam meine Ungeduld und der Frust, dass ich nicht wirklich voran komme.... Ich hoffe einfach jetzt, das mir mein Medikament nach ein paar Wochen etwas mehr Sicherheit verschafft.

Re: Neuroleptikum

Verfasst: 05:06:2019 21:25
von Claudia
Hallo Mel,

Ich drücke Dir die Daumen, dass die Medikamente gut anschlagen bei Dir. Du nimmst noch Opipramol dazu, richtig? Das hatte ich auch eine ganze Zeitlang und es hat mir gut gegen die Ängste geholfen und mich ruhiger gemacht. Auf Dauer brauchte ich aber noch ein SSRI dazu, da es mit den depressiven Symptomen nicht besser wurde.

Besprich Dich am besten weiterhin mit Deiner Psychiaterin, und zur Not müsstest Du noch ein anderes Medikament versuchen. Das Einschleichen ist wirklich blöd, aber wenn es dann wirkt ist es ein Segen. Was ich damit eigentlich sagen will, gib die Hoffnung nicht auf! Manchmal greift ein Medikament nicht und ein anderes muss her. Aber letztendlich gibt es immer etwas das hilft!

Ich drück Dir die Daumen, dass Dir das Opipramol auch hilft!

Re: Neuroleptikum

Verfasst: 06:06:2019 11:19
von Mel
Danke, auch liebe Claudia!
Du hast ja auch eine ganz schön lange Geschichte hinter dir, wie ich in deiner Signatur lese. Ja, ich habe auch ein bisschen das Gefühl, das Opipramol hilft mir jetzt. Habe noch ein weiteres Medikament zur Beruhigung, da ich momentan trotz Mirtazapin vor Angst nicht einschlafen kann. Jetzt habe ich gerade nachgeschaut, und es ist auch schon wieder ein Neuroleptikum. Mehrere Leute in meiner Familie hatten eine schwere PPD, und alle sind mit Neuroleptika kränker geworden. Letztendlich haben die ADs immer besser gewirkt und alle betroffenen Frauen sind heute wieder fit. Ich verstehe nicht, warum es bei mir so kompliziert ist.
Ich wünsche euch allen einen schönen Tag und danke herzlich für die Beiträge

Re: Neuroleptikum

Verfasst: 06:06:2019 14:51
von Claudia
Hallo Mel,

am besten sprichst Du Deine Ängste und Gedanken bzgl Neuroleptika ganz offen bei Deiner Ärztin an. Mir hat es immer sehr geholfen, wenn ich verstanden habe, wie und warum ein bestimmtes Medikament wirkt.

SSRI, wie Citalopram, wirken zb antriebssteigernd, aber auch angstlösend und antidepressiv. Gerade zu Beginn können aber die Nebenwirkungen einen glauben lassen, es wäre noch schlimmer als zuvor. Also vielleicht meint Deine Ärztin, dass Du eher etwas zum Beruhigen brauchst, weil Du das ja auch schon so geschildert hast.

Leider können die Ärzte auch nicht im Vorfeld wissen, wie genau das Medikament beim einzelnen Patienten wirkt, aber Du profitierst natürlich von ihren Erfahrungswerten.

Ich hoffe, es geht bei Dir weiter bergauf!

Re: Neuroleptikum

Verfasst: 15:06:2019 8:07
von Mel
Hallo Leute,
danke für eure Anregungen.
Ich bin am Montag wieder in meiner Praxis, diesmal beim Psychiater, weil meine Neurologin in Urlaub ist. Ich möchte mich weiter krank schreiben lassen und hoffe, dass er mir Hoffnung gibt. Ich schlafe deutlich schlechter seit ein paar Wochen und morgens könnte ich mich übergeben aus Angst vor meiner Situation. Ich komme einfach mit meiner Therapie nicht weiter. Ist hier jemand bei dem es soooo lange gedauert hat? Ich finde zwei Jahre eine verdammt lange, zehrende Zeit. Vielleicht bin ich ja einfach nicht therapierbar und es gibt kein passendes Medikament für mich... Ein besonders schwieriger Fall. Ich möchte nun jetzt auch nicht mehr in die Psychiatrie, da diese meinen Familienmitgliedern auch nicht wirklich geholfen hat. Fühle mich wie ein Alien, so fehl am Platze.... Ich hätte so gerne eine Garantie, dass es wieder bergauf geht.
Liebe Grüße

Re: Neuroleptikum

Verfasst: 15:06:2019 10:04
von Kikke
Guten Morgen,

Ich verstehe total, dass du durchhängst.
Der Gedanke, eine andere Therapie zu beginnen, ist gut. Wenn du dich danach fühlst, würde ich dem Gefühl auf jeden Fall nachgehen.

Re: Neuroleptikum

Verfasst: 17:06:2019 12:02
von Mel
Danke!!
Hatte nochmal einen Termin heute Morgen. Ich soll jetzt beides, Mirtazapin und Opipramol nach Bedarf erhöhen. Jetzt sitze ich wieder zu Hause und grüble. Ich habe es ja nicht geschafft, zu arbeiten (also 5 Monate, dann habe ich aufgegeben). Ich hätte so gerne wieder eine Lebensperspektive. Ja klar, möchte ich meinen Sohn großziehen können, aber vor allem fehlt mir so sehr die Lebensfreude. Die Angst ist jetzt mit den Medis deutlich besser, aber die Stimmung und das Grübeln, und vor allem der immer wieder kehrende Gedanke, dass es nach so langer Zeit wieder (oder immer noch) so schwierig ist, macht mich fertig. Mein Sohn ist bis mittags bei den Tageseltern und ich habe immer noch so ein schrecklich schlechtes Gewissen....
Lieben Gruß