Sertralin und Mirtazapin

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Mat1977

Sertralin und Mirtazapin

Beitrag von Mat1977 »

Hallo zusammen,

ich wollte mal etwas über meine gesamte Erfahrung mit einigen Medikamenten schreiben.

Ich will aber auch betonen, dass das nur meine Erfahrung ist, jeder Körper reagiert anders und was mir nicht geholfen kann, muss nicht sein, dass es bei euch auch so ist.

Also, erkrankt bin ich 2016, während der SS mit meinem 2. Sohn. Meine Symptome waren Schlafstörungen (eingeschlafen, gleich danach in Panik aufgewacht) und Agitiertheit in der früh, Diagnose agitierte Depression. Die Psychiaterin hat mir Sertralin verschrieben und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass mir das Medikament nicht bekommt, denn es hat in mir einen Zustand verursacht, in dem ich ständig unter Strom war, Panikattacken wurden heftiger. Das Einschleichen war eine Hölle, so dass ich mich in die Geschlossene eingewiesen habe. Ich kann mir jetzt kaum vorstellen, wie hysterisch ich war. Und das erst nach der Einnahme vom Sertralin. Dazu bekam ich Quetiapin 100 mg und daraufhin habe ich geschlafen. Nach paar Monaten regelmäßigem Schlafrythmus, waren auch die Panikattacken weg. Die Psychiaterin hat die ganze Zeit behauptet, das Sertralin sei das einzige, was mir helfen würde, der Rest sei alles das gleiche...

Nach langem hin und her, Kliniken und Tageskliniken, habe ich mich endlich anfangs 2020 entschieden, unterstutzt von meiner Psychotherapeutin, den Psychiater zu wechseln.

Der neue Psychiater hat gesagt, das Sertralin ist ein völlig falsches Medikament für mich, denn ich brauche ein beruhigendes AD und nichts Antriebsteigerndes. Antrieb war bei mir nie das Problem und auch nicht die Stimmung. Er hat mir Mirtazapin verschrieben.

Vom Anfang an fühlte es sich gut an und heute geht es mir auch in dieser stressigen Zeit 100% gut. Also, mit 100% meine ich mit allen ups and downs, die auch gesunde Menschen haben.

Ich verstehe noch immer nicht, warum diese Ärztin so am Sertralin hing, aber das ist mir auch egal. Mir geht es mit Mirtazapin gut und ich bleibe dabei.

Was ich sagen will ist, hört mehr auf euch selbst. Ich habe von allen Seiten Ratschläge bekommen, ich soll durchhalten, Geduld haben, das geht vorbei... Mein jetziger Psychiater sagt, das Medikament darf den Zustand nicht so arg verschlechtern, das Einschleichen darf nicht so eine Hölle sein.

Nochmal: ich sage nicht, das Sertralin ist ein schlechtes Medikament, schlecht war die Ärztin, die trotzdem, dass sie miterlebt hat, wie schlecht es mir nach der Einnahme ging, nicht eine Alternative in Betracht gezogen hat, noch schlimmer, sie hat alle Alternativen abgelehnt, und schlecht wars, dass ich ihr so vertraut habe.

Liebe Grüße an alle
Mel
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Re: Sertralin und Mirtazapin

Beitrag von Mel »

Liebe Mat,
danke für deine Geschichte!
Das beweist wieder, wie unprofessionell manche Ärzte arbeiten. Auch ich habe drei!!! Anläufe gebraucht, um die richtige Ärztin für mich zu finden. Bei mir war es aber anders herum: Zwei Jahre lang Mirtazapin (ich habe auch eher eine agitierte Depression) und ein paar Versuche mit Medis, die entweder furchtbare Nebenwirkungen hatten oder kaum gewirkt haben. Aber meine Ärztin wollte mir partout kein SSRI verschreiben. Letztendlich hat mir dann meine aktuelle Ärztin Sertralin verschrieben und es hilft mir. Ich bin nicht gesund, aber meine Symptomatik ist deutlich abgeschwächt und das dank Sertralin plus eine kleine Dosis Mirta.
Es ist halt eine blöde Herumprobiererei, aber wenn etwas kaum hilft, ist es nicht das richtige. Schade, dass es auch bei dir so lange gedauert hat, ABER SCHÖN, DASS ES DIR JETZT SO GUT GEHT 😊
Alles Liebe
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
Nelli
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Re: Sertralin und Mirtazapin

Beitrag von Nelli »

Danke, Mat,

ein wichtiger Beitrag!
Vor allem verstehe ich nicht, warum so viele Ärzte keine Kombi-Therapien angehen.
Oft gehen ja Agitiertheit (in Form von Panik) und Antriebslosigkeit einander her und müssen dementsprechen jeweils behandelt werden.
Deshalb hilft mir meine Dreier-Kombi:
Sertralin (antriebssteigernd und gegen ZG) + Quetiapin (angstlösend und somit auch gegen die ZG, am Abend schlaffördernd) + Lamotrigin (in sogenanntem "off-label"-Gebrauch, das heißt, es wird nicht als Epileptikum eingesetzt, was es eigentlich ist, sondern gegen bipolare Schwankungen).
Natürlich muss man hierfür als Arzt entsprechend gebildet sein und mit den verschiedenen Krankheitsbildern vertraut sein.
In Bezug auf meine Psychiater und Therapeuten hatte ich, bis auf Ausnahmen in der Klinik, glücklicherweise Glück.

Nelli
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