Wirkung Sertralin

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Babyelefant

Wirkung Sertralin

Beitrag von Babyelefant »

Hallo zusammen,
Ich nehme seit 14 Tagen Sertralin. Erst paar Tage 12.5 mg, dann eine Woche 25 mg und seit drei Tagen 37.5 mg.
Anfangs war ich total optimistisch, seit drei Tagen hab ich allerdings Angst, dass mir Sertralin ja vielleicht gar nicht helfen könnte :/ ich glaube, es liegt auch daran, dass ich so gar nichts von Sertralin spüre, also keine NW, aber eben auch bislang keine Wirkung. Kann mir jemand Mut machen? Wann merkt man denn was und welche Dosis braucht es dafür? Ich weiß, dass selbst 37.5 mg ja noch ziemlich niedrig ist, aber ich dachte ich würde irgendwie schon was spüren. Hab solche Sorge, dass meine Gefühle für meine Tochter nie an die Oberfläche kommen werden...
Hallo123
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Hallo123 »

Hallo Babyelefant,

ich bin keine gute Erklärerin und stecke selbst
noch mitten drin, aber ich kann dir sagen, dass ich die gleichen Ängste hatte.
Mir wurde hier oft Mut gemacht, durchzuhalten, da das AD eine Weile braucht die volle Wirkung zu entfalten.
Ich konnte das auch vor paar Monaten nicht glauben, aber mir hat es geholfen, durchzuhalten.
Auch hat mir geholfen mir ein Datum festzusetzen, wie z.B. 12 Wochen(klingt erstmal lang, wenn man gerade darin gefangen ist) aber ich wollte dann mit meinem Arzt sprechen und dann eventuell ein neues Medikament ausprobieren, je nach dem.
Ich habe eine Bindungsstörung zu meinem Baby entwickelt und habe immer alle Symptome auf mein Kind bezogen, dass es daran Schuld sei. Aber erst als das AD angefangen hat zu wirken und die Angst weniger wurde, merkte ich dass ich vieles falsch wahrgenommen habe.
Noch sind wir nicht komplett zusammengewachsen, aber es ist viel besser geworden und ich bereue, das AD nicht schon zu Anfang bekommen zu haben.

Marikas ältere Beiträg haben mir seeeehr geholfen, z.B. über die Wirkung der Medikamente. Einige habe ich mir kopiert um mir das immer wieder durchlesen zu können, um durchzuhalten.
Wie z.B. dass der Körper fälschlicherweise mit Angst auf das Weinen des Babies reagiert und ADs dabei helfen wieder das Gleichgewicht im Gehirn wieder herzustellen, um das zu ändern.
Auch in den Einführungstexten hier im Forum, die ich erst später gelesen habe, stand z.B. auch das: (das hat mir auch geholfen durchzuhalten):

"Depression ist eine Stoffwechselkrankheit des Gehirns, die sich am Effektivsten mit Antidepressiva behandeln lässt. Diese stellen innerhalb ein paar Wochen das optimale Neurotransmittergleichgewicht wieder her!

Antidepressiva brauchen (egal ob pflanzlich oder synthetisch) mindestens 2 Wochen Zeit, bis sie anfangen zu wirken, meist entfalten sie ihre volle Wirkung erst nach 4 bis 6 Wochen. Darum bedeutet eine Woche ohne Medis eine Verschiebung der Genesung, also eine Verlängerung der Qual! "

Vielleicht ist es Zeichen, dass du keine Nebenwirkungen spürst, dass das Sertralin genau richtig für dich ist.

Ich verstehe deine Angst, die hatte ich auch. Ich habe kaum daran geglaubt, dass es mir helfen wird.
Aber das hat es und tut es.
Meistens lohnt es sich durchzuhalten und abzuwarten, so schwer das fällt. Mir fiel es auch sooo schwer und ich dachte mir manchmal, wozu nehme ich das Zeug, wenn es nicht hilft.

Ich nehme zur Zeit Escitalopram, vorher habe ich einige andere probiert,unter anderem auch Sertralin, aber ich z.B. habe mich damit nicht wohl gefühlt.

Jeder reagiert anders auf Medikamente und leider, so wie in meinem Fall, muss man mehrere ausprobieren um das Richtige für sich selbst zu finden.

Ohne die Mädels hier hätte ich wohl nicht durchgehalten.
Vielleicht hilft es dir von Woche zu Woche zu schauen, ob du eine Veränderung spürst?

Liebe Grüße
1. Kind: keine PPD, glücklich
2. Kind: PPD seit Geburt

Medikamente:

- Escitalopram 15 mg (ca 1,5 Jahre) -
》 Erhaltungsdosis heute bei 5 Trpf.
- Progesteron

Schilddrüsenmedikament - abgesetzt
Mirtazapin 7,5 - 15 mg - abgesetzt
Maria2020

Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Maria2020 »

Hallo Babyelefant,

ich kenne mich zwar nicht aus mit Sertralin, aber ich kann dir sagen, dass du geduldig sein musst und tapfer und daran glauben, dass es dir besser gehen wird.
Ich weiß es ist schwer. Ich stecke gerade selber am Anfang meiner 2. Wochenbettdepression. Ich nehme seit 6 Tagen Escitalopram und schleiche es mit Tropfen ein. Bin heute bei 8 mg, morgen erhöhe ich auf 10 mg. Und obwohl ich es ja schon ein mal da raus geschafft habe, zweifle ich diesmal genauso wie beim ersten Mal, dass es jemals wieder besser werden wird.
Das ist aber der Verlauf dieser Krankheit. Diese Ängste sind normal. Jeder von uns geht es früher oder später wieder richtig gut. Das ist das woran ich festhalte.
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Marika
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Marika »

Hallo Babyelefant!

Ein AD braucht mindestens 2-4 Wochen, bis ein Wirkspiegel erreicht ist, bis erstmals eine positive Wirkung eintritt. Viele brauchen sogar 12 Wochen bis sie richtig wirken. Dazu kommt, dass deine Dosis sehr niedrig noch ist. Du brauchst also noch Geduld. Nach 2 Wochen kann man noch nicht großartig was merken.

Warte noch ein bisschen...
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Babyelefant

Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Babyelefant »

Ihr Lieben,
ich danke euch erst einmal für eure aufmunternden Wort!

@Marika: insgeheim habe ich auf die Antwort gehofft. Ich bin ja eigentlich sogar noch unter der Minimaldosis von 50mg. Ich denke, ich habe nur immer wieder Angst, dass Sertralin bei mir nicht wirkt und ich noch ewig Zeit verliere...ich hab ja schon 9 Monate verloren :( Aber du hast Recht, ich muss noch abwarten. Im August habe ich einen Termin bei einem neuen Psychiater und werde da mit ihm mal die Vorgehensweise besprechen..

@Maria2020: Danke für deine Aufmunterung! Ich hoffe, das AD schlägt auch bei dir bald an und dir geht es dann wieder besser. machst du noch Therapie nebenher?

@hallo123: lieben Dank für deine lange Antwort! ich habe gerade ma deine alten Beiträge durchgelesen und freue mich, dass es bei dir inzwischen aufwärts geht und die Bindung besser wird! Ich hoffe, dass das bei mir auch irgendwann der Fall sein wird.Woher wusstest du denn jeweils, dass du ein anderes AD benötigst? Meine Angst ist einfach, dass ich mit Hoffnung auf Besserung Sertralin wochenlang nehme, und sich dann herausstellt, es wirkt nicht..und ich wieder sozusagen Zeit verschwendet habe.
Nelli
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Nelli »

Ich nehme auch Sertralin, Höchstdosis (200g). Es hilft mir sehr, hat aber einige Wochen gedauert. Wobei das Interessante war, dass mein Mann eine erste Besserung feststellte, ehe ich das konnte. Er war wie ein Seismograph, der jede Schwingung der Besserung wahrgenommen hat.
Der Arzt wird mit dir besprechen, in welchem Rhythmus ihr weiter aufdosiert. Versuche, dem AD zu vertrauen und nicht zu schnell die Flinte ins Korn zu werfen. ES kann wirklich bis zu 12 Wochen dauern, bis es richtig anschlägt, aber eine erste Besserung wird vorher schon kommen.
LG Nelli
Mel
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Mel »

Hallo du Liebe,
ich nehme auch die Höchstdosis von 200mg, und habe ebnfalls am Anfang fast nichts gemerkt. Das hat gedauert, bestimmt 3 bis 4 Monate.
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
Hallo123
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Hallo123 »

Das kann ich total nachvollziehen. Das gleiche dachte ich mir ebenfalls. Dass ich meine Zeit verschwende und nichts passiert und wieder von vorne anfangen muss.
Wegen den ersten Versuchen mit 5 ADs und Neuroleptika habe ich leider auch Zeit verloren und den Mut verloren, es ein Weiteres Mal zu versuchen. Aber durch das Warten ohne AD Einnahme habe ich wieder ca. 2 Monate verloren. Dann bekam ich Escitalopram und mir geht es bis jetzt auf jeden Fall besser als zuvor ohne.

Also... bei dem ersten hatte ich solche starken Nebenwirkungen gehabt, die ich kaum ausgehalten habe. Mir ging es zu dem Zeitpunkt " leicht" besser und die Erstveschlimmerung war so extrem für mich(psychisch),dass ich es immer wieder abgebrochen habe und es mir ohne besser ging. Obwohl es mir immernoch schrecklich ging.
Aber diese Erstverschlimmerung, habe ich oft gelesen, ist leider nicht selten. Ich habe es aber nicht ausgehalten, ich habe es mehrmals versucht. Die Selbstmordgedanken waren so heftig, dass ich es abgesetzt habe.
Also wenn ich aushaltbare Nebenwirkungen hatte, wie beim Escitalopram (also nicht dieses Extreme, die ich beim Ersten hatte) habe ich versucht durchzuhalten.
Ich muss dazu sagen, bei einigen hatte ich auch nicht das Durchhaltevermögen, würde ich sagen.
Für mich waren die Nebenwirkungen vom Escitalopram geringer als bei Anderen und für mich persönlich aushaltbarer und mit Tavor dazu in der Anfangszeit abgefedert worden..die Mädels hier haben mir auch viel Mut zugesprochen sowie einige Texte hier gaben mir Kraft durchzuhalten. Sonst hätte ich wohl abgebrochen.

Bei anderen widerrum habe ich mich zu stark "betäubt" gefühlt.
Anfangs ist das ja aber auch oft gewünscht.
Ich wünschte, ich hätte mich eher getraut z.B. das Tavor auszuprobieren. Das wäre mir anfangs viel Leid erspart worden.

Das sind nur meine persönlichen Erfahrungen.
Ich hoffe, dass es dich nicht verunsichert.

Ich kann deine Sorge total nachvollziehen. Ich habe nach Ausbruch der PPD wegen der Wartezeit auf einen Psychiater, der mir etwas verschreibt, auch 5 Monate verloren.
Obwohl ich mir 5 Wochen nach der Geburt schon Hilfe gesucht habe, bzw. mein Mann für mich.

Zum Schluss mit Escitalopram dachte ich mir oft, ich habe nichts mehr zu verlieren, entweder hilft es oder nicht, aber ich habe es dann wenigstens probiert und durchgehalten.

Ich habe nicht daran geglaubt, keine Hoffnung gehabt, aber die Mädels hier hatten recht. Durchhalten lohnt sich meistens.

Die Beziehung zum Baby ist auch besser geworden.
Ich konnte mein Baby anfangs nicht küssen, manchmal nicht anschauen, nicht im selben Zimmer schlafen oder essen. Jedes Geräusch versetze mich in Panik, Angst oder ich war mega gereizt.
Das ist nicht mehr so.
Ich kann mein Baby küssen und tue es auch gern, weil ich es will und nicht weil ich glaube, es tun zu müssen.
Kann auch mittlerweile mit beiden Kindern alleine sein.
Das ist aber von meiner Verdassung auch abhängig.

Ich hoffe für uns beide, dass das bald ein Ende hat.
Ich wünsche mir auch sehr, dass wir eine eine tolle Bindung zu unseren Kindern aufbauen können.

Ich wünsche es uns beiden sehr.
Man will es leider sofort! Und jetzt, in diesem Moment spüren, und nicht mehr warten, weil es quälend ist, das Gefühl keine Bindung zu haben.
Man möchte diese Zeit genießen ohne diesen Seelenschmerz, den ganzen Symptomen.
Uns hat es aber leider erwischt und wir können nichts dafür. Wir haben uns das nicht ausgesucht.
Meine Psychiaterin meinte, dass Liebe ein Prozess sei und ich Geduld habe müsse. Daher wünsche ich mir, dass Sie recht behält und es bald 100% Liebe ist.
1. Kind: keine PPD, glücklich
2. Kind: PPD seit Geburt

Medikamente:

- Escitalopram 15 mg (ca 1,5 Jahre) -
》 Erhaltungsdosis heute bei 5 Trpf.
- Progesteron

Schilddrüsenmedikament - abgesetzt
Mirtazapin 7,5 - 15 mg - abgesetzt
Hallo123
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Hallo123 »

Ich hoffe, dass ich dich jetzt nicht verunsichert habe.
LG
1. Kind: keine PPD, glücklich
2. Kind: PPD seit Geburt

Medikamente:

- Escitalopram 15 mg (ca 1,5 Jahre) -
》 Erhaltungsdosis heute bei 5 Trpf.
- Progesteron

Schilddrüsenmedikament - abgesetzt
Mirtazapin 7,5 - 15 mg - abgesetzt
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