Erstverschlimmerung?

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Fight4you

Erstverschlimmerung?

Beitrag von Fight4you »

Hallöchen,

Ich nehme seit knapp 3 Wochen Venlafaxin ein - habe von 20mg Escitalopram gewechselt. Seit 1,5 Wochen nehme ich 112,5mg Venlafaxin ein und habe seitdem das Escitalopram komplett abgesetzt.
Die ersten Tage mit 37,5mg bzw 75mg Venlafaxin hatte ich wohl Nebenwirkungen wie Flush und Herzklopfen, was jetzt aber nicht mehr da ist. Dafür hat sich meine psychische Verfassung deutlich verschlechtert. Hatte vorgestern eine schlimme Panikattacke und generell bin ich seeehr angespannt und habe Angst. Die Depression hat sich auch noch weiter verschlechtert.
Hat noch jemand sowas schonmal erlebt? Ich hätte ja gedacht, dass diese Erstverschlimmerung direkt auftritt also quasi am gleichen Tag der Einnahme beginnt, aber es ist tatsächlich erst seit 4 Tagen so schlimm. Bin jetzt verunsichert und bereue schon fast den Mediwechsel, auch wenn es mir vorher schon schlecht ging...
Viele Grüße!
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Marika
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Re: Erstverschlimmerung?

Beitrag von Marika »

Hallo meine Liebe,

das ist jetzt schwer zu beantworten. Es könnte noch die Erstverschlimmerung sein, weil das Escitalopram erst seit kurzem ganz weg ist. Und es dauert ja immer ein bisschen, bis das nachwirkt. Es kann aber auch ein Tief sein, dass durch die Medi Umstellung ausgelöst wurde.

In deiner Situation würde ich deinen behandelnden Arzt zu Rate ziehen. Generell würde ich aber meinen, dass es im normalen Bereich ist und es einfach noch dauert bis das Venlafaxin seinen Spiegel ganz aufgebaut hat. 3 Wochen sind auf jeden Fall noch viel zu wenig um zu beurteilen, ob Venlafaxin passt oder nicht passt. Aber wie gesagt, wenn du deinen Arzt fragst, bist auf der sicheren Seite.

Als ich damals mit meinem AD begann, war es so: die erste Woche hat sich gut angefühlt, ab Woche 2 hatte ich massivste Symptome - also die volle Härte der Erstverschlimmerung. Aber das war kein Wechsel, sondern einfach das Einschleichen.
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Fight4you

Re: Erstverschlimmerung?

Beitrag von Fight4you »

Danke dir für deine Einschätzung!
Ich bin echt verzweifelt, weil es mir so so so schlecht geht, noch schlechter als vor Weihnachten. Frage mich echt wie es weitergehen soll...
Hab am Donnerstag einen Termin bei meiner Psychiaterin, habe Angst dass jede Entscheidung die falsche ist, ach man...
Mat1977

Re: Erstverschlimmerung?

Beitrag von Mat1977 »

Hey du, ich hatte letztes Jahr mehrere Medikamentenwechsel: von Opipramol auf Mirtazapin, davon auf Escitalopram, davon auf Sertralin. Und bei jedem Wechsel hast du zweierlei Problem: Absetztsymptome von einem und die Erstverschlimmerung vom anderen. Ich hatte die stärksten Absetzsymptome nach dem Escitalopram und lt. meiner Psychiaterin ist das beim Escitalopram auch sehr üblich.
ABER! Die Erstveschlimmerung wie auch die Absetztsymptome gehen vorbei. Mir gehts heute super und auch du wirst es schaffen!
Fight4you

Re: Erstverschlimmerung?

Beitrag von Fight4you »

Danke für deine aufbauenden Worte!! Wie lange hattest du damit zu kämpfen? Hab auch das Gefühl, dass es eher vom Absetzen her kommt. Und ich grübel und grübel und grübel ob die Umstellung falsch war..hoffe in 2 Wochen sieht es besser aus...mein Mann hatte extra 2 Wochen Urlaub jetzt, um die heikle Phase der Umstellung abzudecken, aber ich befürchte, das wird noch ne Zeit dauern...wenn es so bleibt muss ich wohl zu meiner Mutter ziehen oder so...
Habe heute auch eine Tavor genommen, das ist die 2.Tablette innerhalb von 7 Monaten der PPD. Versuche echt das Zeugs nicht zu nehmen, aber es wirkt einfach besser als Promethazin bei mir...
Hab auch Bedenken dass die Psychiaterin mir noch was zusätzlich verschreibt und ich dann komplett vollgepumpt bin und es immernoch nicht besser wird...
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Marika
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Re: Erstverschlimmerung?

Beitrag von Marika »

Hallo meine Liebe,

ich möchte versuchen, dir ein bisschen die Angst zu nehmen.

Schau, niemand wird dich "vollpumpen" - du bist auf dem Weg und das zählt. Die Wirkungseintritt von AD´s dauert Wochen. Und wenn du jetzt eine Tavor genommen hast sage ich: richtig und gut gehandelt. Versuch auch dieses Medikament positiv zu sehen, es hat seine Berechtigung genau in Situationen in der du bist, zu helfen!!!

Es wird schon!
Liebe Grüße von
Marika

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Fight4you

Re: Erstverschlimmerung?

Beitrag von Fight4you »

Danke Marika,

Ich hab halt nicht mit einem noch tieferen Absturz gerechnet und das verunsichert mich nun zutiefst.
Der Vormittag fing schon wieder mit Tavor an, ist das alles ätzend, im Moment denke ich, ich hätte den schlechten Zustand davor vllt doch lieber weiter ertragen als das jetzt 🙈 naja mal schauen was die Ärztin morgen sagt..wird mich bestimmt weiter hochdosieren, hoffe dann wird’s nicht noch schlimmer 🙈
Inga
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Re: Erstverschlimmerung?

Beitrag von Inga »

Hallöchen...

Mir kam da noch eine Idee, da ich auch mal den Wechsel von Venla auf Escitalopram hatte...also umgekehrt.

Möglicherweise ist das Venla noch nicht hoch genug dosiert. Die Höchstdosis liegt bei 375mg.
Ab 150mg fängt das Noradrenalin an zu wirken.

Vielleicht fängt das Venla in der Dosierung das gerade nicht ab, was das Escitalopram in Höchstdosis bewirkt hat.

Bespreche aber alles mal mit deinem Arzt.

Ich hatte vor etwa vier Monaten auch eine Medi Umstellung und ich kann nur sagen, das war wirklich heftig!

Ich musste umstellen, wg. Nebenwirkungen.

Herzliche Grüße
Diagnose:
10/2012 erstes Kind
schwere PPD mit massiven ZG
09/2017 zweites Kind
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Fight4you

Re: Erstverschlimmerung?

Beitrag von Fight4you »

Hey Inga,
Danke für deine Antwort, darf ich fragen welche NW bei dir zum Wechsel geführt hat?

Habe heute mit meiner Ärztin telefoniert, hab ab heute 150mg, mal schauen wie das so wird, in einer Woche nochmal telefonische Besprechung. Man ich hoffe so sehr dass ich nicht nooooochmal wechseln muss, kann langsam nicht mehr... wenn ich doch nur wüsste dass es ganz sicher wirken wird...
Inga
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Re: Erstverschlimmerung?

Beitrag von Inga »

Hey meine Liebe!

Ich hatte unter Escitalopram eine QTC Zeit Verlängerung und unter Venlafaxin hatte ich das auch...das heißt irgendwie verändert sich der Herzrhythmus.
Das scheint allerdings irgendwie meine Schwachstelle zu sein.

Jetzt nehme ich Sertralin, aber das erst seit 4 Monaten. Wir haben das Medikament von einem auf den anderen Tag ausgetauscht.
Ich habe 20mg Escitalopram weg gelassen und direkt 100mg Sertralin bekommen.
Ich kann dir sagen, die erste Woche war ein Alptraum. Unruhe, zittern, schlechter Schlaf, Angstzustände....und das obwohl ich seit fast 6 Jahren keine Symptome mehr hatte.

Du brauchst noch etwas Gedult, aber es wird wieder besser, es kann bis zu 12Wochen dauern bis das Medi die volle Wirkung entfaltet.

Venlafaxin ist ein sehr gutes Medikament und wenn ein SSRI (Escitalopram) nicht die gewünschte Wirkung zeigt, dann macht es wirklich Sinn auf ein SNRI (Venlafaxin) umzustellen.
Vertraue auf deinen Arzt!!!

Einige meiner Freunde haben sehr gute Erfahrungen mit Venlafaxin gemacht, aber die meisten nehmen eine höhere Dosis 225mg- 375mg.

Halte durch...es ist eine sch... Zeit, aber es wird wieder besser ganz bestimmt.

Ich schicke dir ganz viel Kraft und halte uns auf dem laufenden.

Alles Liebe
Inga
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Fight4you

Re: Erstverschlimmerung?

Beitrag von Fight4you »

Guten Morgen ihr Lieben,

Danke Inga für deine mutmachende Nachricht! Ich hatte vom Escitalopram auch eine QTc Verlängerung, daher konnten wir es leider nicht noch höher dosieren, ich glaube sonst wäre es schon das richtige Medi für mich gewesen :/
Habe gleich einen Termin beim Hausarzt zwecks EKG, hoffe dass ich das beim Venlafaxin jetzt nicht habe..

Hab gestern das erste mal 150mg genommen und heute morgen das erste Mal nicht das Gefühl komplett verrückt zu werden. Mir gehts nicht gut, aber ich brauche kein Beruhigungsmittel :)
Wird wohl nicht so bleiben, aber bin schon dankbar für einen erträglichen Morgen 🙏

Mittlerweile ist mir auch egal ob ich die Höchstdosis
Von irgendwas brauche, möchte einfach nur wieder stabil werden..
Mat1977

Re: Erstverschlimmerung?

Beitrag von Mat1977 »

Hey hey, es hat schon so ein Monat gedauert. Ein Wechsel ist immer eine gute Entscheidung, wenn ein Medikament einem nicht so hilft, wie gewollt. Ja, wenn die Erstverschlimmerung kommt, sagt man: Mensch, mir gings doch besser mit dem alten Medikament, man verdrängt es einfach.
Aber ich lese hier oft, dass Frauen über Monate mit einem Medikament noch immer tiefs erleben. Meiner Erfahrung nach und das sagt auch meine Ärztin, darf das nicht sein, ein Medikament macht, wenn Wirkung da ist, stabil, so dass man kämpfen kann.

Ich wurde 2x schon komplett stabil nach Sertralin, habe das dann blöderweise abgesetzt, als es mir gut genug ging. Beim Rückfall wollte ich das Escitalopram probieren, das quasi weniger Erstverschlimmerung verursacht. Das war richtig aber geholfen hats auch überhaupt nicht. Jetzt bin ich wieder beim Sertralin und mir gehts gut. So, ganz 100% fit bin ich noch nicht aber diese Tiefs kommen einfach nicht mehr.

Ich habe es genau so gemacht wie du, ab und zu Tavor genommen, ganz wenig, 25mg. Viel mehr hat mir geholfen zu wissen, dass ich es nehmen kann, wenn es nicht mehr gehen würde.

Und jetzt gehts wieder! Und bei dir wird es auch gehen! Du machst alles richtig!

Und das mit vollpumumpen... auch wenn sie das machen würde, dann nur kurzfristig, das Ziel iat eigentlich zum Schluss bei einem Medikament zu landen. Die anderen sollen Unterstützung, Überbrückung dieser Absetzsymptome oder Erstverschlimmerungen. Wieder lt. meiner Ärztin :wink:
Fight4you

Re: Erstverschlimmerung?

Beitrag von Fight4you »

Hey Mat,

Das freut mich zu lesen, dass es bei dir gut geklappt hat, es gibt Momente am Tag da hab ich auch Hoffnung, dass es anschlagen könnte. Meine Psychiaterin sagte, wenn es nach 4-6 Wochen nicht wirkt, ist es nicht das richtige Medikament. So steht es zumindest in den Leitlinien...
Bis jetzt hab ich die Dosiserhöhung gut vertragen, hab leichte Kopfschmerzen aber nicht mehr so krasse Panik. Nur jetzt gegen Abend wird es schlechter, was ich eigentlich so vom Escitalopram nicht kenne, normalerweise hab ich ein Morgentief und gegen Abend wird es besser..
Die QTc Zeit war etwas besser als beim letzten Mal, soll in 4 Wochen wieder zur Kontrolle..

Kennt ihr das auch, dass ihr in ALLES was ihr tut was reininterpretiert? zB hab ich in einem anderen Post gelesen, dass die Ernährung eine Rolle spielt was zB Gluten und Zucker anbelangt. Jetzt grübel ich darüber nach, ob meine Ernährung schuld an meinem Zustand ist (ich ernähre mich denke ich „normal“, aber nicht total achtsam auf Nährstoffe bezogen, das würde mich Momentan auch total überfordern)
Dann interpretiere ich auch gaaaanz viel von meinem Zyklus hinein, was ja theoretisch auch Sinn macht, diesmal war es aber zB so, dass es mir vor der Periode zwar schlecht aber nicht zum verrückt werden ging und seit der Periode mega mies. Jetzt ist sie vorbei und es ist etwas besser, aber ich habe ja auch gestern die Dosis erhöht.
Wisst ihr was ich meine?! Alles bewerten und analysieren...das nervt mich total, weil es einfach nix bringt, aber ich kann’s nicht lassen 😅

Und zum Tavor und Promethazin: ich bin auch seeeehr vorsichtig bei der Dosierung. Tavor 0,5, wenn’s nicht mehr geht, wobei mir das nicht ganz reicht, die Ärztin sagte ich soll dann 1mg nehmen.
Promethazin 10mg, die machen mich aber tendenziell mehr depressiv, dafür kann ich damit noch alles machen, also auch Auto fahren...
Bin aber froh dass ich überhaupt was für den Bedarf habe, bei meiner ersten richtig krassen Krise 2017 wurde In der Einstellungsphase nur gesagt „ja, Depressionen sind ..., da müssen Sie durch...und lassen sie bloß die Finger von Tavor!“
Ja, toll, es gibt ja auch noch andere Medis zur Überbrückung..im Nachhinein fand ich das echt fahrlässig von der damaligen Ärztin. Also falls das hier jemand liest, der nicht zufrieden ist mit seinem Arzt: Sucht so lange, bis ihr den richtigen habt! Ich denke ich bin jetzt auch endlich gut aufgehoben. 🙏
Fight4you

Re: Erstverschlimmerung?

Beitrag von Fight4you »

Oh, man darf wohl nicht fluchen, also es
Sollte heißen „Depressionen sind sch.....“ 🙈
Catha

Re: Erstverschlimmerung?

Beitrag von Catha »

Hey meine Liebe,

das mit dem Reininterpretieren kenne ich. Man greift nach einem Strohhalm und hofft, etwas zu finden, das sinnvoll erscheint. Hormone, Ernährung, alles greifbare Gründe, die man scheinbar einfach ändern kann.
War bei mir genauso.
Ab und an ist es das auch noch. Erst letztens dachte ich, ich habe PMS, damit könnte man viel einfacher den Zustand akzeptieren.
Und wenn es dann nicht so ist, ist man auch irgendwie enttäuscht, da man wieder am Anfang steht.
Ich will damit sagen, du bist nicht allein. Diese PPD ist von Grübeln geprägt, unter anderem. Als hätte man nicht schon genug andere Symptome...
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