Trauerfall während Einnahme von Antidepressivum

[Jana]

Triggerwarnung: Suizid eines Angehörigen

Hallo ihr Lieben,
ich habe immer noch ein bisschen gewartet mit meinem Bericht in der Positivrubrik und jetzt dauert es wohl auch noch ein bisschen, bis ich ihn schreibe, aber ich kann sagen, dass bei mir aller Schrecken vorbei war/ist, ich seit einigen Wochen wieder ganz und gar ich selbst bin, so wie ich früher war. Ich bin unendlich dankbar, insbesondere auch für dieses Forum, das mich so sehr durch die schwere Zeit geholfen hat, und werde noch mehr dazu schreiben, aber nun erstmal zu etwas anderem:

Ich habe vor zwei Tagen erfahren, dass sich ein Mensch, der mir sehr sehr nahe stand, das Leben genommen hat. Ich vermisse ihn sehr, es ist schrecklich und sehr traurig, aber ich bin auch sehr gefasst.
Ich habe mir diese Gefasstheit damit erklärt, dass mich die Situation nicht vollkommen überrascht hat, auch wenn natürlich immer die Hoffnung und auch der Optimismus da waren, dass es nicht passiert. Außerdem hatte dieser Mensch sich durch seine Krankheit in den letzten Jahren auch ein bisschen entfremdet. Durch meine eigene Erfahrung mit der Depression, kann ich seinen Weg auch ein bisschen verstehen. Und es kommt hinzu, dass ich gerade mein Leben nicht schon wieder auf Pause setzen will. Schließlich habe ich es erst seit ein paar Wochen wieder in der Hand. Ich habe dieses Jahr schon genug gelitten.

Nun kam mir der Gedanke: was, wenn ich nicht aus diesen Gründen so gefasst bin, sondern die tiefe Trauer einfach vom Sertralin abgeschwächt wird?
Und wenn das so ist, was passiert, wenn ich es in einem Jahr dann ausschleiche? Kommt die Trauer dann mit voller Wucht zurück?

Es ist nicht so, dass ich gar nicht trauer. Meine Gedanken kreisen um ihn, ich weine viel - aber ich kann auch zwischendurch lachen, zum Beispiel über mein Baby.
Ich finde die Trauer sogar ein bisschen schön, weil es sinnvoller Schmerz ist. Er ist ja da wegen meiner Liebe für diesen Menschen. Nicht wie der sinnlose Schmerz in der Depression.

Hat jemand von euch Erfahrungen mit Trauer auf Antidepressiva?

[Jen]

Hallo Jana,

erstmal kannst du dir auf die Schulter klopfen, dass du das Ereignis so gefasst aufnehmen kannst. Das spricht bei mir an, dass du schon sehr stabil bist.
Ich habe letztes Jahr meinen Opa und meine Oma verloren.
Der Schmerz ist da, lass ihn da sein.
Das ist was ich gelernt hab. Ganz egal ob du ein AD nimmst oder nicht. Der Schmerz will gefühlt werden, sonst bleibt er stecken.

Alles Liebe und sei stolz auf dich!

[alibo79]

Hallo Jana, ich finde auch, wie du damit umgehst sehr gut, wenn du nicht so stabil bist, hätte es dich wahrscheinlich viel mehr aus der Bahn geworfen.
Ich glaube auch , dass die Trauer dich später nicht einholen wird, denndu trauerst ja jetzt schon.
Und gerade was du schreibst, dass es sich für dich jetzt wie passende Tauer anfühlst, finde ich sehr schön, denn darin merkst du den Unterschied zwischen dieser sinnlosen düsternis während der depression. Und wie du schreibst in einem Jahr sieht alles noch wieder anders aus und du bist dann wahrscheinlich noch gefestigter
Liebe Grüße

[Jana]

Vielen Dank für eure Rückmeldungen!