Sertralin

[Bienchen]

Guten Morgen an alle
Leider hatte ich eine furchtbare Nacht. Geplagt von Ängsten, Unsicherheiten und was die Zukunft bringt. Als ich aufgestanden bin, war es noch etwas unerträglicher. Ich habe meine Medikamente genommen und Promethazin. Es wurde besser. Warum hat man bloß solche Morgenzustände? Keine Freude in mir über die Schwangerschaft. Daraufhin habe ich meinen Psychiater angerufen und der hat jetzt gesagt ich soll das Sertralin mal weglassen und schauen wie es mir dann geht. Oder ich soll noch durchhalten bis ich es 3 Wochen genommen habe. Sind das immer noch Erstverschlimmerung nach heute 9 Tagen? Das hat mich total durcheinander gebracht. Was soll ich jetzt tun?
Viele Grüße

[Marika]

Hallo!

Also lt meinem und eigentlich allen Fachleuten sind das klare Nebenwirkungen die locker auch 2 oder sogar mehr Wochen andauern können, werden aber immer weniger. 9 Tage sind viel zu wenig um sagen zu können, das AD wirkt nicht. Ich bin total erstaunt über die Aussage deines Arztes, da sie so ziemlich allem widerspricht was langläufig gilt und was man weiß.

Dieses sogenannte Morgentief ist auch völlig logisch zu erklären: Die Botenstoffe im Gehirn werden über Nacht natürlicherweise verstoffwechselt und erreichen am frühen Morgen vorübergehend ihren Tiefstand. Jetzt hast du eh schon einen Mangel... und noch viel weniger Botenstoffe - vor allem Serotonin - zur Verfügung als ein Gesunder... und das merkt man am Morgentief. Ich hatte das auch und die Meisten hier ebenfalls. Es ist in der Akutphase leider normal und es dauert tatsächlich länger, bis dieses Symptom ganz verschwindet.

Bis dein Medikament seine volle Wirkung entfaltet, dauert es mindestens 8 Wochen, manchmal länger. Daher finde ich es etwas komisch, was dir geraten wurde... will natürlich deinem Arzt nicht widersprechen, das steht mir nicht zu, aber es ist so gar nicht wie langläufig vorgegangen wird.

Ich glaube du nimmst 25 mg? Das ist extrem wenig und eine richtige Wirklichkeit ist damit nicht zu erwarten. Bei 50 mg etwas, die meisten brauchen 100 mg bis 150 mg um stabil zu werden. Ist aber natürliche individuell. Evtl. nochmal Embryotox anrufen? Das würde ich tun!

[Marika]

50 mg sind es .... stimmt das? Habe grad nochmal nachgelesen. Und Tavor, oder? So hast du es in einem anderen Post geschrieben... Jetzt iat es aber Promethazin?
Das soll dir genau diese schwierige Übergangszeit erleichtern. Warum du das Sertralin also weg lassen sollst, lässt mich ratlos zurück...

[Bienchen]

Liebe Marika

Das hat mich ja auch gewundert. Der Arzt betreut leider selten Schwangere und mir quasi die Wahl zu lassen, finde ich noch verwirrender. Mit Embryotox habe ich heute telefoniert. Die geben da grünes Licht, aber sagen auch daß die Dosierung so gering wie möglich sein soll, aber in erster Linie soll es der Mutter gut gehen. Ist es typisch für die Erkrankung, daß man sich ständig fragt ob das alles wieder besser wird und es fällt mir schwer alleine zu sein. Mein Mann arbeitet viel und so alleine Zuhause zu sitzen, ist oft unerträglich. Ich bin auch krankgeschrieben und ich kann kaum mit jemandem Kontakt aufnehmen. Die Therapeutin ist ja auch nur 1x die Woche.
Wegen der Dosierung. Da bin ich heute den 5. Tag bei 50mg. Der Arzt hat mir nochmal zur Aufdosierung von 75mg geraten, wenn ich es weiternehme. Aber wann? Ich will meinen Körper auch nicht überfordern, aber eine Wirkung möchte ich auch.

[Marika]

Sehr gut, wenn Embryotox sagt, das passt dann würde ich es weiternehmen und nicht absetzen. Denn das was du gerade merkst ist einfach noch diese erste NW, aber die vergeht... das ist tatsächlich völlig normal. Ich glaube dein Arzt hat einfach etwas Angst, da er eben keine Erfahrung mit Schwangeren hat. Dich da aber so im Regen stehen zu lassen, geht gar nicht.

Hat Embryotox nichts zum Zeitraum in dem du auf 75 mg gehen kannst, gesagt? Die meisten lassen zwischen den einzelnen Schritten etwa 2-4 Wochen vergehen, die einen weniger, die anderen länger. Das ist in der Tat nicht pauschal zu sagen.

Ich würde jedenfalls 50 mg weiternehmen, so wie Embryotox sagt. Wenn sich jetzt nach einer weiteren Woche nix tut, könnte man sicher an ein Erhöhen denken. Evtl kannst du dann das nochmal mit Embryotox klären, wenn dein Arzt da keine Auskunft geben kann...

[Marika]

Ach ja: es gehört genau zum Krankheitsbild, dass man Angst hat, dass es immer so bleibt. Und auch, dass man nicht gut alleine sein kann.

Du solltest unbedingt eine Wirkung haben, sonst ist ja alles für die Katz. Soviel wie nötig, so wenig wie möglich... aber eine Wirkung muss da sein... daher auch 75 mg ins Auge fassen.

[Bienchen]

So sehe ich das auch mit der Wirkung. Klar habe ich Angst, daß es bei mir nicht wirkt und dieses Durchhalten die Wochen mit dem Gedanken das es vielleicht nicht wirkt ist auch sehr unangenehm. Was wäre denn in einem solchen Fall?
Embryotox hat nichts zur Aufdosierung gesagt, aber ich sollte auf jeden Fall stabil werden. Das hätte Vorrang.

[Marika]

Wenn die 75 mg nicht reichen, dann entweder noch höher dosiert, oder was anderes gegeben ... da gibt es schon noch Möglichkeiten. Habe in all den Jahren hier schon einige Male erlebt, dass schwangern Frauen auch höhere Dosen gegeben wurden und alles ist gut ausgegangen.

Das Sertralin wird wirken bei dir. Versuch vielleicht ein paar Schritte raus zu gehen, auch wenn es mega schwer ist.

[Bienchen]

Danke liebe Marita

Ich gehe jeden Tag raus mit meinem Hund. Das tut mir auch gut. Ich hoffe meine Kräfte kommen irgendwann auch wieder. Ich mag mir garnicht vorstellen, wie schlimm es für Mütter sein muss, wenn sie nach der Geburt so schlimm dran sind und ein Baby versorgen müssen.
Vielen Dank für deine Hilfe.

[Marika]

Sehr gerne... super, dass du eh raus gehst... ich bin sicher dass du bald eine Wirkung haben wirst.

[Bienchen]

Ich habe nochmal eine Frage. Ist es üblich so dass man ständig eine Rückversicherung braucht? Ich habe das Gefühl als bräuchte ich ständig jemanden der mir sagt alles wird gut.

[Marika]

Ja, das ist total normal, das ging und geht allen so. Man ist ja massiv verunsichert...

[Bienchen]

Vielen Dank, das beruhigt mich. Ich glaube ich kenne mich noch nicht gut mit dieser Krankheit aus. Gibt es irgendwelche guten Bücher dazu?

[alibo79]

Hallo Bienchen. Mich hat die PPD auch sehr verunsichert, man weiß ja gar nicht was mit einem Passiert und es ist ja wirklich schrecklich.
Ich hatte vor 2 Jahren meine zweite schwere Episode und ich war da noch mehr verunsichert. Denn zum zweiten Mal so schwer zu erkranken, das war für mich wirklich schlimm, va weil ich ja wusste was das bedeutet, ein schwerer steiniger Weg. Diese Episode war deutlich kürzer als die PPD, aber immer noch langwierig.
Ich war damals in einer tagesklinik, was ich im Nachhinein sehr vermisst habe, war das erklären und verstehen der Erkrankung. Das mir jemand mal erzählt, wie eine Genesung verläuft, was für Hürden es gibt usw. Auch von mit Patienten und Mitarbeitern habe ich nicht das erfahren was ich über die Krankheit wissen hätte müssen. Die anderen Patienten waren meist viel stabiler als ich oder hatten schon mehr Episoden hinter sich und wussten quasi wie der Hase läuft. Was mir sehr geholfen hat, war das medizinische Verständnis der Erkrankung, also die biochemischen Vorgänge dahinter, denn das man auch durch richtiges Verhalten trotzdem die biochemischen Vorgänge nur bedingt ändern kann. Ich habe immer angenommen, ich verhalte mich nicht richtig und bin deswegen krank usw.
Psychologie Gespräche sind auch wichtig, um Dinge aufzuarbeiten, aber sie machen einen ja nicht sofort gesund. Und Bücher waren auch nicht so das ganz richtige für mich, nur zusätzlich zu allem anderen was man so macht.
Und für mich war eigentlich der größte Punkt hier das forum, wo ich so langsam verstanden habe wie depressionen oder Ängste wirklich verlaufen, der Austausch mit anderen Betroffenen, das Gefühl zu bekommen nicht allein damit zu sein und auch zu verstehen und zu sehen, xwie andere mit unserer Erkrankung umzugehen versuchen. Auch das Schreiben hier, ist bisschen wie Therapie, sich mit seiner Erkrankung auseinander zu setzen und so noch mehr Verständnis und Erkenntnis dafür zu bekommen, hat mir ungemein geholfen auch bisschen die Angst davor abzubauen.
Also bei Fragen, immer her damit

[Bienchen]

Hallo alibo

Ich freue mich sehr über deine Worte und kann das absolut verstehen. Mich überkam das auch relativ schnell und all meine Strategien gegen Stress wirkten nicht mehr. Da wurde mir klar,hier stimmt was nicht. Vor diesem Einbruch war ich aber schon stark belastet durch meinen Kinderwunsch. Ich habe mich immer gefragt, was kann ich tun. Aber irgendwann ging nichts mehr.
Ich bin ja jetzt gerade erst schwanger geworden und kenne mich mit der Krankheit überhaupt nicht aus. Bis ich auf Depressionen gekommen bin, ist schon eine Zeit vergangen. Kannst du mir das mit dem Stoffwechsel erklären, oder kann ich das wo nachlesen? Oft Frage mich auch ob das alles erst durch die Hormonbehandlung gekommen ist und
ich erst durch das Ad so schlimm dran bin. Also ständige Zweifel an allem. Was kann ich denn gegen dieses Morgentief tun? Gibt es da Tipps? Ist ein ständiges Ablenken richtig? Eine Frage noch zu AD. Woran merkt man ob es das richtige ist oder nicht? Da sind die Fragen