Absetzen Mirtazapin

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Nike18
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Absetzen Mirtazapin

Beitrag von Nike18 »

Hallo ihr Lieben,
Ich habe nach der Geburt eine Depression entwickelt mit extremen Schlafstörungen, nach durchwachten Nächten hatte ich dann nicht die Kraft aufzustehen, war aber gleichzeitig immer unruhig mit Hitzewallungen, nicht zur Ruhe kommen etc. Mit 15mg Mirtazapin (seit 1 Jahr) konnte ich schlafen, die Stimmung wurde sehr schnell besser, seit einem halben Jahr bin ich symptomfrei (zwar sehr stressempfindlich und viel emotionaler, aber insgesamt gut). Leider habe ich eine Darmerkrankung, aufgrund derer mein Darm sowieso sehr langsam arbeitet, mit dem Mirtazapin wurde das jetzt richtig schlecht, so dass ich da gerade nicht zufrieden mit bin. Reduzieren vom Mirtazapin auf 7,5mg hat den Darm total durcheinander gebracht, das ging nicht, eventuell weil das noch sedierender wirkt?!
Vor der Schwangerschaft habe ich 10mg Escitalopram für den Darm eingenommen (im offlabel Use), daher die Idee vom Arzt, 5mg Escitalopram und dann nochmal Mirtazapin komplett absetzen. Die 5mg vertrage ich nach einer Woche ganz gut, eventuell etwas unruhig. Dann das Absetzen von Mirtazapin ging gar nicht, 3 Nächte komplett ohne Schlaf, ich bin fertig, aber trotzdem nicht müde, komme nicht zur Ruhe, daher seit gestern wieder 7,5mg Mirtazapin und morgens die 5mg Escitalopram.
Habt ihr eine Idee, wie ich das besser hin bekomme? Lässt die Unruhe von dem Absetzen nach? Länger als 2,3 Nächte ohne Schlaf schaffe ich nicht...Gibt es milde, aber wirksame Schlafmittel als Ersatz für das Mirtazapin? Pflanzliches hab ich einiges versucht, alles ohne Wirkung.
Mein Arzt weiß da leider auch nicht so viel, sagt, ich muss rum probieren, was mir passt... Wie kann ich die 7,5 mg Mirtazapin weiter reduzieren? Die gibt es ja nicht in geringerer Dosis.
Ich freue mich sehr über eure Hilfe!
Schwere PPD nach Geburt im Dezember 2021 mit extremen Schlafstörungen. Seitdem Mirtazapin in unterschiedlicher Dosis.
alibo79
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Re: Absetzen Mirtazapin

Beitrag von alibo79 »

Hey, ich kann dir was dazu raten. Melde mich sobald ich etwas Luft habe...
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Nike18
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Re: Absetzen Mirtazapin

Beitrag von Nike18 »

Danke!
Schwere PPD nach Geburt im Dezember 2021 mit extremen Schlafstörungen. Seitdem Mirtazapin in unterschiedlicher Dosis.
alibo79
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Re: Absetzen Mirtazapin

Beitrag von alibo79 »

So, jetzt habe ich gerade etwas Zeit zum schreiben.
Also ich habe mirtazapin schon mal aus geschlichen von 45mg bis nahezu 0 mg. Ich habe es anfangs mit 15mg Schritten probiert, das war aber trotz das ich das nach empfehlen gemacht habe zu große Schritte, da hat es ca 8 Wochen gedauert bis ich mich dran gewöhnt habe. Von 7,5mg auf 0 habe ich 4 Wochen durchgehalten, habe aber fast jede Nacht 2 bis 3 Stunden wach gelegen oder auch 4 Stunden.
Dann habe ich es so gemacht, dass ich die 7,5mg in eine kleine spritze gesteckt habe und auf 3ml Wasser aufgefüllt habe. Solange schütteln bis es sich auflöst und habe davon die Hälfte genommen und die andere Hälfte am nächsten Abend . Dann habe ich das so 4 bis 8 Wochen gemacht. Dann habe ich diese 7,5mg Mischung gedrittelt und das wieder für paar Wochen, dann geviertelt usw. Damit hatte ich null absetz Erscheinung, was ich vorher wirklich stark hatte.
Bis ich quasi auf 0, irgendwas war.
Ich hätte an deiner Stelle eventuell das mirtazapin erstmal drin gelassen bis du das escitalopram richtig eingeschlichen hast, damit die unruhe nicht zu groß wird. Sofern dein Arzt dem zustimmt, denn es sind ja beides echt niedrige Dosen. Und die ssri können ja auch anfangs zu schlafstörungen führen.
Ansonsten gibt es ja viele Neuroleptika, die zum schlafen verordnet werden, oder auch antihistaminika, da musst du sonst deinen Arzt fragen, was er dir da verschreiben kann.
Ich hoffe ich konnte dir bisschen helfen und bei Fragen kannst du dich gerne melden.
Liebe Grüße
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Nike18
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Re: Absetzen Mirtazapin

Beitrag von Nike18 »

Ganz herzlichen Dank für deine Antwort! Hast du die Idee mit der Spitze von einem Arzt bekommen? Ich hatte meinen das gefragt und er meinte nur, dass man 7,5mg einfach so absetzen soll, die Dosis wäre ja so gering. Leider sagt der Körper was anderes dazu. Ich werde jetzt auch erstmal die 7,5mg eine Weile nehmen und dann versuchen zu reduzieren. Hast du parallel zum Absetzen was anderes zum Schlafen bekommen? Oder kannst was empfehlen?
Schwere PPD nach Geburt im Dezember 2021 mit extremen Schlafstörungen. Seitdem Mirtazapin in unterschiedlicher Dosis.
alibo79
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Re: Absetzen Mirtazapin

Beitrag von alibo79 »

Moin moin. Bei mir war es auch so das mein Psychiater sagte, dass Standard Empfehlung ist um 15mg zu reduzieren. Habe mir dann dabei auch nicht soviel gedacht, ich wußte zwar, dass es zu Entzugserscheinungen kommen kann, hatte aber keine Vorstellung davon. Im Nachhinein war es zwar irgendwie zu händeln aber es war trotzdem für einige Wochen eine Quälerei. Deswegen habe ich mich dann auch erst 1 Jahr später an die nächste Reduktion getraut.
Das mit dem Medikament auflösen habe ich aus dem forum hier gefunden in ganz alten posts. Weil ich mich dan nach den beiden Reduktionen hier bisschen schlau gemacht habe über absetzen der Medikamente und welche Schwierigkeiten es dabei geben kann.
Später sagte mir mein Arzt, dass er auch andere Patienten hat, die das Medikament auflösen um kleinere Schritte zu machen.
Ich brauchte damals nichts anderes zum schlafen, das war bei den mini Schritten kein Problem.
Und ich würde auch jetzt erst anfangen zu reduzieren wenn ich mir wirklich sicher bin und mich wirklich ausreichend stabil fühle.
Damals habe ich mit dem reduzieren angefangen, da war ich im Prinzip stabil so wie du, aber noch sehr wackelig und sensibel auf zuviel Stress. Und auch noch oft erschöpft. Das habe ich aber erst im Nachhinein gemerkt. Je länger ich mit der Krankheit lebe, darüber lerne, über mich lerne usw. Erkenne ich für mich viel besser, was vielleicht doch noch ein kleines Zeichen ist, dass man u. U. Noch ein bisschen stärker werden sollte und könnte.
Was ich damit sagen will, mach dir keinen Stress mit dem absetzen, ich war damals zu voreilig. Reduziere wenn du dich wirklich gut dabei fühlst. Ich denke dann ist es auf jeden Fall einfacher und va dann kann der Körper auch sowas wie Schlafmangel besser weg stecken.
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
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Nike18
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Re: Absetzen Mirtazapin

Beitrag von Nike18 »

Vielen Dank, das hilft auf jeden Fall! Ich schau jetzt erstmal wie ich mit den 7,5mg zurecht komme. Ich würde auch ohne Probleme das Mirtazapin noch etwas länger nehmen, aber meinem Darm tut das gar nicht gut, weshalb doch Handlungsbedarf besteht
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Lavama
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Re: Absetzen Mirtazapin

Beitrag von Lavama »

Hallo Nike,

meine Psychaterin hatte mir damals auch gesagt, ich kann das Mirtazapin einfach absetzen in der geringen Dosis. Ich habe aber auch die Spritzenmethode am Anfang verwendet oder dann auch einfach mit einem Tablettenteiler ganz kleine Stücke gemacht. Mir war es auf jeden Fall auch lieber, da mein Körper glaube ich recht empfindlich auf so Änderungen reagiert. Auf jeden Fall hat es super geklappt. Nehme jetzt gar nichts mehr, und Schlafstörung war mein Hauptsymptom, hatte richtig Angst vor schlaflosen Nächten.

Was mir aber auch gut hilft, ist vor dem Schlafen meditieren bzw Atemübung. Ich mache es ca. 7-15min, je nachdem. Ca. 5 Sekunden einatmen und 5 Sekunden ausatmen. Das beruhigt. Es gibt das wissenschaftlcihorientierte Buch "Breath", da steht auch drin, was für eine Wirkung das Atmen haben kann.
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