Ich weiß, ich schon wieder . Woher weiß man denn, ob das Medikament das richtige für einen ist oder ob die Dosierung stimmt?
Letzte Woche war ich an einigen Tagen so entspannt und jetzt hat es sich die letzten Tage ja schon etwas verschlechtert und diese Unruhe ist heute wieder voll da.
Wenn ich so ein Hoch hab, denke ich, ah jetzt ist alles wieder gut und dann geht es aber doch wieder los. Also ich hatte letzte Woche schon einiges zu tun und der Kleine wurde geimpft und es war anstrengend und dann noch die Wärme und und..Jedenfalls habe ich dann die Woche mir extra wenig vorgenommen und ich merkte am Dienstag wie urplötzlich dieses düstere Gefühl wieder hoch kam und ich dann auch schlechter schlief und langsam mehr angespannten wurde.
Ist das einfach normal oder sollte man da eventuell nochmal überlegen wegen Dosierung oder so?
Also ich habe damals einen Kalender geführt, in dem jeder Tag eine Note bekam. Den haben mein Psychiater und ich bei jedem Termin angeschaut. So konnte man gut den Verlauf sehen, also ob die Kurve nach oben geht oder eher stagniert.
Ich habe damals mein Haupt AD 3x erhöhen müssen, bis die Kurve klar nach oben ging. Beobachtet haben wir jede Dosis mindestens 8 Wochen, manchmal 12.
Wenn die Tiefs weniger werden und etwas milder, stimmt die Richtung. Allerdings geht es auch da nicht linear nur nach oben. Das heißt man kann durchaus merken, dass die Tiefs abnehmen bzw. sich abmildern und plötzlich kommt eine Megawelle und haut einen so richtig rein. Das ist dann noch immer kein klares Zeichen zum erhöhen. Denn es kann danach trotzdem wieder schön bergauf gehen. Daher ist es oft so, dass man mehrere Wochen schaut. Schlussendlich ist es aber immer Abwägungssache zwischen dir und deinem Arzt durch das persönliche Gespräch.
Wieviel mg nimmst du aktuell nochmal und wie lange schon?
Liebe Grüße von
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Ich nehme jetzt seit ca. 10 Wochen morgens Sertralin und Abends 15mg Mirtazapin zum Schlafen. Seit 7 Wochen bin ich auf 100mg Sertralin. Am schlimmsten ist es, wenn mal wieder die permanente Unruhe und Anspannung auftaucht.
Das mit dem Tag benoten klingt gut. Weil in den Tiefs denke ich, dass es fast keine guten Tage gab und in den Hochs erscheinen mir die schlimmen Tage nicht so gravierend.
War dann Note 1, richtig gut oder gut im Verhältnis zu den schlechten in der Depression. Weil ich sehe aktuell es ja schon als halbwegs guten Tag, wenn ich nicht diese Unruhe und Anspannung habe, auch wenn der Tag so für mich früher nie gut gewesen wäre.
Falls du verstehst was ich meine
Also ein Sehr gut stand für "keine Symptome"... aber diese Note gab's die ersten Monate nicht. Es war nicht immer ganz einfach einzuschätzen, weil ich gar nicht mehr richtig wusste, was sein darf sein (z.b. Müdigkeit weil wenig Schlaf wegen Baby). Das musste ich tatsächlich auch öfter mal rausfinden.
Die Smiley Methode ist aber auch toll und vielleicht einfacher, weil man da nicht so viele Möglichkeiten hat.
Liebe Grüße von
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Ja genau Marika, was ist eigentlich ‚normal‘?!
Damit tu ich mir heute noch schwer. Wenn andere Mamas dann sagen, ja so gehts mir auch. Dann denke ich ‚ach das ist also nicht ein Gedanke der PPD, sondern ‚normal‘.
Auch wenn ich das Wort nicht gerne mag.
Ich werde es mal mit der Smiley Methode testen :), danke euch.
Heute ist es genau so schlecht wie gestern dauernde Unruhe und dann wieder total schlecht schlafen können. Wenigstens habe ich das Mirtazapin, dass mich dann immerhin ein paar Stunden schlafen lässt. Ich habe die Nacht auch wieder von der Krankheit geträumt das ist besonders fies, dass einen sogar dahin verfolgt.
Ich habe auch sehr oft von meiner Krankheit und den düsteren Gefühlen geträumt. Vor allem wenn ich im tief war oder es sich angekündigt hat, habe ich es oft am schlafen und träumen gemerkt.
Ich habe am Anfang auch jeden Tag im Kalender + oder- oder mehrere + gemacht wenn es recht gut lief und auch Notizen gemacht was so los war oder was ich geschafft habe, so konnte ich mich immer wieder rückversichern und einen besseren Überblick über meinem Zustand bekommen. Im tief habe ich dann oft eine oder zwei Wochen zurück geblättert und konnte sehen woher das tief kam oder auch merken dass ich eine bessere zeit hatte.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Es ist einfach so verdammt frustrierend . Kann mir aktuell gar nicht vorstellen, dass es mir vor kurzem mal gut ging, geschweige wie ich da wieder hinkomme wo ich vor zwei Wochen war. Wie soll das nur gehen, wenn ich kaum schlafen kann und die Anspannung da ist. Da kann ich ja dann mich tagsüber nicht mal mit was schönes versuchen zu beschäftigen, weil ich einfach durch die fehlende Erholung und Entspannung gar keine Kraft dazu habe
Sternschnuppe, dass war bei mir auch so, ich wollte manchmal auch gar nichts schönes machen, weil es mir nicht gut ging. Ich habe dann eher so kleine Dinge gemacht, die mir gut taten, wie was nettes auf YouTube anschauen, einen Kuchen backen oder so.
Oft kam nach ein paar Tagen die Wendung und ich merkte dass es mir langsam wieder besser ging
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Liebe Alibo,
Ja, kleine Dinge wären schonmal eine Idee und das googeln zu Krankheitsverläufen in den Tiefs ist auch nicht gut. Ich kann mich da dann teilweise gar nicht bremsen...Es ist wie ein Zwang. Eigentlich hatte ich mit meinem Therapeuten abgesprochen, es als Experiment zu sehen, was passiert, wenn ich dem Drang nicht nachgebe.
Woher hast du in solchen Phasen dann den Optimismus aufgebracht es nur als Phase zu sehen und nicht zu denken, es geht wieder von vorne los?
Guten Morgen, diese Zuversicht konnte ich ehrlich gesagt nur sehr langsam aufbauen, das hat im ersten Jahr eigentlich gar nicht funktioniert, im zweiten Jahr etwas besser und jetzt im dritten Jahr noch besser. Ich konnte irgendwann mich besser auf das hier und jetzt fokussieren, das hat es einfacher gemacht, mich genau auf die dinge konzentrieren, die ich gerade mache und nicht mehr immer auf das negative gefühl eingehen bzw das intensive dauer grübeln zulassen.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Ich möchte dir gerne folgendes mit auf den Weg durch dieses Tief geben: setz dich nicht unter Druck. Es ist in einem Tief erstmal fast unmöglich sich zu egal was, zu motivieren. Man hat das Gefühl, man steht wieder am Anfang und das Gelernte aus der Therapie lässt sich einfach nicht anwenden... als hätte man das buchstäbliche Brett vor dem Kopf. Man steht völlig hilflos und verzweifelt im Regen. Dieser Zustand ist furchtbar und ich habe ihn etliche Male durchgemacht.
Es braucht aber in einem Tief erstmal gar nichts. Du musst keine riesen Sprünge machen. Du musst nicht ständig versuchen das Gelernte aus der Therapie anzuwenden und dann verzweifeln, weil es nicht geht. Nimm dir diesen Druck raus, im Tief funktionieren zu müssen, oder gar Motivation für irgendwas zu haben. Es ist völlig normal, dass das anfangs nicht geht. Mach Mini Schritte. Das reicht völlig. Mal vielleicht eine gute Tasse Kaffee oder Tee trinken. Auch wenn du keine Glücksgefühl dabei hast ... es ist in Ordnung. Du hast was kleines für dich getan. Oder ein Bad... oder ähnliches. Es ist egal, du musst dich zu nichts zwingen, sondern ganz, ganz kleine Schritte setzen. Und wenn einfach gar nix geht, dann ist es so.
Du wirst innerhalb des Verlaufs des Tiefs merken, dass es leichter wird. Du kannst dich dann wieder etwas mehr zu etwas überwinden. Versuch mit diesem Verlauf mitzugehen und nicht Dinge erzwingen die jetzt nicht gehen.
Diese Tiefs sind grausam. Aber leider gehören sie zum Krankheitsverlauf dazu. Oft geht man aus einem Tief sogar gestärkt heraus, das habe ich mit der Zeit deutlich gemerkt. Aber das merkt man im Tief natürlich nicht. Da liegt man Boden... mehr nicht. Aber das bleibt nicht so. Es wird wieder bergauf gehen.
Liebe Grüße von
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Marika, das hast du gut beschrieben, einfach mit den Wellen mit schwimmen und nicht dagegen. Sich quasi treiben lassen und genauso ist es, dass es oft einen Wendepunkt gibt, da merkt man dass sich das tief langsam löst und der Knoten sich lockert.
Ich hatte sehr oft mein Liebling Eis zu Hause. Mein Mann wusste immer wenn es schlechte Tage bei mir gab, dann hat er mich abends auf das Sofa gepackt, Kerzen angezündet, Tee für mich gekocht, mein Eis mir hingestellt und dann meinen Kopf in seinen schoß gelegt und mich gekrault. Das hat mir so gut getan. Das tief war zwar nicht weg, aber ich wusste es ist jemand da, der mich umsorgt und hatte das gefühl, okay heute war vielleicht blöd, aber morgen ist ein neuer tag und eine neue chance sich wieder aufzurappeln.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Ich danke euch so sehr
Also würdet ihr nicht direkt denken, dass Medikament das falsche ist?
Ich habe immer noch die Worte von meinem Therapeut im Ohr, dass ich da eigentlich keine gewaltigen Tiefs mehr mit haben dürfte. Aber ich weiß ja eigentlich aus euren Erzählungen, dass es nicht so ist.
. Woher weiß man denn, ob das Medikament das richtige für einen ist oder ob die Dosierung stimmt?
. Kann mir aktuell gar nicht vorstellen, dass es mir vor kurzem mal gut ging, geschweige wie ich da wieder hinkomme wo ich vor zwei Wochen war. Wie soll das nur gehen, wenn ich kaum schlafen kann und die Anspannung da ist. Da kann ich ja dann mich tagsüber nicht mal mit was schönes versuchen zu beschäftigen, weil ich einfach durch die fehlende Erholung und Entspannung gar keine Kraft dazu habe 