Was tun gegen akute Traurigkeit?

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00julchen

Was tun gegen akute Traurigkeit?

Beitrag von 00julchen »

Hi Mädels,

da ich seit gestern Nachmittag eigentlich durchweg supertraurig bin und mir kaum noch zu helfen weiß, wollte ich nachfragen, was ihr so dagegen tut? Laut meiner Ärztin ist die Traurigkeit normal und wird im Laufe der Monate verschwinden (nehme seit 5 Wochen Trevilor). Aber wenn sie so stark wir z.Z. ist kann ich mich kaum noch aufraffen bzw. einen positiven/klaren Gedanken fassen. Habe schon alles versucht wie spazierengehen, einkaufen, mit Leuten reden.. aber es bringt alles nix :-(. Ich merke sogar, daß ich so langsam wieder in die wirren Gedanken wir "ich werde verrückt, ich will nicht mehr, etc.!" reinrutsche.

Noch ne Frage: wie ist das mit eurem Kontakt zu den lieben Mitmenschen? Ich habe seit dem Ausbruch meiner Krankheit (fast 5 Monate) eigentlich nur Kontakt zu meinen Eltern und per Mail zu Freunden und Bekannten. Gesehen habe ich nur meine beste Freundin 2x in dieser Zeit. Ich bringe einfach nicht die Kraft auf mich mit den Leuten zu treffen und habe außerdem Angst, daß ich in deren Anwesenheit ne Panikattacke oder extreme Traurigkeit haben könnte. Wie macht ihr das? Habe Angst auf lange Sicht alles Leute um mich rum zu verlieren.
Svane

Beitrag von Svane »

Hallo Julchen,

also erst mal vorneweg, Freunde die nicht verstehen warum du dich gerade zurückziehst, sind keine echten Freunde! Mach dir nicht noch darüber Gedanken, was du durch machst reicht fürs erste. Mir geht es im Moment ähnlich. Eigentlich geht es mir schon seit Monaten besser, aber letzten Freitag bekam ich eine Magen- Darm- Grippe, nicht nur das die natürlich körperlich geschlaucht hat, meine Psyche hat da irgendwie auch Schaden genommen. Und das hast du treffend ausgedrückt, ich fühle mich traurig. Heute dachte ich z.B. mir fällt die Decke auf den Kopf ich muß Menschen sehen, also bin ich trotz der Hitze zur Babymassage gegangen. Am Eingang habe ich es schon fast bereut, da habe ich gleich eine getroffen, die mir sowieso immer zu viel Mist erzählt und ich dachte noch auf die hätte ich verzichten können. Bin trotzdem rein gegangen und leider ging es ähnlich weiter, das ganze Gerede der Frauen über ihre Kinder ging mir auf die Nerven (sind ja eh alles Wunderkinder :wink: ). Bin dann frustriert heim gefahren!

Normalerweise tut es mir aber schon gut wenn ich Freunde sehe wenn es mir so geht wie heute, aber eben Freunde und nicht ein paar Mütter, das ist mir zuviel. Habe auch in der schlimmsten Zeit meine beste Freundin gesehen, auch wenn sie mir nicht helfen konnte, sie hat es aber einfach mit mir ertragen, weiß nicht was heute wäre, wenn an manchem tag nicht jemand bei mir gewesen wäre. Dafür ist mir meine Familie keine Hilfe. Die machen mir eher Vorwürfe.

Weiß nicht ob dir mein Geschreibsel was gebracht hat, jedenfalls bist du nicht alleine damit!!!

Liebe Grüße,
Svane
Jenny

Beitrag von Jenny »

Mir ging das auch so während der großen Traurigkeit, dass ich keinen sehen wollte. Schon Telefonate waren mir zu viel. irgendwann geht die Traurigkeit auch wieder weg, zum Glück. Aber akut in der Phase konnte mir gar nix helfen.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo!

Diese Traurigkeit geht wirklich mit der Zeit weg. Aber nicht von heute auf morgen, sondern nach und nach.

Ich kenne diese enorme Traurigkeit auch - ich hab sie immer gespührt, wenn ich meinen Kleinen angeschaut hab... da kam sie mit voller Wucht, weil ich mich also soooo schlechte Mama gefühlt habe.

Es braucht Zeit! Deine Seele braucht Zeit und auch das AD braucht Zeit, um voll zu wirken. Aber das wird es, 5 Wochen sind noch keine so lange Zeit. Das wird noch besser.

Es ist gut, dass du dich versuchst abzulenken, auch wenn es dir schwer fällt. Ich habe es auch so gemacht und oft kostete es mich enorme Überwindung auch nur einen Fuß vor den anderen zu setzten. Ich habe mich damals auch sehr zurück gezogen von Freunden und Bekannten. Zwing dich nicht dazu, etwas zu tun wonach dir im Moment nicht ist. Ein gewisser Rückzug ist sicher auch heilsam. Wenn es wirkliche Freunde sind, werden sie es verstehen. Schau aber, dass du zu deinen engsten Mitmenschen (Eltern, Partner....) Kontakt hast. Das tut dir dann sicher auch gut, wenn du jemanden zum Ausprechen und Anlehnen hast. Ich konnte damals nur meine Eltern und meinen Mann ertragen - alles andere war mir zuviel!

Kopf hoch, es wird besser das kann ich dir versichern!!!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Liebes Julchen,

diese tiefe Traurigkeit kenne ich auch. Sie hat mich immer einfach von einen auf den anderen Moment "überfallen". Ich habe mich auch immer versucht abzulenken, was teilweise funktioniert hat, aber auch nicht immer. Wenn es ganz schlimm war hatte ich immer das Gefühl, dass ich das einfach nur aushalten muss, bis es vorüber geht.

In meiner schlimmsten Zeit wollte ich auch keine meiner Freunde sehen. Ich dachte, dass ich denen im Moment sowieso zuviel bin und ich wusste auch nicht so wirklich was ich denen erzählen sollte ... ich habe sehr viel mit meinem Partner gesprochen, weil er vor Jahren auch selbst unter Depressionen litt und auch heute noch teilweise von dunkler Traurigkeit besucht wird.

Ich denke aber auch, dass deine Freunde Verständnis für deinen Rückzug aufbrigen werden. Das haben sie bei mir auch getan. Und mittlerweile bin ich wieder gerne mit Ihnen zusammen und kann auch wieder mit ihnen Lachen. Das konnte ich mir vor noch 2 Monaten im Traum nicht vorstellen!
Aber jetzt ist es so. Und bei dir wird die Lust auf Leute auch wiederkommen – ganz bestimmt!

Liebe Grüße
Julia
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