Ich soll Sertralin nehmen! Erfahrungen?

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Pebbles

Ich soll Sertralin nehmen! Erfahrungen?

Beitrag von Pebbles »

Hallo,

heute war ich beim Psychotherapeuten und habe ihm mein "Leid" geklagt. Er meinte ich solle jetzt mal diese Sertralin nehmen (50mg morgens) für die nächsten 4 Wochen. Die erste Wirkung trete ca. nach 2 Wochen ein. Erst nach 4 Wochen will er sich dann nochmals mit mir "unterhalten", ob eine Therapie sinnvoll und zweckmäßig für mich sei.

Bei mir ist es so, dass ich manchmal schon morgens Angst vor dem Tag habe und ich das Gefühl habe meinem Sohn (16 Monate) nicht gewachsen zu sein. Hatte überlegt wieder arbeiten zu gehen, damit "alles wieder wie vorher" ist und ich zu einem geregeltem Tagesablauf "gezwungen" werde. Davon hat mir der Therapeut dringendst abgeraten. Keine weitreichenden Entscheidungen in den nächsten 4 Wochen.

Gut! Irgendwie bin ich froh, dass mir jemand gesagt hat, dass ich das nicht tun soll!

Hat jemand von euch Erfahrungen mit dem Medikament? Wie wirkt sich das aus, wenn es dann zum wirken anfängt? Kann ich mir irgendwie überhaupt nich vorstellen. Da nimmt man ein Medikament und dann wird alles wieder gut, oder was? Scheint mir doch etwas zu einfach! Hm? *kopfkratz*

Danke für eure Infos...

Pebbles
Svane

Beitrag von Svane »

Hallo Pepples,

ich nehme Sertralin jetzt seit 6 Monaten. Ich nehme 100mg (habe langsam gesteigert). Die Wirkung setzte so nach etwa 3 Wochen ein. Ich hatte einfach mehr Energie, mir ging es z.B. besser wenn ich mit Kind und Hund unterwegs war, mir fehlte vorher die Kraft, das ging dann besser. Anfangs dachte ich das würde meine Persöhnlichkeit verändern, habe dann aber mit meiner Ärztin gesprochen und drüber gelesen und das ist echt nicht so. Nein, es unterstützt eher die zufriedene Seite in mir. Klingt irgendwie doof, ich hoffe du verstehst mich. Klar ist es mit der Einnahme eines Medikaments nicht getan, jede Depression hat seine Ursachen, aber es unterstützt einen auf dem Weg aus der Kriese. Ich hoffe ich konnte dir helfen.

Alles Gute,
Svane
Jenny

Beitrag von Jenny »

Ich möchte es dir mal so erklären:
Bei einer Depression ist auf der körperlichen Ebene der Hirnstoffwechsel durcheinander. Das AD bringt das verschobene Verhältnis der Neurotransmitter wieder ins Lot, es verändert also nicht deine Persönlichkeit, sondern macht dich wieder "so wie vorher".
Das kannst du dir vorstellen, wie bei einem Diabetiker, der Insulin spritzen muss, weil sein Körper nicht genug davon bildet.
Dass es damit nicht getan ist, ist bei der Depression genau wie beim Diabetiker. Es muss auch eine Besprechung der Lebensweise und ggflls. eine Veränderung erfolgen.
Hab also keine Angst vor Medikamenten. Das Gehirn funktioniert genau wie der Rest vom Körper. Man wird kein anderer Mensch, wenn man Medis nimmt - aber vielleicht ein gesünderer... :wink:
Nora

Beitrag von Nora »

Hallo Pepples,

ich habe fast 1 Jahr lang Zoloft (Sertralin) genommen - 50 mg. Die Wirkung setzte so ca. nach 3 Wochen schleichend ein. An Nebenwirkungen hatte ich lediglich etwas Schwindelgefühle + KReislaufprobleme sowie einen trockenen Mund. Das ging aber relativ schnell vorbei und mir hat das Medikament wirklich sehr geholfen über die schwierige Zeit hinwegzukommen.
Ich habe mir den Beipackzettel absichtlich nciht durchgelesen, denn das hätte mich noch ängstlicher gemacht. Ich habe einfach darauf vertraut, dass es mir bald besser gehen wird und es hat funktioniert.
Neben dem Medikament hab ich auch eine Gesprächstherapie gemacht und eine Müttergruppe besucht.

LG,
Nora
Sas

Beitrag von Sas »

Hi Pebbles

ich nehme jetzt seit zwei Jahren Sertralin. Erst 200, jetzt 100. Es war für mich mein akuter Lebensretter und hat mir aus der schlimmsten Krise rausgeholfen. Du solltest aber noch begleitend Deine Therapie fortsetzen. Ich habe eine Verhaltenstherapie gemacht, die mich letztendlich geheilt hat.
Bei mir hat es übrigens gedauert, bis beim Sertralin die Dosis gepasst hat. Die ersten kleinen Veränderungen spürte ich schon nach 2 Wochen, aber es dauerte dann noch so ca. 6 Wochen, bis ich mich konstant besser fühlte. 50 hat bei mir leider noch nicht gereicht. Aber obwohl ich die Hammer-Dosis bekommen habe, hatte ich gar nicht so schlimme Nebenwirkungen. Kann sogar sein, dass alles noch von der normalen Hormonumstellung kam, denn ich bekam meine PPD/PPP schon 10 Tage nach der Entbindung. Es war jedenfalls nich tragisch und ging auch schnell vorbei. Ich pflichte Nora bei, Du solltest die Packungsbeilage nicht lesen, das verunsichert nur.
Das Morgentief hatte ich übrigens auch, das ist leider ganz typisch für eine PPD.
Ich wollte auch wieder so schnell wie möglich arbeiten. Ich hätte alles getan um einfach davonrennen zu können. Das war nämlich meine eigentliche Absicht beim Arbeiten wollen, nur hätte ich mir das damals nie eingestanden.
Als man mir mitteilte, dass ich vorraussichtlich bis Januar nicht arbeiten kann (ich erkrankte im Juli) habe ich erstmal gebrüllt und geheult.
Aber, es ist manchmal sinnvoll, nicht zu arbeiten, solange man so instabil ist. Ich habe letztendlich dann ein ganzes Jahr nicht gearbeitet. Und das war gut so, denn ich arbeite in einem Job, wo man manchmal sehr heftige Sachen hört.
Es ist aber trotzdem wichtig, dass Du unter die Leute kommst
Es gibt vieles, was Du mit Deinem Zwergerl unternehmen kannst: Babyschwimmen, Babymassage, Krabbelgruppen, etc. Naja, das weißt Du sicher eh' schon. Und mach Sachen, die Dir gut tun!

Es ist übrigens echt nicht so, dass das Sertralin die Persönlichkeit verändert. Wie Jenny schon sagte, es reguliert den Gehirnstoffwechsel und bringt alles wieder ins Gleichgewicht. Du schwebst auch nicht auf irgendeiner Wolke und rennst auch nicht rum wie bekifft.
Ich hoffe, das Posting war etwas hilfreich für Dich.

Liebe Grüße, Saskia
Muschelkalk

Beitrag von Muschelkalk »

Is ja schon alles gesagt.... :roll: ....fällt mir noch was ein? Hmmm....Fang in jedem Fall mit ner halben Tablette über mehrere Tage an! Dieses langsame Einschleichen vermindert die NWs erheblich.

Ich muss sagen, ich bin damit auch sehr zufrieden. Zum Thema Persönlichkeit: Durch das Medi bin ich jetzt (fast) wieder so, wie ich vor der Krankheit war. Also, das ist die echte Muschelkalk, früher das war die Muschel, die sich selbst nicht mehr verstanden hat...

LG
Pebbles

Beitrag von Pebbles »

Hallo Zusammen,

vielen Dank für eure hilfreichen Antworten!

Den Beipackzettel les´ ich eigentlich nie. Erst, wenn ich meine, da wäre was. Ich nehme die Tbl. jetzt seit 4 Tagen. Fühle mich wie immer (eh klar!), also auch keine Nebenwirkungen. Ausser Schlafstörungen, aber darauf hat mich der Therapeut hingewiesen. Und die Schlafstörungen hatte ich vorher auch schon, aber jetzt halt schlimmer. Gut, der Therapeut hat gemeint, im schlimmsten Fall dauert es 1 Woche. Das kann man ja überstehen, schließlich hat man die Stillzeit auch geschaftt, und die dauert ja bekanntermaßen etwas länger... 8) .

Gestern Nacht im Bett dachte ich, dass es mich dreht, aber wenn man dann so stundenlang rumliegt, dann fällt einem aber auch jeder Blödsinn auf.

Irgendwie fühle ich mich jetzt schon besser, weil ich einfach weiß, ich tue was! Es ist ein total gutes Gefühl, zu wissen, man hat den 1. Schritt getan, man ist "der Sache" nicht hilflos ausgesetzt, sondern es geht jetzt vorwärts. Und schon das hat bei mir bewirkt, dass ich positiver werde. Selbst mein Kleiner kommt seit 4 Tagen wieder öfters zum Schmusen zu mir und seit 3 Tagen will er nur von mir ins Bett gebracht werden. Seit er auf der Welt ist, macht das sein Papa, und jetzt das. Jetzt ist der Papa geknickt (aber nicht ernsthaft) und mir tut das "Ins-Bett-bringen" aber echt gut.

So, ich geh jetzt auch mal ins Bett. Mal schauen, vielleicht klappts ja heute...

Grüße
Pebbles
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