habe angst vor der ersten cipralex !!!

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biggi

habe angst vor der ersten cipralex !!!

Beitrag von biggi »

hallo,

heute möchte ich mich an euch wenden, um eure erfahrungen und hilfe zu erbitten. ich stelle mich kurz vor:

ich bin 36 jahre alt und habe seit 11 monaten ppd. die depressionen wurden quasi mit meiner tochter "geboren".

seit circa diesem zeitraum bin ich auch in ärztl. behandlung. ich denke, ausser selbstmordgedanken habe ich alle körperlichen u. seelischen anzeichen einer ppd in mir vereint.

mein derzeitiger arzt hat mir citalopram verschrieben, hat mir bisher aber selbst überlassen, wann ich damit anfange, was ich ihm auch hoch anrechne.

es ist nämlich so, daß unsere tochter bisher immernoch muttermilch bekommt (abgepumpt), da ich aus meiner angst heraus denke, dass sie sofort krank wird ohne mumi und ich sie dann nicht richtig pflegen möchte oder kann. das abpumpen ist für mich bisher auch so wichtig, weil ich das gefühl habe, wenn sie keine mumi bekommt, dann kann ich ihr gar nichts von mir geben und ich kann sie gleich abgeben so wie es die ersten monate aufgrund meiner körperl. und seel. verfassung war. ich habe bis heute keine muttergefühle ihr gegenüber, habe nur eine aufgabe zu erfüllen und es kommt mir vor als wäre sie einfach bei uns eingezogen.
Nach aussen hin, kriege ich es aber immernoch hin wie eine tolle mutter zu wirken...

seit dem wochenende bin ich aber an einen punkt gelangt, an dem es nicht mehr so weitergeht.
ich fühle mich fast so wie nach der geburt: schlapp und leer etc.
dazu muß ich sagen, dass ich langsam abstille, was die sache bestimmt nicht vereinfacht.

also habe ich mich entschlossen (???), ab nächster woche mit cipralex anzufangen. mein mann hat urlaub, so dass ich damit nicht ganz alleine bin.

mein problem ist nun, und warum ich euch schreibe:

die angst vor der ersten cipralex ist unbeschreiblich!!!!
ich habe angst vor den nebenwirkungen, dass ich schlimmer drauf bin als zuvor. oder ist es der falsche schritt, gibt es wirksame!!! alternativen?

kann ich mich dann noch um meine kleine kümmern, oder machen die nebenwirkungen das unmöglich. ich möchte eigentlich ihre betreuung nicht mehr "fremdvergeben".

ich wäre so gerne wieder am leben und nicht nur am existieren und vor allem möchte ich unsere ehe bzw. meine kleine familie retten und meine tochter endlich von ganzem herzen lieben.

wie waren also eure anfänge bzw. therapieerfolge mit cipralex oder generell mit AD? hat es lange gedauert bis ihr eine positive wirkung hattet?


für eure antworten bedanke ich mich schon jetzt und wünsche erst einmal eine gute zeit.



grüße biggi
FG68

Beitrag von FG68 »

Liebe Biggi,

vor den Cipralex brauchst du überhaupt keine Angst zu haben.

Ich nehme die Cipralex jetzt ungefähr seit 4,5 Monaten. Die ersten 2 Tage eine halbe Tablette (5 mg), dann ca. (?) 6 Wochen 1 Tablette und seitdem 1,5 Tabletten (15 mg).

An den ersten 2 Tagen hatte ich so ein Gefühl von innerer Aufgezogenheit, so als ob man zuviel Kaffee getrunken hat. War dann aber gleich wieder weg, jetzt schlafe ich wunderbar und sogar sehr viel. Nur wenn ich mal "nur" 6 Stunden Schlaf abbekommen habe, merke ich dass ich hundemüde bin und brauche einen Mittagsschlaf.
Außerdem hatte ich so in den ersten 10 Tagen (vielleicht an 2x2 Tagen) so ein Engegefühl im Hals, als ob mir jemand den Hals abdrückt. Mit ein paar Bonbons war es erträglicher und auch ganz schnell wieder weg.
Seitdem habe ich keinerlei Nebenwirkungen mehr.

Die erste positive Wirkung habe ich so nach ca. 3,5 Wochen gemerkt, aber nicht, dass es mir richtig gut ging, sondern dass es erträglicher wurde. Seitdem geht es in kleinen Schritten immer weiter bergauf, wellenförmig, mal hoch, mal runter, aber die Welle geht aufwärts. Die Tiefs werden immer kürzer und flacher und sind meistens an bestimmten Zyklustagen, so dass ich mir dann immer sage, o.k., jetzt geht´s dir nicht ganz so gut, aber bei weitem besser als vor 5 Monaten und in 3-5 Tagen bin ich über diese flache Tief drüber weg. Das letzte schlimme Tief hatte ich ungefähr nach 2,5 Monaten Cipralex.
An den guten Tagen fühle ich mich fast wie früher. Ich weiß, dass es noch Monate oder sogar Jahre dauern wird, bis es wieder 100% stimmt, aber es geht mir im Moment erträglich bis gut und ist gut auszuhalten.

Dass du dein Kind nicht mehr versorgen kannst, davor brauchst du wirklich keine Angst zu haben, im Gegenteil, durch die Besserung fällt es dir leichter, für dein Kind da zu sein.

Übrigens, die Gefühlskälte ist ein Symtom der Krankheit, so wie alle anderen auch und sie wird gaaaanz langsam aber sicher verschwinden.
Ich habe ein Buch geborgt bekommen von Stiftung Warentest "Depressionen überwinden", ISBN 3-931908-15-1, da steht das mit der Gefühlskälte als Symtom auch genau drin beschrieben.

Ich hatte auch Probleme im 2. Jahr von meinem 2. Kind, aber erst nach dem (krankheitbedingten) aprupten Abstillen von 5x täglich auf 0x täglich von heute auf morgen (also unbedingt laaangsam abstillen, der Hormonrutsch kann die Depression verschlimmern). Habe meinen Sohn auch nur noch versorgt und immer gedacht, liebe ich mein 1. Kind mehr? Warum, das tut so weh, ich will das nicht,...
Jetzt genieße ich es so sehr, mit meinem Kleinen zu Kuscheln, zu schmusen und habe ihn (wieder) so gern, genauso wie meine große!!!

Also Kopf hoch und nimm die Cipralex, du wirst sehen, es wird dir bald besser gehen.

Alles Gute und melde dich, wenn du Fragen hast

Deine FG68
kathrin66

angstvor...

Beitrag von kathrin66 »

hallo liebe bigi,

sei erst einmal lieb begrüßt bei uns.
das was du durchmachst, kennen glaube ich so gut wie alle von uns.
aber ich glaube, so wie du schreibst, bist an einem punkt, wo du dich entscheiden solltest.
keiner von uns hat es sich leicht gemacht und sich für medikamente entschieden.
aus meiner erfahrung kann ich dir nur sagen, es war gut so.
denn wenn es mir als mama schlecht geht und ich mich nur quäle, dann ist das für das baby auch nicht gut.
wäre es nicht schön, wenn du dich langsam etwas besser fühlen würdest und du die möglichkeit bekommst, gefühle für dein baby zu entwickeln?
und der zeitpunkt ist auch gut! du hast deinen mann an deiner seite.
nicht jeder bekommt nebenwirkungen, und selbst wenn, sie vergehen so schnell, wie sie gekommen sind.
was die mumi betrifft. du hast alles gegeben und nun ist es meiner meinung nach an der zeit, an dich zu denken. und wenn es dir dann besser geht, bist du dann in der lage, deinem baby all die liebe und zuwendung zu geben, die in dir steckt und bis jetzt nicht raus durfte.
und das ist vielleicht sogar noch viel wichtiger für euch beide, als mumi.
nun zu den tabletten. es wichtig zu wissen, welche du nun hast.
citalopram oder cipralex.
es ist zwar der gleiche wirkstoff in beiden, aber cipralex ist der nachfolger und im allgemeinen etwas besser verträglich und die positive wirkung setzt etwas schneller ein.
ich habe citalopram 20mg am tag. ich hatte durchfall, schwitzen, appetitlosigkeit. das ist aber nichts im verhälnis zu meinem zustand vorher!
auch meine angst vor den tabletten war sehr groß, aber auch bei mir war mein mann zu hause. und das war gut so. er stand mir bei und sprach mir mut zu. leider mußt du, bis zum wirkungseintritt etwas geduld aufbringen.
lass dich davon nicht entmutigen. diese ungeduld war für mich persönlich das schwerste.;-)
und wenn dein mann euer baby betreut. na und, er ist der vater, er hat das recht und auch die pflicht dazu. und das ist kein fremdbetreuen, ihr seid doch ein team. und für euer baby ist auch gut, wenn es mit euch beiden kontakt hat, es ist auch wichtig.
und wenn das mit den medis nicht klappt oder du probleme hast, kannst du immer noch mit deiner ärztin reden und nach alternativen suchen. es gibt auch mittel, die dir die anfangszeit erleichtern.
also nach meiner meinung solltest du nach 11 monaten deinem körper und deiner seele die möglichkeit geben, zur ruhe zu kommen und dir vorstellen, wie es wäre, eine beziehung in liebe zu deinem baby aufzubauen.
tabletten zu nehmen und nicht mehr zu stillen ist keine schande und kein versagen! und du hast deinen mann und deine ärztin an deiner seite.

wenn du noch fragen hast oder dich nur mal ausquatschen willst, dann melde dich.

sei erst einmal lieb gedrückt
kathrin
Micha

An Biggi

Beitrag von Micha »

Hallo Biggi,

du fängst ja wahrscheinlich mit deinem Medikament erst in einer geringen Dosis an. Gott, du hast dich jetzt schon 11 Monate gequält, es muss endlich was passieren, dass du wieder glücklich wirst.

Die neuen Medikamente sind wirklich sehr gut verträglich und wenn man bedenkt gegen was heutzutage Antidepressiva alles verschrieben werden braucht man sich nicht zu schämen.

Vielleicht hast du ein paar leichte Beschwerden, die aber nach kurzer Zeit wieder abklingen und wenn nicht, kann das Medikament gewechselt werden.

Ich konnte und wollte (Brustentzündung) nicht mehr weiterstillen und hatte auch große Gewissensbisse. Aber ich genoss es auch meinem Sohn die Flasche zu geben. Ich konnte sein süßes Gesicht dabei sehen und die Augen, die mich zärtlich anguckten. Auch mein Mann fand es toll in Aktion zu treten und die Flasche zu geben.

Also nimm die vorgeschriebene Dosis gleich jetzt, sofort - na, mach schon und erzähle uns wie es dir ergangen ist.

Alles Liebe, Micha
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Biggi!

Ich nehme nun seit 9 Wochen 10 mg Cipralex und ich komme sehr gut damit klar. Habe absolut keine Nebenwirkungen gehabt. Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, es ist ein sehr verträgliches Medikament. Eine erste Erleichterung wirst du so zw. 2-4 Wochen merken. Du wirst also noch einwenig Geduld haben müssen - obwohl ich denke, dass du es schon 11 unglaubliche Monate durchgehalten hast, bin ich echt sprachlos.

Umso mehr du über die positive Wirkung erleichtert sein. Glaub mir, du wirst wieder du selbst und nicht irgendwie benebelt dahin vegetieren. So wird es dir auch leichter fallen dich um dein Kind zu kümmer und mit der Zeit wirst du die unendliche Liebe zu deinem Sonnenschein spühren.

Mir geht es gerade jetzt so: Noah wird nächste Woche 4 Monate alt und ich kann jetzt erstmal so richtig unbeschwert mit ihm spielen und lachen und diese unbeschreibliche Liebe zu ihm, die jetzt immer stärker wird, ist so wunderschön.

Am Anfang wollte ich auch keine Medis, aber ohne hätte ich es nie geschafft. Alternativ nehme ich noch Bachblüten, die meine Hebamme individuell für mich zusammen mischt. Auch die haben mir sehr, sehr geholfen. Und nicht zuletzt mache ich auch eine Verhaltenstherpie mit Hypnose bei meinem Psychiater, da ich massive Angst - und Panikattacken mit Zwangsgedanken hatte. Er meint, es wäre ein kleines Wunder, dass es mir nach "nur" 9 Wochen (die fasenweise die Hölle waren) wieder so gut geht.

Liebe Bigg, habe keine Angst und nimm das Cipralex. Es wird dir helfen, wieder ein tolles Leben mit deiner Familie führen zu können.

Liebe Grüße
Marika
Sas

Hallo Biggi

Beitrag von Sas »

auch ich möchte Dir die Angst vor den Medikamenten etwas nehmen. Ich hatte auch wahnsinnige Angst vor den Antidepressiva. Und ich muß schon ehrlich sagen, ich hatte am Anfang vermehrtes Schwitzen, Sehstörungen, Müdigkeit, Zyklusunregelmäßigkeiten und Kopfschmerzen. Allerdings weiß ich nicht, was jetzt da genau von den Medis, was von der Hormonumstellung (Ich habe 10 Tage nach der Entbindung mit den AD angefangen) und was von der Depression kam. Jedenfalls war es nicht so schlimm und ist auch wieder vergangen. Manchmal kann es schon sein, dass Du am Anfang ein bißchen was spürst, aber normalerweise legt sich das wieder nach ein paar Tagen. Von der Wirkung habe ich erst nach ca. 6-8 wochen beständig was gemerkt. Du mußt Dich also gedulden. Aber probiere es doch gleich mal aus, was hast Du zu verlieren?
Zum Abstillen kann ich Dir nur sagen, ich kann Dich voll verstehen. Ich hätte auch gerne gestillt, aber es war wegen Risperdal nicht weiter möglich. Du hast es immerhin schon 11 Monate geschafft. Deine tochter wird sicher nicht sofort krank werden und wenn sie doch was kriegt, dann liegt es nicht an Dir und der Mumi. Meine Tochter ist auch nicht gleich krank geworden und sie wurde nur 3 Wochen gestillt.
Für mich war das Abstillen sehr schwierig, ich habe mich gefühlt wie eine totale Versagerin. Das ist aber nicht so! Das Abstillen bedeutet für Dich auch wieder ein Stück Freiheit. Du mußt nicht immer parat stehen.
Das mit der Gefühlkälte kenne ich auch. Aber keine Sorge, die sind da!! Sie haben sich nur versteckt. Sonst wäre es Dir nämlich piepegal, was mit Deiner Tochter passiert.
Ich hoffe, dass Du Dich wieder meldest mit Deinen Erfahrungen mit Cipralex.

Liebe Grüße, Saskia
nadin

Beitrag von nadin »

Liebe Biggi,
ich bin Nadin und erst seit heute hier im Forum. Ich kann dir leider nichts zu dem Medikament cipralex sagen, da ich Trevilor nehme. Meine ppd ist nun auch schon ausgeheilt. Mein Sohn ist jetzt schon 1 Jahr alt und meine genesung dauerte auch 6 Monate mit Medikamenten und stationärem klinikaufenhalt.Es ist wichtig das du dir helfen läßt sowohl von deiner Familie als auch von den Ärzten,denn die Zeit kommt nicht zurück und du willst doch mit deinem kind leben und nicht nur existieren.Versuch die Schuldgefühle zu vergessen, du bist keine schlechte Mutter, wenn du nicht stillst,ich mußte auch nach 8 Wochen aufhören und es kostete mich große Überwindung und ich habe ein propper Kerlchen der nicht öfter krank ist als andere Kinder.Laß dir von niemanden einrede, das du eine schlechte Mutter bist und rede es dir vor allem nicht selber ein,denn du bist im Moment krank und brauchst Zeit zur Genesung. Laß dir helfen und du wirst das Leben wieder genießen.Aber es dauert, es braucht Zeit und Menschen, die dir zuhören. Sprich vor allem mit deinem Mann,denn er gehört auch zu deinem leben, er muß verstehen wie es dir geht um dir helfen zu können. Oft tappen die Angehörigen im Dunkeln und wissen nicht mit der Situation umzugehen.Falls du noch Fragen hast melde dich.Alles Gute bis dahin Nadin
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