Medikamente und Depris in der Schwangerschaft.

Erfahrungen mit Medikamenten, Fragen, Infos, Tipps, ...

Moderator: Moderatoren

Antworten
Aglaja

Medikamente und Depris in der Schwangerschaft.

Beitrag von Aglaja »

Hallo und frohes neues Jahr,

es wäre schön wenn ich hier ein paar Leute finden könnte die mir Mut machen.
Ich bin derzeit in der sechsten Schwangerschaftswoche. Mein Problem:ich nahm seit vier Jahren das Medikament Seroxat (Paroxetin) ein. Die tägliche Dosis von 10 mg habe ich im Verlauf eines halben Jahres auf 5 mg halbiert wegen meines Kinderwunsches. Aber darunter gehen hat trotz Bemühungen bisher leider nie recht geklappt es ging mir immer so schlecht, das ich erstmal wieder die 5 mg nahm. Nun bin ich also quasi "zu früh" schwanger geworden. Habe sofort nachdem es klar war ganz abgesetzt, das war natürlich garnicht gut. Also wieder 5 mg eine Woche und nun seit zwei Wochen 2,5 mg. Bisher geht es so einigermaßen. Aber es ist sehr schade, das ich die Schwangerschaft nun belastet vom Medikament absetzen habe. ich würde die Zeit so gerne mehr genießenkönnen. Vor allem habe ich große Angst, das ich es nicht durchhalte. Die Meinungen meiner Ärzte sind eher widersprüchlich. Mein Psychiater meint absetzen, ich habe den Verdacht er hat Angst vor Haftung, er meinte mal sowas, weil ich Rechtsanwältin bin.
Mein FA ist gelassener, meinte Hauptsache mir solle es gut gehen. ich habe Embryotox kontaktiert wo man mir sagte, die Dosis von 5 mg sei gering und in der Schwangerschaft "durchaus vertretbar".
Andererseits stellte man mir die Datenlage dar aus der sich zumindest der Verdacht für Risiken ergibt. Ich bin ratlos. FA meinte, das ebenso psychostress und Depris der Mutter schaden können.

In meiner ersten Schwangerschaft habe ich alle Medis abgesetzt. Hatte trotz Wunschkind und guter Unterstützung Schwangerschaftsdepressionen und nachher PPD aus der ich erst Monate später dank der Medikamente fand. ich will nicht das es wieder so wird. Wer hat Erfahrung oder Rat?!?!
Aglaja.
mystique

Beitrag von mystique »

Hallo Aglaja,

Deine Dosis von 5mg oder 2,5 sind ja wirklich homöopathische Dosen!
Mein Neurologe hat einmal gemeint, dass die SSRI`s erst am 10mg überhaupt wirken.
Auf jeden Fall hat eine Freundin von mir durch die Schwangerschaft täglich 30 mg genommen. In der 25. Woche waren sie mal bei einem Spezialscreening, da bei Paroxetin die Wahrscheinlichkeit von allen SSRI`s am größten ist, dass das Baby einen Herzfehler kriegen könnte.
Aber das ist ein Wert von 2,1% oder so.
Das Baby hatte nach der Entbindung gar nichts, und auch heute ist es ein sehr liebes und pflegeleichtes Baby.
Meine Meinung: Nimm Dein Medikament weiter. Viele würden sich wünschen, mit so einer Dosis auszukommen.
LG,Astrid
Dobby

Beitrag von Dobby »

--
Zuletzt geändert von Dobby am 03:05:2010 0:51, insgesamt 1-mal geändert.
birgit1075
Beiträge: 87
Registriert: 18:06:2008 8:33
Wohnort: Bayern / Augsburg

Beitrag von birgit1075 »

Liebe Aglaja,

ich kann dich sehr gut verstehen, wie es dir geht!
Ich bin ohne Medikament in die Schwangerschaft, aber habe von Anfang an SS-Depressionen. Ich halte es bis jetzt durch, bin jetzt in der 30. SSW. Da ich mich nicht dazu durchringen kann meine Medis zu nehmen.
Ich komme zur Zeit mit Alternativmedizin, mal mehr mal weniger durch die SS! Ich nehme Bachblüten, Akkupunktur und seit ca. 4 Wochen nehme ich Solunate.
Manchmal wünschte ich mir ich würde sie nehmen, da ich meine (fast) ganze Schwangerschaft nicht genissen kann!!

Wenn es dir so schlecht geht, das gar nichts mehr geht, dann nimm Deine Medikamente. Es gibt sehr viele die in der SS Medikament genommen haben und bei denen alles gut gegangen ist. Du kannst auch zwischen der 11 - 14 SSW ein ersttrimester Screening machen, das ist ein ganz genauer Unltraschall, damit kann mal evtl. Down Syndrom ausschliesen und man sieht ob Fehlbildungen vorhanden sind.

Die Entscheidung kann dir leider keiner Abnehmen!! Aber du weißt was für euch das beste ist!!

Ich wünsche dir ganz viel Kraft
Ich denk an dich
LG
Birgit
Birgit mit Jonas 09/2001 & Luis 03/2009

PPD 2001, SS-Depri 08/09, Depri-Phasen
Schilddrüssenunterfunktion festgestellt Juli/2009

Medikation:
Trevilor
Fluanxol 0,5 mg
Lamotrigin
Schilddrüsenhormone
Aglaja

Beitrag von Aglaja »

Ihr Lieben,

vielen Dank für Eure Postings! Es tut gut das zu lesen. Ich denke Ihr habt recht, bevor es zu schlimm wird gehe ich wieder auf die 5 mg. Und vielleicht klappt es ja auch mit den 2,5 mg. Im Moment ist eben die blödste Phase. Was ich vom Paroxat absetzen weiß ist eben, das zwei Wochen nach der Dosisreduktion ein Tief kommt mit allen Merkmalen einer Depri. Bei meinem bisherigen Absetzvorgang haben sich diese jedoch glücklicherweise als Absetzsymptome entpuppt, die nach zwei bis vier Wochen besser wurden. Ich will hoffen, das es diesmal auch so ist.
Habe mir jedenfalls vorgenommen einfach bis Mitte JAnuar durchzuhalten und zu sehen ob es dann geht. Aber diese blöden Symptome. Ich denke ihr kennt sie. Diese Beklommenheit abends beim einschlafen, die Gereiztheit und Verzagtheit, Zustände in der Schlange an der Supermarktkasse, usw.
Mein Doktor behauptet auch die Dosis sei eigentlich nicht mehr wirksam. Aber wer Paroxetin kennt weiß, das schon einzelne Milligramm beim Absetzen erhebliche Schwierigkeiten verursachen können, leider!!

Liebe Birgit: toll, Du bist schon fast "fertig" mit der SS und hast es ohne Medis geschafft. Das Du die SS nicht genießen konntest, ja das verstehe ich sehr gut, das es Dich traurig macht. Bei mir war es ja auch so. Ich weiß nicht ob es Dein erstes Kind ist. Wenn ja, dann laß Dir von mir insoweit Mut machen, als das ich Dir sagen kann das es bald wieder bergauf geht! Denke bloß daran rechtzeitig nach der Entbindung die Medis zu nehmen! Embryotox teilte mit, das z.B. Paroxetin mit dem Stillen vereinbar ist. Ich habe damals viel zu lange gewartet und wurde so richtig depri ein halbes Jahr nach der Geburt, es ist ja alles anstrengend genug in dieser Zeit. Aber dann mit den Medikamenten stieg ich wie Phönix aus der Asche!! Konnte die Babyzeit ERSTMALS richtig genießen.

Noch was für Schwangerschaftsdepribetroffene: wie in der ersten SS merke ich doch, das die Schwangerschaft an sich eben auch recht gut geeignet ist um bei dafür anfälligen Leuten Depri Gefühle zu erzeugen. Jedenfalls dann wenn man nicht zu denjenigen Frauen gehört die einem sagen" die SS war die tollste Zeit! Ich war schön, stark, habe mich nie besser gefühlt, ging bis zumr Frachtblasensprung ins Office, habe täglich gejoggt und die Muckibude aufgesucht...blabla." Kennt ihr die auch, hihi?!?!

Meine Realität: ich fühle mich total schlapp, könnte nur schlafen, schwanke zwischen Fressgier und Übelkeit, mir wird gerne mal "blümerant" in stickigen Geschäften und zu Sport habe ich keinerlei Lust mehr (bitter, denn ich laufe sonst 4 mal die Woch 10 km). Also alles Symptome die typisch für schwanger sind, die man aber auch von Depriphasen und Panikattacken kennt.
Ich muß ganz ehrlich sagen, ich finde schwanger sein an sich nicht so toll.

Aber Kinder haben ist die tollste Erfahrung die ich je gemacht habe (meine Tochter ist vier). Aus diesem Grunde habe ich mich auch (nicht leichten Herzens) durchgerungen dieses ganze Gefühlschaos und die körperliche Megaumstellung, was für mich nunmal leider mit SS untrennbar verbunden zu sein scheint, nochmal durchzumachen.
Ich freue mich in diesem Forum Menschen zu finden, die das auch wagen, bzw. gewagt haben und sich gegenseitig Mut machen. Im normalen Umfeld trifft man eben doch immer nur auf Frauen, die ihre SS durchweg positiv erlebt haben und offenbar "unendlich" belastbar sind. Da kann man sich manchmal ganz schön schlecht fühlen.

ganz liebe Grüße an Euch alle,
Aglaja.
birgit1075
Beiträge: 87
Registriert: 18:06:2008 8:33
Wohnort: Bayern / Augsburg

Beitrag von birgit1075 »

Liebe Aglaja,

ich finde es eine Gute Idee, das jetzt einfach nochmla bis mitte januar abwartest und wenn es gar nicht geht kannst du immer noch erhöhen. Aber wenn du dich zu sehr Quälst, nimm sie leichter auch schon früher.

Bei mir ist es jetzt mein 2. Kind, bei uns war Kinderbekommen total abgeschlossen, da ich wirklich die Hölle durchmachte. Nach ca. 6 Jahren kam dann noch nochmall der Kinderwunsch hoch... !! Aber ich habe niemals damit gerechnet, das es mich in der SS mit Depris erwischt. Darauf waren / bin wir gar nicht vorbereitetet gewesen, da ich eine Traum-SS bei meinem Sohn hatte.
Bei mir waren es am anfang auch die körperlichen Symptome die mich total fertig gemacht haben... Übelkeit bis zur 20 SSW... und die Angst vor der Angst. Ich kann ganz schlecht umschalten und sagen es ist jetzt SS-bedingt und nicht Depri... da die Symptome bei mir so ähnlich waren.
Und diese beschiessene Grübelei...!! Aber wie du gesagt hast, wenn man behaftet ist mit Depri, ist die SS schon eine gute Zeit hier auszubrechen. Das ungewisse was auf einen zukommt, packt man es mit 2 Kindern, wie wird das Kind....!! Da können wir uns ja reinsteigern bis zum abwinken!!

Aber wir wissen ja , es wird wieder und wir können etwas dagegen tun!!

wie geht es dir gerade??

Lieben Gruß
Birgit
Birgit mit Jonas 09/2001 & Luis 03/2009

PPD 2001, SS-Depri 08/09, Depri-Phasen
Schilddrüssenunterfunktion festgestellt Juli/2009

Medikation:
Trevilor
Fluanxol 0,5 mg
Lamotrigin
Schilddrüsenhormone
Aglaja

Beitrag von Aglaja »

Hallo,

liebe Birgit,

was Du sagst kann ich nur unterstreichen. Die SS hat in ihren Symptomen viel gemeinsam mit Depris und die Unterscheidung fällt oft schwer.
Nachdem ich gestern und vorgestern ganz guter Stimmung war ist diese heute weniger toll. Das liegt allerdings daran das ich gleich zum ZA muß. Zur Krönung hat sich ein wurzelgefüllter Zahn entschlossen nun in der FrühSS Probleme zu machen. ZA und FA in Aufruhr!! Die Betäubungsspritze ist ja nicht gerade toll zum jetzigen Zeitpunkt. Aber was soll man machen? Abwarten bis die Entzündung so weit ist, das Spritze und Antibiotika sein muß ist ja wohl auch nicht sinnvoll.
Drückt mir die DAumen das es alles gut geht.

Birgit, Du weißt jetzt das es mit dem Säugling nicht nur rosig sondern auch sehr anstrengend ist, auch wird die Depri Dich nicht mehr aus heiterem Himmel treffen. Vor allem weißt Du das Medikamente helfen können. Das wir schon klappen mit den zwei Kindern.
Hach, ich beneide Dich richtig das Du die SS bald hinter Dir hast: Medikamente kannst Du dann wieder nehmen, mal ein Gläschen Rotwein trinken, nicht mehr dauernd müde, übel und walfischgleich auf'm Sofa.
Ist doch auch eine gute Aussicht.

Ganz liebe Grüße,
Vanessa.
Bordeaux

Beitrag von Bordeaux »

Hallo Aglaja,

ich kann nur aus mener Erfahrung sprechen. Ich nehme seit 8 Jahren Trevilor. Vor der SS wollte ich es auch absetzen und bin schwanger geworden. Bei mir ist es allerdings auch so das ich auch ohne SS nicht ihne Medis kann. Habe 4 mal versucht abzusetzen, geht einfach nicht. Jedenfalls ist es immer besser anständig mit einem Medi seiner Wahl eingestellt zu sein als eine depressive Schwangere zu sein, das schadet dem Baby viel mehr. Das hat mir meine Ärztin aus der Uniklinik gesagt und die wird es wohl wissen. Man kann es versuchen so gering wie möglich zu halten, aber ich musste z.B. doppelt soviel nehmen wie normal, da alles darunter nicht lebenswert war.

LG Bordeaux und alles Gute für die weitere Schwangerschaft
Antworten