Psychoanalyse

Austausch von Erfahrungen mit Therapieformen, Infos, Tipps

Moderator: Moderatoren

Antworten
zita

Psychoanalyse

Beitrag von zita »

Hallo, eine Ärztin hat mir letzte Woche zu einer Psychoanalyse geraten...Hm, ich war ja jetzt in jahrelanger tiefenpsychologischer Therapie - schon mit einigen Erfolgen und vielen Erkenntnissen, ich fand in letzter Zeit nur, dass ich diese Erkenntnisse zwar habe, aber nur schwer im Alltag umsetzen kann. Deswegen hatte ich ja mal an eine Verhaltenstherapie gedacht. Aber die Ärztin meinte nun, meine Ängste und Sorgen lägen so tief, sie hielte eine Psychoanalyse - mind. 2 mal die Woche - für sinnvoll.

Ich kann mir das jetzt gar nicht vorstellen, ich brauch schon ein Gegenüber, einen Ansprechpartner und wie das zeitlich etc. gehen soll, weiß ich gar nicht.

Meine Frage: hat hier jemand schon eine Psychoanalyse gemacht? Wie war das? Gab es Erfolge? Bin im Moment etwas verunsichert...

Danke und grüße

Zita
Graureiherin
power user
Beiträge: 530
Registriert: 07:01:2015 12:57

Re: Psychoanalyse

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr,

jetzt aktualisiere ich mal ein älteres Thema vom Dezember 2014.

Ich war nämlich heute Mittag zu einem Gespräch bei einem Psychoanalytiker. Der Grund ist der, dass ich denke eine fortführende Therapie im Anschluss an die Verhaltenstherapie könnte hilfreich für mich sein.

Allerdings fand ich das Gespräch irgendwie "komisch". Was der Therapeut auf jeden Fall meinte ist, dass eine Psychonalyse/Tiefenpsychologie ein ganz anderer Weg ist als die Verhaltenstherapie. Es kann dann auch gut sein, dass ich wieder instabiler werde. Er arbeitet gar nicht mit verhaltentherapeutischen Maßnahmen, das scheint der Psychoanalyse eher fremd zu sein (?)

Hmmm, ich werde noch darüber nachdenken, aber bisher habe ich das Gefühl, dass ich der Verhaltenstherapie sehr zugewandt bin und lieber in der Richtung weitermachen würde. Allerdings mache ich die nun schon zwei Jahre und ewig geht es nun ja auch nicht.

Nochmals ganz anders therapeutisch anzufangen will ich glaub nicht. Leider ist es schwer einen Platz bei einem Therapeuten zu finden, da bei mir ja auch immer Traumarbeit im Gespräch war.

Falls ihr Erfahrungen mit Psychoanalyse habt evtl. auch als Anschlusstherapie nach einer Verhaltenstherapie dürft ihr es mich wissen lassen.

eure Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
lotte

Re: Psychoanalyse

Beitrag von lotte »

Hey Graureiherin,

ich kann Dir auch nur bestätigen, dass Verhaltens- und Tiefen bzw. dann Psychoanalyse wirklich zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Meine Tiefenthera hat mich zb noch weiter runtergerissen, allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt auch schon alkoholkrank.

Festgestellt habe ich trotzdem, dass ich zunächst praktischere Tipps benötigt habe, die gibt es nun mal eher in einer VT. Als ich dann stabiler war, habe ich dort dann auch die Zusammenhänge von früher erkannt, aber immer wieder haben wir den Bezug zu heute darstellen können. Das hatte ich in der TP zb gar nicht, das war alles wie losgelöst, schwer zu beschreiben.

Hast Du denn das Gefühl, dass Du jetzt gleich noch eine Therapie anschliessen möchtest? Manchmal ist auch eine Pause zwischendrin ganz hilfreich ;)

LGL
Sanna
power user
Beiträge: 915
Registriert: 17:03:2013 14:36
Wohnort: Ruhrgebiet, NRW

Re: Psychoanalyse

Beitrag von Sanna »

Hallo!

Ich habe eine VT gemacht und arbeite nun mit einem tiefenpsychologischen Therapeuten. Ich habe das Gefühl, dass mir beide Therapieformen weiterhelfen, wobei es auch mit dem Therapeuten steht und fällt. Ich habe nicht das Gefühl, dass die tiefen psychologische Behandlung mich destabilisiert.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Graureiherin
power user
Beiträge: 530
Registriert: 07:01:2015 12:57

Re: Psychoanalyse

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr Lieben,

zu Lottes Frage, ob ich gleich eine Therapie anschließen möchte.

Ich werde zunächst die VT weiter machen und auch beenden. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mit einer anderen Therapie weitermachen werde. Aktuell überlege ich das ja, weil ich diesen Rückfall nach Absetzen des Cipralex hatte. Ich werde kommenden Montag mit meiner VT-Thera sprechen. Ursprünglich (also vor ca 1,5 Jahren) hat meine VT-Thera gesagt, dass sie sich vorstellen könnte, dass mir eine Traumatherapie noch weiter helfen kann. Da ich mich aber sehr schnell stabilisiert habe, waren sich Thera und Neurologin einig, dass ich mit der VT alleine gut zurecht kommen kann.

Vielleicht muss ich einfach noch den Rückfall akzeptieren. Tja, "akzeptieren" eh ganz wichtig.

Sanna, inwiefern hilft Dir gerade die Tiefenpsychologie? Kannst Du das mit einem (oder auch zwei) Beispielen darstellen? und Ich gebe Dir absolut recht, eine Therapie steht und fällt mit der Person die sie durchführt.

mit herzlichen Grüßen an euch

Pe die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 9984
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Psychoanalyse

Beitrag von Marika »

Hallo,

meine Therapie bestand (bei meinem Psychiater, der alles gemacht hat: VT, TP, EMDR, Medis verschrieben) aus 1/3 TP und 2/3 VT, später noch 4 Sitzungen EMDR. TP war für mich insofern wichtig, um zu verstehen, WAS zu meiner Persönlichkeitsstruktur mit Zwängen geführt hat. Die VT danach war aber dann der Knackpunkt, weil man da ja lernt, wie man ZG, Ängsten, Panik usw. umgehen kann.

Optimal war bei mir, dass ich ein und den selben Arzt/Therapeuten hatte, der dann die Zusammenhänge sehen konnte.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
ubure

Re: Psychoanalyse

Beitrag von ubure »

Marika hat es ja schon gesagt: in der Tiefenpsychologie wird nach en "Leichen im Keller" gefahndet. Es mag sicher für manche wichtig sein zu wissen, woher das alles kommt, aber was diese Therpapieform leider nicht leistet, ist, dass sie einem das Handwerkzeug zu erfolgreichen Bewältigung des Ganzen gibt. Es ist nun mal so, dass sich bei Ängsten, Depressionen etc. (wie bei allen anderen menschen auch) bestimmte Denk- und Verhaltensmuster ganz tief eingegraben haben. Je öfter man in einer bestimmten Weise reagiert bzw. etwas bestimmtes denkt. So werden die entsprechenden neuronalen Verbindungen gestärkt. Irgendwann wird aus einem Trampelpfad eine Autobahn. In der kognitiven Therapie setzt man genau dort an. So wie negative Denk- und Verhaltensmuster erlernt wurden, so kann man sie wieder überschreiben durch bessere und positive Muster.
Antworten