Was tief schlummert ..
Verfasst: 29:01:2020 10:52
Guten Morgen ihr Lieben,
erstmal wollte ich allen nochmals danken, die immer ein offenes Ohr für mich haben. Es ist wirklich eine sehr sehr große Hilfe und einfach etwas anderes, als mit einer Person darüber zu sprechen, die vielleicht Verständnis zeigt, aber nicht weiß, wieviel Leid wirklich in einer Mama mit PPD steckt. Also, .. DANKE!
Gestern war ich nochmal bei meiner Gynäkologin. Sie hat mir erklärt, dass das Agnus Caston, was ich seit knapp 2 Wochen nehme, 3 Monate braucht, bis es richtig wirkt.
Wir haben auch darüber gesprochen, was wir machen, wenn das Mönchspfeffer nicht die gewünschte Wirkung zeigt - dann würde ich tatsächlich mal die Pille ausprobieren ( sehr ungern ). Weiterhin bleibe ich bei Citalopram 40mg und Olanzapin 2,5mg. Auch wenn die gewünschte Wirkung in der Zeit nach dem Eisprung mangelhaft ist.
Am 11.2 habe ich dann den Termin beim Therapeuten, der auf Tiefenpsychologie spezialisiert ist. Eigentlich nicht mein Ding, denn ich bin der Meinung, dass man nichts aufwühlen sollte. Sinnvoller wäre es doch, zu lernen, wie man mit gewissen Dingen umgeht - sprich, Verhaltenstherapie. Aber ich möchte mich darauf einlassen und es versuchen. Angst davor habe ich aber, denn es schlummert so einiges tief in mir, was ich eigentlich verdaut habe, aber ich nicht weiß wie es wird, wenn man darin rumstochert. Vielleicht hilft es mir, euch ein bisschen davon zu erzählen:
Angst ist schon als Kind ein großes Thema bei mir gewesen. Meine erste Erinnerung an meine Kindheit ist der erste Tag im Kindergarten. Es war traumatisch für mich - meine Mutter ging und lies mich weinend zurück. Ich weinte und weinte, saß auf dem Schoß einer Erzieherin, die von meinem Weinen so dermaßen genervt war, dass sie mich wegschubste. Vielleicht ist es harmlos, aber das war das erste einschneidende Erlebnis in meinem Leben. Ich fühlte mich von meiner Mutter verlassen und irgendwie gedemütigt und unverstanden von dieser Erzieherin. Ich habe noch so gute Erinnerungen daran, auch wenn ich erst 3 Jahre alt war.
Gut erinnern kann ich mich auch daran, dass meine Mutter anfangs eine sehr warme und herzliche Mutter war, mit dem Wunsch nach Liebe und Familie. Denn wir waren mehr Schein als Sein. Bei uns herrschte eine Art Diktatur von Seiten meines Vaters, mit viel seelischer und körperlicher Gewalt. So hat man mir die Angst antrainiert. Ich hatte Angst um meine Mutter und Angst um meinen Bruder. Mein Bruder wurde sehr oft geschlagen, heftig geschlagen. Denn er war als Junge eben der wildere.
Meine Mutter musste auch hin und wieder ( besonders verbale Gewalt ) einstecken. Vor uns Kindern beschimpfte mein Vater meine Mutter als dumm, bescheuert und drohte ihr an, sie mit dem Kopf gegen die Wand zu schlagen.
So war das mit der Angst. Von nun an fest verankert in mir.
Als meine Mutter sich eines Tages dafür entschied, sich zu trennen, wurde die Hölle noch heißer:
Sie wollte die Koffer aus dem Keller holen, ich habe oben gewartet.
Mein Vater lief ihr hinterher und ich hörte sie nur schreien, dass ich die Polizei rufen soll, er würde sie umbringen. Ich war 12.
Total überfordert, klingelte ich bei den Nachbarn. Weinend stand ich da, total neben mir und bettelte um Hilfe.
Noch mehr Angst. Ich spielte kaum mit Freunden und wenn ich mal jemanden besuchte, rief ich von dort aus alle 20 Minuten Zuhause an um meine Mutter zu fragen, ob alles ok ist. Ich hatte wirklich die Befürchtung, mein Vater würde sie irgendwann erschlagen. Dann kehrte Ruhe ein: Mein Vater zog aus und es herrschte sowas wie Harmonie. Meine Mutter, mein Bruder und ich.
Bis eines Tages der nächste Schlag kam: Er zog wieder ein. Meine Mutter war/ist so emotional abhängig, dass sie den Absprung leider nicht schaffte. So stieg wieder die Angst. Nachts lautes streiten. Ich durfte nicht sagen, dass ich nicht schlafen kann, wenn sie so laut streiten, denn dann schrie mein Vater noch mehr.
Mit 13 ging meine Mutter mit mir zum Psychologen. ,,Ihre Tochter hat Depressionen“, sagte er zu meiner Mutter.
,,Wow, Depressionen mit 13. Ich hab‘s gepackt“, dachte ich mir.
Unternommen wurde nichts. Ich war 3 oder 4 Mal bei einem Gespräch und dann nicht mehr ( ich kann mich nicht mehr erinnern warum ).
So vergingen die Jahre. Ich merkte, wie ich unter Verlustsängsten zu leiden habe. Irgendwann kam die Agoraphobie dazu: In großen Räumen, mit vielen Menschen bekam ich Panikattacken. Ich bin dann in ein Meidungsverhalten gerutscht. Keine große Supermärkte z.B Aber irgendwann entschloss ich mich, meinem Hausarzt von dieser Agoraphobie zu erzählen und er verschrieb mir Citalopram 20mg. Es war gut, half mir und ich führte ein ganz normales Leben. Bekam 2 Kinder und mit meinem Vater war es ganz ok. Ich hatte glückliche Zeiten.
Bis nun nach der Geburt meiner Tochter im August , die PPD einschlug wie ein Blitz!
Wie es mir mittlerweile geht wisst ihr ja. Ich frage mich nun wirklich, ob meine Kindheit eine Rolle spielt in der ganzen Sache und ob ich den Mut habe, mit dem Therapeuten darin rumzubohren. Hilft eine Therapie überhaupt, wenn eine Depression und Angst so festsitzen?Ich bezweifle es. Darum hätte ich eine Verhaltenstherapie bevorzugt, nur leider wären die Wartezeiten, bei den Therapeuten die das anbieten, sehr sehr lange gewesen.
Es ist so anstrengend und eigentlich, .. ja eigentlich will ich nur glücklich sein.
Danke für‘s lesen und es war eine gute Übung für das, was noch auf mich zukommt.
Eure Celeste
erstmal wollte ich allen nochmals danken, die immer ein offenes Ohr für mich haben. Es ist wirklich eine sehr sehr große Hilfe und einfach etwas anderes, als mit einer Person darüber zu sprechen, die vielleicht Verständnis zeigt, aber nicht weiß, wieviel Leid wirklich in einer Mama mit PPD steckt. Also, .. DANKE!
Gestern war ich nochmal bei meiner Gynäkologin. Sie hat mir erklärt, dass das Agnus Caston, was ich seit knapp 2 Wochen nehme, 3 Monate braucht, bis es richtig wirkt.
Wir haben auch darüber gesprochen, was wir machen, wenn das Mönchspfeffer nicht die gewünschte Wirkung zeigt - dann würde ich tatsächlich mal die Pille ausprobieren ( sehr ungern ). Weiterhin bleibe ich bei Citalopram 40mg und Olanzapin 2,5mg. Auch wenn die gewünschte Wirkung in der Zeit nach dem Eisprung mangelhaft ist.
Am 11.2 habe ich dann den Termin beim Therapeuten, der auf Tiefenpsychologie spezialisiert ist. Eigentlich nicht mein Ding, denn ich bin der Meinung, dass man nichts aufwühlen sollte. Sinnvoller wäre es doch, zu lernen, wie man mit gewissen Dingen umgeht - sprich, Verhaltenstherapie. Aber ich möchte mich darauf einlassen und es versuchen. Angst davor habe ich aber, denn es schlummert so einiges tief in mir, was ich eigentlich verdaut habe, aber ich nicht weiß wie es wird, wenn man darin rumstochert. Vielleicht hilft es mir, euch ein bisschen davon zu erzählen:
Angst ist schon als Kind ein großes Thema bei mir gewesen. Meine erste Erinnerung an meine Kindheit ist der erste Tag im Kindergarten. Es war traumatisch für mich - meine Mutter ging und lies mich weinend zurück. Ich weinte und weinte, saß auf dem Schoß einer Erzieherin, die von meinem Weinen so dermaßen genervt war, dass sie mich wegschubste. Vielleicht ist es harmlos, aber das war das erste einschneidende Erlebnis in meinem Leben. Ich fühlte mich von meiner Mutter verlassen und irgendwie gedemütigt und unverstanden von dieser Erzieherin. Ich habe noch so gute Erinnerungen daran, auch wenn ich erst 3 Jahre alt war.
Gut erinnern kann ich mich auch daran, dass meine Mutter anfangs eine sehr warme und herzliche Mutter war, mit dem Wunsch nach Liebe und Familie. Denn wir waren mehr Schein als Sein. Bei uns herrschte eine Art Diktatur von Seiten meines Vaters, mit viel seelischer und körperlicher Gewalt. So hat man mir die Angst antrainiert. Ich hatte Angst um meine Mutter und Angst um meinen Bruder. Mein Bruder wurde sehr oft geschlagen, heftig geschlagen. Denn er war als Junge eben der wildere.
Meine Mutter musste auch hin und wieder ( besonders verbale Gewalt ) einstecken. Vor uns Kindern beschimpfte mein Vater meine Mutter als dumm, bescheuert und drohte ihr an, sie mit dem Kopf gegen die Wand zu schlagen.
So war das mit der Angst. Von nun an fest verankert in mir.
Als meine Mutter sich eines Tages dafür entschied, sich zu trennen, wurde die Hölle noch heißer:
Sie wollte die Koffer aus dem Keller holen, ich habe oben gewartet.
Mein Vater lief ihr hinterher und ich hörte sie nur schreien, dass ich die Polizei rufen soll, er würde sie umbringen. Ich war 12.
Total überfordert, klingelte ich bei den Nachbarn. Weinend stand ich da, total neben mir und bettelte um Hilfe.
Noch mehr Angst. Ich spielte kaum mit Freunden und wenn ich mal jemanden besuchte, rief ich von dort aus alle 20 Minuten Zuhause an um meine Mutter zu fragen, ob alles ok ist. Ich hatte wirklich die Befürchtung, mein Vater würde sie irgendwann erschlagen. Dann kehrte Ruhe ein: Mein Vater zog aus und es herrschte sowas wie Harmonie. Meine Mutter, mein Bruder und ich.
Bis eines Tages der nächste Schlag kam: Er zog wieder ein. Meine Mutter war/ist so emotional abhängig, dass sie den Absprung leider nicht schaffte. So stieg wieder die Angst. Nachts lautes streiten. Ich durfte nicht sagen, dass ich nicht schlafen kann, wenn sie so laut streiten, denn dann schrie mein Vater noch mehr.
Mit 13 ging meine Mutter mit mir zum Psychologen. ,,Ihre Tochter hat Depressionen“, sagte er zu meiner Mutter.
,,Wow, Depressionen mit 13. Ich hab‘s gepackt“, dachte ich mir.
Unternommen wurde nichts. Ich war 3 oder 4 Mal bei einem Gespräch und dann nicht mehr ( ich kann mich nicht mehr erinnern warum ).
So vergingen die Jahre. Ich merkte, wie ich unter Verlustsängsten zu leiden habe. Irgendwann kam die Agoraphobie dazu: In großen Räumen, mit vielen Menschen bekam ich Panikattacken. Ich bin dann in ein Meidungsverhalten gerutscht. Keine große Supermärkte z.B Aber irgendwann entschloss ich mich, meinem Hausarzt von dieser Agoraphobie zu erzählen und er verschrieb mir Citalopram 20mg. Es war gut, half mir und ich führte ein ganz normales Leben. Bekam 2 Kinder und mit meinem Vater war es ganz ok. Ich hatte glückliche Zeiten.
Bis nun nach der Geburt meiner Tochter im August , die PPD einschlug wie ein Blitz!
Wie es mir mittlerweile geht wisst ihr ja. Ich frage mich nun wirklich, ob meine Kindheit eine Rolle spielt in der ganzen Sache und ob ich den Mut habe, mit dem Therapeuten darin rumzubohren. Hilft eine Therapie überhaupt, wenn eine Depression und Angst so festsitzen?Ich bezweifle es. Darum hätte ich eine Verhaltenstherapie bevorzugt, nur leider wären die Wartezeiten, bei den Therapeuten die das anbieten, sehr sehr lange gewesen.
Es ist so anstrengend und eigentlich, .. ja eigentlich will ich nur glücklich sein.
Danke für‘s lesen und es war eine gute Übung für das, was noch auf mich zukommt.
Eure Celeste