Wie hilft die Therapie bei fehlender Bindung?

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shari

Wie hilft die Therapie bei fehlender Bindung?

Beitrag von shari »

Hallo! Mein Problem ist, dass ich zum einen extrem Panik bekomme, wenn mein Kind schreit und dass ich keine richtige Bindung habe. Ich mache alles für den Kleinen, will ihn auch nicht mehr hergeben, aber trotzdem bin ich froh, wenn ich nicht mit ihm alleine sein brauche und meine Eltern ihn täglich nehmen, wenn mein Mann arbeiten ist. Die Therapeutin meinte, dass das so ok wäre, wenn alle damit glücklich sind und ich Zeit für mich habe. Trotzdem habe ich dann wieder ein schlechtes Gewissen, weil das ja eigentlich nicht "normal" für eine Mutti ist.

Irgendwie kann ich mich auch nicht so von Herzen mit ihm beschäftigen, eher wie ein Roboter komme ich mir dabei vor. Ich habe eine Verhaltenstherapie begonnen und wollte mal nach euren Erfahrungen fragen, wie diese Therapie es "schafft", dass man endlich richtige Muttergefühle bekommt und die Bindung dann da ist. Wegen der Panik habe ich gestern mit Citalopram begonnen. Liebe Grüße
Lily

Re: Wie hilft die Therapie bei fehlender Bindung?

Beitrag von Lily »

Liebe Shari,

eine Verhaltenstherapie soll Dir neue Denkansätze vermitteln oder auch Dein bisheriges Verhalten in andere Richtungen lenken.
Möglichkeiten aufzeigen die Sichtweise zu ändern oder auch den Umgang mit Dir selbst zu verbessern.
Wer sagt denn z. B. das eine Mutter ihr Kind nicht auch hin und wieder abgeben darf?
Was ist normal? Vielleicht definiert jeder sein normal anders...für ein Kind ist es doch gut wenn es der Mutter auch gut geht...
Entspannung und Zeit für sich selbst hilft um
Kraft zu sammeln.
Und es ist doch super, dass Du Unterstützung hast. Nutze das so oft Du kannst. Sei nicht zu hart zu Dir selbst.
Wenn Du den Blickwinkel änderst und annimmst das es aktuell nunmal so ist wie es ist kannst Du vielleicht Frieden mit der Situation finden.
Es ist auch normal, dass das Schreien des eigenen Babys Unbehagen auslöst. Das hat die Natur so eingerichtet um die Mutter zu alarmieren. Und vielleicht verstärkt die anfängliche Unsicherheit gegenüber dem neuen Alltag Deine Gefühle.
Mit der Zeit wirst Du lernen welches Verhalten deines Kindes was bedeutet.
Anfangs ist man doch oft hilflos.
Niemand ist die geborene Mutter...
Das Citalopram wird Dich stabilisieren und Deine Haut wird etwas „dicker“. Auch das wird Dir helfen Deine Gefühle für dein Baby
zu entdecken. Die Depression verschleiert die Gefühle...es wird wieder gut. Hab Geduld...

Liebe Grüße,
Lily
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Marika
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Re: Wie hilft die Therapie bei fehlender Bindung?

Beitrag von Marika »

Hallo,

ich habe in der Therapie gelernt, mich diesen Angst - Situationen zu stellen, sie aus zu halten und zu merken, dass nichts schlimmes passiert. So wird dein Gehirn umtrainiert - es lernt quasi, dass es nicht mit Angst reagieren muss. Weiters habe ich mein Selbstvertrauen stärken können. Dazu musste ich mich im Alltag ebenfalls Situationen stellen, die ich aus Angst oft gemieden habe. Dazu gehörten ganz banale Dinge wie alleine einen Kaffee trinken gehen, alleine einkaufen zu gehen ... usw... Mit diesem Mix konnte ich nach und nach Ängste abbauen und konnte so mit der Zeit immer besser diese Muttergefühle auch spüren, die zwar immer da waren, aber eben von den anderen Emotionen überlagert wurden.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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