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Kindheitstrauma

Verfasst: 18:03:2023 16:29
von Nic
Ich hatte ja schon geschrieben von meinem neuen Psychologen.
Für ihn kommen meine Ängste ja ganz klar durch ein Kindheitstrauma. Sicher haben meine Eltern uns nicht vorbildlich wie im Bilderbuch erzogen. Wenig Zuspruch, dadurch ein kleines Selbstbewusstsein, viel Kritik, wenig Verständnis für uns jungen Leute (damals in der Pubertät). Aber meiner Ansicht nach, haben sie es sicher auch so gut gemacht wie sie konnten, sie hatten ja auch ihre eigene Geschichte.

Seit Anfang der Therapie sind meine Ängste stärker, gut jz. Bin ich auch noch kurz vor der Periode. Meine 2 besten Freundinnen sagen, ich soll ja nicht aufhören, er wäre richtig gut und es wäre auch gut, wenn erstmal die Ängste hochkommen.

Heute bin ich eher wütend. Hast dieser Psychologe überhaupt schon mal Angst erlebt? Woher weiss er dass es von der Kindheit kommt? Mein Vater wurde im Krieg geboren, wer weiss was er alles erlebt hat. Irgendwie macht mich das sauer. Meine Mutter hatte auch ihre Probleme und dann kam noch ein Alkoholproblem dazu.
Dass die beiden auch ihre Geschichte haben das sieht er gar nicht, er sieht nur, wie schlecht sie es mit mir gemacht haben.
Ich weiss nicht, was ich davon halten soll.

Re: Kindheitstrauma

Verfasst: 18:03:2023 16:58
von Marika
Hallo Nic!

Ich kann dir nur von meiner Therapie berichten. Auch bei mir gab es ähnliches wie bei dir. Mein Psychiater, der auch mein Therapeut war, sah das ebenfalls so, aber seine Vorgehensweise war eine andere. Ich wurde mir der Dinge die nicht so toll waren in meiner Kindheit bewusst und konnte so sehen, woher alles kam. Dann wechselten wir in die Verhaltenstherapie wo ich lernte Ängste von damals die in mein Leben wirkten zu erkennen und durch richtiges Verhalten zu entschärfen.
Der Hauptaspekt war also, Verhaltensmuster zu erkennen und durch neu erlerntes Verhalten zu ersetzen.

Ganz wichtig war meinem Therapeuten, keine Schuldzuweisungen zu machen, denn wie du richtig sagst waren die Zeiten damals anders und auch unsere Eltern hatten ihre Themen und sind oft ebenfalls von Traumata geprägt. Das konnte ich gut während meiner Therapie erkennen. Das hat mir geholfen alles richtig einzuordnen und zu verstehen. Mein Psychiater war der Ansicht, dass ständige Schuld Suche einen in der Opferrolle halten und von einem selbstbestimmten Leben abhalten. Trauma erkennen - ja, Ängste verstehen - ja, aber dann das Geschehene hinter sich lassen und mit neuen Verhaltensmustern die Angstspirale zu durchbrechen.

Bei mir hat das geklappt, aber das heisst natürlich nicht, dass das für jeden passt und es ist auch schon 17 Jahre her. Daher kann ich deine Therapie nicht beurteilen, steht mir auch gar nicht zu. Ich kann nur sagen, dass diese Form der Therapie für mich sehr befreiend war.

Re: Kindheitstrauma

Verfasst: 18:03:2023 18:29
von Nic
Gestern hatte er sogar zu mir gesagt, dass meine Mutter keine „Mama“ war.
ne geht gar nicht.

Re: Kindheitstrauma

Verfasst: 18:03:2023 19:09
von Marika
Also ich weiß nicht, ob so eine Bewertung einer Person die er nicht kennt, hilfreich bzw. professionell ist? Ist natürliche nur meine persönliche Meinung...

Re: Kindheitstrauma

Verfasst: 18:03:2023 19:55
von Nic
Ne ist überhaupt nicht professionell, denn ist ist und bleibt für immer meine Mama.

Und dass man ja auch später nicht mehr Mama sagt sondern Mutter. Kotz. Ich merke gerade selbst dass das GAR NiCHT mehr geht.

Re: Kindheitstrauma

Verfasst: 18:03:2023 21:06
von Marika
Was willst du jetzt machen?

Re: Kindheitstrauma

Verfasst: 18:03:2023 22:12
von SaraGossa
Hallo,
Also ich habe mit meiner Therapeutin auch viel über Kindheitstrauma gesprochen. Denke niemand kommt da komplett traumafrei raus. Sie sagt immer es ist ein wertfreier Raum, es ist nicht an ihr meine Eltern zu verurteilen, aber ich darf alles so rauslassen wie es mir grade kommt ohne dass sie es verurteilt. Ich fand das so super!
Sich selber aber auch einzugestehen was für einen selber in der Kindheit nicht gepasst hat war für mich ein Schlüsselerlebnis. JA sie haben ihr bestes gegeben und wir lieben unsere Eltern, aber manches hätten wir halt anders gebraucht. Das darf man sagen. Und vor allem auch fühlen. Ich habe viel geweint in der Therapie, weil ich traurig war. Weil ich vorher immer dachte meine Kindheit war perfekt. Nein, sie war nicht perfekt. Und das muss sie auch gar nicht sein 😊

Re: Kindheitstrauma

Verfasst: 19:03:2023 8:34
von Nic
Ich werde die Therapie abbrechen.
Es gefällt mir nicht , wie er irgendwie dauernd auf meiner Mama „rumhackt“,die ja seiner Meinung nach nie eine Mama war.
Ne er ist mir einfach zu hardcore.
Die Nächte danach bin ich fix und alle, habe schlimme Ängste und Herzklopfen. Das ist doch auch nicht normal oder?

Re: Kindheitstrauma

Verfasst: 19:03:2023 8:51
von alibo79
Moin nic, ich sehe es auch so, dass ein Therapeut solche Probleme natürlich besprechen muss und vielleicht einen auch mal deutlich seine Meinung dazu sagen kann. Aber eigentlich sollte er eine professionelle Haltung dazu haben.
Mein Psychologe hat zb viele Jahre meine Mutter therapeutisch begleitet und als ich zu ihm in Therapie ging haben wir Das direkt am Anfang geklärt ob das für mich so in Ordnung ist, denn er wusste ja über unsere ganze familiäre Situation gut bescheid. Für mich war es okay und später in der Therapie haben wir viel über diese Probleme gesprochen. Aber er sagte mir immer wieder, dass wir hier nicht verurteilen oder schuld zu weisen, sondern uns immer wieder klar machen wo Defizite waren und was das für mein Leben jetzt bedeutet und wie ich damit im leben einen Weg finde damit gut umzugehen.
Ich gebe zu , dass ich trotzdem manchmal eine Wut auf meine Eltern und die Situation hatte , mich enttäuscht fühle und es manchmal auch die Beziehung zu ihnen etwas verändert hat. Aber gerade neulich habe ich im Radio dazu einen guten Bericht dazu gehört, wo gesagt wurde, dass man nicht immer seine Eltern oder andere Menschen dazu verurteilen muss, dass sie dafür verantwortlich sind ( in der Kindheit) wie wir jetzt unser Leben als Erwachsene erleben und leben, denn wir sind jetzt erwachsen und haben es größtenteils selbst in der Hand wie wir unser Leben gestalten. Das man sich aus der Opfer Rolle heraus nehmen muss, denn sonst wird man irgendwie ja auch handlungsfähig dadurch.
Dieser Blickwinkel hat mir gut geholfen wieder bisschen neutraler auf meine Kindheit und meine Eltern zu schauen.
So das sind meine Gedanken dazu und übrigens meine Mama ist meine Mama und Papa ist Papa, die nenne ich schon immer so und finde es völlig okay 😁😁

Re: Kindheitstrauma

Verfasst: 19:03:2023 9:55
von SaraGossa
Sehe das wie Alibo,
Ich war auch oft wütend auf meine Eltern und habe sogar eine Zeit lang Abstand gebraucht.
Jetzt ist es gut so wie es ist weil ich weiß was ich bei meinem Sohnemann anders machen will.
Mir hat da der Spruch geholfen: Sei für deine Kinder der Erwachsene, den du als Kind gebraucht hättest. Der kann man ja aber nur sein, wenn man seine Kindheitstraumata aufarbeitet...was nicht schön, aber dringend notwendig ist wie ich finde
Bei mir heissen meine Eltern übrigens immernoch Mami und Papi 😄

Re: Kindheitstrauma

Verfasst: 19:03:2023 10:27
von Marika
Hallo Nic!

Ich denke, ich würde wohl auch die Therapie abbrechen. Deine Ängste scheinen massiv jedesmal Mal zu sein... ein Stück weit ist das normal, aber in dieser Intensität finde ich das nicht mehr.

Wie schon geschrieben wurde, sind ständige Schuldzuweisungen in der Therapie nicht professionell. Ich finde es toll, wie du selber erkennst, dass dir diese Therapie so gar nicht gut tut und du eine Entscheidung triffst. Wirklich toll, sei stolz auf dich!

P.s. auch meine Eltern sind immer noch Mama und Papa für mich. Jetzt wo sie bald 80 sind, merke ich wie ich die Fürsorge Rolle übernehme und diese beiden alten Menschen, die versucht haben alles zu geben, über alles liebe.

Re: Kindheitstrauma

Verfasst: 19:03:2023 17:47
von Nic
Hallo Marika,

Mir kommen gerade die Tränen bei Deinem Text, dass Deine beiden Eltern versucht haben, alles zu geben.
GENAUSO ist es nämlich auch.
Hat dieser Psycho überhaupt eine Ahnung was es hieß im Krieg aufgewachsen zu sein, eine Ehe zu führen, ein Haus zu bauen, drei Kinder aufzuziehen???
Nein, hat er natürlich nicht, er hat weder eine Frau noch Kinder.

Oh, ich werde immer und immer wütender auf ihn. Eine Frechheit zu sagen meine Mama wäre keine Mama. Ich überlege nur noch ob ich den Mut habe, ihm das morgen persönlich zu sagen, oder ob ich eine What’s app schreibe und die Sache beende.

Auch ich übernehme langsam die Rolle für meine Eltern. Und das ist auch gut so. Was war, das war, wir können es eh nicht mehr ändern. So ein Idiot :oops:

Re: Kindheitstrauma

Verfasst: 20:03:2023 8:25
von Nic
Guten Morgen,

Ich habe dem Therapeuten heute morgen per Sprachnachricht abgesagt. Hatte wieder die ganze Nacht Angstwellen. Es reicht.

Re: Kindheitstrauma

Verfasst: 20:03:2023 10:22
von Marika
Das hast du gut gemacht. Ich hätte auch diese Möglichkeit gewählt, ein persönliches Gespräch ist nicht nötig.

Ich hoffe sehr, dass du jetzt wieder zur Ruhe kommst.

Hast du ihm gesagt, warum du die Therapie beendest?

Re: Kindheitstrauma

Verfasst: 20:03:2023 14:28
von Nic
Er hat mir eine heftige Sprachnachricht zurückgeschickt. Dass er möchte dass ich heute abend um 17.30 Uhr zum Termin komme um über das ganze wie Erwachsene zu sprechen. Und mit meinem Tavor dass ich nehme sei ich ja schon in einer Abhängigkeit, hat mir auch ein YouTube video dazu geschickt. Und auch da könnte er mir helfen vom Tavor loszukommen. Brauch ich jetzt gerade auch nicht, diese Aussage.
Der Typ macht mir in allem nur noch mehr Angst, anstatt mir zu helfen.

Also in meinen Augen hat er überhaupt nicht professionell reagiert. Habe ihm jetzt nochmal geschrieben, dass er meine Entscheidung bitte akzeptieren soll und ich heute abend zum Termin NICHT erscheinen werde.
Sowas hab ich ja echt noch nicht erlebt. Bin SO erleichtert, dass ich zum diesem Typ nicht mehr gehen muss.

N.