Zwangsgedanken - Ablenken oder Hinschauen?

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Zora

Zwangsgedanken - Ablenken oder Hinschauen?

Beitrag von Zora »

Hallo, ihr Lieben!

Ich war heute endlich bei meiner Verhaltenstherapeutin (leider hat sie nur alle 2 Wochen Zeit), und sie hat mir zu meinen Zwangsgedanken Folgendes geraten: Laut "STOPP" sagen und die Gedanken nicht weiter zulassen, da sie nicht logisch sind und daher keine "Daseinsberechtigung" in meinem Kopf haben. Klingt eigentlich gut.
Jetzt habe ich mich aber doch sehr gewundert, da die meisten von euch hier im Forum mir bisher dazu geraten haben, die ZG zuzulassen, damit sie ihren Schrecken verlieren, was ich auch logisch finde.
Meine Therapeutin meinte aber, dass man die ZG nur dann zulassen und durchdenken soll, wenn es sich um realistische Dinge wie "mein Kind könnte die Treppe runterfallen", handelt. Da macht das Durchdenken nämlich Sinn, weil dies ja tatsächlich irgendwann passieren könnte und man sich deswegen damit auseinandersetzen soll.
Wenn man allerdings Sachen denkt wie "ich bringe mein Kind um", soll man diese Gedanken stoppen, da sie nicht real sind und sie deshalb nicht so viel "Raum" einnehmen dürfen.
Macht das Sinn? Ich bin irgendwie skeptisch...
Was haltet ihr davon?

Liebe Grüße,

Zora
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Zora!

Mhhh, das ist komisch. Ich will natürlich keines Falls die Kompetenz deiner Therapeutin in Frage stellen, aber mein Psychiater hat mir eben genau das Gegenteil gesagt. Die Gedanken zulassen und zu Ende denken. Auch in jedem Buch, das ich bis jetzt gelesen habe, ist das die Anweisung zur Hilfe bei ZG.

Die Konfrontation ist bei jeder Art von Zwangserkrankung die gängige Therapie Form. Also bewusst der Angst machende Situation entgegentreten (in unserem Fall die ZG) und die aufkommende Angst aushalten. Wenn die Angst dann ihren Höhepunkt erreicht hat, flacht sie ab und eine Entspannung tritt ein. So ist die Erklärung von meinem Psychiater. So verlernt man pracktisch die Angst. Er später dann, wenn man schon Vortschritte gemacht hat, läßt man die ZG, wenn sie kommen, einfach an sich vorbei ziehen. Kommen lassen - und wieder gehen lassen.

Aber vielleicht gibts ja mehrer Ansatzpunkte? Probiers einfach mal aus, das "Stopp" und wenns dir Hilft wärs ja super. Wenn nicht, wäre vielleicht der andere Weg was für dich!

Ich habe mit dem "Bewusst - Zulassen" und dann später "Ziehen lassen" die besten Erfahrungen gemacht.

Wäre schön, wenn du mit eurer Methode auch so viel Erfolg habt.

Liebe Grüße
Marika
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Petra

Beitrag von Petra »

Hallo Zora,

vertraue deiner Therapeutin! Sie hat eben diesen
Therapieansatz und Plan!
Bei mir wars so, dass ich in der Therapie und später
auch alleine zu Hause die Gedanken zu Ende dachte.

Ich stellte mir jetzt auch nicht eine gewisse Tat vor die ich ausführte sondern, was auf mich und meine Familie zukommen würde wenn ich meinem Baby etwas antäte. Dabei wurde mir schnell klar wo meine eigentliche Angst liegt und darauf konnte ich mich dann konzentrieren!
Mit der Zeit hat mein Therapeut auch dann diese Übung gemacht, die Gedanken vorbeiziehen zu lassen, da es nur Gedanken sind und nichts weiter! Das ging bei mir aber erst nach der ersten Übung vorher war die Panik vor diesen Gedanken einfach zu groß und ich konnte nicht anders als sie immer wieder zu denken. Zwanghaft eben!
Es gibt wahrscheinlich kein Patentrezept, keine Sicherheit welche Methode besser oder schneller wirkt!

Mir kam das zu Ende denken sehr brutal vor und ich bin jedes mal weinend zusammengebrochen, bis mir klar wurde dass ich das nie machen würde. Irgendwann hat es regelrecht "klick" gemacht und ich war mir so sicher dass ich nicht fähig bin meinem Kind etwas anzutun dass ich die Zwangsgedanken nicht mehr ernst genommen habe! Somit konnten sie ruhig vorbeiziehen wie lästige Gäste die eben mal kurz "Hallo" sagten!

Das wichtigste ist, dass du jetzt in Therapie bist und somit große Unterstützung durch deine Therapeutin hast, überlasse einfach ihr das Kommando;) Sie ist dafür verantwortlich dass es dir gut geht!

LG Petra
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hallo Zora,
die STOPP-Methode hat mir ganz am Anfang meiner Angsterkrankung geholfen. Also, wenn ich gemerkt habe, ich steigere mich da wieder in meine hypochondrischen Sachen mit Umfallen und so, habe ich laut STOPP vor mich hin gesagt und bewußt irgendwas anderes gedacht oder getan. Heute, wo ich viel in meiner Therapie gelernt habe, lasse ich es auch mehr zu, weil ich aber auch mehr Sicherheit habe, dass wirklich nix passiert, sondern die Angst immer Ausdruck von was anderem ist. Wenn man das rausgefunden hat, ist gut. Du hast doch erst angefangen mit deiner Therapie, oder? Sicher hat Deine Therapeutin "einen Plan", also wenn sie zugelassene Verhaltenstherapeutin ist, erzählt sie Dir bestimmt keinen Unsinn. Du kannst sie ja beim nächsten Mal einfach drauf ansprechen, also, dass es Dir komisch vorkommt oder Du eben auch andere Meinungen dazu gehört hast. Hoffe, ich konnte Dir ein wenig helfen, liebe Grüße Charlotte
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