Geteiltes Leid ist halbes Leid

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Kikke

Re: Geteiltes Leid ist halbes Leid

Beitrag von Kikke »

Ich bin großartig in Schuldzuweisungen: ich bin aktuell krank und liege im Bett. Mein Mann kümmert sich und hat zwei Tage Urlaub: ich lieg nur hier, weil ich keine Lust habe. Jetzt kümmere ich mich schon wieder nicht. Mein Mann kann wegen mir nicht arbeiten.
Ich versuche es dann umzudenken: ich bin so krank, dass ich beim Tippen hier gerade Sterne sehe. Dann kann ich mich einfach nicht kümmern. Ich habe mich in der Akutphase in zwei Monaten aus der Klinik gekämpft und habe mich ab Montag 4 wieder alleine um alles gekümmert. Wir haben uns zusammen für ein Kind entschieden, jetzt muss eben mein Mann ran. Als er zwei Wochen eine Magendarm Grippe hatte, musste ich ran.

Darf ich fragen, woher du kommst?

Liebe Grüße
Kikke

Re: Geteiltes Leid ist halbes Leid

Beitrag von Kikke »

Du darfst "jammern". Weil es wirklich unfair ist. Wichtig ist, auch dem "Jammern" wieder damit aufzuhören. Selbstmitleid hilft nicht weiter.

Es gab keinen Auslöser, durch den ich dachte: jetzt bin ich wieder froh. Das kam einfach.
Ich muss sagen, dass die Krankheit mich verändert hat. Nicht negativ. Man darf nicht auf sie "Alte" warten, glaube ich
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Marika
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Re: Geteiltes Leid ist halbes Leid

Beitrag von Marika »

Hallo!

Dein Beitrag ist nicht gelöscht, nur verschoben in die Vorstellungsrunde 🥳🥳🥳
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Krümmelchensmama

Re: Geteiltes Leid ist halbes Leid

Beitrag von Krümmelchensmama »

Ich kann dir nicht sagen wann und wie ich meine Lebensfreude wieder erhalten habe...
Durch die Medikamente und die Therapie hatte ich immer weniger Angst, und ganz schleichend änderte sich auch meine Stimmung zum Positiven...
Ich bin heute nicht mehr ganz die gleiche Person wie früher sondern Selbstbewusster, stärker und dadurch sogar ein Stück zufriedener als vor der Erkrankung.

Ich hoffe diese Info hilft dir ein bisschen
Lg
Kikke

Re: Geteiltes Leid ist halbes Leid

Beitrag von Kikke »

Ich verstehe deine Angst vor den Gefühlen und der Erinnerung. Es wird aber verblassen. Irgendwann erinnerst du dich, dass du mal krank warst, aber nicht mehr, wie es sich angefühlt hat. Versprochen
Krümmelchensmama

Re: Geteiltes Leid ist halbes Leid

Beitrag von Krümmelchensmama »

Ich kenne diese Gefühle und die Angst davor sehr sehr gut.
Ich habe mir auch sehr lange darüber Gedanken gemacht, ob ich je wieder normal Leben werde können nach dem was ich in dieser Zeit durchgemacht habe.
Besonders belastend fand ich damals, dass ich immer ein 2 kind wollte aber dachte, dass würde nie gehen da ich nach dieser Erkrankung nie wieder den Mut dazu haben werde. Denn all diese negativen Gefühle waren so präsent noch so greifbar und es fühlte sich so Hoffnungslos an.
Heute bin ich in 3 Monat schwanger und wirklich glücklich. Ich kann mich zwar an die Zeit und die Gefühle erinnern, aber der Unterschied ist ich weiß jetzt und vor allem ich spüre jetzt das man trotzdem wieder richtig glücklich werden kann.
Die Hoffnungslosigkeit ist mit der Depression verschwunden und so wirkt alles wieder leichter und bunter.
Ich hoffe dies gibt dir auch etwas Hoffnung
Ich wünsche dir Frohe Festtage und viele schöne Momente
Celeste

Re: Geteiltes Leid ist halbes Leid

Beitrag von Celeste »

Ach Kikke ... dein Satz, dass man irgendwann zwar noch weiß, dass man krank war, aber nicht mehr weiß wie es sich angefühlt hat, kann ich so schwer glauben. Ich wünsche es mir so sehr, dass bald alles wieder gut ist. Soo sooo sehr. Besserung ist da, aber es ist noch lange nicht gut. Nun ist die kleine Wichtelmaus fast 5 Monate alt. Ich weiß, viele würden jetzt sagen, dass es noch nicht lange ist, aber es zieht sich ohne Ende. An ein , irgendwann nicht mehr wissen wie es sich angefühlt hat‘, ist gerade nicht zu denken.

Man denkt immer wieder, man hat etwas noch schlimmeres als die PPD und es vielleicht nicht heilbar ist. Das man genau die EINE ist, der nicht geholfen werden kann und irgendwann in einer Zelle lande und dahinvegetiere.

Ich habe euch ja auch schon von der Vertretungsärztin erzählt, die meinte, dass ich es ohne Klinik nicht schaffe. Das nur, weil ich vor ihr geweint habe. Jetzt habe ich sogar Panik davor, weinen zu müssen. Weil sie mir das Gefühl gegeben hat, dass weinen was sehr schlimmes ist. Bin wütend auf diese Ärztin. Richtig wütend. Kann man das nachvollziehen? Habt ihr in der Akutphase auch geweint?
Kikke

Re: Geteiltes Leid ist halbes Leid

Beitrag von Kikke »

Das kann ich total gut verstehen. Vor allem mein Mann hatte die Angst, dass gerade mir nicht geholfen werden kann. So schlimm war es auch nach außen.

Ich kann auch verstehen, dass es sich zieht wie Kaugummi. Jeder Tag in dieser Hölle ist ein Tag zu viel.

Es ist ein gutes Recht, sauer auf die Ärztin zu sein. Mag sollte gerade als Arzt wissen, was einzelne Sätze und Impulse anrichten können.
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