Alles Mist gerade

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Mel
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Alles Mist gerade

Beitrag von Mel »

Hallo Leute,
mir geht es gerade schlecht, weine seit zwei Tagen wieder viel.... Auslöser sind ganz klar: Eine schwierige Sitzung bei meiner Therapeutin, ich habe gestern meine Tage bekommen, habe einen Infekt und mein Schwiegervater ist heute ins Krankenhaus gekommen, weil er plötzlich hohes Fieber bekommen hat. Ich mache mir große Sorgen... Meine Ärztin war gestern auch nicht da (ich brauchte Rezept und A.U., also hatte ich einen Vertretungsarzt. Sie wollte evtl. schauen, ob wir Quetiapin mal in Mini-Dosis ausprobieren wegen des starken Grübelzwanges.
Das erste Mal seit Jahren liege ich jetzt mal für ein paar Stunden auf dem Sofa- habe nur noch ein bisschen innere Unruhe.... Aber meine Denkmaschine rattert permanent und sagt mir, das wird nix mehr mit mir, mein Schwiegervater hat bestimmt etwas ganz schlimmes und und und.
Könnt ihr mich ein bisschen aufbauen?
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
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Marika
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Re: Alles Mist gerade

Beitrag von Marika »

Hallo liebe Mel,

ich habe eine gute Nachricht: das was du gerade erlebst ist nur in Spuren deine "Besonderheit" (PPD), es ist vor allem das ganz normale Leben, dass du im Moment meistern musst. Deine Tage, Schwiegervater im Spital, deine Ärztin nicht da... das alles ist wirklich Sch….. Deine Reaktion darauf ist total normal, wer würde in Anbetracht all dessen nicht auf dem Sofa liegen, sich Sorgen machen und Grübeln? Auch Gesunde würden das, außer sie sind völlig aus Stein und ohne Gefühle...

Also - das Grübeln im Moment finde ich völlig normal. Und das wird sich auch wieder geben, wenn die Baustellen beseitigt sind. Sprich wenn ihr Bescheid bekommt, was mit deinem Schwiegervater ist - die Chancen dass es völlig harmlos ist sind viel höher, als dass es was Ernstes ist. Deine Tage werden vorüber gehen und deine Ärztin wird in absehbarer Zeit wieder da sein und dann könnt ihr wegen Quitapin schauen.

Es wird alles wieder gut, wirst sehen. Leider ist das genau DAS LEBEN. Wir müssen uns immer wieder mal Herausforderungen stellen und dann gibt es diese schlechten Tage. Daher ist deine Befürchtung "das wird nie mehr was mit mir" auch total unbegründet. Was du fühlst ist NORMAL und darf sein. Es würden Gesunden genau so gehen!!!

Drück dich und halte uns auf dem Laufenden!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Celeste

Re: Alles Mist gerade

Beitrag von Celeste »

Auch von mir ein paar Worte:

Ich denke, das alle, die an einer PPD erkrankt sind zu hohe Erwartungen an sich selbst haben. Es darf uns trotzdem auch mal schlecht gehen. Dies ist schwer anzunehmen, da wie jedes negative Gefühl mit der PPD in Verbindung bringen. Versuche dir einfach zu denken, dass die letzten Tage einfach doof waren. Aber sie vergehen. Ganz sicher.

Alles liebe
Mel
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Re: Alles Mist gerade

Beitrag von Mel »

Vielen Dank ihr Lieben!
Ist gerade echt viel.... ich danke euch von Herzen.
Mel
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Mel
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Re: Alles Mist gerade

Beitrag von Mel »

Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass solche Belastungen mal keine Heulattacken etc. hervorrufen. Gegrübelt und Sorgen gemacht habe ich mir in solchen Situationen schon ein Leben lang, aber das war alles in einem „normalen“, gut auszuhaltenden Rahmen. Meint ihr, dass diese Normalität irgendwann wieder kommt?
Ich habe mit schwerst traumatisierten Kindern und Eltern gearbeitet, da war so einiges Schwieriges an der Tagesordnung- damals auch eine Belastung aber gut machbar für mich. Dass ich diesen Job nie wieder machen werde, ist für mich seit einiger Zeit klar. Gibt es hier jemanden, der Jahrelang gebraucht hat und dann gesund wurde? Ich weiß, drei Jahre kommen schonmal vor, aber die habe ich ja in wenigen Monaten schon voll. Du hast natürlich Recht, Marika, dass ich beginnen sollte, ab jetzt zu rechnen....
Mel
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Mel
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Re: Alles Mist gerade

Beitrag von Mel »

Guten Morgen ihr Lieben,
ich habe einen dicken grippalen Infekt, fühle mich elend und habe wieder meine bekannten Gedankenschleifen. Aber ich versuche mich mal an den positiven Aspekten festzuhalten: Ich halte es aus, mich am Tag hinzulegen ohne starke innere Unruhe. Ich halte es aus, dass mein Mann sich um meinen Sohn kümmert ohne total schlimmes schlechtes Gewissen. Ich habe keine Panik. Mein Mann hält es aus, sich um alles zu kümmern ohne schlechte Laune, obwohl er eine wirklich anstrengende Arbeitswoche hatte. Er räumt sogar auf!! Mein Sohn spielt auch mal alleine und hält es gut aus, dass Mama tagsüber im Bett liegt (er kennt das von mir nicht).
Und ich versuche, die schlechte Phase einfach auszusitzen. Der Schwiegervater ist wohl gut versorgt...
Also erstmal würde ich sagen, ich stecke so eine Situation deutlich besser weg, als noch vor einem Jahr oder einem halben....
Trotzdem mache ich mir Sorgen um meinen Genesungsprozess, einfach weil die suizidalen Gedanken in solchen Krisen wieder sehr präsent sind. Ich habe schon das Gefühl, dass Sertralin mir einen ganz deutlichen Schub gegeben hat- ich nehme es ja erst seit Ende September, das sind gerade mal vier Monate, und die 200mg nehme ich jetzt ca.sechs Wochen. Das ist noch keine Zeit..... Und dafür sind wirklich viele Symptome deutlich besser geworden (das Morgentief, die Appetitlosigkeit- ich habe sogar zwei Kilo zugenommen und das ist POSITIV, die Panik). Mein Vater sagte gestern, dass er ganz deutlich wahrnimmt, dass sich in den letzten Monaten viel getan hat, dass es von Monat zu Monat immer ein bisschen besser wird, dass ich lockerer, fröhlicher, einfach wieder mehr wie ICH wirke.
Was haltet ihr davon, dass der Grübelzwang eines der Dinge ist, die sich halten? Manchmal kann ein NL dann der Durchbruch sein, aber ich habe solchen Respekt davor. Vor Sertralin hatte ich auch Schiss, aber die Nebenwirkungen hielten sich wirklich in Grenzen- die einzige Nebenwirkung, die geblieben ist, ist das Schwitzen gegen Morgen. Vom Mirtazapin habe ich auch keine Nebenwirkungen mehr- ich habe noch nicht einmal davon zugenommen. Trotzdem ist ein NL doch eine andere Hausnummer, oder? Seroquel (Quetiapin) soll ja wirklich gut verträglich sein. Auf Sulpirid habe ich ganz schrecklich reagiert- meine Ärztin meinte aber, sie halte es für kein gutes Medikament und würde es nicht verschreiben. Da hatte meine ehemalige Neurologin vielleicht einfach weniger Ahnung... Was meint ihr? Ich denke halt oft „was habe ich zu verlieren nach fast zwei Jahren Grübelzwang?“ Sanna?
Mel
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Re: Alles Mist gerade

Beitrag von Mel »

Ich weiß, ich nerve mit immer wieder den gleichen Fragen. :oops: Schäme mich ein bisschen, weil ich hier immer wieder mein Leid klage, aber ich kann auch nicht anders... es ist einfach frustrierend, immer wieder in die Grübel-Falle zu fallen.
Mel
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Celeste

Re: Alles Mist gerade

Beitrag von Celeste »

Liebe Mel,
wer sich entschuldigt, muss in die Ecke :lol: :lol:
Dafür ist das Forum gemacht und wir helfen und stützen uns gegenseitig. Wenn es einem schlechtgeht, wird er aufgepeppelt. Man versucht es zumindest.
Zur deiner jetzigen Situation : Same here - heute meine Tage bekommen, Halsweh, Schnupfen sind auch zu Besuch und der Gedanke, nie wieder gesund zu werden, hat auch wieder zugewunken. Heute fühle ich mich seeehr wütend. Wütend auf diese Krankheit, die einfach so viel Nerven, Geduld und Zeit einnimmt.

Ich habe nicht mit Zwangsgedanken zu kämpfen, deswegen weiss ich nicht, was dagegen helfen kann. Ich könnte mir vorstellen, dass es hilft, die Gedanken auszulachen? Klingt vielleicht blöd, aber wenn man ihnen die Macht nimmt und darüber lacht, vielleicht auch mal laut, dann werden sie weniger. So stell ich mir das zumindest vor. 🙈

Zum NL kann ich sagen: Ich habe nicht das Gefühl, dass es mir hilft. Habe nur enorm davon zugenommen. Aber habe auch oft gelesen, dass ein NL bei Zwangsgedanken ( Grübeln allgemein ) hilfreich ist.

Alles liebe
Mel
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Re: Alles Mist gerade

Beitrag von Mel »

Ihr Lieben,
vielen Dank, wirklich!!
Es ist eher ein Grübelzwang... so nach dem Motto „Das wird nie mehr was mit mir, ich hätte niemals Mutter werden sollen“ usw.
Jaaa, diese Wut auf die PPD kenne ich ebenfalls...
Und ich finde es ganz toll, dass du jetzt eine fähige Ärztin hast, Mimi.
Ich wünsch euch weiterhin ebenfalls gute Nerven und gute Besserung für alle Erkältungsgeplagten.
Mel
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Re: Alles Mist gerade

Beitrag von Mel »

Ihr Lieben,
was machen eure Infekte?
Ich dachte gestern, es geht bergauf, aber ich habe total schlecht geschlafen und der Hals tut weh wie Hölle.
Nun kommt doch die Panik hoch: Wie schaffe ich die nächsten Tage? Habe das Gefühl, ich schaffe es noch nicht mal mein Kind zur Tagespflege zu bringen. Habe überhaupt keine Kraft, Gliederschmerzen, Fieber, Husten. Nun sind mein Mann und meine Schwiegermutter damit beschäftigt abwechselnd zum Krankenhaus zu fahren. Was kann ich bloß tun? Mein Sohn ist ein quirliger kleiner Kerl, der auch recht viel Aufmerksamkeit und Futter braucht, da kann man sich nicht einfach hinlegen. Meine Mutter arbeitet noch, und mein Vater ist nicht so der häusliche Typ. Mein Mann muss morgen wieder arbeiten...
Kann mich auch so schlecht von meinem Gedankenkarussel ablenken. Ist gerade echt schwierig für mich.....
Mel
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Celeste

Re: Alles Mist gerade

Beitrag von Celeste »

Guten Morgen du liebe.
Ich schreibe dir eine PN :wink:
Sanna
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Re: Alles Mist gerade

Beitrag von Sanna »

Hallo Mel!

Also zuerst einmal finde ich, dass du wirklich einer hohen Belastung ausgesetzt bist im Moment. Dass es dir da schlechter geht, ist für mich eine logische Konsequenz. Leider kann dir niemand sagen, wie lange es dauert, bis du dich wieder gesund fühlst. Bei dem einen dauert es ein paar Monate, bei vielen Anderen Jahre. Ob zwei, drei, vier oder fünf...keine Ahnung. Ich habe oft an den Skispringer Sven Hannawald gedacht, der acht Jahre zu kämpfen hatte, aber jetzt wieder mitten im Leben steht.

Es kann viele Gründe geben, warum eine Erkrankung länger dauert als die andere. Wir sind eben alle unterschiedlich und unsere Erkrankungen sind ebenfalls ganz individuell. Alles braucht seine Zeit. So ist das einfach.

Ich finde es wunderbar, dass du von Außen gespiegelt bekommst, dass es deutlich aufwärts geht. Du kannst deiner Familie da ruhig vertrauen. Die sind meistens die ersten, die einen Unterschied sehen. Das bedeutet für mich, dass du auf dem richtigen Weg bist.

Ich kann dir leider nicht raten, ob du ein NL nehmen sollst. Mir persönlich hat es immens geholfen, allerdings musste auch ich einige durchprobieren bis das Richtige dabei war. Wie genau du medikamentös eingestellt werden solltest, musst du unbedingt mit deinem behandelnden Neurologen besprechen. Ich bin mir aber sicher, dass du schon gute medikamentöse Unterstützung hast, wenn es bergauf geht.

Liebste Grüße, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Mel
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Re: Alles Mist gerade

Beitrag von Mel »

Hallo ihr Lieben,
ich danke euch so sehr und kann gar nicht sagen wie wertvoll dieses Forum ist!!
Heute geht es tatsächlich psychisch besser... Körperlich könnte es besser sein, ich bin noch auf der Suche nach meiner Stimme :wink:
Sanna, deine Worte haben mich auch sehr getröstet- und ja, ich vertraue darauf, was meine Familie wahr nimmt und auf die Kompetenz meiner Ärztin.
Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Tag!
Mel
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