Gefühle

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Hallo123
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Gefühle

Beitrag von Hallo123 »

Hallo,

ich wollte euch fragen, ob man sich irgednwann "normal" fühlt mit den Antidepressiva?

Dass man auch wirklich Freude und Glück empfinden kann?
Ich habe Angst,dass ich dadurch nicht wirklich intensive Gefühle spüren werde. Natürlich ist es durch die PPD so oder so nicht intensiv, aber ich will nichts unterdrücken, was eventuell auch von alleine gekommen wäre?
Falls ihr versteht, was ich meine ?

Mir hat die Erklärung von Marika sehr geholfen, über die Wirkung der Antidepressiva und verstehe das alles endlich ein wenig. Aber so oft höre oder lese ich, dass man die Gefühle nicht intensiv spürt, wie ohne.
Natürlich ist es gut, dass es einem die Angst nehmen kann, aber ich will auch, dass es mich nicht verändert und mich eventuell komplett " betäubt".

Ich will nicht nach dem Absetzen der Medis bereuen, dass ich sie genommen habe, weil es mich verändert hatte und viele Gefühle durch die AD nicht wahrnehmen konnte. Gute Gefühle meine ich damit.
Wisst ihr was ich meine?

Ich würde mich sehr über eure Erfahrungen freuen.

LG
1. Kind: keine PPD, glücklich
2. Kind: PPD seit Geburt

Medikamente:

- Escitalopram 15 mg (ca 1,5 Jahre) -
》 Erhaltungsdosis heute bei 5 Trpf.
- Progesteron

Schilddrüsenmedikament - abgesetzt
Mirtazapin 7,5 - 15 mg - abgesetzt
Kikke

Re: Gefühle

Beitrag von Kikke »

Guten Morgen,
ich verstehe sehr gut, was du meinst. Ich kann dir ja nur von meiner Erfahrung und meinem einen Medikament berichten. Ich hatte nach einem halben Jahr das Gefühl, dass ich ganz normal fühle. Auch beim Absetzen haben sich meine Gefühle nicht verändert.
Meine Gefühle wurden nur zu beginn mit tavor unterdrückt.
Mel
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Re: Gefühle

Beitrag von Mel »

Liebe Hallo,
ja, ganz sicher wirst du wieder „normal“ fühlen. Eigentlich sollten ADs dazu führen, aber es dauert. Oft kommt die veränderte Wahrnehmung auch durch die Depression.
Vielleicht hilft dir diese Beschreibung:
Mit dem AD ist der Abgrund noch da, aber es liegt eine Glasplatte darüber. Du kannst hereinschauen, aber nicht mehr hereinfallen. So in der Art habe ich es mal hier im Forum gelesen.
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
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Marika
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Re: Gefühle

Beitrag von Marika »

Hallo,

ein AD soll nicht unterdrücken, sondern regulieren. Das bedeutet dass die Botenstoffe die bei psych. Erkrankungen aus dem Lot sind, wieder "normal" werden. So soll es auch wieder zu einem normalen Gefühlsleben kommen. Wenn man manchmal ließt, nichts mehr zu fühlen usw... kann das ein Zeichen dafür sein, dass man das falsche AD hat und eine Umstellung zu überdenken wäre. Bei mir hat es in etwa auch ein halbes Jahr gedauert, bis ich wieder anfing "normal" zu fühlen. Davor war alles nur noch Angstbehaftet. Das wurde immer besser und besser.

Es gibt aber Psychopharmaka die tatsächlich unterdrücken - Tavor z.B. sie regulieren nicht, sondern sind für akute heftige Phasen gedacht, in denen es unbedingt nötig ist, quasi im Oberstübchen ein paar Lichter aus zu knipsen. Schwere Schicksalsschläge sind hier zu nennen - da braucht es oft eine sofortige und schnelle "Betäubung". Diese Medis sind aber absolut und ausschließlich nur KURZZEITIG gedacht, bis ein AD eine REGULIERENDE Wirkung entfaltet hat. Da das immer ein paar Wochen dauert, bekommen viele z.B. Tavor dazu, um die erste extrem schwere Zeit aus zu halten. Ich habe Tavor ein paar Wochen genommen und war ich wirklich recht gefühllos - einfach betäubt. Mit dem AD ist das aber total anders gewesen.

Ich nehme ja immer noch eine kleine AD Dosis - seit Jahren schon. Und ich lache mich oft schwindelig, kann hemmungslos bei einem Film weinen oder bei Fernsehberichten, empfinde Liebe dass es weh tut... Also das volle Spektrum. Mein Mann sagt oft zu mir, dass er gerne soooo intensiv fühlen würde wie ich... :D :D :D

Unser Gefühlsleben basiert auf der Ausgewogenheit unserer Botenstoffe im Gehirn - im Prinzip ein chemischer Vorgang. Wenn da was nicht passt, kommt es zu Ängsten und Panik wo eigentlich kein Grund vorliegt. Ein AD greift genau dort ein und soll alles wieder ordnen. Daher kommt es dann in der Folge wieder zu einem normalen Gefühlsleben. Ist das nicht so, liegt es fast immer daran, dass das AD nicht das passende ist. Das sollte man dann unbedingt mit dem Arzt besprechen.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Hallo123
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Re: Gefühle

Beitrag von Hallo123 »

Hallo :)

Ich danke euch sehr für eure Antworten und nimmt mir etwas Angst vor den AD.
Das hilft mir sehr.

Ja, das ist es wohl. Die Wahrnehmung ist bei der PPD auf jeden Fall anders.

Das ist schön, Marika. Das gibt mir Hoffnung.
Das will ich auch :)

Ich werde es mal weiter durchziehen. Mir geht es mit dem Escitalopram ganz ok. Kaum Nebenwirkungen, bis auf die Müdigkeit und das Kältegefühl. Das Gefühl, dass es mich betäubt, habe ich nicht. Noch nicht. Ich bin erst bei einer Minidosis.
Das Sertralin hat mich nur so betäubt, dass ich es wieder so lange hinausgezögert habe, ein Neues auszuprobieren.

Ich danke euch sehr.
Das gibt mir wirklich Hoffnung.
1. Kind: keine PPD, glücklich
2. Kind: PPD seit Geburt

Medikamente:

- Escitalopram 15 mg (ca 1,5 Jahre) -
》 Erhaltungsdosis heute bei 5 Trpf.
- Progesteron

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