Ich komm nicht raus aus dem Mist

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Catha

Ich komm nicht raus aus dem Mist

Beitrag von Catha »

Ich mal wieder....
Seit Monaten erlebe ich nicht ein Hoch. Die Medikation hatte ich ja seit Mittwoch nun angepasst.
Ich wache ab morgens immer mit einem flauen Gefühl auf und hab eine zugeschnürte Kehle. Mein Tag ist bestimmt von Gedanken an die Krankheit, entweder bin ich traurig oder dissoziiere. Ab Montag soll ich arbeiten, ich glaub, das pack ich nicht. Ich komm hier nicht mehr raus, alles wirkt verloren.
Vorgestern hab ich meine Tochter zur Eingewöhnung in die Kita gebracht (das macht sonst der Papa, aber ich wollte das auch einmal sehen). Und ich war gut drauf, bin tanzend zur Kita gelaufen und ab Nachmittag wurde alles wieder neblig. Ich kann das also gar nicht steuern und bin den Wellen ausgesetzt.
Wie soll das je besser werden?
Ich lieg im Bett und habe Angst vor dem Tag, der sich wieder mit Gedanken um mein schlechtes Befinden dreht. Ich habe das Gefühl durchzudrehen und niemand kann helfen.
Lediglich abends kann ich ruhen, da ich im Schlaf nicht an die Krankheit denke.

Ich kann nicht mehr. Ich wollte doch so gern Mama sein und Freude spüren.
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Marika
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Re: Ich komm nicht raus aus dem Mist

Beitrag von Marika »

Hallo meine Liebe!

Du kommst du raus, nur es braucht noch Zeit. Du hast gerade vor 2 Tagen das AD umgestellt, so schnell geht das leider nicht. Du musst wirklich noch versuchen Geduld zu haben.
Vielleicht wäre es gut, wenn du dich Krankschreiben lässt und du so in Ruhe stabil werden kannst?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Catha

Re: Ich komm nicht raus aus dem Mist

Beitrag von Catha »

Liebe Marika,

es ist leider ein neuer Job, Probezeit etc.
Mein Partner denkt, der Job würde mit gut tun, ich hätte mal Abwechslung und käme raus.
Ich weiß, dass die Gesundheit vorgeht, aber ich glaube, direkt krankschreiben vor dem 1. Einstieg ist auch nicht so gut....
Ich hoffe, dass das AD endlich mal greift. Es ist nur so zermürbend, dass es Donnerstag echt gut war und ohne Grund wieder ins Tal ging.
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Marika
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Re: Ich komm nicht raus aus dem Mist

Beitrag von Marika »

Guten Morgen,

ja das ist natürlich jetzt blöd, ich verstehe schon dass du jetzt nicht gleich mit einer Krankschreibung anfangen möchtest.

Weißt du, so ein Tief kommt oft aus Gründen, die man zuerst mal gar nicht erkennt. Ich habe meistens erst nach einem Tief begriffen, was es ausgelöst hat. Sehr oft steckt der Zyklus dahinter - also die Hormone. Mitte und Ende Zyklus kommt sehr oft zu Tiefs. Kannst du da vielleicht einen Zusammenhang erkennen? Oder vielleicht auch der erste Arbeitstag... die meisten Gesunden wären da nervös, was ja normal wäre. Für uns mit PPD kann aber das ausreichen, um ein Tief aus zu lösen.

Die Erkrankung verläuft in Wellen, das ist (leider) normal. Es muss dich also nicht beunruhigen, es war bei mir und bei den anderen Frauen hier genau so. Und du musst dem neuen AD unbedingt Zeit geben, es geht einfach 2-4 Wochen bis du eine Wirkung hast. Das darum, weil jedes AD erst einen Wirkstoffspiegel aufbauen muss und geht leider nicht von heute auf morgen.

Du hast jetzt Escitalopram bekommen. Dieses AD hat einen schnelleren Wirkungseintritt bei geringeren NW als viele andere AD´s. Das ist also schon mal Vorteil zu deinem Citalopram. Beide AD´s sind ja verwandt - dein jetziges ist die Weiterentwicklung von deinem alten - wirkt also etwas besser und schneller.

Wie geht es dir heute?
Liebe Grüße von
Marika

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Catha

Re: Ich komm nicht raus aus dem Mist

Beitrag von Catha »

Guten Morgen liebe Marika,

sorry, gestern habe ich nicht und Forum geschaut, da es relativ stabil war. Ich denke auch oft, mir geht es besser, wenn ich mit meiner Kleinen morgens aufstehe statt liegen zu bleiben und dem Papa die Frühschicht zu überlassen...keine Ahnung, aber sobald beide aufstehen lieg ich nur noch unruhig da. Also bin ich gestern früh aufgestanden, habe mit der Kleinen gespielt, war spazieren, Mittagessen etc. Dann habe ich gepuzzelt, da muss ich mich auch in Geduld üben....
Ich habe gelesen, dass du bei der Kinesiologie warst, ich habe heute Abend einen Termin gemacht. Mal gucken.
Ansonsten führe ich gerade ein Diagramm mit Zyklus etc und trage da 3x täglich eine Skala meines Befindens ein.
Ich kann aktuell keinen Grund für das Tief erkennen.

Ich bin auf jetzt nicht wirklich nervös vor meinem heutigen Start in den Tag, aber unwohl ist mir dennoch...
Und ich erwische mich noch immer dabei, die Realität zu hinterfragen. Das soll angeblich verschwinden, wenn die Depression verschwindet. Das ist echt nervig und so kann man den Moment gar nicht genießen.

Na gut, ich fahr nun mal los.
Habt alle einen guten Wochenbeginn!
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Marika
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Re: Ich komm nicht raus aus dem Mist

Beitrag von Marika »

Hallo meine Liebe,

wollte mal nachfragen, wie deine Termine (Kinesiologin, Arbeit) waren?

Wie gehts dir zur Zeit?
Liebe Grüße von
Marika

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Catha

Re: Ich komm nicht raus aus dem Mist

Beitrag von Catha »

Liebe Marika,

schön, dass du fragst.
Ich hatte gestern Geburtstag und mein Papa kam vorbei. Es war ein anderer Geburtstag als sonst, aber in Coronazeit fühlt sich ja alles etwas anders an.
Seit gut 3 Tagen hatte ich keine Heultage mehr, dennoch kreisen die Gedanken und der Tag ist noch geprägt von "fühle ich mich real" beim selbst wenn ich mich auf etwas freue, begleiten mich diese Gedanken Plus die Frage, ob ich es je genießen werde ohne an die Krankheit zu denken oder, dass es nie mehr so entspannt wird.
Arbeit lenkt für ein paar Stunden ab, aber ab dem Heinweg kreisen wieder Gedanken und ich merke, dass ich die PPD oft mit meiner Tochter assoziiere.
Dennoch meinr ich, die letzten 3-4 Tage waren bisher die "besten", und ich sollte nicht direkt alles erwarten bzw.eine Wunderheilung. Dafür habe ich noch zu wenig in der Therapir gearbeitet. Aber ich denke öfter an potentielle Ausflüge und entdecke ein leichtes Gefühl der Freude, das aber noch durch meine Gedankenkreise getrübt wird. Die Ärztin aus der Klinik rief mich auch an und sie hätte für Februar einen Platz. Da ich also noch ein paar Wochen hab, will ich gucken, wie das mit der Medikation läuft und mit dem Job. Sie sagte, ein Job sei wichtig, aber man darf es nicht dadurch verschleppen, 50 %sind Medikation und 50 Therapie. Und dass es manchmal gut ist, einen Cut zu machen, die Klinik aufzusuchen und zu genesen statt dich ewig zu drehen. Ich kann irgendwie keine Entscheidung treffen, was ich will und ich würde den Job dann aufgeben müssen, denke ich. Dann meinte sie, es gäbe ein stationsäquivalent, da käme man täglich eine Stunde zu mir statt in der Klinik zu sein - so könnte ich weiter arbeiten. Aber die Abrechnung ist aktuell fraglich, da ich dann nicht krank geschrieben wäre und man die Arbeit von Psychiater und Psychologe nicht bei der Kasse geltend machen könne. Man will sich da mal erkundigen.
Naja und diese Pandemie macht mich fertig, man merkt deutlich wie trist alles ist und man nichts planen kann bzw. sich auf etwas wie Beachturniere, Restaurant oder Kino oder eine belebte Straße freuen kann.
Catha

Re: Ich komm nicht raus aus dem Mist

Beitrag von Catha »

Ach ganz vergessen:Die Kinesiologin war toll, einfühlsam, freundlich. Man muss sich natürlich einlassen und etwas glauben, aber sie meinte, es ist total verständlich, dass mein System überlastet ist nach meiner Geburt, dass da vieles nicht so lief.
Am nächsten Tag ging es mir besser, kann aber auch der tägliche Stimmungswechsel sein, denn am übernächsten war ich wieder down und seit Donnerstag täglich gleich ohne weinen. Immerhin...naja, ist aber ein teuer Spaß, das geht nicht wöchentlich. Sie selbst war auch sehr offen und meinte, es muss nicht unbedingt besser sein, manche fühlen sich gut, manche spüren nichts.
Ich habe von Freundinnen noch einen Besuch bei einem Therapeuten geschenkt bekommen, der Holistic Bodyworks macht. Das versuche ich auch mal. Und die Kinesiologin meinte, Trance Healing/EMDR könnte q7ch was sein...also ich bin nicht abgeneigt, denke aber die Mischung aus allem macht es....
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Marika
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Re: Ich komm nicht raus aus dem Mist

Beitrag von Marika »

Hallöchen,

Mensch, dass sind ja wirklich gute und schöne Neuigkeiten. :D Da tut sich ordentlich was in die richtige Richtung.

Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass ihr mit der Klinik eine für dich passende Lösung findet.

EMDR habe ich damals auch meinem Psychiater gemacht - hat sehr gut geholfen. Bei diesen Dingen ist es nur wichtig, dass du jemanden wirklich professionellen hast und nicht jemand, der/die das schnell mal in einem Kurs von ein paar Wochen gelernt hat. Wie gesagt - mein Psychiater hat mir mit EMDR sehr geholfen. Ein ganz spannendes Thema!

Schön, dass es in die richtige Richtung geht! :D
Liebe Grüße von
Marika

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Catha

Re: Ich komm nicht raus aus dem Mist

Beitrag von Catha »

Hallo liebe Marika,

danke für deine Worte.
Kommt es dir denn bekannt vor, dass man sie Momente, die normal sind, nicht so genießt? Ich denke direkt an die Krankheit. Als säße sie in einer Ecke und wartet darauf zuzuschlagen...
Und dieses Unrealitätsgefühl dazu.. es macht mich nicht mehr so fertig, aber ich frag mich schon noch. Naja...Corona zur vermutlich dann noch sein übriges.

Das stationsäquivalent ist für mich nicht machbar, da ich nicht abgerechnet werden kann, wenn ich arbeite und ich wohne außerhalb deren Bezirks.

Naja und ich bin mit der Klinik hin- und her gerissen.
Allerdings bekommt man auch nicht so schnell einen Platz, aber ich hab auch Bammel, was der richtige Weg ist.

Und manchmal glaub ich, mir geht es doch normal und ich bilde mir das nur ein, als wäre das schon so im Kopf verankert, sich so zu fühlen und zu denken.
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