Kind und Beruf, vereinbar oder nicht?

Austausch alltäglicher Sorgen oder Freuden

Moderator: Moderatoren

Antworten
Malina

Kind und Beruf, vereinbar oder nicht?

Beitrag von Malina »

Hallo zusammen,
mich beschäftigt zurzeit sehr das Thema "Vereinbarkeit von Familie und Beruf".
Ohne nun im Detail meine Situation aufzudröseln, würde ich euch gern fragen, wie es bei euch diesbezüglich klappt?
Schafft ihr den Spagat oder seid sogar zufrieden? Falls ja, wie? Was arbeitet ihr und unter welchen Bedingungen? Habt ihr euch eventuell beruflich neu orientiert?
Falls nein, was sind eure Probleme und habt ihr Lösungsansätze?
Ich suche wohl die "eierlegende Wollmilchsau", also einen Job, der zufrieden macht, einen angemessenen Verdienst mit sich bringt und ohne, dass mein Kind bis spät nachmittags in der Kita bleiben muss. Mit Verwandten/ Freunden kann ich das Thema leider gar nicht besprechen (allgemeiner Tenor: "das Leben ist kein Wunschkonzert").
Habt ihr Tipps?
LG, Malina
lipsy89
power user
Beiträge: 111
Registriert: 19:07:2021 11:27

Re: Kind und Beruf, vereinbar oder nicht?

Beitrag von lipsy89 »

Huhu, wir haben 4 Kinder und gehen beide vollzeit arbeiten. Ich arbeite in Gleitzeit. Es ist echt anstrengend, aber machbar. Es kommt halt immer auf die Gesamtsituation an und die Arbeitszeiten.
Mel
power user
Beiträge: 554
Registriert: 25:11:2018 13:07

Re: Kind und Beruf, vereinbar oder nicht?

Beitrag von Mel »

Liebe Malina,
das ist seit einiger Zeit genau mein Thema. Ich habe in der Akutphase wieder angefangen zu arbeiten und es hat nicht gut funktioniert. Dann war ich lange Zeit krank geschrieben und habe mich schließlich von meinem Arbeitgeber getrennt.
Wie es weitergeht, ist noch nicht klar. Aber eines ist klar: Ich habe mich damals überfordert und aus falschem Pflichtgefühl heraus meinen Job gemacht. Jetzt arbeite ich ehrenamtlich dreimal die Woche für ein paar Stunden. Mal geht das besser, mal schlechter, aber es ist ein Riesen Fortschritt, dass ich das überhaupt hinbekomme.
Ich will damit sagen: Überfordere dich nicht, wirf Moralvorstellungen usw. über Bord und teste das Arbeiten doch einfach aus. Und wenn es finanziell geht, mach dir keinen Druck, arbeiten zu müssen. Wenn man Kinder hat und Partner oder Partnerin voll berufstätig ist, hat man nur wenig Unterstützung bei der Familienarbeit- und das allein ist ein Vollzeitjob. Für mich bedeutet Emanzipation mittlerweile nicht mehr, auf Biegen und Brechen Geld verdienen zu müssen, sondern einfach zu schauen, was ist machbar und gut. Ich weiß, dass dieser Luxus nicht allen Menschen möglich ist, aber wenn frau die Wahl hat, darf sie ruhig darauf schauen, was sie gerade braucht um stabiler zu werden oder zu bleiben.
Vielleicht hilft dir die Fragestellung: Warum will ich arbeiten? Inwieweit hilft mir die Arbeit? Es kann ja auch sein, dass diese dazu führt, dass dein Selbstwert wächst, du abgelenkt bist etc.
Ich wünsche dir alles Gute bei deiner Entscheidungsfindung!
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
Malina

Re: Kind und Beruf, vereinbar oder nicht?

Beitrag von Malina »

Hallo Mel,
danke für deine Antwort. Leider habe ich nicht unbedingt die Wahl und muss zumindest Teilzeit arbeiten. Mein Mann kann unser Einkommen nicht allein bestreiten. Ich habe viel über andere Wege nachgedacht und finde keinen. Ich habe meine wöchentliche Arbeitszeit allerdings schon auf das Minimum heruntergekürzt.
Das Arbeiten an für sich hilft mir sogar, denn so habe ich einen strukturierten Tagesablauf, Ablenkung, das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Ohne Arbeit würde ich wahrscheinlich sehr durchhängen und wenig unternehmen / erledigen und das wäre auf Dauer natürlich nicht gut für mein Kind.
Für mich ist das größte Problem am Arbeiten eigentlich, dass mein Kind nicht bei mir sein kann. Einerseits habe ich sehr große Angst, dass ihm etwas passieren könnte und andererseits möchte er selbst nicht von mir getrennt sein (beim Papa bleiben ist aber genauso ok für ihn). Ihn jeden Tag in die Kita zu bringen, obwohl er das nicht möchte und sich mit allen Mitteln dagegen stellt, nur weil ich arbeite, ist einfach schreclich für mich.
Inwiefern seine Ablehnung der Kita an meinen Gefühlen und meinem Verhalten liegt, kann man natürlich diskutieren. Mir ist klar, dass das zusammenhängt, ich kann dagegen aber leider wenig unternehmen.
Betreuung durch Familie ist leider bei uns nicht möglich.
Momentan arbeite ich also "wenig" (20 Stunden) und "in seiner Nähe" damit er nicht lange in der Kita bleiben muss. Diese Umstände kann ich emotional am besten aushalten. Allerdings arbeite ich fachfremd / ungelernt. Mein Umfeld reagiert allerdings so, dass es mir rät, wieder Vollzeit, im altem Beruf, meinen Qualifikationen entsprechend zu arbeiten, wieder "Karriere" zu machen, am besten mit zusätzlicher Ausbildung etc. Oft kann ich nur den Kopf schütteln im Hinblick auf die ganzen Erwartungen. Ich rechtfertige mich also oft und das belastet mich. Ich lerne aber immer besser, zu meinen Entscheidungen zu stehen und spreche mittlerweile auch sehr offen über meine Beweggründe. Ich wollte und will den Stempel "krank" nicht haben ,ber will mich auch nicht ständig erklären müssen.
Gleichzeitig entwickele ich aber gerade auch eine Idee, wie ich alles miteinander verbinden könnte - eventuell als Begleiterscheinung der Psychotherapie - und darüber freue ich mich sogar ein wenig!
Mein Ideal wäre dennoch, mein Kind so wenig wie möglich fremdbetreuen lassen zu müssen und mehr Flexibilität zu haben, ob ich ihn in die Kita bringe oder nicht.
Viele Grüße
Malina
Asrai

Re: Kind und Beruf, vereinbar oder nicht?

Beitrag von Asrai »

Hallo Malina,

mit tut meine Arbeit sehr gut! Das liegt daran, dass mir meine Arbeit grundsätzlich Spaß macht, ich nette Kollegen und günstige Arbeitsbedingungen habe und mich die Arbeit so fordert, dass ich währenddessen aus meinen Grübeleien aussteigen kann. Ich genieße es außerdem, mal nicht in erster Linie Mama zu sein, und manchmal gehts auf der Arbeit auch entspannter zu als zu Hause :D

Dennoch liegt meine Priorität ganz klar auf meinen Kindern. Ich arbeite "nur" 20 Stunden unter der Woche und gelegentlich an Wochenenden. Mehr kommt für mich derzeit nicht in Frage, da ich viel für meine Kinder da sein will und auch Zeit für mich brauche. Die Aufstiegschancen, die ich hätte, nehme ich bewusst nicht wahr, weil mir die Verantwortung zu groß wäre und ich mich nicht zusätzlich belasten möchte. Es ist gut so wie es ist. Wenn die Kinder größer sind, werden die Karten neu gemischt, aber so weit denke ich jetzt noch gar nicht.

In den Akutphasen meiner Depression ist an Arbeit natürlich nicht zu denken. Aber jedes Mal, wenn es mir wieder besser gegangen ist, hat mich die Arbeit weiter stabilisiert, einfach weil sie für "Normalität" sorgt und mir Struktur, Erfolgserlebnisse und Ablenkung gibt.

Ich wünsche Dir alles Gute bei Deiner Entscheidungsfindung!

Liebe Grüße,
Asrai
Antworten