immer wieder Zweifel

Erfahrungen mit Medikamenten, Fragen, Infos, Tipps, ...

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Irene
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immer wieder Zweifel

Beitrag von Irene »

Hallo ihr Lieben,

heute wende ich mich mal wieder an euch, da ich mich immer wieder mit Gedankenkarussellen quäle. Mittlerweile denke ich, dass das auch wieder ein Zwangsgedanke ist von dem ich nicht loskomme bzw. der immer wieder aufflammt. Es geht immer wieder um das Thema dauerhafte Medikationen und verschiedenen Medikamente. Ich hadere immer wieder damit, dass ich auf Medikamente angewiesen bin. Dieser Gedanke verfolgt mich oft und ich kann ihn nicht loslassen. Aktuell nehme ich Sertralin 50 mg und Mirtazapin 15 mg. Ich versuche immer wieder die Dosis zu reduzieren obwohl ich schnell merke, dass meine Symptome dann wieder schlimmer werden. Dann erhöhe ich wieder und bin traurig und frustriert. Es fällt mir sooooooo unglaublich schwer zu akzeptieren dass ich ein Medikament brauche bzw. dann auch noch zwei! Mache mich deswegen immer wieder verrückt. Geht es hier wirklich um die Medikamente an sich oder ist es ein Zwangsgedanke? Kennt jemand diese Gedanken? Ich ertappe mich dabei, wie ich mich schäme, dass ich Medis nehmen muss und mache mich dann selber klein. Sage dann zu mir selbst "du bist ein schwacher Mensch". ;( ich will diese Gedanken so nicht haben vor allem denke ich das doch eigentlich gar nicht. Wie geht es euch mit dem Thema dauerhafte Medikamenteneinnahme? Ich würde mich total freuen, von euch zu lesen. Bin gerade sehr verzweifelt deswegen. ;-( ich danke euch, eure reni
agitierte Depression, Anpassungsstorung, PPD
Nici
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Re: immer wieder Zweifel

Beitrag von Nici »

Liebe Irene,

Wir alle können nichts für unsere Erkrankung.
Es geht hier um eine Stoffwechselerkrankung / Fehlsteuerung im Gehirn.
Ich bin dankbar, dass es unsere Medikamente gibt.
Leider bin ich genetisch vorbelastet und werde lebenslänglich ein AD nehmen.
Seit 4 Jahren nehme ich Escitalopram und habe
seitdem die meiste Zeit eine viel bessere Lebensqualität.

Du bist nicht alleine und zweifle nicht an Dir!

Liebe Grüße
Nici

15mg Escitalopram
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Marika
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Re: immer wieder Zweifel

Beitrag von Marika »

Hallo Irene!

Ich kann dich gut verstehen, weil auch ich ganz am Anfang meiner PPD nicht so glücklich war, ein Medikament zu brauchen... ich dachte auch ich sei schwach.

Mittlerweile ist das längst Vergangenheit, denn ich habe verstanden dass ich mit meiner Erkrankung bei der ZG im Mittelpunkt stehen, dauerhaft ein AD brauche um stabil zu bleiben. Auch ich habe nach 2 Absetzversuchen erlebt, wie ich jedesmal wieder ins Loch gefallen bin. Das ist es mir irgendwann einfach nicht mehr wert gewesen. Ich will mein Leben leben und zwar sehr gut, ich bzw. wir alle hier haben ein Recht darauf wie jeder andere. Dass ich dazu ein Medikament brauche, ist nicht meine Schuld und deine genau so wenig. Wir können nichts für diese Erkrankung und darum gibt es keinen Grund sich schwach zu fühlen oder gar zu schämen. Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Rheuma tun das ja auch nicht. Nur wir denken ständig wir könnten und müssten unsere Krankheit alleine mit unserem Willen bezwingen weil die Erkrankung das Gehirn betrifft. Das ist ein großer Trugschluss.

Ich habe akzeptiert, dass ich wohl für immer mein AD brauche und habe absolut kein Problem damit... im Gegenteil, ich bin dankbar und gehe sehr selbstbewusst damit um. Ich und wir alle hier haben nämlich ein Recht darauf genau so akzeptiert zu werden und alle die meinen wie wären "schwach "sollten froh sein, dass sie diese Hölle hoffentlich nie erleben müssen und ihren Mund halten... das sage ich solchen Zeitgenossen mittlerweile auch klipp und klar.😉😉😉

Schäm dich nicht, sondern sei stolz auf dich, dass du gut für deine Gesundheit sorgt.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Irene
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Re: immer wieder Zweifel

Beitrag von Irene »

Lieben Dank für eure Worte. Hab Tränen in den Augen. Seid umarmt.
agitierte Depression, Anpassungsstorung, PPD
Fight4you

Re: immer wieder Zweifel

Beitrag von Fight4you »

Liebe Irene,

Auch ich kenne diese Gedanken als Langzeitanwenderin - meistens kommen die immer dann, wenn es mir wieder gut geht, sieh das positiv - du bist stabil und dein Hirn beschäftigt sich „nur“ mit dem Problem dass du die Medis nimmst. Ich hab auch letztens gedacht „wann kann ich denn endlich n bisschen mein AD reduzieren“…ja wozu denn eigentlich? (Bin grad im Tief daher kommt mir dieser Gedanke jetzt grad lächerlich vor 😅), aber ich versuche mir dann immer zu sagen, dass ich halt chronisch rezidivierend erkrankt bin und genauso wie ein Diabetiker sein Insulin braucht, ich nunmal meine Medikamente.

Und wenn mir das hilft, ein halbwegs vernünftiges Leben zu führen, meiner Tochter eine möglichst gute Mutter zu sein - dann nehm ich den Preis gern in Kauf!

Ganz liebe Grüße!
cwe
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Re: immer wieder Zweifel

Beitrag von cwe »

Hallo liebe Irene,

ich bin jetzt 27 Jahre und nehme nun schon seit 8 Jahren Cipralex, da ich an einer Zwangserkrankung mit reinen Zwangsgedanken leide. Sie ermöglichen mir ein nahezu symptomfreies Leben aber auch ich finde den Gedanken nicht erbaulich, bis an mein Lebensende Medis zu nehmen. Aber das wichtigste ist, JETZT ein schönes Leben zu haben, ob mit oder ohne AD.

Viele Grüße!!
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Marika
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Re: immer wieder Zweifel

Beitrag von Marika »

Hallo ihr Lieben,

ich denke mir immer: die Forschung geht ja immer weiter... und vielleicht gibt es schon morgen DIE Therapieforum die man einmal anwendet und wir keine dauerhafte Medikation mehr brauchen. Ein bisschen ein Wunschtraum, aber auch Träume und Wünsche können sehr wohl in Erfüllung gehen. :wink:

Bis dahin bin ich dankbar, dass ich mit AD ein ganz normales Leben führen darf! :D
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Fight4you

Re: immer wieder Zweifel

Beitrag von Fight4you »

Stimmt, Marika, ich hoffe auch immer auf die Forschung. Leider ist ja nach wie vor nicht so wirklich klar wie Depressionen entstehen, unterschwellige Entzündungsprozesse im Körper sollen da auch evtl eine Rolle spielen. Ich würd mir wünschen dass es da in Zukunft noch bessere Medis geben wird. Damit zumindest meine Tochter, falls sie auch erkranken sollte, ein leichteres Leben führen kann.
Es gab ja vor ein paar Jahren das Brintellix noch, also Vortioxetin, wurde aber wieder vorm Markt genommen, weil der GBA keinen Zusatznutzen erkannt hat. Das ist ja auch noch so ein Problem: es muss sich ja auch wirtschaftlich lohnen und wenn der GBA sagt, dass das neue Medis nicht signifikant mehr Vorteile bringt als die Standardtherapie, fliegt es wieder vom Markt.
Auch da würd ich mir wünschen dass eben nicht nur Krebsmedikamente für teuer Geld aus dem Boden schießen (nicht falsch verstehen, die haben auf jeden Fall ihre Daseinsberechtigung, ohne wäre meine liebe Schwiegermama schon längst tot 🙏), sondern dass es auch für andere potenziell tödliche Erkrankungen voran geht. Hab eher das Gefühl, dass es da momentan stagniert…
Sorry das ist iwie off-topic 🙈🙈🙈
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