Hier bin ich wieder

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Celestina
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Hier bin ich wieder

Beitrag von Celestina »

Hallo und einen schönen guten Abend,

vielleicht erinnert sich jemand von euch noch an mich: Ich war unter dem Namen ,Celeste‘ hier. Leider komme ich in meinen alten Account nicht mehr rein.
Also bin ich nun die Celestina 🙂

Ich bin hier um euch zu erzählen, wie es mir so ergangen ist.
Im August 2019 bin ich an einer sehr sehr schweren PPD erkrankt.
Meine Symptome waren schwere Depressionen, schwere Angstzustände, Panik und Schlaflosigkeit.
Das Bett konnte ich kaum noch verlassen. Ich dachte, ich müsste sterben.

Heute, 3 Jahre später, geht es mir sehr viel besser: Ich bewältige meinen Alltag mit 3 Kindern alleine, habe viel Freude am Leben, meine Hobbys machen mir wieder Spaß, bin meistens zufrieden und konnte meine Medikation um 10mg reduzieren.

Wer sich nicht erinnert: Ich wurde auf 40mg Citalopram und als Bedarfsmedikation hatte ich Promethazin. Kurze Zeit habe ich auch ein NL bekommen. Ich war in keiner Klinik ( davor hatte ich unsagbare Angst ). Ich habe eine tiefenpsychologische Therapie gemacht ( die mir allerdings nicht viel gebracht hat ).

Wie schon erwähnt, konnte ich mein Citalopram um 10mg reduzieren. Nun nehme ich 30mg und hoffe, bald weiter reduzieren zu können.

Was leider von der PPD übriggeblieben ist, ist PMDS - premenstruelle dysphorische Störung.
Manchmal um den Eisprung oder kurz vor meiner Menstruation, schleicht sich ein gemeines Tief ein. Es ist teilweise noch ziemlich unangenehm und nervig, aber ich kann ein bisschen besser damit umgehen.

Und eines habe ich von der PPD-Zeit gelernt: Geduld, Geduld und Geduld ..
Je nach schwere einer PPD kann es einfach etwas länger dauern.

Viele liebe Grüße an euch
Celestina
Löwenmutter

Re: Hier bin ich wieder

Beitrag von Löwenmutter »

Celeste,
wie schön von dir zu lesen. Wir haben uns ja damals viel gehört.
Es freut mich, dass es dir so gut geht. Du gehörst ja wie ich zu denen die dachten es geht nie wieder vorbei. Diese gemeine Krankheit....und bei dir kam ja dann auch Corona in den Gesund-werde-prozess. Und das mit bei dir 3 Kindern ist ja auch kaum zu stemmen. Schön, dass du hier was von dir hören lässt :-)
alibo79
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Re: Hier bin ich wieder

Beitrag von alibo79 »

Hallo Celeste, ich muss sagen, dass ich im Nachhinein deine Beiträge oft gelesen habe, natürlich war es schlimm wie es dir ging, aber es war gleichzeitig eine kleine Beruhigung für mich, dass ich nicht die einzige gewesen bin, die so lange an Depressionen erkrankt ist, wo es einfach über Wochen und Monate und Jahre gedauert hat bis ich langsam im Schnecken Tempo stabiler bzw irgendwann auch gesund wurde. Es war zum verzweifeln, ich war so verzweifelt.

Schön, dass du dein Leben gut meistern kannst. Du musstest ja auch lange kämpfen. Vielleicht wird das ja Mut der pms über die Zeit noch einfacher, aber es war bei mir auch so, dass die hormone mich oft zusätzlich geplagt haben. Jedenfalls ist das bei mir schon noch besser geworden, so dass es meistens gut auszuhalten ist.
Aber es ist auf jeden Fall anders als vor meinen Schwangerschaften.

Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
alibo79
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Re: Hier bin ich wieder

Beitrag von alibo79 »

Bei mir hat die PPD übrigens insgesamt 4,5 Jahre gedauert, angefangen 0ktober 2014 bis Mai 2019, da habe bewusst das letzte Mal ei richtiges tief mit Symptome über paar Wochen gemerkt und danach war der Spuk bis auf hier und da meine Ängste, die aber zu handeln waren, vorbei :D :D
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
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Jana
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Re: Hier bin ich wieder

Beitrag von Jana »

Wie hast du das nur ausgehalten über so eine lange Zeit liebe Alibo? Das ist wirklich schrecklich lange!
Liebe Grüße von Jana

Beginn PPD 1. Kind Mai 22
Sertralin 100mg
Trimipramin 50 mg (inzwischen abgesetzt)

Stabil seit September 22
alibo79
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Re: Hier bin ich wieder

Beitrag von alibo79 »

Ja jana, das war wirklich lange, ich bin mir im Nachhinein auch nicht so sicher, ob ich wirklich optimal behandelt wurde, bzw habe auch nicht stark genug nach weiteren diagnostik und Medikamenten gedrängt.
Natürlich hat die akut Zeit nicht so lange gedauert, aber trotzdem Verhältnis mäßig lange, nach 2,5 Jahren war es so, dass ich selbst endlich das Gefühl hatte jetzt wendet sich das Blatt und das morgentief war weg, aber ich habe dann noch weitere 2 Jahre immer wieder mit Symptome wie starke Erschöpfung, Ängste, unruhe, benebelt sein usw zu kämpfen gehabt, was über das normale Maß deutlich hinausgeht. Aber irgendwann wurde das alles milder und einfacher, so daß ich in meinem Alltag gut zurechtkommen konnte, nur zusätzlich Belastungen waren schnell zuviel für mich.
Aber ich muss auch sagen, dass wir on der ersten Zeit meiner PPD 2 riesige Baustellen hatten, erst haben hst mein mann einen großen neuen Kuhstall gebaut und als der fertig war kam nach 4 Monaten direkt unser hausbau hinterher und das mit zwei kleinen Kindern. Ich glaube da hatte ich auch einfach keine Chance irgendwie stabil zu werden, denn als die beiden Sachen so ziemlich fertig waren, da habe ich nach ein paar Wochen gemerkt wie ich langsam wieder zu Kräften gekommen bin.
War einfach eine schwere Zeit gewesen...

Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
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Celestina
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Re: Hier bin ich wieder

Beitrag von Celestina »

Ich möchte unbedingt hinzufügen, dass PPD‘s unterschiedlich lange gehen können - einige leiden wenige Wochen oder Monate darunter, andere Jahre. Jeder hat sein eigenes Tempo und sollte sich nicht mit dem Tempo anderer vergleichen.
Jeder Weg aus der PPD ist anders.

Ich habe auch irgendwann nicht mehr versucht in ,Zeit‘ zu denken sondern in Momente und Möglichkeiten.
Also nicht ,,wann ist dieses Tief endlich wieder vorbei“ oder ,,wann werde ich endlich wieder gesund“, sondern ,,was tut mir in diesem Moment gut“ oder ,,welche Möglichkeit habe ich, um mir und meinem aktuellen Ergehen Raum zu geben? Wer kann mich dabei unterstützen? Was braucht mein Körper? Will ich evtl. etwas bestimmtes trinken, essen, hören oder riechen?“

Mir haben manchmal tatsächlich Gerüche geholfen - Zirbenholz z.B

Und immer dran denken: Du bist nicht ich und ich bin nicht du .. die Wege sind unterschiedlich 💜
alibo79
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Re: Hier bin ich wieder

Beitrag von alibo79 »

Ganz genau, das hast du ganz richtig gesagt, es ist bei jedem anders und ich denke bei mir war es auch eine Ausnahme. Und wie du sagst, ich habe auch irgendwann nicht mehr danach gefragt wann ist es vorbei, ich habe gemerkt, dass es schritt für schritt besser wurde und habe das gemacht was möglich ist und versucht dafür wieder dankbar zu sein und mich in Geduld zu üben und Akzeptanz.
Ich will auch keinen damit erschrecken, nur sagen, dass viele verschiedene Wege möglich sind.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
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alibo79
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Re: Hier bin ich wieder

Beitrag von alibo79 »

Und ich habe es auch so gemacht und mache es immer noch so, dass ich versuche dann wenn es mir nicht gut ging zu fühlen was ich brauche und möchte und was ich mir Gutes tun kann
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Jana
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Re: Hier bin ich wieder

Beitrag von Jana »

Alibo, ich finde es so bewundernswert wie du immer so konstruktiv und positiv schreiben kannst, nachdem du das alles mitgemacht hast. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass man sich ganz anders fühlt, wenn man es überwunden hat!

Das mit dem eigenen Weg und dem nicht vergleichen ist so schwer finde ich. Kennt ihr das auch, dass man immer das Gefühl hat, bei einem selber ist es am schlimmsten, denn die anderen schaffen es dann schon irgendwie, nur bei einem selber gibt es keine Chance.
Sogar wenn ich mir meine eigenen älteren Beiträge durchlese, wo es mir noch viel schlechter ging als jetzt denke ich mir "klingt doch gar nicht sooo schlimm". Man kann eben Gefühle nur beschreiben, niemanden davon kosten lassen :)
Liebe Grüße von Jana

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Sems
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Re: Hier bin ich wieder

Beitrag von Sems »

Hallo Jana,

das hast du super beschrieben. Ich dachte auch immer nach der Therapiestunde, das ich es nicht geschafft habe ihr die wahre Dramatik nahe zu bringen und es mir doch abgrundtief schlecht geht und warum meine Therapeutin so gechillt drauf reagiert. Scheint auch etwas zu sein was dazu gehört 🙈😉❤️

LG
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