Hallo ihr Lieben,
nachdem ich mich etwas alleine gelassen gefühlt habe mit meinen Beschwerden, hat mir das Lesen hier im Forum sehr geholfen. Nun will ich mich einmal vorstellen:
Bereits nach der Geburt meiner 1. Tochter 2020 konnte ich ab Woche 2 nicht mehr schlafen obwohl mein Baby schlief. Bestenfalls 2-3 Stunden leichtes dämmern. Ich hatte kaum noch Appetit, konnte mich nicht mehr konzentrieren und war ständig am zweifeln. Bald darauf schlichen sich nachts Ängste ein die auch tagsüber immer wieder auftauchten, jedoch abwechselnd immer bezogen auf andere Themen (bsp: milchstau, plötzlicher kindstod, saugverwirrung, stillen,...). In der 5. Woche kam es nachts zu plötzlichen Panikattacken (ich wusste jedoch nicht dass es welche sind, ich kannte so etwas nicht, ich wusste nur dass ich mich furchtbar fühlte) und meine Stimmung wurde immer schlechter. Ich erklärte mir meine Stimmung mit Überforderung weil es mein 1. Kind ist und unser Hausbau noch nicht fertig war, was mich stresste. Dann klappte auch das Stillen nicht mehr und mein Kind wurde immer unruhiger und weinte viel. Wir landeten aufgrund der nachlassenden Gewichtszunahme in der 6. Woche in der Kinderklinik. Dort sollte ich stillen, zufüttern und danach abpumpen um die Milch anzuregen. Zudem sollte ich darauf achten dass mein Kind Schlaf bekommt, da das Schreien auf zu wenig Schlaf und zu viel Reize zurückzuführen sei. Ich verlangte einen Psychologen und erklärte ihm meine Stimmung, da ich dachte es könne nicht normal sein. Er meinte nach einer Stunde Gespräch dass meine Verfassung "eine normale Reaktion auf einen anstrengenden Säugling" sei. Zuhause stellte ich bald das stillen ein, da mein Kind die Flasche bevorzugte und pumpte nur noch. Das ständige auskochen, abpumpen und erwärmen ermüdete mich, ich weinte viel und dachte wieder mein Zustand ist das Resultat das nicht Stillen Könnens und der zusätzlichen Arbeit durch die Pumpe. Mein Gynäkologe riet mir nur zu viel Bewegung an der frischen Luft und gutem Essen. Und so überlebte ich einen Tag nach dem anderen und meine Stimmung wurde von selbst nach ca 3-4 Monaten schleichend wieder besser. Ca ein halbes Jahr später fühlte ich mich wieder ganz normal und entwickelte eine innige Beziehung zu meiner Tochter.
Vor 7 Wochen kam mein zweites Kind und ich war sicher, diesmal wird alles anders. Ich habe alle stressoren ausgeschaltet (Alles in Haus und Garten erledigt, Gartenarbeit an den Schwiegervater abgetreten, die große Tochter und Haushalt durch Papa betreuen lassen) und dafür gesorgt dass das Stillen klappt. Ich habe mich riesig auf mein Wochenbett gefreut und dann ging es wieder los. Gleiche Symptome:
- Schlaflosigkeit (ich dachte mir anfangs aber ganz optimistisch: naja dann schläfst du nicht, aber immerhin kannst du entspannen)
- Stimmungsschwankungen
- Ängste und Gedankenkreisen, v.a. nachts und früh (auch wieder ständig um andere Themen, als wäre eine Grundangst da und man sucht sich selbst den Grund, weil es ja einen Grund geben muss)
- morgendliches Tief, gegen Nachmittag und Abend fühlte ich mich meist gut und wunderte mich selbst über mich
- auch in der 5. Woche wieder Panikattacken was dazu führte, dass das stillen wieder nicht mehr klappte und mein Kind immer unruhiger wurde.
Diesmal wusste meine Hebamme, dass es nicht nur Stillprobleme waren, die mich belasten sondern meinte es wäre eine Depression (erst jetzt las ich nach und stellte fest, dass die Symptome perfekt passten). Der Termin bei einem Psychotherapeuten lag aber in weiter Ferne und so wurde ich vor drei Wochen stationär über die Kinderklinik eingewiesen und per psychiatrischer Ambulanz auf Antidepressiva eingestellt. Nach 10 Minuten beim Psychiater hatte ich schon das Rezept für Sertralin in der Hand. Diese hatten sie schlimme Nebenwirkungen dass ich nach zwei Tagen auf Desveneurax umgestellt wurde und zusätzlich nachts Tavor nehmen sollte. Das ist jetzt drei Wochen her. Zum Abstillen wurde mir auch geraten, was ich tat (und es tut mir so weh, da ich es genoß, aber gleichzeitig wollte ich diesen Medikamentencocktail auch nicht an so einen kleinen Menschen weitergeben). Ständig zweifel ich, ob es der richtige Weg war, ob es nicht anders gegangen wäre, was ich falsch gemacht habe, wieso die Situation so ist, wieso ich es nicht einfach wie immer genießen kann und das macht mich unendlich traurig. Ich habe Angst, durch mein Verhalten meine Kinder negativ zu beeinflussen und keine gute Mutter zu sein. Ich liebe sie beide so sehr aber kann nicht so für sie da sein wie ich möchte. Ich bin sonst ein so optimistischer Mensch, der viel unternimmt und möchte nun fast nichts mehr machen. Mein zweites Kind ist wie das erste auch eher kompliziert, schläft schlecht ein und durch, aber ich gebe mein bestes damit sie genug Schlaf bekommt. Manchmal ermüdete mich das sehr, aber ich denke in meiner normalen Verfassung wäre mir das egal. Nur jetzt ist alles irgendwie anders und fühlt sich so falsch an. Wenn ich über die jetzige Situation nachdenke, fasse ich kaum einen klaren Gedanken und kann nichts logisch zu Ende führen. Oft finde ich meine Gedanken total irrational. So kenne ich mich nicht und ich fühle mich so fremd. Es könnte jetzt so schön sein, doch ich bin so anders. Ich hoffe sehr, dass die AD gut wirken. Auf der anderen Seite denke ich nun wieder: bis sie wirken, würde es mir wahrscheinlich auch ohne Medikamente wieder gut gehen. Das ständige zweifeln zermürbt mich, da sich alles so falsch anfühlt. Vor allem früh. Mit Tavor nachts ging es mir viel besser. Nach 3 Wochen sollte ich sie jedoch absetzen. Sprich die letzte Nacht war die erste ohne Tavor. Zwar nachts keine Ängste mehr aber schlechter und unruhiger Schlaf. Das Baby ist auch unruhiger. Und früh ging es mir wieder schlecht.
Ich glaube Ingesamt geht es mir zwar schon besser als vor dem AD, aber manchmal frage ich mich ob es mir wie nach der 1. Geburt auch so schleichend besser gegangen wäre. Dieses Zweifeln nervt sehr. Der Psychiater meint auch nur "Haben Sie Geduld mit sich und setzen Sie sich nicht unter Druck". Es ist schwer sich mit zwei kleinen Kindern nicht unter Druck zu setzen. Zumal der 7. Woche alte Krümel wirklich anspruchsvoll ist, sich kaum ablegen lässt und viel Energie kostet.
So viel zu mir. Seid lieb gegrüßt.
Freue mich euch gefunden zu haben
Moderator: Moderatoren
Re: Freue mich euch gefunden zu haben
Hallo Ani!
Schön, dich hier kennenzulernen, auch wenn die Umstände nicht schön sind. Mir ist als erstes sehr wichtig zu sagen: du hast gar nichts falsch gemacht, nicht bei deinem 1. Kind, nicht bei deinem 2. Kind jetzt. Denn ein Hauptauslöser einer PPD sind die extrem veränderten Hormone rund um Schwangerschaft und Geburt, die sich sehr negativ auf den Gehirnstoffwechsel auswirken können. Diesem Auslöser steht man machtlos gegenüber, weil es ein natürlicher Vorgang ist. Und ob der Gehirnstoffwechsel Schaden dabei nimmt oder nicht, ist auch nicht beeinflussbar (Ausnahme natürlich bei Frauen die schon Medikamente nehmen).
Ganz im Gegenteil hast du alles richtig gemacht. Du bist ein 2. Mal erkrankt, auch beim 1. Kind waren es klare Symptome... dass du nach 7 Monaten dann doch ohne alles gesund wurdest, ist echt selten. Wenn man zum 2. Mal erkrankt passiert das dann fast nie. Daher finde ich es total richtig, dass du dich auf diese Lotterie nicht eingelassen hast, sondern dich für Medikamente entschieden hast.
Es wird dir bald besser gehen. Da das Tavor jetzt fehlt, ist klar dass du das merkst, das ging mir auch so. Es wird sich aber einpendeln.
Frag hier alles und lass alles raus was dir auf der Seele brennt, wir sind da für dich!
Schön, dich hier kennenzulernen, auch wenn die Umstände nicht schön sind. Mir ist als erstes sehr wichtig zu sagen: du hast gar nichts falsch gemacht, nicht bei deinem 1. Kind, nicht bei deinem 2. Kind jetzt. Denn ein Hauptauslöser einer PPD sind die extrem veränderten Hormone rund um Schwangerschaft und Geburt, die sich sehr negativ auf den Gehirnstoffwechsel auswirken können. Diesem Auslöser steht man machtlos gegenüber, weil es ein natürlicher Vorgang ist. Und ob der Gehirnstoffwechsel Schaden dabei nimmt oder nicht, ist auch nicht beeinflussbar (Ausnahme natürlich bei Frauen die schon Medikamente nehmen).
Ganz im Gegenteil hast du alles richtig gemacht. Du bist ein 2. Mal erkrankt, auch beim 1. Kind waren es klare Symptome... dass du nach 7 Monaten dann doch ohne alles gesund wurdest, ist echt selten. Wenn man zum 2. Mal erkrankt passiert das dann fast nie. Daher finde ich es total richtig, dass du dich auf diese Lotterie nicht eingelassen hast, sondern dich für Medikamente entschieden hast.
Es wird dir bald besser gehen. Da das Tavor jetzt fehlt, ist klar dass du das merkst, das ging mir auch so. Es wird sich aber einpendeln.
Frag hier alles und lass alles raus was dir auf der Seele brennt, wir sind da für dich!
Liebe Grüße von
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Re: Freue mich euch gefunden zu haben
Vielen Dank für die lieben Worte.
Es tut wirklich gut, hier zu lesen. Ich wohne sehr ländlich und irgendwie ist man hier mit der PPD wenig vertraut. Nachdem ich aber offen damit umgehe und es anderen Müttern gegenüber angesprochen habe, erklärten doch einige dass es ihnen ebenso erging und sie auch nicht wussten was ihnen fehlt. Von einigen erfuhr ich sogar, dass sie regelrecht Hass gegen ihr Kind entwickelt haben (das blieb mir zum Glück beide Male erspart, ich habe immer eher die Schuld bei mir gesucht bzw mich schuldig gegenüber meinen Kindern gefühlt weil ich so bin).
Vllt auch noch wichtig: ich habe seit 2008 die Diagnose Hashimoto (Schlaflosigkeit, Getriebenheit und später Müdigkeit, antriebslosigkeit, Angst, Konzentrationsprobleme kenne ich nur aus der Zeit der Überfunktion und später der Unterfunktion, jedoch nicht in der starken Ausprägung wie jetzt bei der PPD erlebt).
Vllt haben einige im Forum auch diese Diagnose, da ich die Ital. Studie gelesen habe, dass Hashimoto Patienten besonders häufig an PPD erkranken? Meine Werte waren aber nach der 1. Geburt im Normbereich und nun auch wieder. Hatte beides Male die Hoffnung dass meine Stimmung nur daran lag.
Es tut wirklich gut, hier zu lesen. Ich wohne sehr ländlich und irgendwie ist man hier mit der PPD wenig vertraut. Nachdem ich aber offen damit umgehe und es anderen Müttern gegenüber angesprochen habe, erklärten doch einige dass es ihnen ebenso erging und sie auch nicht wussten was ihnen fehlt. Von einigen erfuhr ich sogar, dass sie regelrecht Hass gegen ihr Kind entwickelt haben (das blieb mir zum Glück beide Male erspart, ich habe immer eher die Schuld bei mir gesucht bzw mich schuldig gegenüber meinen Kindern gefühlt weil ich so bin).
Vllt auch noch wichtig: ich habe seit 2008 die Diagnose Hashimoto (Schlaflosigkeit, Getriebenheit und später Müdigkeit, antriebslosigkeit, Angst, Konzentrationsprobleme kenne ich nur aus der Zeit der Überfunktion und später der Unterfunktion, jedoch nicht in der starken Ausprägung wie jetzt bei der PPD erlebt).
Vllt haben einige im Forum auch diese Diagnose, da ich die Ital. Studie gelesen habe, dass Hashimoto Patienten besonders häufig an PPD erkranken? Meine Werte waren aber nach der 1. Geburt im Normbereich und nun auch wieder. Hatte beides Male die Hoffnung dass meine Stimmung nur daran lag.
Re: Freue mich euch gefunden zu haben
Hallo Ani,
ich habe auch Hashimoto und war in Schwangerschaft und nach Geburt sehr gut eingestellt. Mein Fehler war es, dass ich mit meiner Endokrinologin nicht darüber gesprochen habe. Habe mir es auch schon vor der Schwangerschaft vorgenommen mit ihr über die Depressions-Symptome zu reden, mich aber nie getraut, weil ich am Termin „gut drauf“ war.
Beim letzten Termin, mit Diagnose in der Tasche, habe ich mich getraut und sie hat sehr einfühlsam reagiert.
Meine Hausärztin meinte, dass man mit dem SD-Tabletten auch das AD beeinflussen kann. Sie wollte versuchen mit Erhöhung der SD-Dosis die Wirkung des ADs zu verbessern. Kam dann nicht mehr dazu, weil wir versetzt im Urlaub waren und jetzt verlass ich mich erst mal auf die Klinik.
Viele Grüße Franzi
ich habe auch Hashimoto und war in Schwangerschaft und nach Geburt sehr gut eingestellt. Mein Fehler war es, dass ich mit meiner Endokrinologin nicht darüber gesprochen habe. Habe mir es auch schon vor der Schwangerschaft vorgenommen mit ihr über die Depressions-Symptome zu reden, mich aber nie getraut, weil ich am Termin „gut drauf“ war.
Beim letzten Termin, mit Diagnose in der Tasche, habe ich mich getraut und sie hat sehr einfühlsam reagiert.
Meine Hausärztin meinte, dass man mit dem SD-Tabletten auch das AD beeinflussen kann. Sie wollte versuchen mit Erhöhung der SD-Dosis die Wirkung des ADs zu verbessern. Kam dann nicht mehr dazu, weil wir versetzt im Urlaub waren und jetzt verlass ich mich erst mal auf die Klinik.
Viele Grüße Franzi