Bitte sprecht mir etwas Mut zu

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Steffi89
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Bitte sprecht mir etwas Mut zu

Beitrag von Steffi89 »

Hallo ihr Lieben!

Ich bin wieder mal in einem Tief drinnen, sodass sich heute mein Freund um die Kleine kümmern muss. Ich bin die ganze Zeit sooo angespannt und ich habe einen Druck auf der Brust, kann nicht klar denken, nicht essen und musste gerade eine Beruhigungstablette nehmen und habe jedes Mal ein schlechtes Gewissen, da sie ja abhängig machen können. Wir waren gerade zu Besuch bei einer Freundin und ich habe den Besuch irgendwie gar nicht wahrgenommen weil ich einfach versucht habe mich zusammenzureisen. Ich dachte vielleicht wirds mit Ablenkung besser....
Ich nehme jetzt seit 11 Tagen 25mg mehr Sertralin, also 125mg insgesamt. Kann das sein, dass ich immer noch die Nebenwirkungen spüre? Ich hatte gestern eine lange, intensive Sitzung bei meiner Therapeutin. Wahrscheinlich bin ich deshalb heute so mitgenommen.
Es dauert bei mir bereits 2,5 Monate und ich weiß, dass ich Geduld brauche. Aber ich weiß nicht wie lange ich dieses Auf und Ab noch aushalten kann. Mein großes Problem sind die Ängste und die innere Unruhe, die mich so sehr plagen. Ich warte immer noch darauf, dass das Sertralin dagegen hilft. Die Depression ist schon viel besser, aber ich kann durch die Ängste trotzdem nicht richtig leben. Bitte gebt mir ein bisschen Zuspruch. Wie ging es euch nach 2,5 Monaten? Wie lange haben bei euch die Ängste und Unruhe angehalten? Ich weiß schon gar nicht mehr wie sich ein normales Leben anfühlt...
Sternschnuppe2023
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Re: Bitte sprecht mir etwas Mut zu

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Hallo liebe Steffi,

fühl dich ganz lieb gedrückt. Diese Tiefs sind wirklich mies. Bei mir waren in der schlimmsten Zeit auch die Ängst und innere Unruhe mit das schlimmste. Dieser dauernde Druck auf der Brust und noch die enormen Schlafstörungen. Leider ist es wirklich so, dass sich gute Tage bzw. Tage die ertragbar sind mit schlechten Tagen abwechseln. Und irgendwann kamen dann auch gute Tage mit dazu. Bei mir waren die meisten Tage nach 3 bis 4 Monaten immer noch mit Unruhe geprägt bis sich das etwas gebessert hat. Und jetzt nur noch da ist, wenn ich gestresst bin und häufig über meine Grenze gehe. Dann taucht die Unruhe ab und zu nochmal auf. Ich nehme 125mg Sertralin jetzt seit letztes Jahr Ende September. Ende Juni letztes Jahr hatte ich mit Sertralin und Mirtazapin begonnen. Das Mirtazapin abends zum Schlafen. Ich habe auch bis Ende letzten Jahres ca. 2 Mal die Woche Tavor genommen. Am Anfang hatte ich da auch mega Respekt. Aber ich dachte mir, wenn ich sie wirklich nur ab und zu nehme und vorsichtig damit umgehe. Irgendwann konnte ich sie dann auch weg lassen, außer es passiert was ganz unvorhergesehenes, wie als ich meine Schwägerin in die Klinik begleitet habe.
Was mir auch sehr geholfen hatte, dass die Unruhe am Anfang immerhin mal für eine Stunde weniger war, spazieren gehen, sanftes yoga oder mir eine Massage geben zu lassen. Hilft dir leichte Bewegung oder ist das gerade noch gar nicht möglich?
Achja und die Termine mit meinem Therapeut machen mich auch immer etwas nervös. Da kann es echt sein, dass du das heute nochmal besonders merkst.
Es wird bestimmt bald besser 💚
Liebe Grüße
Steffi89
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Re: Bitte sprecht mir etwas Mut zu

Beitrag von Steffi89 »

Hallo Sternschnuppe!
Danke für deine Antwort, es tut mir immer so gut zu hören, wenn es jemandem wieder besser geht.
Ja Spazieren hilft mir normalerweise immer, aber heute ging nicht mal das.
Wie hast du gemerkt, dass du bei 125mg bleiben kannst, wenn du immer noch so lange die Unruhe und Ängste gespürt hast? Und wie lange hast du die 125 mg genommen bis du wirklich sagen konntest, jetzt fühl ich mich wieder besser?
Schönen Abend :)
Sternschnuppe2023
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Re: Bitte sprecht mir etwas Mut zu

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Liebe Steffi,

das hat mir in den Tiefs auch immer sehr gut getan und tut es auch so immer noch, die bestärkungen in diesem Forum 😊.
Fühlst du dich denn dauerhaft unruhig und ängstlicher oder gibt es auch Tage die auszuhalten sind?
Ich habe jedem Tag eine Note gegeben. Da konnte ich dann immer gut sehen wie ein Monat war.
Hm also Ängste kommen bei mir natürlich immer noch, sie sind aber so, dass ich sie wahrnehmen kann und dann da keine Aufmerksamkeit mehr hinlenke. Wie lange es gedauert hat, ist schwer zu sagen. Ich verspüre zum Vergleich zum Januar zum Beispiel immer noch Besserung. Es wurde einfach Monat zu Monat besser. Ich würde sagen gut ist es seit März, April. Davor war es aber auch schon überwiegend okay.
Ich habe bei 50mg nur sehr wenig gemerkt, bei 100mg habe ich dann schon viel mehr bemerkt, aber es war oft noch so an der kippe und die Unruhe war noch da. Nach 2-3 Monaten habe ich dann nach Rücksprache mit meinem Arzt auf 125mg zu gehen. Das hat es dann nochmal verbessert, sofern ich achtsam mit mir umgehe.
Ich hoffe das hilft dir etwas?
Liebe Grüße
Sternschnuppe2023
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Re: Bitte sprecht mir etwas Mut zu

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Natürlich hat auch geholfen, dass mein Kleiner aktiver wurde und es nicht mehr alles so komplett neu und überwältigend war :)
Liebe Grüße
Steffi89
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Re: Bitte sprecht mir etwas Mut zu

Beitrag von Steffi89 »

Nein zum Glück sind die Ängste und Unruhe manchmal weniger oder ich kann besser damit umgehen. Heute zum Beispiel war es wieder viel besser. Das hätte ich mir gestern nicht gedacht. Unglaublich wie unterschiedlich die Tage sein können. Ich merke auch das es mit zunehmenden Alter meiner Kleinen etwas besser wird. Sie macht jetzt längere Schläfchen, wo ich mich etwas erholen kann. Das mit deinem Notensystem ist eine gute Idee, vielleicht mache ich das auch, danke!
Seit gestern habe ich angefangen mich nicht mehr auf das Negative der Tage zu konzentrieren, sondern nur mehr die positiven Dinge am Ende des Tages aufzuzählen und dankbar dafür zu sein. Dann habe ich gemerkt, dass die Tage garnicht immer so schlimm sind wie ich denke und ich hoffe, dass mit der Zeit mein Hirn so wieder positive Gedanken entwickelt.
Danke für deine Antwort!
Liebe Grüße!
Sternschnuppe2023
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Re: Bitte sprecht mir etwas Mut zu

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Liebe Steffi,

das freut mich total, dass heute schon wieder besser ☺️. So ging es mir auch am Anfang, in den Momenten wo es ging, dachte ich, ach ist doch alles gar nicht so wild. Dann kam ein Tag später wieder ein Tief und ich dachte, es war ja noch nie gut und wird es auch nicht mehr. Echt heftig, wie das einfach am Anfang noch so von einem ins andere Extreme schwankt.
Da hatte mir der Tipp von hier mit dem Noten echt super geholfen. Da sieht man dann, ach es waren ja auch schon Tage da ging es etwas besser. Mein Therapeut hat mir dann noch empfohlen zu der Note mit + zu notieren, was ich an dem Tag gemacht habe, dass sich positiv ausgewirkt hat und mit - was die Note eher runtergezogen hat. Da habe ich dann ein bisschen auch gemerkt, was ich öfter machen sollte und was mir vielleicht nicht so gut tut.
Aber das mit dem dankbar sein, ist auf jeden Fall auch eine ganz tolle Sache :).
💚
Liebe Grüße
alibo79
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Re: Bitte sprecht mir etwas Mut zu

Beitrag von alibo79 »

Hallo Steffi,
Auch wenn die Antwort etwas verspätet kommt, will ich dir auch Mut machen.
Ich weiß wie anstrengend dieses hin und her ist, es nervt, es macht angst und man denkt es ist nicht mehr aushalten zu können. Ich musste das alles ja jetzt schon 2x durchmachen und ich weiß nicht wie ich es manchmal geschafft habe. Ich hatte einfach keine andere Wahl und musste da durch wie fast alle hier.
In der ppd war neben der schweren Depression auch massive Ängste ein Haupt Symptom. In der 2. Episode war es ähnlich nur dass ich da auch mit enormer inneren unruhe zu kämpfen hatte. Bis das die meiste Zeit weg war bzw auszuhalten hat es lange gedauert. Bei mir ist irgendwann ein Neuroleptika zusätzlich eingesetzt worden, weil mich die unruhe so gequält hat, damit wurde es dann über Wochen besser.
Was mir bisschen geholfen hat war körperliche Aktivität, auch wenn es mir schon schwer gefallen ist, aufgrund der massiven Erschöpfung. Und generell frische Luft, draußen sein.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
alibo79
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Re: Bitte sprecht mir etwas Mut zu

Beitrag von alibo79 »

Und intensive Gespräche mit dem Therapeuten haben auch schnell man zu verstärkten Symptome geführt oder auch bestimmte Themen haben bei mir Ängste ausgelöst.
Das hat dann teilweise so 2,3 Tage nach gewirkt.
Wie geht es dir heute?
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Steffi89
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Re: Bitte sprecht mir etwas Mut zu

Beitrag von Steffi89 »

Hallo Alibo!

Danke für deine Antwort. Es geht mir schon etwas besser, heute hatte ich einige schöne Momente und ich grübel viel weniger. Zwischendurch kommen dann wieder Angstgefühle und Kribbeln und Brennen in Arme und Hände, was mir wiederum oft etwas Angst macht. Ab morgen fängt mein Freund wieder an zu arbeiten für eine Woche und das macht mich auch etwas nervös. Hast du die Neuroleptika dann wieder abgesetzt oder nimmst du sie immer noch? Ich hatte sie auch, aber habe so Respekt davor, dass ich sie nicht mehr los werde.
Steffi89
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Re: Bitte sprecht mir etwas Mut zu

Beitrag von Steffi89 »

Danke liebe Sternschnuppe für deine Tipps 👍
Ja, du beschreibst genau wie es mir auch geht. Wenn wieder ein schlechter Tag ist, dann ist wieder alles schlecht....
alibo79
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Re: Bitte sprecht mir etwas Mut zu

Beitrag von alibo79 »

Ja , ich nehme die NL immer noch, bei mir hat es sehr lange gedauert bis ich halbwegs stabil war und noch länger bis ich für mich sagen konnte, es ist wieder ziemlich gut. Und auch jetzt merke ich immer noch dass mehr Kräfte mit der Zeit kommen und der Beginn der letzten Episode ist nun 3,5 Jahre her. Das Risiko ist mir zu groß und ich bin in einem vorsorge Programm inzwischen und werde ein Leben lang sehr wahrscheinlich Medikamente nehmen müssen. Daher habe ich nicht so große Sorgen wegeen absetzen, da wir nicht mehr absetzen werden, sofern ich die Medikamente gut vertrage. Ich habe mich gut damit arrangiert und es wäre für mich eher Stress wenn ich jetzt unbedingt reduzieren möchte, aus Angst wieder richtig krank zu werden.
Du hast ja auch zeiten wo die unruhe nicht so präsent ist, bei mir war sie nonstop da und die AD haben nicht gereicht um mich ruhiger zu machen und nur mit einer Bedarf Medikation war es bei mir auch viel zu wenig. Ich brauchte da oft doppelt oder 3x soviel wie andere Patienten und selbst dann hat es nur kurz vorgehalten.
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2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Steffi89
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Re: Bitte sprecht mir etwas Mut zu

Beitrag von Steffi89 »

Wahnsinn, da hast du ja einiges mitgemacht im Leben. Das tut mir sehr leid. Aber ich freue mich wenn du wieder gut damit leben kannst.
Ja mir geht es dann zwischenzeitlich wieder besser, aber es ist trotzdem anstrengend wenn man immer nur von tag zu tag leben kann und nichts planen kann.
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Marika
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Re: Bitte sprecht mir etwas Mut zu

Beitrag von Marika »

Hallo!

Diese Schwankungen/Tiefs sind ganz hart und meistens fast unerträglich. Ich hatte sie das ganze erste Jahr und musste meine AD Dosis 3x anpassen. Aber auch in diesem ersten schlimmen Jahr wurden die Tiefs weniger, leichter.... ein schwacher Trost, ich weiß. Es wäre um so vieles leichter, wenn das Gesund werden stetig linear noch oben gehen würde. Leider läuft das bei dieser Erkrankung nicht so. Aber es wird leichter, das kann ich dir versprechen.

Ich bin mir sicher, dass die Erhöhung erst noch richtig zum Tragen kommt. Das kann schon auch mal 2 bis 3 Wochen dauern.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Steffi89
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Re: Bitte sprecht mir etwas Mut zu

Beitrag von Steffi89 »

Hallo Marika!

Ja es ist wirklich hart. Ich versuche es jetzt nochmal mit Pregabalin, dass ich mal von den Ängsten und Unruhe wegkomme. Es ist so anstrengend, vor allem weil ich aktuell die Nächte machen muss. Heute hatte ich in der Nacht einen Heulkrampf und war so verzweifelt. Ich nehme jetzt alles, wenn es mir nur hilft.
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