Neu hier und noch ohne richtige Hilfe

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Moderator: Moderatoren

Jessie
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Neu hier und noch ohne richtige Hilfe

Beitrag von Jessie »

Hallo zusammen, ich stelle mich und meine Geschichte einfach mal kurz vor. Ich bin 29 Jahre alt und vor 8 Wochen das erste mal Mutter geworden. Am Entbindungstag war alles perfekt und wundervoll. Man war so voller stolz und unendlicher Liebe. Glücklich dass man es geschafft hat und sein Glück endlich in den Armen hält. Ich hatte schon fast zwei Wochen länger als ET sehnsüchtig auf meinen Sohn gewartet.
Schon am nächsten Tag, noch im Krankenhaus, kam dann der Schlag mit dem Hammer. Ich hatte gerade gefrühstückt auf einmal kündigte sich eine starke Panikattacke an. Und ab da gab's kein Halten mehr. Ich hab bis zur Entlassung am dritten Tag durchgehend gezittert, auf Krampf Entspannungen angehört, um irgendwie klar zu kommen. Ich konnte schlagartig nicht mehr essen. Habe es mehrmals bei den Schwestern angesprochen und auch bei der Visite, aber irgendwie wurde ich gar nicht für voll genommen.. "wenn's gar nicht geht, dann können wir hier nichts für sie tun, dann müssen sie sich eben in der Psychiatrie melden".
Das war keine Option für mich. Ich dachte das legt sich wieder. So viel Angst ich auch hatte nach Hause zu kommen, habe ich gehofft, dass sich alles einspielt. Es folgten ewige Tage hungern und funktionieren. Mein Partner hat mich öfter ausschlafen lassen, weil ich so kaputt war, dafür bin ich ihm sehr dankbar. Irgendwann konnte ich mich langsam wieder an essen rantasten und die Unruhe wurde zumindest ein bisschen weniger. Vor zwei Wochen musste mein Partner dann wieder arbeiten und seitdem kann ich eigentlich täglich zugucken, wie es abwärts geht. Ich habe ständig Zitteranfälle, absolute Anspannung und Unruhe, Panikattacken, Derealisation und an Essen nicht zu denken. Dazu reihten sich nun auch noch ZG. Die mir Angst machen. Ich habe seit der Geburt 30 kg abgenommen. Nicht dass ich es nicht vertragen könnte, aber gesund ist das sicher nicht. Seit gestern unterstützt mich meine Mutter mit dem kleinen. Habe mich vorher gesträubt nach Hilfe zu fragen, irgendwie weil dann auch alles so real wird. Mein ganzer Körper zittert, wenn ich Hilfe bekomme. Wie verrückt ist das bitte...? Ich bin jetzt auf jedenfall auf der Suche nach Psychiatrischer und Psychologischer Hilfe und hoffe schnell etwas zu finden.

Ich habe das Gefühl, ich werde nie wieder auch nur eine Sekunde entspannen können, weil es meinen Sohn gibt. Ich weiß dass ich ihn liebe, aber ich wünschte auch (so weh mir das tut es zu sagen) ich hätte mir das nicht angetan. Ich mache mir Vorwürfe, ob es leichtsinnig war zu denken, ich könnte das schaffen mit einem Kind. Hatte vorher schon eine Angststörung. Ich glaube, dass ich mich nie wieder "normal" oder wie ich selbst fühlen werde. Ich komme mir gerade vor wie in einem Film der abläuft, im Spiegel erkenne ich mich kaum und wenn ich Gespräche führe, habe ich auch das Gefühl nicht richtig da zu sein. Wenn ich dran denke, dass ich jetzt für immer in dieser Situation stecke, bekomme ich sofort wieder Panik und sehe dieses Endgültige. Ich hab dann das Gefühl ich will schreien und mich frei strampeln, weil ich sonst sterbe...
Wie soll das jemals aufhören ..

So das war jetzt so hart und offen, wie es in mir gerade aussieht 🥺
Ich weiß nicht, ob es hier jemanden auch so geht, dieses eingeengte Gefühl und dieses niemals entspannen können... Und ob es jemand da raus geschafft hat..?🥺
Mambo
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Re: Neu hier und noch ohne richtige Hilfe

Beitrag von Mambo »

Hallo Jessie,

erstmal herzlich willkommen hier im Forum ❤️ hier wirst du auf viel verständnis und unterstützung treffen. So ging und geht es mir hier mit den vielen tollen Frauen, die mut machen und immer da sind :-)

Ich habe die Geburt bzw. die Tage im Krankenhaus ähnlich erlebt, bloß hatte ich keine panikattacke - musste aber einfach schnell raus und habe die Klinik fluchtartig verlassen.Meine Tochter wurde im Januar geboren. Schade, dass du vom Personal so abgewimmelt wurdest. Da wäre feingefühl und ein offenes Ohr angesagt gewesen.

Bei mir wurde es auch von Woche zu Woche schlimmer, fühlte mich wie in einer falle (so nach dem Motto: aus der Nummer kommst du nicht mehr raus), fühlte mich immer einsamer. Ich hatte auch immer wieder den Gedanken, ob es die richtige Entscheidung war meine Tochter zu bekommen. Wie ich so naiv sein konnte zu glauben, dass ich das schaffen könnte. Und dann immer das schlechte Gewissen :( und am Ende (vor 5 Wochen), bin ich morgens mit Herzrasen und Angst aufgewacht, konnte nur noch weinen und traute mich nicht mehr ans Bettchen zu meiner kleinen. Hatte lebensmüde Gedanken und alles war zu viel. Habe dann hier im Forum in der Liste der Fachberater eine ehemalige betroffene aus meiner Nähe kontaktiert und 2-3 x telefoniert. Nach 3 Tagen in diesem Zustand bin ich in die Psychiatrische Notfallambulanz.

Dein Zustand klingt sehr kritisch und denke, da ist psychiatrische hilfe sehr wichtig. Weißt du denn, wo du dich hinwenden kannst bzw. hast du schon erfahrung mit Psychologen/Psychiatern? Du schreibst, dass die angststörung schon vorher da war... warst du deswegen schon in Behandlung?

Hier auf der Startseite gibt es eine Liste mit Fachleuten Deutschlandweit oder auch Beratern bzw. Ehemaligen betroffenen in deiner nähe, die man anrufen kann (auch am Abend oder Wochenende). Das habe ich gemacht und die liebe Frau konnte mir dann schonmal Adressen geben. mir hat es vor allem gut getan mit jemandem zu sprechen, der das auch durchgemacht hat.

Ist deine Mama täglich bei dir um dich zu unterstützen?

Das mit dem Film und den entspannen hast du so beschrieben, wie ich es auch gefühlt und befürchtet habe. Das da nie wieder Entspannung sein wird. Wie ich das überleben soll. Das ist auch mein Hauptproblem, wenn man das so schreiben kann. Dass ich in ihrer nähe nie entspannt sein konnte. Zurzeit kann ich es mit den Medikamenten ganz gut, aber bin ja gerade stationär und sehe sie nur ein paar Stunden am Tag bzw. auch mal einen Tag nicht.

Ich glaube, das katastrophisieren und schwarz/weiss denken sind typische Symptome der Depression (es wird nie wieder gut, ich werde nie wieder gesund).

Aber alle ehemaligen versprechen, dass es wieder gut wird - mit Zeit. Da braucht man diese blöde Geduld :roll:

Du bist nicht alleine ❤️ ich denke an dich - fühl dich gedrückt

Liebe Grüße
Mambo
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Einstellung auf Venlafaxin
Jessie
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Re: Neu hier und noch ohne richtige Hilfe

Beitrag von Jessie »

Danke für deine Antwort Mambo 🤍

Ja ich habe mich sehr im Stich gelassen gefühlt in dieser Situation. Ich hatte auch das Gefühl, ich war die einzige, die so drauf war.. alle anderen Mütter sahen immer happy aus und überhaupt nicht verunsichert.

Hast du jetzt immernoch diese Ängste und Unruhe? Kannst du richtig schlafen in der Klinik?🥺
Ich hab auch Angst, dass ich es nicht durchhalte, bis die Medikamente greifen. Und dafür brauche ich ja auch erstmal einen zeitnahen Termin. Habe heute nach stundenlangem telefonieren, nur einen Termin in 4 Wochen beim Psychiater erreicht. Morgen rufe ich nochmal in der Tagesklinik an.
Ich hab Angst voll stationär zu gehen und wollte es eigentlich erstmal mit Medikamenten und Tagesklinik probieren. Oder eine Akuttherapie Zuhause.

Wegen meiner Angststörung war ich vor über zwei Jahren in einer Tagesklinik und hatte jetzt die zwei Jahre über eine ambulante Psychotherapeutin. Da sind nur noch 6 Termine übrig, die sie in größeren Abständen gibt, damit das nicht gleich wegbricht. Nach so einer Langzeittherapie dauert es ja auch erst wieder zwei Jahre bis man erneut beantragen kann.
Medikamente hab ich bis jetzt noch nie lange genommen, bzw immer ohne probiert klar zu kommen.
Wo ich jetzt gerade definitiv anderer Meinung bin, denn diesmal ist es anders. Diesmal habe ich Hoffnung, dass sie mir helfen.

Wegen der Liste muss ich mal schauen, danke für den Tipp :)

Gestern hat sie bei mir übernachtet und war auch heute tagsüber noch da, bis mein Freund wach wurde (er hatte Nachtschicht). So konnte ich in Ruhe die ganzen Telefonate führen. Jetzt ist mein Freund gerade weg und sie kommt gleich wieder.
Mal schauen wie wir das weiter führen können, weil sie auch eigentlich arbeiten muss und jetzt nur Überstunden abgesetzt hat für heute.

Warum siehst du deine Tochter mal einen Tag nicht? Kümmern die in der Klinik sich um sie?
Was würdest du sagen, wann die Medikamente erste Wirkung gezeigt haben?
Entschuldige ich habe so viele Fragen 🥺

Ja die Geduld, das stell ich mir ganz schwer vor.. 🙈

Ich danke dir, fühl dich zurück gedrückt 🤍
alibo79
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Re: Neu hier und noch ohne richtige Hilfe

Beitrag von alibo79 »

Hallo jessie, ich melde mich eben kurz bei Dir, ich versuche morgen oder übermorgen Dir ausführlicher zu schreiben.
Ich finde dein Zustand klingt ernst und muss umgehend anbehandelt werden. Du kannst natürlich direkt in eine Klinik dich einweisen lassen. Aber ich weiß nicht ob du das möchtest. Ansonsten würde ich morgen direkt deinen Hausarzt oder Gynäkologen kontaktieren. Bei mir war es damals der Hausarzt, der alles ins Rollen gebracht hat mit Medikamenten. Denn auch der kann dir ja AD verschreiben und auch was zum beruhigen und schlafen .
Welche Medikamente hattest du früher genommen?
Und wegen der psychotherapeutischen Behandlung, da könnte man verlängern lassen in der ppd ist bei mir meine ich sogar 2x verlängert worden und inzwischen bin ich in einem vorsorge Programm, wo ich immer wieder bei Bedarf die Therapie weiter führen kann.
Da müsstest du sonst deine Therapeuten fragen, hast du mit der Psychologin schon gesprochen über deinen Zustand?
Und zum Schluss, du wirst wieder gesund werden, wichtig ist, dass du jetzt umgehend Hilfe bekommst!
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Mambo
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Re: Neu hier und noch ohne richtige Hilfe

Beitrag von Mambo »

Meine ängste sind durch die tavor gedeckelt. Die bekomme ich zusätzlich zum einschleichen der Antidepressiva. Wieviel die neuen Medis da schon was bringen, kann ich nicht sagen. Die ärztin meinte, dass eine erste wirkung ab 2 Wochen zu spüren sein kann. Jedoch ist das auch unterschiedlich. Bis eine erste wirkung Eintritt und das Medikament wirklich greift und dich stabil macht können einige Wochen vergehen :| aber man kann ja zusätzlich noch was zur beruhigung bekommen. Das kann dann auch mit dem Schlafen helfen. Und wie alibo schreibt: dein Hausarzt kann dir was verschreiben.

Habe die kleine am langen Wochenende tagsüber Zuhause gesehen und konnte mich sogar um sie kümmern. Wenn viele Therapien sind oder ich, wie heute, krank bin sehe ich die kleine nicht. Heute aber über facetime :)

Du schreibst auch, dass du zitterst wenn dir jemand hilft? Hast du das Gefühl, dass du es eigentlich alleine schaffen müsstest/willst? Es ist so schlimm, so machtlos zu sein und die Situation zu begreifen, anzunehmen :( und diesen Zustand auszuhalten.

In 4 Wochen? Das ist eine lange Zeit. Ich hoffe, die können dir in der Tagesklinik schnell einen Termin anbieten oder deine Psychologin einen Notfalltermin? Du brauchst auf jeden Fall professionelle Hilfe und die suchst du dir gerade - das ist der richtige Weg. Eine Akuttherapie Zuhause wäre ja ideal, wenn du dich Zuhause sicher fühlst (ich zb wollte nur noch raus aus der Wohnung). Habe schon viel positives darüber gelesen. Muss man da genauso lang warten?

Kannst du dich denn zurzeit auch mal alleine um deinen Sohn kümmern? Oder könnte dein Partner kurzfristig Urlaub nehmen oder im Notfall auch krankschreiben für 1-2 Wochen?

Mein Partner konnte sich jetzt noch Elternzeit spontan nehmen und kann bisschen im Homeoffice was wegschaffen.
Er hätte sich aber auch krankschreiben lassen können und dann bei meiner Krankenkasse einen Antrag als Haushaltshilfe Stellen können. Die zahlen dann den Verdienstausfall (höchstens 78 € am Tag).falls das überhaupt in Frage käme bei euch.

Hast du noch andere Menschen, die dir unter die Arme greifen können,,?

Ich drücke dir auf jeden Fall schonmal ganz fest die Daumen für deinen Anruf in der Tagesklinik.

Lg
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Anne 861
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Re: Neu hier und noch ohne richtige Hilfe

Beitrag von Anne 861 »

Liebe jessie ,ich würde dir auch gerne antworten. Diese Symptome und Gefühle sind so identisch mit meinen nach der Geburt meiner Tochter damals ,auch bei meinem Sohn doch da wusste ich noch nicht was mit mir los war .Ich konnte nicht mehr essen ,innerlich so unruhig ,zittrig. Mir war dauerschlecht .Verantwortung für ein Baby, diese neue Situation war Katastrophe für mich .Ich finde es sehr schlimm das man dir im kh nicht geholfen hat ,denn heut zutage sollte man darauf geschult sein und die erstversorgung übernehmen können .dir Hilfe usw stellen .Hast du einen guten Hausarzt, wo du dein Anliegen besprechen könntest ? Ich war wie du ,warum waren alle so happy ,ich habe der Familie vorgespielt das alles gut sei. Ich konnte auch nicht schlafen. Was mir dann geholfen hat war zuerst mirtazapin, damit konnte ich essen und schlafen ,dass war ein Segen
.Dazu kam dann escitalopram gegen die Ängste, diese Kombi hat mich damals gerettet .Ich darf Natürlich keine diagnosen usw hier reinstellen .Ich teile nur meine Erfahrungen zwecks den medis .Du müsstest es halt mit deinem arzt besprechen
Was sagt denn deine Familie zu deinem zustand ?Wie meisterst du denn Alltag?Ich wusste aber bei meiner Tochter das ich handeln muss ,habe mir eine Therapeutin gesucht und ein Jahr lang mit ihr jede Woche Gespräche gehabt ,stationär kam bei mir nicht in Frage. Es wurde Schritt für Schritt besser .Liebe grüße
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Marika
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Re: Neu hier und noch ohne richtige Hilfe

Beitrag von Marika »

Hallo Liebes, herzlich Willkommen!

Ich kann dich sehr gut verstehen, alles was du beschreibst deutet auf eine PPD hin. Sehr gut dass du bereits einen Psychiater Termin hast. Für sofort rate ich dir wie meine Vorschreiberinnen, noch heute deinen Hausarzt oder Frauenarzt zu kontaktieren, sie können ebenfalls Medikamente verschreiben. Oder in die Notfallambulanz ... jedes Spital hat eine solche, auch eine psychiatrische.

Was du grad durchmachst ist eigentlich wie aus dem Lehrbuch für PPD. Alles das kenne ich auch und habe ich durchgemacht. Es ist die Hölle, nichts erscheint mehr wir es mal war, man kennt sich selber nicht mehr. Aber: es gibt Hilfe und du wirst wieder gesund. Den Anfang hast du gemacht, jetzt gehen wir mit dir Schritt für Schritt durch diese schwere Zeit.

Darf ich fragen, was für ein Medikamente du hattest? Es gibt die Möglichkeit ein AD durch ein Notfallmedikament zu ergänzen. Das wirkt schnell und überbrückt die erste Zeit bis das AD wirkt.

Lass uns wissen, ob du was erreichen konntest bzgl Hausarzt usw.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Neu hier und noch ohne richtige Hilfe

Beitrag von Steffi89 »

Hallo Jessie!
Ich kenne das Gefühl, wenn man sich denkt, dass man einen Fehler gemacht hat ein Kind zu bekommen, aber das ist die Depression und du darfst dir keine Vorwürfe machen. Ich habe sofort mit AD angefangen und ich empfinde wieder eine starke Liebe zu ihr, obwohl es noch sehr anstrengend ist zurzeit, ich brauche wieder Hilfe um alles zu packen. Du bist nicht alleine und hol dir Hilfe. Es ist kein Versagen, keine Schande. Es gibt so viele denen es auch so geht und die größte Stärke ist sich Hilfe zu holen, auch wenn man es am Anfang nicht zulassen will.

Du schaffst das!
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Re: Neu hier und noch ohne richtige Hilfe

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Liebe Jessi,

Ich möchte dir auch gerne Mut und Hoffnung zu sprechen, da mich deine Symptome auch sehr an meine letztes Jahr erinnern. Der Gedanke, nie mehr entspannen zu können vor lauter Unruhe und Anspannung oder wie man mit Baby selbst ohne die Krankheit ja schon nicht entspannen kann geschweige dann mit der Krankheit. Das redet einem aber tatsächlich nur die Krankheit ein. Jetzt fast ein Jahr später, mit Medikamenten und viele andere Schritte, kann ich wieder sehr gut entspannen, auch mit dem kleinen.
Wie ist bei dir der Schlaf? Kommst du da noch etwas zur Ruhe?
Ich finde 4 Wochen warten auch viel zu lange. Meine Hebamme hatte damals für mich in der Notfall Ambulanz der Psychatrie angerufen. Dadurch habe ich dann auch einen früheren Termin zwei Tage später bekommen. Dort habe ich auch AD und ein Beruhigungsmittel mitbekommen. Wie bereits vor mir erwähnt wurde kann man eine haushaltshilfe beantragen. Dann könnte auch deine Mama oder dein Freund den Verdienstausfall bekommen, falls das eine Option ist. Gut, dass du schon eine Therapeutin hast. Und wie Alibo auch schon schrieb, habe ich auch schon 2 mal mit meinem Therapeuten verlängern können 😊.
Halte durch 🩷
Liebe Grüße
Anne 861
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Re: Neu hier und noch ohne richtige Hilfe

Beitrag von Anne 861 »

Hast du mal dein Puls/Blutdruck checken lassen ,dass kann auch Unruhe machen .Ich hatte in der akutphase einen dauerhaften Puls von über 100 .Dadurch arbeitet das Herz mehr ,der Körper verbraucht mehr Energie.
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Marika
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Re: Neu hier und noch ohne richtige Hilfe

Beitrag von Marika »

Der Blutdruck ist meistens erhöht, durch den Stress, den die Erkrankung erzeugt.

Bei mir ging der nach und nach in gesunde Werte über, je mehr die PPD verschwand.
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Anne 861
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Re: Neu hier und noch ohne richtige Hilfe

Beitrag von Anne 861 »

Bei mir hat sich der Puls leider nicht regeneriert leider .Ich habe einen halben betablocker und damit verging auch ein Teil der Unruhe.
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Marika
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Re: Neu hier und noch ohne richtige Hilfe

Beitrag von Marika »

Anne bei dir ist aber leider noch vieles nicht gut. Meinst du nicht, dass es auch daher kommen könnte?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Jessie
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Re: Neu hier und noch ohne richtige Hilfe

Beitrag von Jessie »

Hallo ihr alle, ich gehe mal auf alles zusammengefasst ein..
Erstmal möchte ich mich ganz sehr bedanken fürs Mut machen, dass es wirklich wieder besser wird 🤍
Man kann es sich einfach noch nicht vorstellen..
Am meisten belastet mich neben den Panikattacken glaube ich dieses Gefühl nicht richtig anwesend zu sein. Wie in einer Parallelwelt.
Ich schau den kleinen an, mache faxen mit ihm, er lacht und ich finde es so süß und muss mitlachen, aber so richtig was spüren.. irgendwie nicht. Und dann hinterfragt man wieder, ob er es merkt. Ob das jemals weg geht.
Und da auch auf die erste Frage zu kommen - ja ich kann mich um ihn kümmern und ich schaffe das sogar auch, finde ich, fast so dass es nicht auffällt wie es in mir aussieht. Aber wenn er längere Zeit schreit, dann bin ich so fertig davon, dass ich für den Tag keine Reserven mehr habe und ihn eigentlich komplett abgeben müsste :( bräuchte dann eigentlich mehrere Tage Ruhe gefühlt, um ihn wieder gerecht zu werden. ich kann ihm auch nicht einfach nur beim schreien zuhören, wenn kein Grund zu finden ist, das macht mich fertig und unendlich nervös.
Zwecks Medikamente: hatte ich damals einmal Citalopram und Venlafaxin ausprobiert. Aber aufgrund der NW schnell wieder abgesetzt.
Habe auch heute noch Respekt davor, weil ich Angst habe, dass sie mich komplett still legen und ich nur noch wie ein Zombie rumlaufe und diese Derealisation dann erst recht erhalten bleibt 🥺
Ich hab heute in der Psychiatrischen Notfallambulanz angerufen, der Arzt hatte mir am Telefon durchgegeben was ich in meiner Situation nehmen könnte (Mirtazapin) und das soll ich mir wohl beim Hausarzt verschreiben lassen. Der hat zum Glück morgen früh nochmal auf und mein Partner ist morgen Zuhause, sodass ich morgen früh dort hinfahren kann 🙏🏻 ich überlege jetzt, ob ich mir gleich noch das Escitalopram mit verschreiben lasse, da ich davon schon viel gutes zwecks Panik gehört habe, oder es bis zum Termin in der Klinik (den habe ich nun in zwei Wochen übrigens) nur bei dem Mirtazapin belasse..
Bzw werde ich den Hausarzt wohl definitiv noch nach dem Notfallmedikament fragen, nur zur Sicherheit.

Schlafen kann ich sehr schlecht. Bzw vorallem das einschlafen und nach nächtlichem aufwachen wieder in den Schlaf zu finden, fällt mir durch die Nervosität sehr schwer.

Das mit dem verlängern der Psychotherapie werde ich mal versuchen, danke. Aber da muss ich mir wahrscheinlich eine neue Psychologin suchen, weil meine jetzige meinte "irgendwann muss man ja auch mal ein Ende finden" und zum Thema Tagesklinik "ich wüsste auch nicht, was man bei Ihnen dann noch therapieren sollte". Das sagte sie, als ich vor ein paar Wochen schon Ängste äußerte, dass die Situation sich verschlimmern könnte. Sie war eigentlich immer super als Therapeutin, aber ich vermute sie möchte wohl ein Ende finden was unsere Zusammenarbeit angeht 😅
Ist natürlich blöd für mich. Aber ich werde es in der nächsten Sitzung nochmal ansprechen, die ist erst Anfang Juli.

Das mit der Haushaltshilfe wusste ich auch nicht und ist ein super Tipp!
Ich muss mal schauen, wie ich das meinem Partner kommuniziere bzw. ob er dafür offen wäre, denn man merkt, dass er es nicht so richtig wahr haben möchte, was gerade passiert mit mir. Wir haben kaum richtig darüber gesprochen, ich habe mich aber auch vor ein paar Tagen erst deutlicher dazu geäußert, wie es in mir aussieht. Ich habe schon organisiert, dass meine Mutter uns den kleinen morgen über den Nachmittag abnimmt und mit ihm weg geht für eine Weile, sodass wir mal ordentlich und in Ruhe reden können. Er hat sich zwar vorneweg schon mit dem Thema PPD beschäftigt, aber er sagte gestern selbst, er wusste nicht was das für Ausmaße haben kann.
Tja, ich hab's mir auch anders vorgestellt...

@anne es beruhigt mich zu hören, dass man es auch ohne stationäre Aufnahme schaffen kann. Hoffentlich ist es bei mir genauso, auch wenn das natürlich keine Schande wäre(!), aber ich würde gerne noch den Bezug zu meinem Zuhause haben 🥺
Hatte das Mirtazapin starke NW bei dir? Hast du zuerst nur das genommen bzw wie lange bis das andere dazu kam? Und wann hat das Medikament gewirkt? Ich weiß es ist bei jedem individuell, aber manchmal hilft es ja zu hören, wie es bei anderen war 🙈 worauf man sich ungefähr einlässt...
Es wissen bis jetzt nur meine Schwester und Mutter. Und die sind super verständnisvoll und wollen immer für mich da sein und mich unterstützen und das versuche ich jetzt auch zuzulassen 🥺
Der Alltag ist noch seeeehr unstrukturiert und chaotisch. Ich hatte heute ein zwei To Do's und hab davon gar nichts geschafft. Ich schaffe es auch nicht mich hinzusetzen und mal zu frühstücken wie früher. Mal abgesehen davon, dass ich nichts runter bekomme... Habe das Gefühl ich kann ihn keine Sekunde aus den Augen lassen. Er möchte auch gerade viel Aufmerksamkeit, ich weiß nicht wie man es schafft sich selbst nebenbei nicht zu vergessen ..
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Marika
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Re: Neu hier und noch ohne richtige Hilfe

Beitrag von Marika »

Hallo!

Toll, dass du heute soviel schon geschafft hast und morgen zum Hausarzt kannst..

Ich habe damals Mirtazapin bekommen für den Abend und für den Tag Escitalopram. Auch ein Notfallmedikament hatte ich für die ersten Wochen bis Escitalopram gewirkt hat. Mit Mirtazapin hast du einen Effekt der ab der ersten Tablette eintritt: es wirkt schlafanstossend. Ich konnte damit um Welten besser schlafen, hörte den Kleinen aber trotzdem. Escitalopram hat bei mir sehr gut gegen die Ängste, die Panik und die Zwangsgedanken gewirkt, aber natürlich dauert das einige Wochen. Ein Zombi war ich ganz und gar nicht, musste aber eben diese Geduld bis zum Wirkungseintritt aufbringen. Das Notfallmedikament hat mir da sehr gut geholfen.

Bitte berichte uns morgen, was der Hausarzt gesagt hat.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
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