Durchhalten?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Meli2299
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Durchhalten?

Beitrag von Meli2299 »

Hallo ihr Lieben, ich bin's schon wieder.
Ich hatte gestern ein Gespräch mit meiner Ärztin, aus der PIA und Psychotherapie.
Die Ärztin meint, ich soll bei den 15 mg Escitalopram bleiben, da ich erst seit 9 Tagen bei 15 mg angekommen bin meinte sie, dass es durchaus noch 4-6 Wochen dauern kann bis sich die "volle Wirksamkeit" zeigt. Ein Bedarfsmedikament sieht sie aktuell nicht für nötig. Ich könne mich aber jederzeit melden. Würdet ihr das so bestätigen? Aus eurer Erfahrung raus?
Ich habe hin und wieder einigermaßen gute Tage aber oft fühle ich mich noch fremd. Viele Situationen sind mir oft fremd und ich fühle mich fremdgesteuert. Kriege dann natürlich sofort Angst und Panik, dass ich eine Psychose habe oder sowas. Keine Ahnung wieso, die Angst davor ist riesig. Meine Therapeutin meinte gestern, dass sie schon so große Fortschritte bei mir sieht Im Gegensatz zu der Situation nach der Geburt. Aber ehrlich? Ich fühle nichts, keine Fortschritte, weil ich iwie nur funktioniere. Wird das jemals besser? Wird man sich jemals wieder so wirklich fühlen wie man selber ? Ich versuche wirklich alles um Geduld aufzubringen, mache meine Therapie und nehme die Tropfen und bete einfach, dass ich eines Tages wieder die Alte sein kann...
Ich schwelge oft in Erinnerungen, als ich einfach fröhlich war, glücklich, ohne große Sorgen. Ich kann mir nicht vorstellen dass ich das jemals wieder sein werde 😔.

Wurdet ihr wieder komplett geheilt ? Hat sich das Fremdgefühl und diese tiefe Traurigkeit gelegt?

Lieben Gruß und einen schönen Abend euch allen ❤️‍🩹
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Marika
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Re: Durchhalten?

Beitrag von Marika »

Hey Meli!

Ja, das ist jetzt die richtige und wichtigste Devise: DURCHHALTEN!!! Deine Ärztin hat völlig recht, es dauert einfach wirklich mehrere Wochen und sogar Monate bis eine AD Dosis richtig greift. Und auch dann ist nicht sofort alles gut, denn oft sind die Reparatur Mechanismen im Gehirn sehr komplex und es dauert bis man sich dauerhaft besser fühlt bzw. stabil ist. Das ist gemein, aber genau so verläuft die Heilung.

Da du schon gute Tage hast, zeigt das eindeutig dass das AD anfängt zu wirken, die Richtung stimmt. Und dass du selber noch nicht die große Erleichterung merkst ist auch normal. Die Menschen um dich rum bzw deine Therapeutin sehen bereits Fortschritte... wir als Betroffene aber erst später, weil wir da ja drinnen stecken und die Erwartungshaltung gerade am Anfang einfach zu groß ist. Eine solche Erkrankung ist mit der Schwere eines Herzinfarktes vergleichbar. Und wie lange man da braucht um gesund zu werden, ist ja bekannt. Genau so muss du jetzt Geduld für dich aufbringen.

Ich selber bin mit Escitalopram und Therapie wieder gesund geworden... und nicht nur das: es geht mir heute besser den je! Das wird bei dir auch kommen! Aber du musst Geduld haben, ich weiß das ist schwer, aber du schaffst das.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Meli2299
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Re: Durchhalten?

Beitrag von Meli2299 »

Danke Marika für deine stets aufmunternden Worte. Es tut einfach wahnsinnig gut das zu lesen. Es ist aber ehrlich zum Haare raufen, diese Geduld ständig aufzubringen. Mit zwei Kindern ist der Alltag sowieso stressig und da heilen zu dürfen ist oft so schwer aber ich versuche mein bestes. Ich mache es für mich, für die Kinder, für die Familie!! Ich will wieder gesund werden und zu lesen, dass ihr gesund geworden seid gibt mir Mut. Ich muss zugeben, so schwer hatte ich es noch nie. Ich hatte schon vor 11 Jahren ca. so eine Phase mit Depression, Panikattacken, Derealisation usw. Aber das ist kein Vergleich zu jetzt! Und deswegen fällt es mir so unglaublich schwer da dran zu bleiben. Aber ich vertraue in die Medikamente und in die Therapie! ❤️‍🩹
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