Das ewige Auf und Ab mit den ZG

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Rosmarin
Beiträge: 18
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Das ewige Auf und Ab mit den ZG

Beitrag von Rosmarin »

Hallo ihr Lieben,
ich wollte mal kurz ein Lebenszeichen von mir geben. Ich hoffe, ihr hattet einen schönen Sommer und seid gut in den Herbst gestartet.
Wie ich hier anhand der Foreneinträge sehe, haben einige aktuell mit Tiefs/ Rückfällen zu kämpfen. Mir geht es momentan auch so. Es ist schon echt hart, mit diesen Rückfällen umzugehen, aber sie gehören ja leider auch zum Genesungsprozess dazu.

Meine Tochter wird bald 22 Monate und ich habe phasenweise wieder so Angstspiralen, in die ich verfalle. Aber, und das macht mich auch glücklich, ich schaffe es mehr und mehr ZG-Attacken zu überwinden, sie schnell abtun zu können oder ein Stopp ins Grübeln zu bringen.

Wo es mir leider immer noch nicht gelingt und da würde ich mich gern an euch wenden, sind Stresssituationen oder Situationen, in denen ich genervt bin.
Aktuelles Beispiel: ich möchte bisschen Sport machen und meine Kleine kommt dazu. Sie findet den herabschauenden Hund aus dem Yoga lustig. Ich gehe dann über in eine andere Übung und sie schreit „Neeiiin“ und zerrt an mir. Dann - zack - war der Schüttelgedanke wieder da und paar Momente später der Gedanke: Shit, habe ich sie eben weggeschubst oder geschüttelt?!?!
Ich habe mir geschworen, dass Situationen, an die ich mich nicht erinnern kann, so nicht eingetreten sein können und meistens hake ich Ängste auch echt schnell ab. Komischerweise bei dieser Situation auf der Sportmatte aber nicht 🙁 und an dem Tag ging es weiter. Als ich das Essen machen wollte, weinte sie laut, lief mir vor die Füße, wollte mich wegschieben. Ich war echt so genervt, hab schnell das Gemüse in die Pfanne geworfen. Das Fett spritze und ich hatte Angst, dass sie was vom heißen Öl abbekommt. Hab genervt nach meinem Mann geschaut an der Pfanne gerüttelt und jetzt lässt mich der Gedanke nicht los, dass ich in dem Chaos sie geschubst/geschüttelt haben könnte. Ich weiß, es ist total irrational - vor allem, weil ich ja stand und ich mich hätte runterbeugen müssen und dann wahrscheinlich auf den Boden geknallt wäre. Aber so ist es ja mit ZG…diese Grundangst/Anspannung, es könnte doch was passiert sein.

Ich weiß irgendwie nicht, wie ich diese Gedanken in Situationen, in denen ich halt einfach genervt und überfordert bin, besser umleiten kann 🙁
Ich denke, sich eingestehen, dass man halt einfach genervt ist, ist schon wichtig. Aber ich bin noch nicht da, dass ich aggressive ZG in diesen speziellen Situationen einfach beiseite schieben kann…
Merle89
Beiträge: 38
Registriert: 14:04:2024 3:56

Re: Das ewige Auf und Ab mit den ZG

Beitrag von Merle89 »

Hi, oh Menno, Stress ist echt der Endgegner von allem -.- ich hoffe du findest was um schnell die Grundruhe wieder zu bekommen dann geht’s dir bestimmt auch in solchen Situationen wieder besser! Ich kann dir auch sehr folgendes Buch empfehlen: „Tyrannen in meinem Kopf: Zwangsgedanken überwinden - ein Selbsthilfeprogramm“. VG Merle
alibo79
power user
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Re: Das ewige Auf und Ab mit den ZG

Beitrag von alibo79 »

Hallo Rosmarin,
Diese rückfälle sind wirklich gemein, ich musste es auch oft erleben. Was mir gedanklich dann geholfen hat, ist der Gedanke, dass jeder Rückfall wie ein muskelkater ist nach einem anstrengenden Training. Wenn man Sport macht hat man auch mal einen muskelkater, beim Sport ist es aber positiv besetzt und du würdest mit dem Training ja auch nicht aufhören nur weil du mal muskelkater hast. In dem Fall macht man vielleicht einen Tag mehr Pause oder gönnt sich eine warme wanne. Und durch regelmäßiges Training wird man auf die Dauer stärker und beladtungsfähiger. So habe ich es mir bei den depressionen auch vorgestellt und es hat mir geholfen mit schlechter Tagen etwas besser umzugehen.
Auch hat hier jemand mal geschrieben, dass die Akzeptanz, dass es schlechte Tage nun mal gibt sehr wichtig ist, es kann nicht immer alles gut sein, so ist das Leben. Das hat mir auch geholfen an blöden Tagen nicht alles wieder in Frage zu stellen.

Und generell zum Sport, wenn ich zu Hause Sport mache, dann bin ich auch ganz schnell genervt wenn die Kinder dabei um mich rum wuseln. Das ist Zeit für mich, und ich möchte da auch einfach für mich sein.
Das geht natürlich nicht immer, aber wenn die Kinder größer werden, wird es einfacher, weil sie sich dann auch mal alleine beschäftigen können.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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