Was mir aufgefallen ist

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Jenny

Was mir aufgefallen ist

Beitrag von Jenny »

Als ich so langsam herausgekrabbelt kam aus meinem tiefen Loch der Depression, begann gerade zaghaft der Frühling und das Osterfest näherte sich.
Ich wohne in einer Großstadt, aber doch sehr ländlich in einem ruhigen Vorort mit vielen Einfamilienhäusern und Gärten.
Mir fiel auf, dass sehr viele Leute bereits für Frühling und Ostern geschmückt hatten; Bäumchen vor die Haustür gestellt mit Schleifen dran, Kränze an den Türen, entsprechende Fensterbilder... Genauso aber fiel mir auf, dass in etlichen Fenstern und Gärten noch die Weihnachtsdekos zu sehen waren, verblichene Schleifen, zerbrochene Kugeln, vertrocknetes Tannengrün, also wirklich nimmer schön.

Und ich fragte mich: Warum kümmern sich die Leute nicht? Warum schmücken sie nicht für Ostern oder räumen wenigstens das alte Zeugs weg? An mangelndem Geld oder Zeit kann es nicht liegen, sie hatten schließlich auch für Weihnachten toll geschmückt!
Und da kam mir der Gedanke: Ob vielleicht viel mehr Leute an Depressionen leiden, als wir uns vorstellen können? Dass die einfach keine Kraft dazu haben, etwas zu ändern, zu schmücke und zu gestalten? Ich hatte ja auch nur mühsam und reichlich lustlos für Weihnachten geschmückt, als es mir so schlecht ging!

Was meint ihr? Kann das sein?
Runespoor

Beitrag von Runespoor »

Hi Jenny!
Ich denke teils ist es Faulheit oder Gedankenlosigkeit das Weihnachtszeug noch hängen zu lassen. Aber ich denke es ist eine depressive Zeit. So mit Hartz IV, Angst um die Existenz, die Politiker erzählen immer wie machen das es euch besser geht aber halten das Versprechen nicht ein. Sowas zieht seine Kreise. Ferner werden einenvon den Behörden Steine in den Weg gelegt wo es geht. Denke an meinen Freund, der als Kaufmann keine Chance für sich sieht, statt zuhause rumzusitzen mit 30 noch eine Ausbildung begonnen hat, seinen Traum verwirklichen will Erzieher zu werden, aber das wird nicht anerkannt sondern sogar noch bestraft. Keiner fühlt sich zuständig, das BAfög amt schickt ihn zum Jobcenter das Jobcenter zum Sozialamt und Wohngeld amt und die schicken ihn auch wieder weg. Da ist es schwierig nicht irgendwann den Kopf in einen Eimer mit Staub zu stecken. Ich meine das Jobcenter kürzt mir wiederum das Hartz IV für die Kinder und mich und ohne das Erziehungsgeld, das auch weg gestrichen werden soll, müßten wir zu viert von 1040 Euro im Monat Leben. Und ich denke es geht nicht nur uns so. Sind jetzt kurz davor Hilfe beim Anwalt für Sozialrecht zuholen.
In der Antipsychiatrie gibt es den Ansatz das sie nicht von einer Erkrankung der Psyche sondern einer Erkrankung an der Gesellschaft sprechen und ich glaube da ist was dran Gruß Antje
Issa

Beitrag von Issa »

Lieb Jenny,

ganz viele Menschen müssen in ihrem Leben am eigenen Leib und in der eigenen Seele erfahren, was eine Depression ist. Ich habe jetzt die Statistik nicht im Kopf, aber ich glaube, jeder 7. macht zumindest ein Mal eine depressive Zeit mit.
Ob die verwelkte und verstaubte Weihnachtsdekoration zur Osterzeit ein objektives Zeichen dafür ist, weiß ich nicht. Es ist möglicherweise mehr Nachlässigkeit. Ich hatte auch Jahre, da habe ich mir den Frühlingsschmuck gespart und bis Ende Mai damit gewartet, gleich Sommerblumen in die Kübel zu pflanzen. Subjektiv kannst du deine Beobachtung schon ernst nehmen, denn eines ist mit Sicherheit wahr: wir sind nicht allein mit unserer Depression. Sie verbirgt sich hinter so mancher Haustüre.

Liebe Grüße an dich.

Deine Issa

P.S: Ich lese deine Beiträge sehr gerne.
Jenny

Beitrag von Jenny »

Danke! *rotwerd + freu*
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