Schlimme und schreckliche Zwangsgedanken,

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Lulu1234
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Schlimme und schreckliche Zwangsgedanken,

Beitrag von Lulu1234 »

Hallo,
ich habe schon seit einer Weile die Beiträge in diesem Forum gelesen. Mir ging es in der letzten Woche jedoch so schlecht, dass ich dachte vielleicht hilft mir etwas Zuspruch oder vielleicht ein Rat in diesem Forum weiter. Ich war echt am verzweifeln und wusste nicht mehr weiter.

Am 14.01.24 wurde mein Sohn geboren, ich hatte eine beschwerdefreie Schwangerschaft und hatte auch davor nie mit Zwangsgedanken zu kämpfen gehabt. Schon am vierten Tag habe ich die ersten Zwangsgedanken entwickelt ( sexuelle gegen mein Kind). Diese wurden so schlimm, dass ich eine Panikattacke bekommen habe. Gott sei Dank konnte ich über das Krankenhaus einen Termin in einer Psychiatrischen Institus Ambulanz wahrnehmen. Der Psychiater hat mir dann Tavor 3 mal täglich und einen Tag später Sertralin verschrieben. Das Sertralin habe ich schrittweise auf dosiert bis zu 200 mg. Ich habe versucht recht schnell das Tavor abzusetzen, was jedoch wieder zu Zwangsgedanken führte. Als ich wieder 2 mal das Tavor genommen habe, wurden die Zwangsgedanken wieder besser. Als ich die Tavor dann komplett weggelassen habe, kamen neue schlimme Zwngsgedanken. Das ging jetzt die ganze letzte Woche und es wurde immer schlimmer, wahrscheinlich weil ich eh schon sehr labil und voller Angst war. Die Zwangsgedanken drehten sich um andere Personen und diesen Gewalt anzutun und dann waren es wieder sexuelle Zwangsgedanken aber auf andere Kinder bezogen, dazu kamen noch Wörter, die sich immer wieder aufdrängten. Ich weiß nicht warum, dass so schlimm wurde, es war wie in einem Horrorfilm, ich bestand nur aus Zittern, konnte mich auf nichts konzentrieren, konnte nicht essen und auch nicht wirklich viel reden, war wie erstarrt, ich hatte Weinkrämpfe und Suizidgedanken. Ich war wie gefangen in meinem Kopf. Gestern hatte ich wieder einen Termin in der PIA. Ich nehm jetzt wieder 2 mal 0,5 mg Tavor und das Sertralin wurde auf 250 mg erhöht, zusätzlich nehm ich für die Nacht noch 25 mg Quetiapin. Die Psychiaterin meinte, dass Tavoor überdeckt sozusagen die Zwangsgedanken. Mir geht es heute schon deutlich besser, wahrscheinlich weil die Angst weg ist. Ich hoffe jetzt einfach, dass das Sertralin noch richtig wirken muss, es wurde jetzt mal Blut abgenommen um den Medikamentenspiegel zu überprüfen. ich kann ja nicht ewig Tavor nehmen. Ich möchte einfach keine neuen Bilder bekommen, es ist so schon schlimm genug. Ich weiß, dass das die Krankheit war und nichts mit mir zu tun hat, ich muss mich auch nicht vergewissern, es nicht tun zu können oder es getan zu haben. Es ist nur so schrecklich, weil sich die Bilder auf Personen in meinem Umfeld bezogen haben und ich nicht weiß warum die Zwangsgedanken die ganze Zeit wechseln
Ich habe auch keinen Therapeuten bis jetzt gefunden, da ist die Versorgung ja eh schon sehr schlecht . Vielleicht hat jemand ja ein paar aufbauende Worte oder noch Ratschläge für mich, würde mich über Antworten freuen.
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Marika
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Re: Schlimme und schreckliche Zwangsgedanken,

Beitrag von Marika »

Liebe Lulu!

Herzlich Willkommen hier bei uns. Deine Geschichte hat mich gleich an mich erinnert. Auch hatte bekam kurz nach der Geburt meines Sohnes die schlimmsten Zwangsgedanken gegen dieses kleine, so erwünschte Geschöpf. Ich war völlig fertig und hatte keine Ahnung was da passiert... Angst und Panikattacken beherrschten meinen Alltag. Ich war überzeugt, in der geschlossenen Anstalt zu landen und dachte, man würde mir meinen Sohn weg nehmen. Zum Glück hatte ich sehr zügig durch meinen Hausarzt einen guten Psychiater vermittelt bekommen. Dieser stellte mich sehr ähnlich ein wie dich: Escitalopram (kommt aus der selben Wirkstoffklasse wie Sertralin), 3 x täglich Xanor (ist ähnlich wie Tavor) und zum Schlafen Mirtazapin. Das hat mir sofort geholfen - besser gesagt das Xanor - wie bei dir Tavor. Es überlagert tatsächlich die Zwangsgedanken und ist zur Überbrückung gedacht, bis das AD (bei dir Sertralin) anfängt zu wirken. Ich habe Xanor 5 Wochen genommen, dann langsam reduziert und daneben Escitalopram erhöht. Die ZG sind dann natürlich wieder mehr durchgekommen, aber das ist normal. Es dauert schon eine Weile, bis das normale AD wirkt.

Das hat dann auch gut angeschlagen, aber ich musste doch eine sehr hohe Dosis nehmen, bis ich endlich stabil wurde. Es ist bei Zwangsgedanken oft so, dass es länger dauert. Allerdings hatte ich schon davor latent mit dieser Problematik zu tun, das hat bei mir sicher auch eine Rolle gespielt.

Für mich wichtig,war auch die Therapie, in der ich gelernt habe, mit den ZG richtig umzugehen. Ich weiß, dass es schwer ist einen guten Therapeuten zu finden. Ich habe dir hier deshalb einen Link - evtl. findest über diese Organisation jemanden: www.zwaenge.de

Lulu, das wird wieder. Ich weiß genau, wie du dich jetzt fühlst. Es ist die Hölle, ich habe sie auch durchgemacht. Aber ich weiß auch, dass man da raus kommt. Mir geht es heute besser als je zuvor, ich habe so viel gelernt in der Therapie. Du wirst diese Krise auch meistern. Du bist in guten Händen und die Behandlung läuft. Wir hier werden unser Bestes geben, um dich auf deinem Weg zu unterstützen.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Christina_25
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Re: Schlimme und schreckliche Zwangsgedanken,

Beitrag von Christina_25 »

Liebe Lulu,
Auch ich konnte mich sofort wiederkennen, nur dass bei mir die Zwangsgedanken gegen mich gerichtet sind (gewalttätiger Natur). Und das fiese ist, dass ich meinen Gedanken zu viel Macht über mich gebe und es sich soooo unendlich real anfühlt..
Ich weiß also genau in welcher Hölle du gerade sitzt :( ich sitze neben dir!! Und wir schaffen es heraus! Für unser Kind!

Ich nehme bereits seit über 3 Monaten Sertralin. Vorgestern wurde ich auf 300mg hochdosiert aber meine Psychiaterin wird mich wahrscheinlich auf Escitalopram wechseln, weil ich einfach nicht so drauf anschlage obwohl ich so viel nehme.. das macht mir natürlich doppelt Angst, da die Medikamentverändung mich auch runterziehen kann. Andererseits kann es so nicht weitergehen..
Auch ich habe für über einer Woche Tavor genommen und das Gefühl gehabt es geht bergauf.. doch meine Psychiaterin hat mir gesagt wir müssen unbedingt runtergehen.

Du siehst also, du bist nicht alleine!

Hast du ein gutes Gefühl bei deinem Psychiater?

Ich drück dich fest!!
Lulu1234
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Re: Schlimme und schreckliche Zwangsgedanken,

Beitrag von Lulu1234 »

Vielen Dank für die lieben Worte und das Teilen eurer Geschichte mit mir. Das hat mir schonmal sehr geholfen, mich nicht so alleine zu fühlen:)

Ich hatte heute wieder ein Termin bei meinem Psychiater und werde jetzt ab morgen 300mg Sertralin einnehmen, das Tavor soll ich weiterhin nehmen 2 mal täglich und da der Psychiater nächste Woche im Urlaub ist, werde ich noch weitere 2 Wochen das Tavor einnehmen, da ich keine Experimente mit alleinigem absetzen machen möchte. War das bei euch auch so, dass ihr mit der Medikamentierung von Tavor, nur wöchentliche Termine beim Psychiater hattet ? Ich habe nun eine Therapeutin gefunden, die beim Erstgespräch über dieses Vorgehen sehr verwundert war, da sie meinte, wenn Tavor eingesetzt wird, müsste dies engmaschiger kontrolliert werden. Ich hoff jetzt einfach mal, dass wenn ich es wieder ausschleiche, dass Sertralin dann schon besser wirkt um die Zwangsgedanken nicht wieder so stark werden zu lassen.

Was mich interessiert ist, ob es noch andere Betroffene gibt, bei denen der Zwangsgedanke bzw. die Themen gewechselt haben ? Mein Psychiater meinte heute, dass es im Grunde immer der selbe ist, dieser nur in anderem Gewand auftreten kann ? Die Zwangsgedanken haben sich durch das Tavor jetzt schon deutlich reduziert, ich habe derzeit nur noch gelegentlich Beziehungszwangsgedanken, kennt das jemand von sich auch ?
Christina_25
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Re: Schlimme und schreckliche Zwangsgedanken,

Beitrag von Christina_25 »

Also ich habe nur für kurze Zeit Tavor genommen, da meine Psychiaterin der Meinung ist, ich muss da so schnell wie möglich wieder runter..
Ich habe meist auch wöchentlich einen Termin bei meiner Psychiaterin. Habe jetzt nicht gehört, dass man bei Tavor engmaschiger betreut werden müsste. Aber vielleicht kennt sich da jemand besser aus?
Das einzige was meine Psychiaterin meinte, dass der Wechsel von den ADs ambulant etwas schwieriger sein kann.
Ich hoffe sehr, dass es dir mit 300mg besser gehen wird!

Meine ZG haben sich auch mit der Zeit verändert gehabt. Erst waren es nur ein ständiges Philosophieren über den Sinn des Lebens und dass ich keinen Sinn gesehen habe, da alles vergänglich ist und dann hat es sich gesteigert zu gewalttätige ZG mir gegenüber..
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Marika
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Re: Schlimme und schreckliche Zwangsgedanken,

Beitrag von Marika »

Bei mir wurde ja 3x täglich Xanor gegeben, auch mit 1x in der Woche Termin. Nur die ersten 2 Wochen war es 2x die Woche. Ich kenne aber einige die mit Tavor keine wöchentlichen Termine hatten. Es wird recht verschieden gehandhabt. 1x wöchentlich finde ich engmaschig und sehr gut betreut.
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
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