Sertralin erneute Einnahme - Erstverschlimmerung?

[Sarash]

Hallo,
ich hab bis vor gut 3 Monaten Sertralin genommen und dann durch Citalopram ausgetauscht. Ich soll nun aber wieder Sertralin nehmen. Meint ihr, es kann dadurch wieder zu einer Erstverschlimmerung kommen? Hat jemand vielleicht Erfahrung durch eine ähnliche Situation?

Liebe Grüße

[Marika]

Hallo Sarah

Ich hatte zwar keinen Wechsel, aber einen Wiederbeginn mit Escitalopram, nachdem ich einmal 9 Monate ohne war. Ich hatte nur minimale kleine Symptome beim Wiederbeginn: leichte Kopfschmerzen und 2 bis 3 Tage weniger Appetit sowie etwas Müdigkeit. Aber alles in allem überhaupt nicht schlimm, also keine Rede von einer Erstverschlimmerung wie beim 1. Mal. Aber das ist auch wieder sehr individuell.

Hast du schon begonnen mit dem Wechsel?

[Sarash]

Hallo Marika,

danke, dass du immer deine Erfahrungen mit mir teilst. Ich kann ungelogen sagen, dass du in diesem Prozess die letzten Monate eine der größten Unterstützungen für mich warst, obwohl es „nur“ virtuell ist.

Ich merke langsam so eine Art Erstverschlimmerung indem sich die Angst etwas präsenter zeigt, aber es hält sich im Rahmen (auch eher am Ende des Tages wenn ich nicht mehr so erholt bin). Ich fühle mich nur so wahnsinnig schlaff und antriebslos und alles kostet mich soviel Mühe. Das ist und bleibt eins meiner Hauptsymptome. Ich sehne mich danach, einfach im Bett zu liegen, nur geht das mit einer einjährigen natürlich nicht und ist auch was die Depression betrifft ja eher kontraproduktiv. Nun habe ich gelesen, dass Sertralin ab der ersten Einnahme antriebssteigernd wirken soll. Davon nehme ich überhaupt nichts wahr. Hat hier jemand andere Erfahrungswerte, ab wann die antriebssteigernede Komponente eintrifft? Sertralin ist auch das SSRI was am meisten Antrieb geben soll, richtig?

Ich fühle mich die ersten Stunden nach der Einnahme eher als hätte ich benzodiazepine genommen ist zwar auch angenehm, aber es überrascht mich doch sehr, bei diesem Medikament und ist eigentlich auch nicht was ich brauche.

[Marika]

Hallo ich schon wieder

Ich habe schon viele Betroffene kennengelernt, die Sertralin nehmen. Die Antriebssteigerung kam bei vielen nicht mit der ersten Einnahme, sondern deutlich später. Bei manchen kam die tatsächlich schnell. Dein Verlauf deutet nicht darauf hin, dass es so bleibt. Die Antriebssteigernde Wirkung kann durchaus auch später eintreten. Bei mir hat es mehrere Wochen gedauert.

Es stimmt, dass Sertralin eine ausgeprägte Antriebssteigernde Wirkung hat. Oft führt dass dann wiederum zum Problem der Unruhe am Anfang. Warte noch etwas ab, du hast ja vorher das Citalopram gehabt, da muss sich sicher noch einiges einpendeln.

Ich hoffe, dass du noch mehr Antworten bekommst von denen, die auch Sertralin nehmen.

P.s. Vielen Dank für deine lieben Worte!

[Sarash]

Guten Morgen,

ich wollte mal einen Zwischenbericht geben. Ich bin immernoch verblüfft davon, wie das Sertralin bei mir wirkt. Seit der zweiten Einnahme schlafe ich plötzlich gut, fast wie früher. Kein langes wachliegen vorm einschlafen und kein häufiges nächtliches erwachen mehr. Auch wieder mal konträr zu dem was ich von vielen anderen gelesen habe, die Sertralin einschleichen. Auch habe ich das Gefühl, dass es bei Ängsten bei mir besser wirken könnte als das Citalopram. Allerdings bin ich nach wie vor lethargisch und oftmals traurig / von Emotionen überrannt. Wobei ich das nicht so schlimm empfinde, wie die krasse Gefühlslosigkeit die ich allgemein vor der Medikamentation hatte. Ab Donnerstag soll ich auch noch Mirtazapin dazunehmen. Wie das genau laufen soll weiß ich nicht, da ich ja eh schon lethargisch bin.

[Marika]

Danke für dein Update. Es ist wirklich erstaunlich wie du auf das Sertralin reagierst. Viele haben ja mit massiver Unruhe zu kämpfen am Anfang. Vielleicht hängt es noch ein bisschen mit Citalopram zusammen... siehst du deine Psychiaterin nochmal bevor du mit Mirtazapin anfängst?

[Sarash]

Hallo Marika,
Bei mir ist es oft so, dass Medikamente bei mir „komisch“ wirken, darum mag ich ja das Promethazin auch nicht so gerne, weil es irgendwie paradox bei mir wirkt. Ich frage mich auch manchmal was da bei mir los ist. Nein, ich habe keinen weiteren Termin bei ihr vor dem Start leider. Das Mirtazapin war aber auch primär zur Stimmungsaufhellung gedacht, das mit dem Schlaf wäre nur ein netter Nebeneffekt gewesen. Ich werde es trotzdem mal probieren, wenn ich zu müde werde, gehen wir schneller auf 30 mg meinte meine Psychiaterin.

[Marika]

Hallo Sarah!

Wie geht es dir denn mittlerweile? Hab oft an dich gedacht...

[Sarash]

Hallo Marika,

Wie lieb, dass du an mich denkst!

Ich merke einen seit dem ich den Medikamentenwechsel vorgenommen habe einen ordentlichen Schwung nach vorne! Beide Medikamente tun mir sehr gut und ich werde vom Mirtazapin auch nicht zu müde. Ich bin mal wieder erkältet und sogar dieser Umstand hat mich jetzt nicht nennenswert nach unten gezogen, das ist wirklich neu für mich!

Wie im Vorstellungspost schon beschrieben, machen mir Erlebnisse in der Schwangerschaft / Geburt schwer zu schaffen und ich merke, wie dadurch ausgelöste Versagensgefühle im Moment im Rahmen der Depression wieder an die Oberfläche kommen. Doch auch in der Hinsicht durch Gespräche ein Stück Heilung erleben dürfen und ich glaube, dass ich auch hier auf einem guten Weg bin. Wie du siehst, bin ich gerade ziemlich optimistisch gestimmt und hoffe, dass es weiter in diese Richtung geht!

Liebe Grüße

[alibo79]

Hallo Sarah,
Ich freue mich auch für dich, dass die med so gut anschlagen. Auch das mirtazapin scheint deutlich Ruhe rein zu bringen. Und klar es muß noch dies und das aufgearbeitet werden und das erlebte erstmal verdaut werden. Trotzdem hört es sich richtig gut an.
Und ich freue mich auch, daß hier wieder bestätigt wird, daß eine Heilung eintritt. Trotz ganz tiefer Abgründe und soviel Zweifel und Hoffnungslosigkeit, man wird wieder gesund. In der akuten Phase glaubt man es nicht , aber du merkst jetzt selbst dass der Weg bergauf geht.
Wenn man lange Zeit hier aktiv ist, sieht man immer wieder, dass die Frauen gesund werden und das freut mich immer wieder sehr!!

[Marika]

Mensch ist das toll, Sarah. Ich bin so hin und weg das von dir zu hören. Wie Alibo sagt, solche Beispiele bestätigen eindrücklich, dass man gesund werden kann. Und das das passende Medikament der Gamechanger ist.

Wahnsinn, mach weiter so. Ich freue mich riesig!

[Sarash]

Hallo Alibo und Marika,

Vielen lieben Dank, dass ihr mich immer so ermutigt und an meiner Heilung interessiert seid, dass bedeutet echt viel für mich.

Am langen Wochenende sind wir aufs Land für mehrere Tage mit einigen Freunden gefahren. Es war sehr schön und gleichzeitig habe ich gemerkt, wie anstrengend sowas für mich noch ist. In Kombi mit Eisprung merke ich heute, dass sich ein kleines Tief anbahnen könnte. Es fühlt sich aber nicht mehr so schlimm an, wie die vorherigen Tiefs. Aktuell wirkt es einfach so, als würde es mir in der ersten zyklushälfte besser gehen als in der zweiten. Ich habe am Freitag den nächsten Termin bei meiner Psychiatrien und ich könnte mir vorstellen, dass das Mirtazapin noch erhöht wird (scheine sehr gut drauf anzusprechen und bei 15 mg ist da ja noch Luft nach oben). Ich vertrage es gut bis auf, dass ich viel mehr Hunger spüre und traue mich im Moment nicht auf die Waage. Aber ich nehme eine Gewichtszunahme in Kauf auch wenn das nicht unbedingt schön ist.

Ich hoffe, dass ihr auch ein schönes langes Wochenende hattet!

[alibo79]

Du brauchst keine Sorgen zu haben, dass das mirtazapin dauerhaft soviel Hunger macht. Es ist eine bekannte NW, bei mir hat es aber nicht lange angehalten. Ich würde sagen, dass sich nach ein paar Wochen der Appetit sich völlig normalisiert hat. Ich nehme es jetzt schon viele Jahre und ich habe normal Hunger. Damals war es sogar ganz gut, da ich durch die Depressionen sehr schwer essen konnte. Und zusätzlich war es ein Punkt meine jahrelange essstörung langsam ausheilen zu können. Ich hatte die Wahl, das bißchen mehr Gewicht durch das mirtazapin immer wieder zu bekämpfen und mich selbst zu quälen mit weiteren Restriktionen. Oder langsam anzufangen meinen Körper so anzunehmen wie er ist und dadurch mehr selbst liebe für mich und meinen Körper zu entwickeln.
Halt uns mal auf dem laufenden wie es weitergehen wird.

[Sarash]

Hallo ihr lieben,

ich wollte euch mal wieder updaten, nachdem ich heute bei meiner Psychiaterin war. Um weitere Stabilität zu erlangen, soll ich das Mirtazapin nun auf 30 mg erhöhen. Wir haben auch darüber geredet, dass es in der zweiten Zyklushälfte immer so bergab geht, als würde ein Schalter umgelegt werden. Sie schlug vor, dass ich das Sertralin in der Zyklushälfte erhöhe, oder es zumindest mal ausprobiere. Ich bin mir aber noch nicht ganz sicher, weil die Meinung zur Erhöhung nur in der zweiten Zyklushälfte ja durchaus kontrovers ist. Ich überlege auch wieder die Pille (die Frauenärztin hat es vorgeschlagen) zu nehmen, aber da bin ich mir auch unsicher… hat jemand Erfahrung mit den beiden Sachen?

Vielen Dank euch!

[Marika]

Hallo!

Schön wieder ein Update von dir lesen. Ich kenne das auch: ab dem Eisprung war es bei mir auch länger wackelig und die Tiefs waren in den allermeisten Fällen in dieser Zeit und extrem. Mein Psychiater hat mir auch von der Möglichkeit erzählt, das AD nur in dieser Zeit zu erhöhen. Persönlich war er davon nicht überzeugt, aber andere Ärzte hingegen praktizieren das, somit hat er es mir überlassen. Ich habe es nicht gemacht, wir haben das Escitalopram generel hochdosiert. Es wurde dann damit nach und nach besser. Von der Pille wurde mir explizit abgeraten. Ich hätte sie aber auch sonst nie mehr genommen, 15 Jahre Dauereinahme und dann nochmal - das wollte ich auf keinen Fall.

Vielleicht konnte ich ein bisschen mit meiner Erfahrung helfen! Bin gespannt, wie die Erhöhung von Mirtazapin sich auswirkt.