Hilfe erkennen und Hilfestellung geben!

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
Tania

Hilfe erkennen und Hilfestellung geben!

Beitrag von Tania »

Hallo Ihr Lieben,

erstmal an die ich persönlich kennenlernen durfte beim Bayerntreffen ein Hallo, leider weiß ich nicht mehr wer unter welchem Namen hier im Forum ist. Ich habe ein schöne Zeit gehabt. Danke

Aber auch an alle Anderen ein liebes Hallo.

Mein Anliegen warum ich etwas schreiben möchte ist, da ich ja selber als Hebamme betroffen war von einer PPP und bisher nur wenig in meiner beruflichen Laufbahn bzw. während der Ausbildung über PPP/PPD gehört habe und nun durch meine Erfahrung und auch vielleicht Eurer Hilfe mehr für die Aufklärungsarbeit zu tun. Möglichkeiten der Therapien und Hilfen zu geben.
Erst als ich letztes Jahr selbst davon betroffen war, habe ich erstmals Artikel gehäuft in unserer Fachzeitschrift gelesen.
In meinen Kursen kann ich gezielt Info darüber geben und hoffe und möchte Frauen dazu ermutigen ihre Hebamme auch noch später anzurufen wenn es Propleme gibt. Da ich als Nachsorgehebamme meist nur in den ersten drei Wochen die Frau begleite gehen viele Dinge an mir vorüber.
Mein Wunsch ist es auch mit Kolleginnen darüber zu sprechen und den BDH mal anzuschreiben das man sich auch in der Ausbildung mehr damit beschäftigt.
Ich habe vor 15 Jahren meine Ausbildung zur Hebamme gemacht und kann mich nicht daran erinnern das darüber groß was erzählt worden ist.

Ich habe mal vor einer Weile gelesen, hier im Forum, warum wir Hebammen denn níchts tun oder es nicht erkennen.
Da wie gesagt wir meist nicht so lange im Kontakt zur Frau stehen geht vieles an uns vorüber, außer es geht der Frau in den ersten Wochen schlecht.
Ich möchte auch hier bei Euch gerne als Fachfrau zur Verfügung stehen oder Hilfe geben, werde aber auch immer wieder mal privat Euch und das Forum benötigen.

Danke das es Euch gibt und ich mit Euch hier im Forum Kontakt haben darf.

Liebe Grüße von Tania :wink:
Jenny

Beitrag von Jenny »

Hallo Tania, da ich vor 20 Jahren das erste Mal an einer PPD erkrankt bin, weiß ich sehr gut, warum Hebis einem so selten helfen: Weil damals, und auch noch zu der Zeit, als du deine Ausbildung machtest, kaum einer etwas mit PPD / PPP anfangen konnte, auch Ärzte nicht!
Und auch diesmal hat es Monate gedauert, bis meine FÄ darauf kam, es könne wieder eine PPD sein, die mich in ihren Klauen hält, weil ich selbst mir das net eingestehen wollte und wir beide dachten, es sei eben eine chronische Erschöpfung, die mich so antriebslos macht. Aber es ist schön, dass du hier mitmachst; sicher kannst du auch bei deinen Berufskolleginnen bewirken, sich mit dem Phänomen PPD / PPP auseinander zu setzen. Es würde ja schon reichen, wenn man Schwangere aufklären würde, dass es diese Erkrankungen gibt, wie man sie erkennt und dass es Hilfe gibt.
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10636
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Liebe Tanja!

Ich finde das ganz toll von dir, dass du uns hier mit Rat zur Seite stehst. Das ist echt ganz große Klasse - vielen lieben Dank dafür!!!!

Ich selber bin vor einem Jahr an der PPD erkrankt und habe aber eine schöne Erfahrung mit meiner Hebamme gemacht: Ich lernte sie allerdings erst NACH der Geburt kennen, als ich mich in meiner Not an unsere örtliche Hebammen Praxis gewendet habe. Sie hat mich neben meinem Psychiater ganz, ganz toll begleitet - unter anderem mit Bachblüten und der chinesischen Medizin. Das war eine wunderbare und wichtige Erfahrung für mich. Sie hat mir auch mein Selbstvertrauen wiedergegeben, in dem sie mir erklärt hat, dass ich NICHT schuld an meinem Kaiserschnitt habe. Meine Geburtshebi meinte damals nämlich, ich hätte halt nicht mehr mitgemacht, daher der Geburtsstillstand. :x Das habe ich lange gelaubt. Obwohl ich Fieber bekam während der Geburt, obwohl Noah die Nabelschnur um den Hals hatte und sich nicht ins Becken gedreht hat.... anscheinend hatte ich "versagt". :x :x :x Sie war eigentlich nur eine Belastung und keine Helferin für mich. :cry:

Na ja, wie auch immer... danach habe ich aber wirklich eine schöne Erfahrung machen dürfen.

Liebe Tanja, natürlich werden wir auch dich unterstützen, wenn du uns brauchst. Ich freue mich sehr, dass du als Fachfrau zu uns gehörst!!! :D

Einen lieben Gruß schickt dir
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Micha

An Tania

Beitrag von Micha »

Hallo Tania,

jetzt geht es ja schon, unter anderen Dank Brooke Shields, mit der Aufklärung in Sachen PPD.

Aber vor 8 1/2 Jahren, als ich erkrankte, war die Krankheit noch ein richtiger Exote. Ich wurde eben abgestempelt als Frau, die keine Karriere mehr machen konnte und mit ihrem Leben und Kind nicht zurechtkam.

Meine Hebamme war hoffnungslos überfordert mit dem Thema. Ich hätte ja noch verstanden, dass sie sich damit nicht auskennt aber sie hat das Wort PPD vorher noch nicht einmal gehört.

Wir werden von den Hebammen darauf vorbereitet unser Kind zu versorgen aber wer sagt uns wie wir lernen unser Kind zu lieben? Man kriegt ein 3,5 kg schweres Bündel auf den Bauch gelegt und gesagt: " Herzlichen Glückwunsch, es ist ein Junge" und das war es auch schon. So und ab diesem Zeitpunkt musst du dein Kind bedingungslos lieben und vom Glück beseelt sein, obwohl die Dammnaht schmerzt, obwohl der Wochenfluss nervt, obwohl man schlaflose Nächte hat und obwohl man am liebsten sein altes Leben wieder haben will.

Aufklärung tut auf jeden Fall noch Not !!!

Viele Grüße, Micha
Tania

Rat und Unterstützung

Beitrag von Tania »

Hallo,

lieben Dank für die Rückantworten auf meine Zeilen - Hilfe erkennen, Hilfestellung geben

Abgesehen davon das ich ja selbst Hebamme bin und mich es anspornt und mir wichtig ist über PPD/PPP aufzuklären und Infos zu geben bin ich Durch Eure Nachrichten nochmal nachdenklich geworden.

Mir ist durch den Kopf gegangen, das selbst ich nicht durch meine Hebamme Hilfe bekommen habe. Meine Hebamme im Wochenbett war noch nicht so lange im Berufsleben und hat damit noch überhaupt keine Erfahrung gemacht und in der Klinik wo ich akut aufgenommen worden bin hat sich nur auf mein Drängen mal ne Hebamme körperlich nach mir gesehen aber nicht auf irgendeine andere Weise. Meine Kolleginnen in der Klinik haben mich bisher noch nie angesprochen und Fragen gestellt. Ich denke das werde ich mal in Angriff nehmen müßen zu dieser Thematik.
Erst als ich in Heppenheim war bin ich von einer Hebamme einmal die Woche während meines stationären Aufenthaltes besucht worden und wir führten lange Gespräche. Es ist auf meine Fragen und Probleme als Mutter eingegangen worden. Ich bin als ganzes gesehen worden. Nicht als kranke verrückte Person, diese Erfahrung habe ich auch schon gemacht.
Zur Zeit bin ich froh das es mir mit meiner Medikation gut geht und ich meiner Arbeit nachgehen kann.

Wünsche ein schönes Wochenende

Liebe Grüße Tania
Runespoor

Beitrag von Runespoor »

Also bei mir war es so das die Hebamme zwar klar gesagt hat das es einen nach der Geburt erstmal schlecht geht und man sich Zeit geben soll, aber bei den Thema pDP ziemlich abgeblockt hat, es mehr auf die Hormone wegen stillen geschoben hat. Sonst wäre ich wohl schon früher zum Arzt. Aber ich habe mich auch geschämt für meine GEdanken und so nicht drüber geredet. Vielleicht geht es vielen anderen auch so, weil sie Angst haben als Psychomum bzw. evtl. Kindesmörderin abgestempelt zu werden und fressen so alles in sich hinein. Mein Partner hat auch lange gebraucht ehe er gepeilt hat das ich meine Traumhaft schnelle Geburt eher traumatisch fand und sehr zu kämpfen hatte. Gruß Antje
Jenny

Beitrag von Jenny »

Liebe Tania, ich bin Co-Admin in einem anderen Forum, habe mich da aber aus Scham noch nicht geoutet gehabt, nur bei einer Freundin, die mir dann in ihrer direkten Art "in den Hintern getreten hat" und wenn ich ihr net versprochen hätte, gleich am nächsten Tag zum Arzt zu gehen, wäre sie aus dem Schwarzwald zu mir nach Ludwigshafen gefahren und hätte mich persönlich beim Psychiater angeliefert.

Nun habe ich mich neulich dort geoutet, weil wir ein paar Schwangere im Forum haben, damit es denen net auch unnütz so lange schlecht geht.
Mittlerweile ist auch eine andere ehemalige Betroffene bei uns im Forum und wir haben es uns auf die Fahne geschrieben, Schwangere aufzuklären. Ich finde es schön, dass das Thema langsam enttabuisiert wird; soviel Leid könnte verhütet und abgekürzt werden, wenn Schwangere genauso selbstverständlich über PPD / PPP aufgeklärt würden, wie über Röteln oder Chlamydien.
Runespoor

Beitrag von Runespoor »

Mir ist auch aufgefallen das in den meisten Büchern auf Depressionen vor oder nach der Geburt nicht richtig eingegangen wird. Ferner sind da wieder die strahlenden Supermamis die sich auf nix mehr freuen als endlich ihr Kind zukriegen und danach alles mit einen lächeln und links meistern. Genauso wie die Bilder von der Rückbildungsgymnastik superschlanke Modells zeigen und nicht Frauen mit einigen Geburtspolstern hier und da. Ich denke das kann einen auch schon fertig machen, das es bei einen selbst mit der Figur nicht so schnell geht.

In der Kunst keine perfekte Mutter zu sein heißt es das wir lediglich 9 Monate darauf vorbereitet werden ein Kind zu kriegen aber nicht darauf was danach kommt und Kräfte rauben kann. Das einzige Buch was ich Schwangeren ans Herz lege ist "Das ehrliche Buch vom Kinder kriegen" weil dort direkt auf die Ängste vor und nach der Geburt eingegangen wird und ziemlich klar über Wochenbettdepressionen geschrieben wird. Aber auch so Faktoren wie "Blutbild machen lassen wegen Mangelerscheinungen" und so weiter. Mich hat die Kinderärztin von Fiona angesprochen das mein Hals so geschwollen sei und ich nach wie vor ungewöhnlich fertig wirke. Aber da ich damals Probleme mit der Krankenversicherung hatte konnte ich nicht zum Arzt und habe es wieder verdrängt. Bin dann auch erstmal nur zu einer Mütter Beratungsstelle, nachdem ich eines Morgens Fiona grundlos anbrüllte "Das sie an allen Schuld sei" und sie als sie mich anlachte ins Bett steckte "Weil sie ein ungezogenes Mädchen ist" Dann hatte ich einen Zusammenbruch und etwa im gleichen Zeitraum erkundigte sich eine selbstbetroffene Mutter bei Daniel ob alles mit mir okay sei, weil ihr mein Gesichtsausdruck aufgefallen ist. Alles in allen war es ziemlich mistig aber gab mir den Kick in die richtige Richtung. Zwar Monate zu spät aber besser spät als nie. Gruß ANtje
Runespoor

Beitrag von Runespoor »

PS: Mir war sowas wie pDP schon aus der Kindheit ein Begriff, da die Mutter von einen Spielkameraden und einen Jungen aus der Grundschule sowas bekamen, war aber gleichgesetzt mit "Deine Mama ist in der Psychiatrie weil sie nen schlechte MUtter ist und alles nicht ohne Hilfe packt". Unsofern Angstbesetzt. Bin dankbar das sie da langsam was ändert Gruß Antje
Antworten