Jeden Morgen fange ich bei Null an

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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NadinemitZwillis

Jeden Morgen fange ich bei Null an

Beitrag von NadinemitZwillis »

Langsam verzweifele ich wirklich. Jeden Abend, wenn ich ins Bett gehe, wünsche ich mir und bete darum, dass ich mit dieser guten Stimmung aufwache, mit der ich ins Bett gehe. Aber nein, jedes Aufstehen wird von trüben Gedanken begleitet, ich habe immer etwas Angst davor, wenn die Beiden sich melden und ihre Schlafenszeit zu Ende ist. Ich habe Angst davor, dass sie viel schreien werden an diesem Tag und, und, und...
Ich verstehe es einfach nicht, dass es nicht besser wird morgens, ich wünsche es mir soo sehnlichst, endlich mal wieder mit positiven Gedanken aufzustehen so wie früher. Im Vergleich zu 2 Monaten zurück ist es ja schon etwas besser geworden, da habe ich jeden Morgen Rotz und Wasser geheult. Aber im Moment habe ich das Gefühl, es herrscht Stillstand.
Ob es ein Anzeichen dafür ist, dass ich Dosis der Medis doch noch erhöhen muss? Auch davor habe ich Angst.

Nadine
Petra

Beitrag von Petra »

liebe nadine,

das gefühl das du beschreibst kenne ich. es ist schlimm schon mit diesem angstgefühl aufzuwachen. es ist typisch für die depression dass man am morgen ein stimmungstief hat, dass sich im laufe des tages erhellt. mir hilft es wenn ich beim aufwachen den ganzen vorigen tag noch mal revue passieren lasse, die schönen momente die einem da in denn sinn kommen geben einem kraft. sag dir, egal wie anstrengend es auch manchmal sein kann mit deinen beiden du machst das beste und bist eine gute mama! es ist nicht schlimm wenn sie mal schreien oder quengelig sind, es schadet ihnen nicht, denn du bist ja für sie da! kannst du dir hilfe organisieren damit du etwas entlastet wirst und für dich etwas tun kannst? manchmal hilft schon ein kleiner spaziergang ganz alleine dass man zur ruhe kommt. ich gehe einmal pro woche zu einem shiatsu masseur, diese stunde in der ich massiert werde ist gold für mich. ich kann total abschalten und entspannen! viell. wäre das auch für dich was? es ist ganz egal worin deine entspannung besteht, nur sollte sie einen fixpunkt in deinem tages oder wochenplan haben!

lg petra
martina65

Beitrag von martina65 »

Hallo Nadine, ich kenne das, so ca. ab dem Nachmittag bis zum Zubettgehen geht es mir immer ganz gut. Und morgens fange ich auch immer bei null an. Ich weiss auch nicht woran das liegt. Heute morgen fange ich allerdings wieder bei null null an, denn jedesmal wenn meine Regel bevorsteht, hauts mich total weg. Ich nehme seit fast zwei Wochen Antidepressiva (Fluoxetin) und seit ungefähr 3 bis 4 Tagen gings mir richtig gut. Ich war wieder Mensch. Wenn doch nicht immer diese Regelblutung alles zurückschmeissen würde. Weiss denn jemand was darüber, wie das zusammenhängt? Sie war auch damals Auslöser meiner PPD 7 Wochen nach der Geburt. Meine Tochter ist jetzt knapp 6 Monate alt und leider bekam ich jetzt erst Hilfe. Kein Hausarzt oder Frauenarzt ist in der Lage mal zu sagen, hey Martina du hast gerade ein Kind bekommen, du leidest an PPD und ich helfe dir mit.....Nein stattdessen verschreibt man die Pille und soll Vitamine nehmen, die Ernährung umstellen und blablabla. Was soll das? Warum gibt es denn keine Beratung beim Frauenarzt über nachgeburtliche Folgen, das könnte man doch bei der Schwangerschaftsberatung miteinbeziehen. Oder spätestens im Geburtsvorbereitungskurs oder am besten bei beiden. Oder Broschüren beim Frauenarzt. Die meisten Frauen haben zwar mal was von Wochenbettdepressionen gehört, aber mal ehrlich, keiner wusste doch genau um was es hier geht. Bei meinen beiden Jungs (inzwischen 15 und 10 Jahre) hatte ich auch PPD, natürlich unerkannt. Es dauerte Jahre bis ich wieder "normal" war. Der Weg war der Horror. Von Arzt zu Arzt und dann zum Heilpraktiker bis zur Selbsthilfe. Das muss heutzutage doch nicht sein. Ich fand übers Internet heraus was ich hatte. Traurig, dass mir das kein Arzt sagen konnte. Ich nehme übrigens zu den Antidepressiva noch Bachblüten, die wirken ganz toll bei mir. Ich versuche auch mich zu zwingen bei Laune zu halten z.B. zum Radio mitsingen etc. das ist schwer, aber dein Körper übernimmt irgendwann die gute Laune, reine Suggestion. Tja man lässt halt nichts unversucht. Ausserdem weiss ich, dass es mir in ein paar Stunden wieder besser geht, ich bin in Gedanken schon beim Nachmittag, das hilft ein bischen. Meine Tochter ist zum Glück sehr pflegeleicht, das erleichtert mir natürlich den Alltag und mein Mann und meine Jungs wissen was mit mir los ist und helfen mir. Anders geht es garnicht. Ich wünsche dir, mir und allen anderen Betroffenen, dass wir das irgendwann überstanden haben, dann unterstützen wir wiederum diejenigen, bei denen es gerade anfing. Bin so froh, dieses Forum gefunden zu haben.
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hallo Nadine,
ja, das kenne ich gut. Mein therapeut hat mir mal geraten, einfach davon auszugehen, dass ich am nächsten Morgen wieder Angst haben werde, also ihr voll ins Auge zu sehen und nicht erstaunt zu sein, dass sie schon wieder da ist. Das hilft mir irgendwie mehr, als wenn ich mit aller Gewalt versuche, sie wegzudrücken. Nachmittags und abends sehe ich dann, dass ich wieder einen Tag geschafft habe. Das klingt jetzt bisschen negativ, aber ich weiß, dass es irgendwann vorbei sein wird mit der Angst (hatte vor meinen beiden SS schon mal Panik im Job und habe das mit demselben Therapeuten wie heute ohne Medis geschafft). Ist halt ein langer Prozess. Bis auf die Tage ... da ist mir immer total schwindelig und da ich außerdem Hypochonderin bin, denke ich dann immer, ich könnte umfallen oder so. Komme ich da mit Bachblüten oder Homöopathie weiter? Viele Grüße und immer dran denken: ewig kann und wird sie nicht dauern, die Krise :)
martina65

Beitrag von martina65 »

Hallo Charlotte, habe gerade in deiner Nachricht gelesen, dass dir auch schwindlig ist. Ich kenne das, man hat das Gefühl, man hat ständig Kreislaufprobleme und dann kommt die Angst umzufallen. Schlimm ist die Angst, wenn ich alleine mit dem Baby zuhause bin, denn dann frage ich mich, was passiert, wenn ich umfalle und keiner ist da. Dann kann ich schlecht alleine sein. Hatte mal solche Schwindelgefühle, dass ich vor Angst zum Hausarzt bin. Der konnte garnichts machen, da mein Puls und Blutdruck normal waren. Das ist nur dieser Zustand. Jetzt weiss ich, ich kann nicht umfallen und das hilft. Ich nehme seit ca. 1 Woche Bachblüten und die beruhigen ungemein und geben einem eine gewisse Ruhe und Sicherheit, weil sie in der Psyche wirken. Ich nehme 4 von den 38 Sorten. Man kann bis zu 6 verschiedene nehmen. Suche dir die Beschreibungen aller 38 Bachblüten, am besten übers Internet (geht schnell) und entscheide welche zu dir passen. Wenn eine "falsche" dabei sein sollte, macht das nichts, die bewirkt dann garnichts. Du kannst also nicht falsch machen. Ausserdem mache ich noch Reiki. Hauptsächlich im Kopfbereich und Solar Plexus (Beruhigungspunkt). Naja nicht zu vergessen mein Antidepressiva. Liebe Charlotte, hab also keine Angst umzufallen, das hat nichts mit dem Kreislauf zu tun. Lass den Zustand auf dich wirken und sei gewiss, dir kann nichts passieren, so schaffe ich das auch immer. Viel Glück.
Micha

Beitrag von Micha »

Hallo ihr,

auch ich hatte die schlimmen Phasen vor der Periode. Mir ging es sehr gut und dann jeden Monat diese Einbrüche. Das zermürbt einen mit der Zeit.

Meine Ärztin verschrieb mir Lithium und von da an ging es bergauf.

Nun ist Lithium nicht unbedingt ein Mittel für jedermann, aber mir hat es geholfen.

Gruss Micha
NadinemitZwillis

Beitrag von NadinemitZwillis »

Danke für eure Antworten!! Heute morgen ist es wieder ganz besonders schlimm, zumal es mir heute körperlich nicht so gut geht.
Ich nehme übrigens auch Bachblüten und bislang hatte ich den Eindruck, sie halfen mir gut, aber irgendwie ist seit ein paar Tagen völlig der Wurm drin. Ich habe solch eine Angst, dass es ein handfester Rückschlag wird und alles wieder ganz von vorne beginnt.
Es kann doch nicht sein, dass ich so eine Angst vor meinen Kindern habe, nicht weiß, wie ich den Tag mit ihnen rumkriegen soll, usw.!!!! Ich bin so traurig darüber. Ich kann mir zur Zeit nicht vorstellen, dass ich irgendwann mal die Tage mit den Mäusen so richtig genießen kann und das macht mich total fertig!
Sorry, dass ich euch so sehr zujammere!!

Nadine
nadin

Morgendliches Tief

Beitrag von nadin »

Liebe Nadine,
das morgendliche Tief ist ein zeichen der depression.Ich habe mir am Abend immer eine Stundenplan für den nächsten Tag gemacht.Das hat mir geholfen den tag durchzustehen und ab Mittag hat sich bei mir dann die Stimmung gehoben.Mach vielleicht deinen morgendlichen Alltag, duschen , kinder anziehen, Frühstück,dann war bei mir gut ein Telefonat,entweder mein Mann oder eine Freundinn,Spazierganng,Einkauf u.s.w..könnte das für dich nicht auch eine Möglichkeit sein?Natürlich kann man sich nicht immer 100% an den Plan halten, aber du gibst dem Tag Struktur.Alles Liebe Nadin
NadinemitZwillis

Beitrag von NadinemitZwillis »

Liebe Nadin,
ja, solch ein Stundenplan habe ich in ähnlicher Form schon mal gemacht, vielleicht sollte ich es damit noch einmal probieren. Manchmal denke ich auch, dass sich vieles mit der Zeit ergeben wird, wenn ich mal wieder etwas mehr mit den Beiden unternehmen kann. Der Zwillingskinderwagen ist z.B. so schwer, dass ich ihn gar nicht alleine in den Wagen gehoben bekomme, wenn ich spontan mal weg möchte. Da wird ein Buggy eine Riesenerleichterung sein. Ebenso ist zur Zeit noch durch das Fläschchengeben ein recht großer Zeitrahmen verplant. Ich hoffe und denke mal, dass mit der Zeit hoffentlich vieles einfacher oder zumindest anders wird.

Auf jeden Fall ganz lieben Dank an euch alle, die mir mit ihren Antworten das Gefühl gegeben haben, dass es nicht nur mir so geht und die Ratschläge, die ich bestimmt umsetzen werde!

Nadine
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Liebe Nadine,
ja, ganz wichtig ist, dass Du auch irgendwie noch Du selbst sein kannst, also ein bisschen frei, nicht nur abends, oder wenn die kids schlafen. Sonst hängt man schnell in der Spirale: Hilfe, immer die Kinder, ich kann nicht mehr. Wie alt sind denn die Zwillis? Meine Kleine (14 Monate) ist seit ein paar Wochen in einer Krabbelstube und die Große sowieso im Kiga (ich habe Dir, glaub ich in einer anderen Rubrik schon dazu geschrieben). Mir hilft´s, wenn ich weiß, ich kann jederzeit "fliehen", also es sind Leute da, die sich auch um meine Kids kümmern, nicht nur ich alleine. Hast Du denn Unterstützung? Und das mit dem Tagesplan hilft mir auch, je mehr ich grübele, desto ärger wirds nämlich und wenn ich mich zwingen muss, rauszugehen, das gibt mir das Gefühl, noch am Leben zu sein ... Ich möchte die Angst nicht über mein Leben bestimmen lassen, sondern umgekehrt :) Halte durch ... es wird wirklich besser, wenn Du keine Fläschchen mehr brauchst, dann gehören die Zwillis noch mehr zum "noramlen Alltag" dazu, der ja auch Deiner ist. Liebe grüße Charlotte
martina65

Beitrag von martina65 »

Hallo an alle, ich habe heute ein bischen im Internet gestöbert und bin zuerst auf TMS (repetitive Transkranielle Magnetstimulation) gestossen. Soll sehr wirksam bei schweren Depressionen sein. Dann habe ich unter Magnetfeldtherapie nachgelesen und mir gefällt das sehr gut, weil es keine Nebenwirkungen hat und man kann nichts falsch dabei machen. Was haltet Ihr davon oder hat von Euch schon mal jemand sowas ausprobiert? Ich weiss natürlich auch noch nicht wer sowas anbietet bzw. die Geräte zum privaten Gebrauch sollen ja so teuer sein.
NadinemitZwillis

Beitrag von NadinemitZwillis »

Liebe Martina,
zu der Magnetfeldtherapie kann ich leider absolut nichts sagen. Aber es würde mich auch interessieren, ob sich jemand vielleicht hier damit auskennt. Ich würde nämlich auch alles, was nicht schaden kann, ausprobieren, damit es mir wieder gut geht.

Liebe Charlotte,
ich habe zum Glück eine Haushaltshilfe für ein paar Stunden am Tag. Das Problem ist, dass ich dann meine, ich müsste auch immer noch mit anpacken und dabeisein, obwohl sie oft genug sagt, ich solle doch mal alleine spazierengehen oder so. Ich muss wohl ganz einfach mal etwas egoistischer werden. Und ich habe mir vorgenommen, einmal in der Woche abends etwas zu unternehmen mit einer Freundin oder so.

Nadine
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Liebe Nadine,
kenn ich auch: wenn mein Freund sagt, jetzt mach doch mal was für Dich, Du kannst ruhig gehen, habe ich immer ein schlechtes Gewissen (er arbeitet auch von zu Hause aus und es war eigentlich immer abgemacht, dass wir uns Jobs und kids teilen), und trotzdem kann ich schlecht abschalten und mich nur mit mir beschäftigen, ohne Reue. Das Weggehen mit Freunden hilft, obwohl meine wissen, was los ist mit mir, kann ich sie auch nicht einen ganzen Abend vollsülzen mit meiner Panik. Einfach schöne Momente dagegensetzen, immer wieder, immer mehr. Dann verschwinden die doofen Gedanken irgenwann, weil sie nicht immer wieder genährt werden. Fang einfach mal an, es tut gut. Liebe Grüße Charlotte
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