Hi Meiki!
Das Pb mit dem Ausrasten kenne ich sehr gut.Am Anfang meiner PPD,im Juli/August 2005 (meine Tocher war 4-5 Monate alt) war ich sehr gereizt und habe nichts vertragen.
Meinen Sohn habe ich angeschrien oder geschlagen (ein Klaps auf die Hand oder den Po,was für mich schon Gewalt ist und überhaupt nicht zu meinen Erziehungsmethoden zählt) ,obwohl er sich nur wie ein Kind benommen hat (Schwester geärgert, z.B.).
Oder ich war im Bad, habe die Haare gefönt,beiden Kinder hinter mir , die Kleine hat geschrien und ich bin hyterisch geworden,habe die Haare mit der Bürste kaputt gemacht und geschrien:"Warum habe ich bloß diese Kinder bekommen!".
Tja,mein Sohn war natürlich sehr verängstigt und fragte mich danach oft,ob ich heute "böse" sei oder "lieb".
Oft habe ich ihm gesagt:"Mein Schatz,Mama ist heute genervt,das ist nicht wegen dir,wenn ich schreie,das ist nur weil ich so gernervt bin",das hat ihn dann beruhigt und er hat weiter gespielt.
Aber ich merkte,daß er oft auf der Lauer war und sobald ich den Ton erhöhte,fragte er gleich:"Mama,bist du böse?" .
Oder bei einem lauten Streit mit meinem Mann sagte er gleich:"Ich habe Angst!"
Was ich im Nachhinein sehr tröstend finde,ist daß er seit der Geburt der Kleine am Nachmittag bei der Oma war,die er sehr liebt und die ihm sehr viel emotionalen Rückhalt gegeben hat.Ohne Sie hätte er viel mehr mitbekommen und wäre jetzt nicht der freche,selbstbewußte Junge,den er ist.
Er hat sich auch in der Zeit (die schlimmste Zeit war von Juli 2005 bis Februar 2006) viel an seinem Vater geklammert .Mein Mann hat sich abends und am WE immer um ihm gekümmert und nachts ging er in seinem Bett,wenn er aufwachte (es ist immer so,bin meinem Mann sehr dankbar dafür).
Gott sei Dank ist diese schlimme Zeit vorbei.Ich weiß nicht,ob es an Johanniskraut,an das EPA (Omega 3 Fettsäure,die stimmungsstabilisierend wirken soll),das Magnesium (wirkt auch entspannend) liegt,aber ich habe fast keine solche Ausraster mehr.Außer wenn ich gerade einen Tief habe und besonders empfindlich bin,bin ich die meiste Zeit sehr gelassen und zuversichtlich,das kleine alltägliche Chaos regt mich nicht mehr auf,wie es vor einem Jahr der Fall war.
Und ich merke,wie mein Sohn immer mehr Vertrauen zu mir wieder aufbaut,sich mich immer mehr annähert.Er gibt mir immer spontane Liebeserklärungen wie eine starke Umarmung (er nennt das die "Quetschbanane"

),einen Bussi,kommt morgens in mein Bett, um mit mir zu kuscheln.Ich bin einfach so glücklich darüber!
Und ih versuche natürlich,seitdem es mir besser geht (März 2006) ihm sehr viel Liebe,Zärtlichkeit,Vertrauen zu geben.
Das Einzige, was mich etwas traurig macht,ist daß die Beziehung zu seiner Oma jetzt so innig ist,daß er am Liebsten den ganzen Tag bei ihr verbringen möchte.Jetzt wo es mir deutlich besser geht,möchte ich gerne,daß er bei mir bleibt,mit seiner Schwester spielt,aber er will schon in der Frühe (in den Ferien) zur Oma gehen.Ich tröste mich damit,daß er dort viel mehr Anregungen kriegt als zu Hause (Bauernhof mit Kühen,der Cousin ist auch da,mein Sohn darf mit dem Onkel auf dem Bulldog fahren ,er ist ein Landwirstschaftsnarr!

Die Oma sagte kürzlich zu mir:"Bei uns ist immer etwas los!" ) und daß er dort einfach glücklich ist.Darum ist es für mich halb so schlimm.
Ich denke,Meiki,das was unsere Kinder mitbekommen haben,können wir nicht von ihrem Gedächtnis löschen.Aber wir können versuchen,ihr Vertrauen zu uns zurückzugewinnen,indem wir zum Einen, versuchen,wieder stabil zu werden,zum Anderen ihnen mit ganz einfachen Worten erklären,warum wir so ausrasten und daß sie dabei keinerlei Schuld tragen und daß wir sie trotzdem ganz,ganz stark lieben (für immer!

)
Eine zusätzliche Möglichkeit wäre ein Kinderpsychologe:ich habe selber die Hilfe eines solchen Psychologen in Anspruch genommen,als meine Babys so sehr schrien.Hat mir ganz gut getan.Der Psychologe war beim Frühförderdienst des Caritas Verbandes und diese Hilfe war völlig kostenlos.Vielleicht könntest du dich erkundigen?
Ich denke,bei einer PPD ist die ganze Familie betroffen:Mama,Ehepartner,Kinder,evtl. auch Großeltern.Darum scheint mir das aktuelle Therapiekonzept (Therapie der Mutter) zu einseitig,um wirklich wirksam zu sein.Man müsste die ganze Familie in die Therapie einbeziehen,um einen tiefen,langfristigen Therapieerfolg zu erzielen.
Warum hast du dieses Ausraster gehabt?Hast du dich mit deinem Mann gestritten?
Ich habe eine Ehetherapie (auch kostenlos über die Caritas) mit meinem Mann angefangen,denn bei mir hat die Ehekrise mich sehr belastet und die langfristige Genesung verhindert.Die erste Sitzung war zwar sehr anstrengend,hat aber sehr viel gebracht,denn seitdem scheint ein Stein ins Rollen gebracht worden zu sein:mein Mann zeigt wieder mehr Verständnis,scheint wieder Vertrauen zu mir zu haben,ist wieder ganz lieb (uns geht es eigentlich seit dem letzten Streit vor ca. 2 Wochen gut,aber mir scheint,daß die Ehetherapie der Auslöser für diese Versöhnung war).
Ich würde dir raten,es auch zu versuchen,falls du Ehepb hast.Es kostet nichts und wenn es nicht klappt,dann habt ihr mindestens versucht.Ich hatte am Anfang große Angst davor,habe die Vereinbarung des Termins monatelang vor mich hingeschoben, bis ich erkannt habe,daß meine Ehe wirklich gefährdet war und eine Therapie dringend notwendig ist (eine Therapie ist es eigentlich nicht,denn es wir nicht von den Krankenkassen bezahlt,sondern es ist eine Eheberatung).Ich bin mit Bammeln zum ersten Termin gegangen,und war so erleichtert, als ich merkte,wie lieb und kompetent die Psychologin ist.
Lange Rede,kurzer Sinn:versuche,liebe Meiki, wieder gesund zu werden,dann das ist der Schlüssel einer glücklichen,stabilen Mutter-Kind-Beziehung.Vielleicht bräuchstest du ein AD (Johanniskraut?SSRI?)und/oder etwas,um deine Nerven zu beruhigen (Passionsblume ?)Du nimmst keine Medi,oder?
Ich habe persönlich Johanniskraut vor 2 Tagen abgesetzt,da ich das Gefühl hatte,daß ich innerlich unruhig davon wurde (nicht schlimm,aber doch unangenehm).Ich habe L-Tryptophan 500 mg in der Apotheke bestellt und werde Morgen den Versuch damit starten,um zu sehen,ob es meine Stimmung hebt.Es soll auch schlaffördernd wirken (Erklärung:aus Tryptophan stellt der Körper mit Hilfe von Vitaminen und Mineralstoffen den Neurostransmitter Serotonin her-stimmungsaufhellend- und aus Serotonin stellt er Melatonin her,dem schlaffördenden Neurotransmitter).
Ach ja:was mir und meinen Kindern zur Zeit super gut tut, ist meine Haushaltshilfe (2 Stunden pro Tag für 4 Wochen von der KK genehmigt-Eigenkosten:ca. 100 € pro Monat).Seitdem sie mir die Haupthausarbeiten entnimmt (Böden saugen/wischen,Bad+WC putzen,Fenster wischen und vor Allem Bügeln,meine Leidenschaft!

) bin ich viiiel gelassener,habe mehr Zeit für mich und die Kinder,das ist das Beste,was mir passieren konnte (viel besser als ein Klinikaufenthalt,denn wird meine Tochter nicht aus ihrer Umgebung ausgerissen und kriegt keine Schlafstörungen).
Du hast 3 Kinder,die machen eine Menge Arbeit und Stress,darum würde dir eine Haushaltshilfe sicher auch super entlasten!