Ganz schlimmes WE... was tun?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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00julchen

Ganz schlimmes WE... was tun?

Beitrag von 00julchen »

Hi zusammen,

bin jetzt seit 3 Wochen wieder zuhause von der Mutter-Kind-Station und muss sagen, daß ich die Zeit bis jetzt ganz gut gemeistert hatte. Hatte nur am 1.Tag nach der Entlassung nen ganz schlimmen Einbruch. Und das war fast vorhersehbar gewesen, weil ich mit meiner Tochter ganz alleine war und dann noch ne Freundin kurzfristig für das geplante Frühstück abgesagt hatte. Die Tage danach gings wieder gut, weil mein Mann Urlaub hatte und weil ich ab der 2. Woche für vormittags ne Haushaltshilfe hatte.

Tja, und seit gestern gehts mir wieder ziemlich schlecht. Keine Ahnung warum genau, kann daher nur vermuten: meine Tage neigen sich dem Ende, ich bin starkt erkältet (Schnupfen, heisere Stimme, etc.) und musste die letzten Tage das Dauergeschrei meiner Tochter mitmachen (sie ist auch krank und hatte fiese Halsschmerzen und Husten), ich habe wieder angefangen die "Kontrolle" haben zu wollen (eines meiner Probleme, die mich wohl in die Depression geführt hat), d.h. ich kann mich wieder nicht damit abfinden, daß die Leute um mich rum, nicht auch alles sofort machen bzw. sich sofort melden etc.

Was macht ihr, wenns euch mal wieder so richtig mies geht? Meine Sympthome sind dann die folgenden: Schwindel, Unrealitätsgefühl, Müdigkeit, Trauer, etc. und ich kann nur sehr schwer was dagegen tun. Genaugenommen warte ich immer den Tag ab, weil es mir dann gegen Abend meist etwas besser geht.
Patricia

Beitrag von Patricia »

Huhu,

aus einem akuten Tief heraus etwas zu planen dass einem da raus hilft ist fast unmöglich! Mir gings nach der Klinik sehr oft so. Wenns einem dann so richtig dreckig geht kann man eigentlich nur abwarten, mit dem Partner reden und sich relaxen. Ich war nie in der lage dann etwas zu planen, was mir hilft. Ich wollte mich einfach nur verkriechen.

Aber vielleicht kannst Du auch vorbeugen, nehme Dir regelmäßige Dinge vor auf die Du Dich freuen kannst. Das hilft mir sehr und ich gege diesen Dingen nach - auch wenn ich ein tief habe da sie für mich Routine geworden sind.

Ich gehe z.B. Mittwoche immer mit einer Freundin schwimmen, das tut mir sehr gut. Am Sonntag gehe ich immer reiten, Samstag holt meine Mutter immer die Kleine ab und ich hab zeit für mich und meinen Mann, Montags Therapie. Nebenbei arbeite ich auch noch. Das sind einfach feste Dinge an die auch kein Tief rütteln kann. Mir hilft das sehr denn ich fühle mich verpflichtet diese Dinge zu tun und sie lenken mich auch wirklich sehr ab.

LG

Patricia
00julchen

Beitrag von 00julchen »

Hi Patricia,

danke für deine Anwort.

So eine Art Wochenplan habe ich mir auch zurechtgelegt. Genaugenommen habe ich sogar fast jeden Tag was geplant. Montags ist frei (aber oft mache ich Verabredungen), Di: Treffen mit ner anderen PPD-geplagten Mutter, Mi: kommt meine Mutter zu Besuch, Do: meine beste Freundin mit Sohn kommt, Fr: Krabbelgruppe. Meine Therapietermine sind noch nicht fix, aber die kommen dann auch dazu.
Wenn ich so ein Tief habe, kann ich mich allerdings überhaupt nicht auf die geplanten Aktivitäten freuen... seufz.

Wovor ich aber am meisten Angst habe ich die Zeit morgens, denn da gehts mir meist am Schlechtesten. Weiß echt nicht, was ich machen soll, wenn ab Mitte Dez die Haushaltshilfe nicht mehr kommt. Was machst du morgens so?
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Julchen!

Tut mir leid, dass es dir grad nicht so gut geht. Solche Schwankungen sind sehr gemein - ich weiß, hatte etliche davon.

Was mir immer sehr geholfen hat - wie Patricia schon schreibt - den Tag bzw. die Woche gut zu strukturieren und das Tief "aus zu sitzen". Man kann sich nur ganz schlecht da schnell rausziehen, man kann aber versuchen, sich viel gutes zu tun - auch wenn man es nicht richtig geniessen kann. Nützen tut es trotzdem.

Ich habe mir damals in der ganz schlechten Zeit angewöhnt, gleich Morgens mit Noah raus zu gehen. Egal bei welchem Wetter - wir zogen immer schon gegen 8:00 Uhr los... und das tun wir immer noch. Noah bekommt dann ein 2. Frühstück und die Mama einen 2. Kaffee. Wir bummeln dann etwas durch die morgendliche Stadt und geniessen die frische Luft. Anfangs war es natürlich total schwer und ich mußte mich oft genug dazu mächtig überwinden. Aber dann kamen die Augenblicke, die ich schön fand... die aufgehende Sonne, die bunten Blätter im Herbst, der glitzernde Schnee im Winter.

Diese schwere Zeit ist heute nur noch Erinnerung für mich - auch wenn ich noch manchmal etwas schlechtere Phasen habe. Aber auf das morgendliche Rausgehen freue ich mich jetzt schon am Abend davor. Mittlerweile habe ich auch andere Muttis kennen gelernt und wir treffen uns oft mit unseren Kids in der Stadt. Und der Austausch mit ihnen tut soooooo was von gut!

Es wird wieder besser, Kopf hoch!!!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Nora

Beitrag von Nora »

Guten Morgen Julchen,

schlimm, dass es Dir nicht gut geht! Macht mich immer traurig, dass von anderen zu lesen, denn ich kann mich gut an die Gefühlswelt in diesen Situationen erinnern. Ich habe es in meiner schlimmst Zeit auch so ähnlich gemacht wie Marika: den Tag geplant so gut es ging.
Morgens aufstehen, Kind versorgen, bißchen Haushalt und dann ab nach draußen mit dem Kinderwagen. Einkaufen (uns wenn es nur Zahnpasta war) und für nachmittags eine Verabredung getroffen. Je weniger ich zuhause war desto besser ging es mir dann.
Schau mal, Du hast aber auch noch einen fiesen Infekt und das haut einen ja sowieso schon um. Ich hatte letzten Donnerstag seit langer, langer Zeit mal wieder einen furchtbaren Tag. Hatte Magendarm und entsetzliche Kopfschmerzen, konnte nicht zur Arbeit (und hab dann gleich wieder Angst vor der Reaktion von meiner Chefin gehabt). Es ging mir richtig schlecht und ich hatte auch wieder dieses Angstgefühl, die Mutlosigkeit und konnte mich zu nix aufraffen. Das hielt bis Freitagmittag an. War schrecklich, denn sofort bekam ich Panik, dass die PPD wieder zuschlägt - dieser Gedanke hat mich auch noch über´s WE beleitet.

Ich wünsch Dir erstmal gute Besserung - wirst sehen, wenn es Dir gesundheitlich wieder besser geht, dann geht es Dir emotional auch wieder etwas besser.

LG,
Nora
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