Nur noch Weinen

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Kate

Nur noch Weinen

Beitrag von Kate »

Hallo ihr,

ich habe es getan. Ich habe meinen Mann angefleht zurück zu kommen und gesagt, ich würde alles tun, damit ich seinen Ansprüchen genüge.
Aber er hat nein gesagt!
Ich bin völlig am Boden und weine nur noch. Ich hatte einen totalen Nervenzusammenbruch. Ich hatte plötzlich Herzaussetzer und einen so hohen Blutdruck, das eine Arterie in der Nase kaputt gegangen ist.
Ich hat geblutet und geblutet. Es war zu weit oben, ich konnte es nicht zudrücken. Binnen kurzer Zeit war das ganze Bett voller Blut, dann musste ich brechen, weil so viel Blut auch in den Magen gelaufen ist.
Nach vielleicht einer halben Stunde hat es erst aufgehört.
Ich drehe voll durch. Ich liebe meinen Mann so sehr, er ist doch meine Familie, ich habe doch sonst keine!! Ich bin jetzt ganz allein. Es ist eigentlich seit meiner Kindheit ein bekanntes Gefühl, aber jetzt ist es schlimmer. Jetzt hatte ich das erste Mal eine Familie und jetzt ist es unwiderruflich kaputt. Und ich habe es alles kaputt gemacht, ich habe zu viel gestritten. Erhat gesagt, er liet mich schon seit zwei Jahren nicht mehr, er habe es sich nur nicht eingestehen wollen. Ich habe das die ganze Zeit gespührt. Er kam aus dem Urlaub zurück, vor zwei Jahren im Dezember, und er war verändert. Diese unendlich Liebe, so wie ich bin, war weg. Er hat es immer geleugnet und wir konnten deshalb auch nichts verändern. Ich habe seinen Groll und seine zunehmende Verachtung auf mich immer gespürt. Er hat mich für die Probleme mit seinen Eltern verantwortlich gemacht und für sonst alle Probleme auch.
Ich habe tausendmal versucht darüber zu reden, aber er sagte immer, es sei alles in Ordnung und ich bilde mir das nur ein.
Seit heute ist es raus. Seit dem weine ich nur noch. Er sagt, es gäbe nichts, was ihn dazu veranlassen könnte mich nicht zu verlassen.
Ich habe ihn doch so lieb, mit all seinen Macken, auch wenn ich oft sauer über seine emotionale Kälte zu mir war. Ich habe gestritten, wollte mich nicht so behandeln lassen und habe alles zerstört. Ich habe meine eigene Familie zerstört!!!!!! Ich fühle mich so schuldig, bin der letzte Dreck!
Meine Mutter hat schon recht, mit dem was sie über mich denkt.
Sie hat noch auf die Mail geantwortet und gesagt ich hätte das Problem mit auf die Welt gebracht, es sei schon in mir gewesen, sie habe damit nichts zu tun.
Ich bin verloren, werde nie wieder eine Familie haben, ich bin völlig gestört, ich kann doch für meinen Sohn keine gute Mutter sein.
ich habe keine Zukunft mehr, nicht mehr ohne meine Familie, meine Familie war trotz allem mein ganzes Leben.
ich bin so gestört, ich trete von einer scheiße in die nächste und werde immer psychotischer im Hirn. Ich leide nur, werde verletzt, verlassen, gedemütigt, missbraucht, das kann doch nur an mir liegen!!!
Ich kann nicht mehr, ich weiß nicht mehr weiter.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Meine liebe Kate!

Es tut mir so unendlich leid, was ich da lese. Was du gerade erlebst ist wirklich sehr, sehr schlimm. Aber Kate, gib dir bitte nicht die Schuld an allem was da passiert. Du hast nix zerstört (ja, vielleicht hast du auch Fehler gemacht, dass weiß ich nicht - aber das ist ja menschlich) - dein Mann hat eure Familie verlassen - er ALLEINE ist für das endgültige Aus verantwortlich.

Dass er dich schon länger nicht mehr liebt und sich nicht eingestanden hat, ist SEIN Fehler - nicht deiner. Wenn eine Beziehung auseinander geht, sind meist beide irgendwie dran beteiligt. Ich kann und darf das bei euch natürlich nicht beurteilen - aber dein Mann macht es sich ja total einfach: Zurück zu Mama und "von oben Herab" über dich richten. Sowas zeugt nicht grad von einem stabilen Charakter.

Du bist eine tolle Mama, du bist nicht alleine verantwortlich für alles was da um dich passiert - das traue ich mich zu sagen, obwohl ich deine Familie nicht kenne. Gibt es eine Person in deinem Umkreis, der du vertraust und wo du Schutz finden kannst? Wo du unterstützt wirst? Wenn nicht - hast du schon mal an ein Frauenhaus gedacht?

Liebe Kate, versuch aus dieser schrecklichen "Opfer Rolle" raus zu kommen. Ich weiß, dafür braucht man Unterstützung! Vielleicht dein Therapeut? Kämpfe Kate, gib nicht auf - du hast schon sooo viel geschafft und auch das schaffst du!!! Wir stehen hier an deiner Seite und lassen dich nie alleine!

P.S. Hast du dich schon wegen den rechtlichen Dingen erkundigt? Ist auch wichtig, nicht dass dir den Ex da auch noch in den Rücken fällt!

Ich drück dich ganz feste - und nicht vergessen - kämpfe weiter, gemeinsam schaffen wir das!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Runespoor

Beitrag von Runespoor »

Hallo Kate!
Das Gefühl an allen Schuld zusein kenne ich nur zu gut. Es gibt genug Menschen die dir dieses Gefühl gut und gerne immer wieder geben. ABER zu solchen GEschichten gehören immer zwei. Es ist immer Dynamik die da hinter steckt. Denke wir sind für sowas leichte Opfer. Ich kann dir nicht viel raten und helfen, da ich gerade ebenfalls im Loch stecke und kurz davor bin meinen Freund rauszuschmeißen. Aber das ist mein Mist. Ich denke fest an dich. Finde dich lieb, habe dich gerne. Und es gibt immer mehr alternative Formen von Familie, die nicht schlechter sind auch wenn sie nicht den klassischen Bild entsprechen. Aber damit helfe ich dir wahrscheinlich gerade gar nicht. Gruß Antje
Sas

Beitrag von Sas »

Liebe Kate,

jetzt muss ich mich auch mal äußern und Dich ganz fest in den Arm nehmen!
Es ist total furchtbar, was Du gerade von allen Seiten einstecken musst und ich weiß eigentlich nicht so recht, wie ich Dich trösten kann. Ich war selber ein Leben lang in dieser Opferrolle drinnen und war der Fussabtreter für alles und jeden. Bis ich meinen Mann traf. Die festen Freunde davor waren auch sch... Und das Verhältnis zu meiner Mutter war immer problematisch. Wir lieben uns, ja, aber wir können nicht so recht miteinander. Es sind viele Sachen passiert, die mich sehr verletzt haben. Seitdem ich sehr weit weg wohne und wir uns nicht mehr täglich sehen, klappt es besser. Die Therapie war für mich die Chance, alles das aufzuarbeiten und aus dieser Opferrolle endgültig herauszukommen.
Das die Liebe aufgehört hat, daran ist wohl keiner wirklich schuld. Du bist auch nicht schuld an Deiner Krankheit oder an seiner MS. Er auch nicht. Weißt Du, es ist sicher schwer für beide. Ihr seid beide gleichzeitig sehr krank geworden und Ihr hättet womöglich beide mehr Unterstützung gebrucht, die Ihr Euch gegenseitig in der Situation nicht so geben konntet. Vielleicht ist ein wenig Abstand erstmal ganz gut, dann kommt Ihr beide mal zum Durchschnaufen. Mach Dir keine solchen Vorwürfe. Und Deine Mutter hat NICHT recht mit dem was sie sagt. Ja, Du hast Probleme. Aber Du arbeitest daran und Du hast vieles geschafft. Sie hat auch ein Problem, ist aber anscheinend weit davon entfernt, sich das einzugestehen, geschweige denn, an sich zu arbeiten. Inwiefern sie was dafür kann, dass sie so ist wie sie ist, dass kann ich natürlich nicht beurteilen, aber es ist extrem unfair, was sie Dir so sagt.
Du hast Deine Familie nicht zerstört und Du bist kein Dreck. Lass Dir sowas nicht einreden. Du bist die einzige in diesem kranken System, die was versucht zu bewegen. Eigentlich bist Du sehr viel gesünder als alle anderen da. Die anderen machen es sich alle einfach indem sie Dir alles in die Schuhe schieben.
Ich hab Dich lieb und ich bewundere Dich, wie Du das alles bisher geschafft hast.

Saskia
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Kate,
dass er Dich nicht mehr liebt - dafür kannst Du doch nix. Krass finde ich nur, dass er 2 Jahre gebraucht hat, das zu sagen.
Das könnte mir doch rein theoretisch auch passieren; selbst nach 11 Jahren, die wir zusammen sind, habe ich keine Garantie auf Lebenszeit, dass er mich nicht verlässt oder umgekehrt. Und ändern - also, so sein, wie der andere es will, weniger streiten oder "oredntlicher sein" in deinem Fall, nur damit der andere "zufrieden mit einem ist", das geht doch nicht. Das ist ja dann keine gleichwertige Partnerschaft, sondern eher ein unglückliches "Eltern-Kind-Ding". Man ist so, wie man ist. Und wenn der andere damit nicht zurechtkommt, ist das nicht Deine Schuld.
Such Dir Unterstützung, wie Marika schons schreibt: dein Thera vielleicht oder eine gute Freundin?
Wenn Du das alles erstmal verarbeitet hast und Dir nicht an allem die Schuld gibst und Dich fertig machst, weil ER gegangen , gehts auch wieder weiter. Ich weiss, das ist alles noch in weiter Ferne, aber glaub an Dich, an deine guten Seiten, es gibt auch für Dich jemanden, der zu Dir passt. Ganz bestimmt. Und was ist das für ein Satz Deiner Mutter? Das Böse ist in Dir, oder wie? So ein Schmarrn, Hauptsache, sie hat damit nix zu tun. Kümmere Dich jetzt nur um Dich, und guck nach vorne, auch, wenn Du vielleicht grad nur dunkel da siehst. Du schaffst das. Carlotta
Blancanieves

Beitrag von Blancanieves »

Kate:

Du hast so viel geschaft...und du hast es alleine gemacht...du warst sehr verzweifelt und traurig...und bist dann aufgestanden...

Nicht vergessen, du bist dabei deine Medis abzusetzen..das ist auch schwer für deine Psyche...

Kate ich habe nie in meinem Leben jemand geliebt oder lieben wollen, der mich nicht lieben konnte...wie dich so einschätze..du bist eine nette und gute Frau...und du verdienst einen Mann, der mit dir als Mensch weiter wächst...

Lass jetzt deswegen nicht alles was du geschafft hast (eine Menge) zunichte machen...wenn er dich nicht mehr liebt, kann er auch nicht dafür...so ist es bei Liebesbeziehungen ..man muss es akzeptieren denke ich...

Ach Mann Kate..was können wir dir noch schreiben, sodass du dich besser fühlst.?? was würde dir jetzt helfen?

Bei solchen Momenten, sollte man keine Entscheidungen treffen..auch nicht alles in Frage stellen...da man in solchen Momenten übertreibt und alles richtig schwarz aussieht ...

Morgen werden deine Augen nicht mehr weinen wollen, dein Urvertrauen wird wieder aufwachen und du wirst wieder kämpfen wollen..

Ich habe dir folgendes schon geschrieben:

Ich habe herausgefunden, dass unser Körper und unsere Gefühle das Resultat von biochemischen Reaktionen und Vorgängen sind...

Und wo bleibt dann unsere Seele? die gibt uns dann die Kraft um nicht aufzugeben, wenn die Biochemie in unserem Körper nicht stimmt..die gibt uns Hoffnung, wenn wir denken, es geht nicht mehr...

Schön nicht wahr? denke immer daran..deine Seele kämpft mit...unsere Seele und unser Urvertrauen schaffen es...dass wir immer wieder auftstehen, leben und kämpfen...
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo Kate,
STOPP möchte ich Dir zurufen, hör auf, Dir die Schuld zu geben. Wenn eine Partnerschaft auseinandergeht, ist nie nur einer schuld.
Wir können immer aus unserer Vergangenheit lernen, egal wie Scheiße sie ist, und wenn die Beziehunt aus ist, dann versuche, es hinzunehmen. Das tut weh, aber Du schaffst das, gib´ Dir Zeit.
Du wirst Dich durch die Trennung verändern, Du wirst bestimmt andere Menschen finden, die Dich mögen, und bei denen Du Dich besser aufgehoben fühlst - ich habe auch nach meiner Trennung andere Menschen kennengelernt und ich habe gute Freunde - wenn auch seither keine Partnerschaft mehr.
Hier im Forum findest Du immer Unterstützung.
Viele haben ähnliche Erfahrungen gemacht wie Du.
Alles alles Gute, Av
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe Kate
Ich weiss, wie es sich anfühlt, wenn man sich so verlassen vorkommt und man das Gefühl hat, alles, was einen schützt und was man aufgebaut hat, ist weg und man kann sich gar nicht vorstellen, wie es ohne gehen soll. Und dennoch geht es.
Liebe Kate, Du hast nichts kaputt gemacht. Wenn die Liebe geht, dann geht sie. Es hat keine Sinn, darüber nachzudenken, wer daran schuld ist. Sich selber aber dabei so runterzumachen, die "Opferrolle", die die anderen angesprochen haben, einzunehmen, den anderen anflehen, zurückzukommen, man tue alles, was dazu nötig sei (ich kenne das wirklich auch sehr gut, ich habe das auch getan mit schlimmen Folgen, wie ich finde) das tut einem selber am wenigsten gut. Dann ist man dort, wo man fälschlicherweise das Gefühl hat, verdientermassen zu sein. Aber dem ist nicht so. Es tut einem nicht gut, so zu denken und so zu handeln. Sage Dir immer wieder, dass es nicht wegen Dir kaputt gegangen ist. Schreib Dir mal auf, was Du alles grossartig machst. Die Liebe zu Deinem Kind, die Genesung nach Deiner Krankheit, Dein Berufsweg und ich bin sicher, da fällt Dir noch mehr ein. Auch wenn Du das nicht willst, versuch es mal. Wenn Du bei Dir selber bleibst, wird es Dir längerfristig ud schneller besser gehen.
Kate, ich kenne Dich nicht, aber eins steht fest: Ich sehe da eine grosse Portion LEidenschaft, was Deinen Berufswunsch und -weg angeht. Auch wenn es um Dein Kind geht, da sehe ich viel Kraft, die es sich nicht lohnt, auf etwas weiter zu verwenden, was nicht mehr ist.

Als ich das Email von Deiner Mutter gelesen habe, da dachte ich, sie prangert bei Dir Sachen an, die sie offenbar selber verursacht hat oder weiterhin aufrecht erhält. Sich so in das Leben seiner erwachsenen Tochter einzumischen (und auf diese Art und Weise hat dazu niemand ein Recht, selbst dann nicht, wenn man mitfinanziert) führt doch dazu, dass Kinder nie unabhängig werden, selbstsicher, erwachsen halt. Dann muss man selber dafür sorgen und wahrscheinlich geht das nicht, ohne das Abstreifen des Wunsches nach der Mutter, die man gerne gehabt hätte, was sicher auch weh tut. Aber alles andere tut einem länger weh und hindert Dich daran, erwachsen zu werden und bei Dir selber anzukommen (Mann, das tönt pathetisch... :roll: .

LIebe Kate, fühl Dich fest in den Arm genommen.
LG Hanna
heli

Beitrag von heli »

Liebe Kate!

Ich kann mich den anderen nur anschließen: Es liegt nicht an dir alleine, dass dein Mann gegangen ist. Es gehören immer zwei dazu, wenn eine Beziehung scheitert. Und du bis auf keinen Fall der "letzte Dreck". Bitte denk nie wieder so über dich. Du bis gescheit, hilfsbereit und wie ich auf dem Foto sehe, auch sehr hübsch. Es ist vielleicht leicht gesagt, aber vergiss die Worte deiner Mutter. Sie hat auf keinen Fall recht mir ihren Anschuldigungen dir gegenüber.
Vergiss nicht, wir hier, sind immer für dich da und du kannst dich jederzeit bei uns "ausweinen".
Viel Kraft und Mut schickt dir
heli
Kate

Beitrag von Kate »

Ich fühl mich so schrecklich alleine, ich fühle mich im Stich gelassen.
Meine Familie hat mir trotz allem immer Halt gegeben und Sicherheit.
Jetzt habe ich niemanden mehr, auch keine Freundin, die mir helfen könnte. Wenn andere in Schwierigkeiten gesteckt haben, hatte ich solange Freunde, wie ich ihnen etwas geben konnte. Jetzt wo ich etwas bräuchte hat jeder selbst genug mit sich zu tun.
Es ist hier so kalt und so leer.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Kate!

Ich verstehe dich absolut - die Kälte und die Leere sind fast das Schlimmste. Menschen ("Freunde") können grausam sein - solange man gibt, sind sie da aber viele schleichen sich, wenn es an ihnen wäre zu helfen.

Deshalb nochmal mein Denkanstoß: Hast du schon mal an ein Frauenhaus gedacht? Kannst du dir vielleicht gleich morgen Hilfe bei deinem Therapeuten holen? Es gibt auch andere Institutionen, an die du dich in so akuten Fällen wenden kannst. Bei uns in Österreich ist es das IFS - da wird man erstmal aufgefangen und dann wird gemeinsam entschieden wie es weiter geht!

Ich denke, du brauchst einfach jetzt dringend eine Schulter zum anlehen - jemand der dich an die Hand nimmt, damit es weiter geht.

Liebe Kate, ich werde wenigstens hier für dich da sein und das sind die anderen Mädels sicher auch. Ich wünschte mir, ich könnte dir besser helfen, als "nur" mit Worten - den ich kenne dich da noch von Marburg her, kannst dich vielleicht noch erinnern - wir waren im selben Zimmer.
Auf jeden Fall werde ich "HIER" sein, wenn du mich brauchst - ich bleibe einfach "online", ok!?!

Ich drück dich ganz feste!
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Kate

Beitrag von Kate »

Liebe Marika,

natürlich erinnere ich mich an dich! Ich habe auch viel an dich gedacht nach unserem Treffen. Hab dich dort irgendwie sehr ins Herz geschlossen, auch wenn wir nicht mehr viel Kontakt hatten.
Ich fahre auch zur nächsten Vesammlung, wenn ich es einrichten kann, obwohl letztes Mal nicht alles so toll gelaufen ist.

Ein Frauenhaus kommt für mich nicht in Frage. Dort sind die Zustände meißt eine Katastrophe. Mein Mann tut mir ja auch nichts, köperlich zumindest. Er sagt ich sei finanziell abgesichert.
Aber ich habe meine Familie, die mir alles bedeutet hat verloren.
Ich werde nirgendwo aufgefangen, habe keine Schulter, wo ich mich anlehnen kann.
Dienstag habe ich einen Termin bei meinem Psychiater und der Psychologin. Ich werde sagen, dass ich eine intensive Psychotherapie benötige. Das können die mir da in der klinischen Ambulanz nicht bieten, aber mir vielleicht helfen, schnell einen Termin zu finden.
Ich falle gerade ins Bodenlose. Gerade nachdem was ich in meiner Kindheit und Jugend erlebt habe, war mir die Familie so unendlich wichtig, sonst hätte ich es mit meinem Mann gar nicht so lange durchgehalten.

Er war eben da und hat Levin zur Nikolausfeier abgeholt. Er hat gesagt, er war gestern mit seinen Freunden aus und zum ersten Mal wieder glücklich seit Jahren. Mit mir sei er in den letzten 2 Jahren nur unglücklich gewesen und wäre seelisch kaputt gegangen.
Das war wie ein Schlag ins Gesicht und in meinem Kopf geht nur noch der Gedanke herum, ich bin ein Monster!!
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Kate!

Ich finde es echt gut, dass du schon so schnell einen Termin bei deinem Therapeuten hast. Wahrscheinlich kann ich deinen imensen Schmerz nicht zur Gänze nachfühlen - denn was du gerade erlebst, geht weit über das hinaus, was ich mitgemacht habe.

Dass dein Mann im Moment nur so schmerzhafte Worte für dich übrig hat, ist natürlich absolut das Letzte was du gebrauchen kannst. Aber versuch mal anders rum zu denken: Es gab doch in der vergangen Zeit genau so Dinge die DICH an IHM gestört haben, die dich verletzt und gekränkt haben!!!! DU bist kein Monster - und das weißt du innerlich sicher. Aber ich verstehe absolut, dass man sich sehr schnell von solchen Vorwürfen runter ziehen läßt. Hatte ich auch schon mal nach einer Trennung erlebt. Halt dir doch mal SEINE negativen Dinge vor Augen.... ob du sie ihm sagst ist dann natürlich deine Sache. Aber dann siehst du vielleicht, dass er auch nicht grad das Unschuldslamm ist... im Gegenteil. Vielleicht täte es dir gut, wenn du ihm mal einen Spiegel vorhälst.

Dass ihr beide so krank geworden seit - du die PPD, er MS - ist einfach nur gemein und ungerecht und niemand kann etwas dafür. Deshalb kann auch keiner dem anderen die Krankheit vorwerfen, so wie dein Mann das getan hat. Das würde ich ihm mal klar sagen - auch wenn er jetzt auch sehr krank ist. Aber du wärst zu ihm gestanden.

Ach Kate, ich sitze hier und schreibe und schreibe, aber ich habe das Gefühl, dass ich nicht sehr hilfreich für dich bin. Denn all diese "logischen Dinge" die ich da vom Stappel lasse, können dich im Moment wohl nicht von deinem Schmerz erlösen. Das weiß ich nur zu gut, noch von mir. Aber vielleicht dringt doch ein bisschen Wärme und Freundschaft die ich für dich hege durch!

Ich denke an dich!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Jenny

Beitrag von Jenny »

Es ist grausam und nicht zu entschulden, was dein Mann dir sagt!
Euer gemeinsamer Traum ist geplatzt und er gibt dir allein die Schuld!!!
Wie kann er erwarten, dass du ihn noch achtest und respektierst, wenn du erst einmal durch das Tal der Tränen gegangen bist?!

Kate, mir ist es immer sehr schwer gefallen, wenn ich eine Beziehung aufgeben musste. Besonders, als ich merkte, dass meine Ehe gescheitert ist und nicht mehr zu retten war, habe ich mich furchtbar gefühlt. Ich wollte alles richtig machen und hatte so "versagt"...

Heute kann ich sagen: Ich habe NICHT versagt.
Die Brücken zwischen meinem Mann waren mehr Wollen und Wünschen und nicht wirklich tragfähig.
Wir hatten all unsere Unterschiede dem gemeinsamen Ziel "Familie" geopfert, all unsere ureigensten Eigenschaften und Interessen und auch mein damaliger Mann warf mir vor, dass sein Leben jetzt in Scherben lag.
MEINES lag auch in Scherben.
Eine Zeitlang habe auch ich mich verkrochen und meine Wunden geleckt. Das ist auch richtig und wichtig.
Auch du hast einen Grund zu trauern.
Nicht um diesen Mann, der dich zwei Jahre lang über seine Gefühle zu dir im Unklaren gelassen hat (meiner Meinung nach die schlimmste, unverzeihlichste Form des Betrugs!).
Aber um das Scheitern und Sterben eines großen Traumes.

Träume weiter - nebenher!
Bring dein Leben in Ordnung, beende dein Studium, werde Ärztin, kümmere dich um deinen Sohn...
Und irgendwann, wenn du nicht mehr daran denkst, wirst du eine Möglichkeit finden, den Traum "Familie" wieder leben zu lassen.
Denn das, was man sich wirklich wünscht, geht auch in Erfüllung, auf die eine oder andere Weise.
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Uli W.
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Beitrag von Uli W. »

Liebe liebe Kate,

Du machst gerade absolut Schlimmes durch. Gerade weil Deine Herkunftsfamilie so problematisch war hast Du jetzt alle Energie in den Traum von Deiner eigenen Familie gesteckt. Und jetzt denkst Du, dieser Traum wäre geplatzt... aber das ist er nicht: Du hast Levin!!! Ihr beide seid eine Familie, Du bist nicht allein ( und die sogenannten "intakten" Vater-Mutter-Kind-Familien sind heute eher die Ausnahme, es gibt so viele Alleinerziehende, so viele Patchworkfamilien, so viele andere Möglichkeiten "Familie" zu sein).
Ich kann mich nur den anderen lieben Mädels hier anschließen und ganz fest an Dich appellieren: Du bist nicht schuld an dem was passiert ist, zieh Dir diesen Schuh nicht an! Ich finde es absolut unverantwortlich von Deinem Mann, Dir zu sagen, er sei nur unglücklich gewesen die letzten zwei Jahre usw. - das stimmt so sicher nicht und es zeugt von seiner Unreife, Dir solche Dinge auch noch ins Gesicht zu sagen - er weiß doch, wie es Dir im Moment geht! Genauso unmöglich finde ich den Spruch Deiner Mutter, Du hättest Deine Probleme auf die Welt "mitgebracht", das ist schlicht und einfach Bockmist ( sie versucht sich mit ihrer Esoterik aus der Verantwortung zu ziehen). Lass Dich auch davon bitte bitte nicht runterziehen, alle anderen scheinen Dir momentan ihre Probleme überzustülpen.
Ich würde Dir so sehr wünschen, dass Du eine nette Mitbewohnerin findest, die einen Teil der Miete übernimmt und vielleicht auch ein oder zwei junge Mädels, die sich mit einer Reitbeteiligung an der Pflege und den Kosten für Luna beteiligen. Dann wärst Du schon mal ein paar finanzielle Probleme los und könntest Dein kleines Paradies behalten, was ich Dir von ganzem Herzen wünsche.
Und das Wichtigste: Hab ganz viel Geduld mit Dir im Moment. Das, was Dir jetzt passiert, ist wie ein inneres Erdbeben, Du musst da (leider) durch. Irgendwann ist der Moment gekommen, in dem Du wieder stark genug bist, die Trümmer beiseite zu räumen und mit dem Wiederaufbau anzufangen. Wir haben gottseidank hier im Forum ein paar ganz kluge Frauen, wie Ava und Jenny, die Ähnliches mitgemacht haben und die Dir jetzt ( wenigstens virtuell) zur Seite stehen können.
Lass Dich nicht runterdrücken, Du bist ok ( sonst würden sich nicht so viele hier, die Dich auch persönlich kennen, um Dich sorgen und mit Dir leiden... ). Du hast Fehler gemacht - wer macht die nicht?? Sie sind ja immer auch eine Chance zu lernen... was nicht heißen soll, sich alles gefallen zu lassen. Du bist enttäuscht worden ( Enttäuschung heißt immer auch : Das Ende der Täuschung! Ich finde, da ist, gerade was Deinen Mann betrifft, was Wahres dran!) Und: Du hast immer noch eine Familie, nämlich Levin ( von Deinem Mann hattest Du in der letzten Zeit sowieso sicher kaum mehr Unterstützung und Halt). Du hast immer noch einen großen Traum, den Du weiter verwirklichst: Dein Studium. Und, so blöd das jetzt klingt, aber es ist wahr: Die Zeit wird Dir helfen, die große Wunde, die jetzt entstanden ist, verheilen zu lassen. Versuche, ganz liebevoll zu Dir zu sein, Dich nicht anzuklagen und klein zu machen und hab Geduld!!!!

Ich schicke Dir gleich noch eine Mail mit der Telefonnummer einer Frau, die ich in Münster kenne, die Ähnliches durchgemacht hat wie Du und die Dir jetzt vielleicht ein bisschen Rückenstärkung geben kann!

Jetzt umarme ich Dich ganz ganz fest, leider nur in Gedanken. Anfang März bei der nächsten MV sehen wir uns auf jeden Fall wieder!

Ganz ganz liebe Grüße
von Uli
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