Den Vater um Hilfe bitten?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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Malieka

Den Vater um Hilfe bitten?

Beitrag von Malieka »

Hallo zusammen...

ich bin grade etwas ratlos und wende mich an euch.
Seit über drei Jahren bin ich alleinerziehend und habe die schlimmste Zeit hinter mich gebracht (Janniks Trotzfase inklusive die Wut über die Trennung von Mama und Papa, meine Trennung von einem schlimmen Mann).
Nun aber merke ich, dass ich viel aufzuarbeiten habe, nicht nur meine Kindheit und Jugend sondern auch die frühe Zeit als Mutter. Zusätzlich gerate ich immer mehr unter Druck, weil das Studiumsende näher Rückt.

Letzte Woche war ich so am Boden, dass ich schon dachte ich packe die nötigsten Sachen und gebe Jannik zu seinen Vater mit den Worten: 3 Jahre hab ich mich abgerackert und jetzt bist du dran.
Ich hatte eine Scheißwut, auf mein Leben, auf mein Kind dass es überhaupt da ist und auf den Vater sowieso. Der zwar immer so tut als würde er Verantwortung übernehmen wollen, es aber letztendlich nicht bringt, wenn man sich darauf verlässt.
Das habe ich bei seinem 6. Geburtstag wieder erlebt, erst erfreut, dass er mir das mal abnimmt. Dann aber, wie sollte es anders sein musste woanders gefeiert werden, in einem Indoorspielparadies, was ja auch mal eben 1-2 Scheine kostet. Zumindest hab ich das geplante Bowlingspielen abwenden können (bowlen, mit 4 bis 6 jährigen Kindern, alles klar! :roll:
Das schärfste kommt aber noch: bei all der ganzen planung hat er völlig vergessen seinen Sohn zu Party aus dem Kindergarten abzuholen!!!
Die Gäste schon zum Teil da und ich kam als zusätzliche Aufsichtsperson... wo ich denn Jannik versteckt habe :shock:
Ja nee, is klar. SEINE Organisation aber MEINE Schuld, logisch. Wenn nicht schon Leute da gewesen wären hätt ich ihn zusammenschlagen können.

Ok, dass ist nun mal der Vater. Lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern.
Auf der einen Seite will ich ihn um mehr Unterstützung bitten. Denn zum einen bin ich nicht sicher davor, dass solche Wochen wie die letzten sich wiederholen. Zum anderen wird der Stress sich wegen der Uni noch erhöhen, was mich auch wieder anfällig macht zu resignieren.
Aber ich will mir auch wiederum keine Blöße geben. Keine Schwäche zeigen. Ausserdem vermittelt mir der Vater immer wieder das Gefühl, dass ich Verabtwortung nicht abgeben kann, die wichtigen Entscheidungen und Planungen bei mir bleiben müssen. Und doch will ich ihn mehr in die Verantwortung nehmen... .

Wie soll dass blos gehn?

Malieka
hexe1981

Beitrag von hexe1981 »

Liebe Malika!

Ich verstehe deine Wut auf deinen Ex-Mann. Auch wenn ich nicht weiß, was ihn in eurer Ehe als schlimmen Mann ausgemacht hat. Aber du wirst deine Gründe haben, ihn so zu empfinden. Du möchtest keine Schwäche zeigen. Kann ich verstehen, denn sowas macht angreifbar. Nur du brauchst wieder mal Zeit für dich, und Zeit, wo du entlastet wirst. Außerdem kann er als Vater auch mal zu seiner Verantwortung stehen. Meinst du, er würde es nicht hinbekommen, euren Sohn mal eine zeitlang zu betreuen? Natürlich kann er auch wieder unzuverlässig werden. Ansonsten - kann nicht jemand anderes dir helfen, Familie, Freunde, Menschen denen du vertraust? Ansonsten vielleicht eine Tagesmutter oder so?

LG Bianca
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo Malieka,

auf keinen Fall solltest du den Vater Deines Kindes außen vor lassen, auch wenn die Wut Dich oft packt...
Ich bin auch getrennt, und ich kenne solche Gefühle der Wut auch nur zu gut.
Wenn Du auf ihn als Vater verzichtest, ist das im Grunde ein Eigentor - denn dann machst Du alles ganz alleine.
Ich nehme das Wenige, was er bieten kann und versuche, mich so wenig wie möglich aufzuregen - mit ein bißchen Übung geht es immer besser, aber schwierig ist es!!!
Versuche auf jeden Fall, Dein Kind nicht gegen ihn zu beeinflussen - Kinder machen sich selbst ihr Bild, und dass dieses Bild "stimmt", das ist sehr wahrscheinlich. Wenn Du etwas gegen den Vater sagst, wird Dein Kind ihn verteidigen usw., also spare es Dir, wenn irgend möglich und lasse ihn sich selbst ein Bild machen.

Alles Gute von Ava
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Liebe Malieka,

ich kenne auch die andere Seite, da mein Partner schon ein Kind aus seiner 1. Ehe hat. Das Kind lebt auch bei der Mutter in einer anderen Stadt.

Als Vater hat man wahrscheinlich oft das Gefühl außen vor zu sein und den Notnagel spielen zu müssen, wenn es mal nicht klappt. Deshalb haben mein Partner und seine Ex-Frau ganz klare Regeln getroffen. Sein Sohn ist 1x im Monat ein Wo-Ende bei uns und zusammenhängend in den Ferien. Über Weihnachten war er z.B. 2 Wochen hier. In den Sommerferien kommt er für 3 Wochen, etc.

Ich denke auch, dass es wichtig für das Kind ist, mit dem Vater aufzuwachsen. Ich kenne deinen Mann natürlich nicht und kann mir kein Bild machen, wie schlimm er ist oder sich verhält, aber ich würde versuchen, sich die Verantwortung für's Kind zu teilen. Nicht 50/50 das ist glaube ich schwierig, denn das Kind sollte schon wissen, wo es "daheim" ist, aber Wo-Enden oder Ferien beim Vater sollten drin sein. Ich kann mir schon vorstellen, dass es nicht einfach ist als Mutter Verantwortung abzugeben, aber versuche es doch einmal ... Vielleicht baut sich über die Zeit wieder ein Vertrauensverhältnis zwischen dir und deinem Mann auf (wenn die Verletzugen durch die Trennung nicht mehr so präsent sind, z.B.) und dann wird es auch einfacher ...

LG
Julia
Malieka

Beitrag von Malieka »

hallo..

erst einmal vielen Dank für eure Antworten

Mit Trennung von einem schlimmen Mann meinte ich nicht den Vater sondern einen Freund mit dem ich danach zusammen war. Hat leider lange gedauert bis ich mich davon lösen konnte.
Janniks Vater tut ja auch immer so verständnisvoll... . Ich seh das nur als schleimerei. Ohne das Kind würde ich nicht mehr im Kontakt stehen zu ihm.
Wir haben die Regel, dass er jedes 2. Wochenende bei ihm ist und zusätzlich einen Papatag in der Woche. Das hat sich jedoch nun auf das Wochenende verschoben. Somit hab ich jedes WE mindestens einen Tag frei. Mir geht es aber eher um entlasstung in der Woche.

@hexe 1981: ein freund ermöglicht mir schon den Luxus einmal die Woche abends zur Chorprobe zu gehen :oops: Ohne ihn wäre ich total aufgeschmissen. Die anderen arbeiten lange, oder haben andere Probleme. Zu meinen Eltern habe ich grade ein schlechtes Verhältnis. Das liegt daran, dass ich deren gekeife nicht mehr ertragen will und zum anderen einen Brief an meinen Vater geschrieben habe in dem ich mal offen gelegt habe, was ich für Probleme dank meiner Erziehung habe. Klingt jetzt sehr hart, ich weiß. In Telefonaten danach ist klar geworden, dass er damit nix anfagen kann. Seitdem schüttelt er mir nur noch die Hand zur Begrüßung.
Tagesmutter oder Babysitter kann ich mir leider nicht leisten.

@Ava: den Ärger den ich mit mir rumtrage äußere ich Jannik nciht gegenüber. Ich finde es auch wichtig dass er weiß, dass er seinen Vater lieb haben darf, ohne dass ich deswegen sauer bin. Fällt natürlich nicht leicht wenn er vom WE zurück kommt und es heißt: wir waren bei MC Doof, im Kino und haben Playstation gespielt. Aber ich versucht da zu schlucken.

Ich glaub ich muss was von meinem Stolz loslassen und akzeptieren, eben keine Supermami zu sein, die das mal eben alleine wuppt. Zum anderen würde es sicher helfen, zufriedener zu sein mit dem was ich habe. Wenn ich bedenke, dass andere davon Träumen jedes 2. WE frei zu haben schäme ich mich hier schon ein wenig. Aber es geht mir um die Woche, den Alltag, der mir über den Kopf wächst.
Vielleiht verzichte ich auf freie Wochenenden und hole mir dafür entlasstung in der Woche. Verantwortung werde ich ihm geben, aber nciht alles aus der Hand, also eine 50/50 Regelung würde auch nicht in Frage kommen. Die Schule fängt dieses Jahr an, da hätte ich keine Ruhige Minute!

LG, Malieka
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo Malieka,

Du willst einerseits alles kontrollieren, andererseits Entlastung - aber das kann überhaupt nicht funktionieren! Wenn Du einen Teil der Kindererziehung abgibst, um Dich zu entlasten, ganz egal, ob an den Vater des Kindes, an Omas, Opas, Freunde, dann mußt Du lernen, zu VERTRAUEN, dass alles gut ist - andere werden NIE alles genauso für Dein Kind tun, wie Du es tun würdest - klar ärgert man sich, wenn der Vater pädagogisch völlig anders drauf ist als man selbst - Du kannst eingreifen, wenn er etwas macht, was Deinem Kind tatsächlich schadet, aber wenn er mit ihm zu MacDo geht - also wenn Du Dich darüber aufregst, dann bleibt Dir nur die Alternative, alles ganz alleine zu wuppen - und das wünsche ich Dir nicht, denn das ist wirklich hart!
Ich finde es auch dämlich, dass meine Ex-Schwiegermutter nach dem Frühstück den Fernseher anschaltet und meine Kids mit Tonnen Süßigkeiten füttert - aber die zwei Wochen im Jahr, die meine Kinder das abkriegen, die gönne ich ihnen - auch wenn ich hinterher zwei oder drei Tage etwas kämpfen muss, damit wieder klar ist, dass das bei uns nicht so läuft... Je älter Dein Sohn wird, desto mehr wird er Freundschaften mit anderen Kindern schließen und Du kannst Dir unter der Woche ein "Netzwerk" mit anderen Müttern aufbauen - so mache ich es, um mich zu entlasten. Manchmal springen dann hier drei vier Freunde von Leonie herum, dafür habe ich dann einen anderen Nachmittag ganz frei.
Ich habe zwei Kids und bin alleinerziehend - ich kenne das, was Du durchmachst - aber wenn andere Erwachsene mit Deinem Kind anders umgehen als Du, so ist das völlig normal, und für Dein Kind ist es auch gut, Unterschiede kennenzulernen - wenn er ab und zu zu Mac Do geht oder Playstation spielt, ist er noch nicht gleich verloren und verdorben - DU hast schließlich den größten Einfluß auf seine Erziehung - ganz egal was andere tun - das solltest Du nicht vergessen!

Alles Gute von Ava
Malieka

Beitrag von Malieka »

hallo Ava...

du hast recht, Entlasstung geht nicht ohne Vertrauen und Abgabe von Kontrolle. Genau das ist mein Konflikt.
Zum Zeitpunkt der Trennung von meinem Mann waren die Verhältnisse seiner Wohnung (er ist wieder bei den Eltern eigezogen, die Mutter schwer psychisch Krank und alle waren hilflos bis soe verstorben ist) katastrophal: dreckig, zugemüllt, veräuchert. Das ist jetzt anders, vor Weihnachten wurde ich zum Kaffe eingeladen um das neue Zimmer von Jannik zu besichtigen. Logisch, dass es viel chicker ist als das hier bei mir. Aber Jannik ist stolz darauf und es freut mich für ihn.
Es ist schön, dass sich dort alles wieder eingependelt hat... und ich stehe mir selber Weg, denn die Wut auf meinen Exmann ist in erster Linie Eifersucht. Weil er mit seinem Sohn Sachen macht, die ich mir nicht leisten könnte, zum Teil selbst dann nicht machen würde, weil man mit 6 eben noch nocht alles erlebt haben muss. Also, pure blanke Eifersucht :evil: Wochenendpapa gegen Alltagsmami. Aber das kennt wohl auch jede Alleinerziehende... .

Und wenn ich ihn um Hilfe bitte, was ich tun werde, da bin ich mir sicher, dann MUSS ich ihm dankbar sein... und das ist das letzte was ich will. Eigentlich bräuchte ich es auch nicht sein, schließlich ist es genauso auch sein Sohn und er hat das halbe Sorgerecht.

Malieka
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