Selbsthilfe in Österreich

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Petra W

Selbsthilfe in Österreich

Beitrag von Petra W »

Hallo!

Nachdem ich Sabine Surholt auf einer Tagung getroffen habe und mit ihr gesprochen habe, wollte ich mich auch mal im Forum zu Wort melden. Meine Tochter habe ich vor 5 1/2 Jahren mit einem geplanten KS zur Welt gebracht und bin danach in eine ziemlich arge Depression mit Zwangsgedanken gefallen (hab schon vor der Wunsch-Schwangerschaft jahrelang Panikattacken gehabt). Ich habe von Anfang an Hilfe gesucht, welche ich aber erst nach ca. 2 Monaten gefunden habe. Im Nachhinein, im gesunden Zustand betrachtet: was sind 2 Monate? Aber wenn man mittendrin steckt, eine enorm lange Zeit.

Warum ich mich jetz im Forum zu Wort melde, ist, dass ich bereits vor 4 Jahren, nach Ermutigung meiner ehemaligen Therapeutin, eine Selbsthilfegruppe in Wien gegründet habe. Leider läuft das ganze nicht wirklich gut, und ist teilweise echt frustrierend, wenn mal wieder keiner kommt oder ich mit einer Betroffenen allein "herumsitze". Aber dennoch habe ich noch nicht aufgegeben. Da ich gesehen habe, dass hier auch Betroffene aus Österreich posten, wollte ich mich hier mal vorstellen. Und hoffe, dass ich vielleicht auch Unterstützung in meiner Tätigkeit bekomme und wir vielleicht auch ein Netz, wie das von Schatten und Licht in Österreich aufbauen können.

Liebe Grüße
Petra aus Wien
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Marika
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Beitrag von Marika »

Grüß dich liebe Petra!

Mensch, das freut mich unglaublich, dass du dich bei uns gemeldet hast! Ich habe dich in Help TV gesehen und mir sind bei deiner Geschichte die Tränen übers Gesicht gelaufen - sie ist meiner Geschichte so ähnlich!!!

Ich komme aus Vorarlberg, bin 32 Jahre alt und vor 6 Monaten zum ersten Mal Mama von meinem Noah geworden. Als er 5 Wochen alt war, hat mich die PPD voll erwischt. Auch ich litt sehr unter ZG. Seit 5 Monaten bin ich nun in Behandlung - zum einen mit Antidepressiva - zum anderen mache ich eine Psychotherapie. Alternativ betreut mich noch meine Hebamme mit Bachblüten und spezielen Atemübungen. Das alles hat mir bereits sehr gut geholfen und ich fühle mich wieder ganz gut.

Liebe Petra, ich würde so gerne auch etwas in die Richtung machen. Aber zu dir nach Wien zu deiner Gruppe ist ein bissl weit, gell... ;-) Aber vielleicht wäre echt im Netz was zu machen - in Verbindung mit dieser Seite vielleicht... Ich würde auch gerne bei einer Selbsthilfegruppe dabei sein, aber hier im konservativen Ländle, ist das gar nicht so leicht... ;-)

Ich mache mir eh schon Gedanken, wie ich in diese Richtung aktiv werden kann. Vielleicht kann ich dir aus der Ferne irgendwie helfen? Ich wäre sofort dabei. Es kommen sicher noch mehr Antworten, da einige Mädels aus Österreich hier sind.

Liebe Petra, was ich noch sagen wollte - ich bewundere dich sehr für deinen Mut, so offen in der Öffentlichkeit von einer PPD zu erzählen. Ich glaube, dass macht vielen Frauen Hoffnung und bewegt sie, endlich aus der "Versenkung" heraus zu kommen und sich helfen zu lassen.

Also auf bald - und wenn ich was tun kann, lass es mich wissen - bis dahin schaue ich mal hier weiter, was man im Ländle machen könnte...

Ganz liebe Grüße
Marika aus Vorarlberg
sonrisa

Re: Selbsthilfe in Österreich

Beitrag von sonrisa »

Petra W hat geschrieben:Warum ich mich jetz im Forum zu Wort melde, ist, dass ich bereits vor 4 Jahren, nach Ermutigung meiner ehemaligen Therapeutin, eine Selbsthilfegruppe in Wien gegründet habe.
Hi Petra,

ich hab Dein Plakat im AKH gesehen - als ich noch dachte, dass ich eine PPD hätte, da das meine 1. Therapeutin gesagt hat... Ich muss ehrlich sagen, dass ich das net schaffen würde, eine reale Selbsthilfegruppe zu haben - eine virtuelle finde ich SUPER, aber real - ohne Witz, ich würds net hinkriegen... Im INternet kann man immer mal was überlesen, wenn man merkt, dass es um ein Thema geht, wo man derzeit net die Kraft hat, sich GERADE JETZT damit zu befassen; nur in der real world - soll ich dann aufhüpfen und die Flucht antreten?

Ich glaub halt, dass die individuelle Betreuung (1:1) ENORM wichtig is... Daher finde ich es nicht "schade", dass Du mit "nur" einer Betroffenen dasitzt - ich glaub, dass Du grad DA sehr gut helfen kannst!!! Aber vielleicht sag ich das, weil ich halt keine PPD hab sondern was anderes... so fühl mich halt ICH - für andere mag das ganz anders sein...

Alles Liebe und viel Erfolg!!!!

S.
Petra W

Beitrag von Petra W »

Hallo Sonrisa,

ich finde es auch nicht schade für mich, dass ich "nur" mit einer Betroffenen dasitze, sondern schade für die Betroffene. Denn wenn man in eine Selbsthilfegruppe geht, erhofft man auch eine Gruppe anzutreffen.

Ich finde es aber auch toll, dass es dieses Forum zum Austausch gibt. Ich habe es leider bis jetzt nicht geschaft auf meiner Homepage so etwas einzurichten, aber ich bin bis jetzt in Österreich ja auch allein auf weiter Flur mit meiner "Gruppe". Das sind sie in Deutschland Gott sei Dank schon weiter. Ich werde jetzt aber sicher regelmäßig hier ins Forum schauen.

Du warst ja glaub ich auch bei Frau Dr. Klier in Behandlung, oder?

Liebe Grüße
Petra
Petra W

Beitrag von Petra W »

Hallo Marika,

ich weiss, dass es für viele nicht einfach ist, darüber in der Öffentlichkeit zu schreiben. Aber mir war es von Anfang an (also von der Zeit an, wo es mir wieder besser gegangen ist) wichtig, mit dem Mythos der glücklichen Mutter aufzuräumen. Nur allein ist das halt ziemlich schwierig. Ich bin aber damals schon an die Medien herangetreten und hatte einen doppelseitigen Beitrag in der "Ganzen Woche" und einen Mini-Auftritt bei Willkommen Österreich. Jetzt hat sich ziemlich lange nichts getan, was die "Werbung" angeht oder besser gesagt das Publik machen der Krankheit und Verständnis dafür zu erzielen. Und ich hatte ganz tolle Unterstützung dabei von Frau Dr. Klier, die mich auch auf die Idee brachte, eine Selbsthilfegruppe zu gründen.

Es wäre natürlich nett, Unterstützung zu bekommen. Ich denke mal, wir warten mal ein bischen ab, was sich jetzt so im Forum tut. Vielleicht bekommen wir ja mehrere Leute zusammen, die aktiv werden wollen. Dann können wir uns sicher an Sabine Surholt wenden, die uns Tipps gibt. Dann könnte man ja vielleicht auch mal ein Treffen in "der Mitte von Österreich" organisieren.

Ganz liebe Grüße aus Wien
Petra
sonrisa

Beitrag von sonrisa »

Petra W hat geschrieben:ich finde es auch nicht schade für mich, dass ich "nur" mit einer Betroffenen dasitze, sondern schade für die Betroffene. Denn wenn man in eine Selbsthilfegruppe geht, erhofft man auch eine Gruppe anzutreffen.
*gg* ja, da hast Du recht... dann hat die Erwartung wohl nicht entsprochen - aber sie hat dann das unverhoffte Glück, mit Dir - die Dus hinter Dir hast! - zu sprechen und Hoffnung für sich selbst zu tanken.

Ich war in einer Selbsthilfegruppe für schwierige Geburten. Das hat mich schon "gefreut", dass ich nicht ganz allein bin... Alle waren nur 1x da - nur ich wär gern noch öfter gekommen... (was mich wieder zum exotischen Vogel machte...) Da kam ich mir gleich wieder irre vor... Andererseits haben mich die Geburtsgeschichten der anderen ordentlich runtergezogen - ich komm ja kaum mit meiner EINEN klar!!

Es kommt halt drauf an, was man erreichen will. Ob man eher Hilfe leisten will (da halte ICH PERSÖNLICH halt 1:1 für angenehmer - ICH FÜR MICH!!! Und da gehört VIEL gemacht für VIELE Leut!!!! Ich befinde mich in der außerordentlich privilegierten Position, dass ich mir eine Therapie leisten kann - für viele andere gilt das nicht) oder ob man ein Pubicity-Netzwerk haben will, dass mit dem Mutter=HappyHippo-Klischee aufräumen will (das is dann auch eine Gruppe, aber keine Selbsthilfegruppe - 2. Posting von Dir). Ich finde es SUPER und MUTIG und überhaupt, dass Du Dich hinstellst und so offen drüber redest. Das kann ich nicht! Und das, obwohl ich im restlichen Leben ein wrirklich selbstbewusster und offener Mensch bin... Ich hab nämlich angst, dass mir dann einer kommt mit: "Stell dich net so deppert an, mach net so ein Drama, habtsas eh alle beide überlebt... ich hab auch ein Kind gekriegt und werd deswegen auch kein Fall für die Psychiatrie..." oder irgendsowas... Nicht einmal meine Mutter weiß davon (aber die is ja auch von der Geburt-is-pipifax-Fraktion).

Ich hoffe, ich kann auch mal so offen umgehen und so dazu stehen, wie Du das jetzt tust!!
Du warst ja glaub ich auch bei Frau Dr. Klier in Behandlung, oder?
Nö, das net, aber sie hat die Diagnose gemacht und mir gesagt, wie ich weitertun soll (EMDR).

Ganz liebe Grüße,

S.
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