au weia, mich hats auch wieder erwischt...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Caro

au weia, mich hats auch wieder erwischt...

Beitrag von Caro »

oh jeee, das macht mir ja nicht gerade Mut... :(
...habe gerade die Threads von Melli und bambam gelesen...

hallo zusammen,
bin gerade auch wieder in einem Tief. Und das obwohl ich gerade drei Wochen Mutter-kind-Kur hinter mir habe - oder gerade deswegen? :roll: Es war super-toll und mir fällt die Umstellung von Kur auf Zuhause merklich schwer. So sehr ich mich auch dagegen sträube, denn ich finde es auch so unfair von mir, weil mir alle um mich herum einen so schönen Empfang bereitet haben. Aber ich bin völlig antriebslos und bekomme kaum was auf die Reihe und anderseits habe ich Panik, daß ich so viel erledigen muß und mich alles überrollt.

Ich hatte eigentlich gedacht, daß ich jetzt wirklich ziemlich gut übern Berg sei und wollte das Citalopram jetzt im Frühjahr/Sommer langsam (in Absprache) reduzieren. Aber daraus wird wohl nichts. Mich plagen auch besonders meine häufigen und echt heftigen Alpträume, aber daß es jetzt auch wieder tagsüber losgeht...!? Zum heulen...
Dazu kommt, daß wir eigentlich gern etwa im Sommer nächsten Jahres unser drittes Kind bekommen würden (für uns steht fest: wir sind noch nciht komplett), aber das wird wohl auch ncihts, denn ansonsten müßten wir das in diesem Herbst ja "in Angriff" nehmen. Aber das geht mir der Dosierung wohl kaum (mal abgesehen von meinen psychischen Schwankungen). Das finde ich echt zusätzlcih sehr belastend - eben, daß das nciht gehen wird - und wir wollten doch so gerne Abstände von 2,5 Jahren und jetzt können wir das noch nciht mal versuchen. :cry: :cry: :cry:

Ich glaube mittlerweile auch recht stark daran, daß ich wirklich niemals richtig gesund werde. ich weiß, ich habe hier schon oft gelesen, daß es das wohl doch gebe und daß es eben sehr lange dauert. ABer selbst wenn ich die Medis irgendwann mal nicht mehr nehmen werde, kenne ich die Symptome jetzt so gut und werde sie sicher immer wieder sehr schnell erkennen und hineindeuten (anders als ein Gesunder, der es mit "schlechter Tag" abstempelt). Werde ich nicht immer mehr dort hineindeuten? Und es dadurch noch viel schlimmer machen?

Ich weiß, miene Gedankengänge sind typisch für meine aktuelle Verfassung, aber...

mir fehlen die Worte,
Caro
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Caro!

Hey, komm ich nehm dich mal (virtuell) in den Arm... *festedrück* :-) Solche Schwankungen können total gemein sein und alles scheint dann einfach nur trost- und hoffnungslos. Ich kenne das auch noch sehr gut, als ich so mitten drinn steckte in der PPD.

Ich denke es ist sehr wichtig, dass du dir nicht so einen imensen Druck auferlegst... du schämst dich dass es dir schlechter geht, obwohl alle dir so einen lieben Empfang bereitet haben, ihr möchtet gerne noch ein 3. Kind im Sommer, du möchtest dein Medi langsam reduzieren... :idea: Mir erscheinen das ziemlich viele Dinge aufeinmal, die du dir da vorgenommen hast und alle hängen zusammen.

Du kennst sicher die 2 wichtigsten Dinge , die die PPD von einem abverlangt...? Geduld und sich Zeit geben, Geduld um die Schwankungen zu ertragen und durch zu stehen und "sich und der Seele Zeit geben" um wieder "Heil" zu werden. Und genau das war auch für mich sehr, sehr schwer. Ich habe lange Zeit zu viel von mir verlangt und mir keine Zeit gegeben.

Liebe Caro ich kann dich gut verstehen, gerade weil du noch einen Kinderwunsch hast. Aber versuch wirklich dir diesen Druck zu nehmen - leichter gesagt als getan, gell! Aber ich kenne eine ganz liebe Frau, die nach dem ersten Kind ebenfalls an der PPD erkrankt war und sich auch so sehr noch ein 2. Baby gewünscht hat.... und sie ist auch wieder Mama geworden und das sogar mit einem AD in der SS - ja, auch das geht. Und die 2. SS verlief gut - auch die Geburt war schön für sie - aber sie hat sich einfach auch ZEIT gegeben. Es war nicht leicht für sie, den Kinderwunsch zu "verschieben" - aber in Endeffekt hat es sich allemal gelohnt.

Alle Frauen hier sind einzigartig und bei jeder verläuft die PPD auch anders und dauert unterschiedlich lange. Bei mir sind es jetzt genau 2 Jahre her und ich kann sagen, dass es mir wieder sehr gut geht - nehme allerdings auch noch mein AD und mache immer noch meine Verhaltenstherapie. Ich habe mich von dem Wunsch gelöst zu einer bestimmen Zeit ohne AD zu sein, ich gab der Krankheit ganz bewußt Raum und Zeit und mach das heute auch mit den schlechteren Tagen. Du hast schon recht - die PPD wird insofern ihre Spuren bei uns hinterlassen, als dass wir sicher eher die schlechten Tage dieser Krankheit zuordnen, anstatt sie als einfach halt mal abhaken und vergessen. Aber auch das ist bei mir sehr viel besser geworden. Ich habe heute keine Angst mehr, dass "Es" wirder von vorne anfängt, wenn es mir mal nicht so toll geht. Aber vor allem sehe ich die PPD heute positiv - ich bin eine "Neue" geworden, habe unendlich viel gelernt und - so blöd es klingt - ich bin dankbar, dass diese Erfahrung machen konnte. Sie hat mich reifen lassen.

Es gibt für mich 3 so Sätze, die ich im Laufe meiner PPD Zeit gelernt habe:

- Schau nicht in die Vergangenheit und beweine dort, was nicht mehr zu ändern ist, sondern frag dich: "Was kann ich tun, damit es mir ab jetzt besser geht!"

- Das Nachtrauen von Vergangenem bringt dich nicht weiter - es bedeutet stillstand - zuviel in die Zukunft zu schauen wiederrum erzeugt eine Erwartungshaltung und erzeugt Druck. Bleib im "Hier und jetzt" und schöpfe da deine Möglichkeiten aus.

- Die schlechten Phasen in deinem Leben haben genau die gleiche Berechtigung da zu sein, wie die guten. Räum auch ihnen Platz ein, heiße sie "willkommen" und nimm sie bewußt an. Nur so kann ein Gleichgewicht in dir entstehen und so wirst du deine Mitte finden.

Das klingt etwas arg essoterisch - aber mit haben diese Dinge zu sehr großen Erkenntnissen für mein Leben verholfen und ich hoffe, ich konnte DIR ein bissl Mut machen und dich ein wenig trösten!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Caro

Beitrag von Caro »

Liebe Marika,
und auch hallo an alle anderen,

hab vielen Dank für Deine sehr ausführliche und liebe Antwort.
Leider gehts dieses Mal noch immer nicht recht aufwärts. Ich kann mich kaum zu etwas aufraffen, bin total übermüdet und meine Träume sind echt heavy. Ich habe jetzt wiederholt davon geträumt, daß ich auf verschiedenste Art und Weise mein LEben beenden will (Tabletten, Erhängen, Ertrinken, auf Schienen legen,...) - hat alles nicht geklappt. Und klar ,ich weiß, es sind "nur" Träume, aber mir macht Angst, daß ich schon wieder solche Gedanken habe.
Gestern hatte ich ganz starken Antrieb, meine Arme und Beine zu zerkratzen - ich dachte eigentlich, zumindest das wäre passee, denn das hatte ich letztes Jahr, als ich ganz weit unten war, aber seit dem eigentlich nicht mehr.
Und dann der Gedanke beim Autofahren, einfach den Lenker zu verreißen.

Das alles spielt sich mehr in mir selber ab - ich glaube, mein Umfeld merkt nicht viel davon - ich mache das mehr mit mir selber ab und will auch keinen da mit reinziehen - die haben alle schon selber genug Probleme...

Das ist echt schwer...

Caro
Balu

Beitrag von Balu »

Liebe Caro,

meine Kinder sind 93,95 und 2000 geboren. Nach der ersten und letzten Geburt hatte ich PPD. Die erste PPD blieb unbehandelt, ich habe mit niemandem gesprochen - habe dadurch die Hölle erlebt - nach der zweiten habe ich das ganze Programm durchlaufen. Psychiartri, Medis, Therapie, Kur usw. Jahrelang dachte ich, ich würde nie wieder gesund werden. Was mir half, war der Gedanke, dass ich ja kein Kind mehr bekommen werde - ich wollte auch immer drei - und das ich einfach nur aushalten und abwarten müsste. Nun kommt mein Kleinster im Sommer zur Schule und seit längerer Zeit (2-3 Jahre) kann ich sagen, dass es mir stetig immer etwas besser geht.

Du hast nun noch den Wunsch, ein drittes Kind zu bekommen. Wenn der Wunsch wirklich so stark ist, solltest Du ihm - wenn es mit den Medis klappen sollte - auch nachgehen. Ich war nach der zweiten Geburt eine total normale, glücklich Mutter, obwohl ich nur bei dieser Geburt - aufgrund meiner Vorerfahrung - sensiblisiert war. Also es gibt keine Vorhersage auf die PPD.

Nach meinen Erfahrungen - und ich sehe mich wirklich als geheilt an - kann ich nur sagen, wenn die Kinder älter werden, und wieder Raum für die FRAU da ist geht das Krankheitsbild auch ganz langsam zurück. Es braucht nur so verdammt viel Zeit. Aber rückblickend geht es mir - obwohl ich nie an die Worte meiner Ärztin geglaubt habe - besser als vor dem ganzen Drama. Ich kann jetzt auf meine dreier-Bande schauen und sagen, es war mit ihnen als sie klein waren eine verdammt schmerzliche Zeit und nach wie vor macht es mich teils Traurig, dass ich die eigentlich propagierte schönste Zeit nur mit Trauer und Ängsten verbacht habe, aber ich sehe auch, dass ich etwas geschafft habe.

In diesem Sinne, liebste Grüße. Du musst wohl auch noch etwas aushalten, wie viele hier in diesem Forum.

Im Übrigen nehme ich auch noch ein AD aber niedrigst dosiert nur um einen kleinen Spiegel zu halten. Irgendwann wird aber auch dieser Rest noch aus meinem Körper verschwinden.

Babette
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