Erfahrungsbericht - positiv ! :-) Alles wird gut !

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
malou

Erfahrungsbericht - positiv ! :-) Alles wird gut !

Beitrag von malou »

Hallo Allerseits,

mein Name ist Isabel, und ich hatte im Jahr 2003 eine schwere PPD mit schwerer Angststörung.

Und seit langem geht es mir wieder gut. Damals hätte ich es mir gar nicht vorstellen können. UNd ich hätte mir gewünscht, jemandem zu begegnen, der mir voller Überzeugung sagt " Diese "Krankheit" geht vorbei !!!! Ganz sicher !!!"

Und das möchte ich für Euch tun.


Meine Schwangerschaft im Jahr 2002 war sehr gut. Ich hatte keine körperlichen Beschwerden. Nur fühlte ich mich oft depressiv und niedergeschlagen. Hatte oft Gedanken wie " Was ? Das soll nun meine Leben gewesen sein? Was soll denn noch kommen? " Alles erschien mir plötzlich so vorprogrammiert.

Ich hatte höllische Angst vor der Geburt, aber mit dem Thema Angst konnt e ich noch gar nicht umgehen....(erst hinterher, aber die Schule war hart)

In der Schwangerschaft hatte ich viele Probleme drumherum, familiär bedingt. Heute weiß ich, daß es einfach alles zuviel für meine Seele war- damals war ich der Überzeugung, das sie Depression und Angst "aus heiterem Himmel " kam.

Die Geburt war etwas stressig, aber mein Sohn kam gesund auf die Welt. Irgendwie sah ich um mich herum lauter glückliche Familien, mit ihrem Nachwuchs. Bei uns war alles problematisch. Meine Mutter kam an und erzählte mir, daß ihr Mann sie mal wieder verprügelt hätte, und das, als ich meinen ein paar Stunden alten Sohn in den Armen hielt.

Mein Schwiegervater war todkrank......da war kein Platz für Freude. Alles war belastet.

3 Monate nach der Geburt brach alles zusammen.

"Plötzlich" konnt eich nachts nichts schlafen, mein Herz klopfte bis zum Hals und ich hatte Panik, schreckliche Angst, die mir bis zum Hals stand.

Ich stand morgens um 4 Uhr auf und fing an, die Wohnung zu putzen, ich konnte vor Angst nicht mehr stillsitzen.

Das Schlimme war, es hörte nicht mehr auf.

24 Stunden Angst, Abends war ich erschöpft und schlief 3 Stunden, dann hatte mein Körper wieder aufgetankt. Die Energie wurde natürlich gleich wieder verpulvert, in Form von höllischer Angst.

Mein Herz klopfte wie wild, und Essen konnte ich nichts mehr.

Wenn ich meinen Sohn ansah, bekam ich noch mehr Angst.

Und ich wollte nicht, daß jemand etwas merkt.

Es war die Hölle.

Dann ging ich zu meinem Frauenarzt, und dem erzählte ich von meiner Angst. Er schickte mich zu einem Psychiater . Der schaute mich an, fragte ein bischen, und verschrieb mir " Citalopram".

Ich fragte tausendmal, ob denn die Angst jemals aufhören würde- er schaue mich kühl an, und sagte "Ja. IN etwa 2 Wochen wirken die Tabletten"

2 Wochen? Wie sollte ich das aushalten? Ich dachte , ich würde wahnsinnig vor Angst, hatte Angst, den Verstand zu verlieren.

Ich ging nach Hause, und die Angst wurde immer schlimmer.

An dem Tag war Rückbildungsgymnastik, da konnt ich nicht still liegen, ich rannte als durch die Gegend wie ein aufgescheuchtes Huhn.

Nach der Stunde fragte ich die Hebamme nach einer Mutter-Kind-Klinik.

Sie empfahl mir Heppenheim.

Ich rief dort an, und man sagte mir, es wäre kein Platz .

Ich ließ mich nicht unterkriegen. Der damalige Stationsarzt richtete es ein, daß ich noch am gleichen Abend kommen konnte.

Gott sei DAnk! Zuhause hätte ich es nicht mehr ausgehalten.

Der Psychiater zuhause in Frankfurt verschwieg mir, daß dieses Citalopram die Symptome in den ersten 2 Wochen verschlimmern kann....

Noch schlimmer ging eigentlich kaum noch.

Abneds war ich dann in Heppenheim. 2 Wochen später sollte dort die separate Mutter-Kind-Station eröffenet werden. Bis dahin waren wir Mütter mit Kindern integriert auf einer geschlossenen Station...mit Schizophrenen u.s.w. Es war schrecklich, gleich am ersten Tag sahen wir mit an, wie jemand fixiert werden mußte.

Die Gänge dort waren ellenlang und alles war nicht gerade gemütlich. Als ich dort ankam, dachte ich, ich sei in der Hölle gelandet. Mein Seelenzustand war eh schon die Hölle.

Es wurde nicht besser. Bei Bedarf nahm ich Tavor, 0.5 mg, nicht mal das half, so stark war die Angst, und schlimmer fand ich noch das Gefühl dieser elenden Hoffnungslosigkeit.


Das andere Zeugs lehnte ich ab, Citalopram u.s.w.Und Tavor nahm ich auch nur, wenn ich das Gefühl hatte, vor Angst durchzudrehen.

Die Gespräche dort mit den Schwestern halfen mir sehr gut. Dann hatte ich mal für etwa 15 Minuten von meiner Angst...dann ging es wieder los.

Aber alle versicherten mir, die Angst würde wieder weggehen. Das beruhigte mich, etwas.

Keiner schien so am "Rad zu drehen " wie ich, alle anderen hatten meiner Meinung anch harmlosere Sachen als ich.

Ich fühlte mich wie in einem Meer ohne Insel, und ich war am untergehen, und nichts konnte mich halten, ich fand keine Boje. Ich war am ertrinken.

Ein paar Wochen später machte die separate MuKi Staion auf ( ich war eine der ersten dort :-).

Weiterhin verweigerte ich die medikation. Nur Tavor bei Bedarf.

Weiterhin stand ich Höllenqualen aus. Man sagte mir auch einmal, ich hätte eine besonders schwere Form der Angststörung. Eine Generalisierte Angststörung.

Es wurde ein wenig besser. Vor allen Dingen kamen immer mehr Frauen dorthin, und das tat sehr gut.

Zu sehen, es gab auch noch andere, denen es so beschissen ging.

Mit einer bin ich heute noch befreundet, wir sind gemeinsam durch die Hölle....kann man sagen.

Ich war 4 Monate dort. Fürs erste. Auch als ich ging, wußte ich, daß es das noch nicht gewesen ist.

Zuhause ging es mir immer schlechter, ich mußte nochmal hin. Hatte Zwangsgedanken und alles mögliche, mein Sohn machte mir noch mehr Angst, wenn ich ihn nur anschaute, oder schlimmer noch : Er Mich !!!

Nochmal 4 Monate.

Insgesamt 8 Monate. Ohne Medikamente, nur Bedarf Tavor.

Ich stellte fest, daß meine Partnerschaft auch zur Hölle beitrug, den diese war unter anderem aussichtlos. Nicht mein Leben. Und ich hatte Panik vor der Verantwortung.

Ich nahm mir einen Wohnung in der Nähe von dem Vater meins Sohnes. Und seither ging es bergauf. Obwohl die räumliche Trennung natürluch auch nicht angenehm war, sondern schmerzhaft.

Das Gefühl von Abhängigkeit machte mir nämlich auch Höllenangst.

Frau Grande empfahl mir eine Psychologin, und ich wurde entlassen.

Auch zuhause nahm ich im Extremfall nur Tavor. Schon allein der Gedanke, daß ich das Zeug habe, half mir.

Und so habe ich mir mein Leben nach und nach wieder eingerichtet. Es gab schon Rückfälle, die ich aber schnell wieder einrenken konnte.

Heute bin ich "empfindlicher", ich reagiere auf Stress mir körperlichen Symptomen. Aber dann frage ich, "was ist gerade los in meinem Leben" und dann ordne ich, hinterfrage. Und dann geht es wieder.

Und alles in allem ist das, was war, ganz weit weg !!! Und das fast ohne Medis, hat halt dadurch sehr lange gedauert, insgesamt über ein Jahr. Und heute macht mir mein Sohn absolut keine Angst mehr.

Manchmal habe ich mich gefragt, ob er Schaden von der Klinik genommen haben könnte. Ich war mal mit ihm beim Kinderpsychologen, der meinte, man merkt ihm an, daß er eine Super erste Zeit hatte !!! Und das man merkt, daß er sehr viel Geborgenheit bekommt :-)

Isabel
Nickolakala

Hallo

Beitrag von Nickolakala »

Hab grad Deine Nachricht hier gelesen.......Puuuhh, hat mich sehr berührt.
Auch weil ich Dir soooo gut nachfühlen kann. Ich leide auch seit 20 Jahren unter "Angst". Als unser 2. Kind geboren wurde, war es so heftig, dass ich mit Medis anfing.
Aber ich bin der Meinung, dass man einfach "gut auf sich aufpassen muss", auch mal "Nein" sagen und auf sein Bauchgefühl hören, und: Nicht mit der Masse schwimmen sondern versuchen seinen eigenen Weg zu gehen. Tja ich bin dabei das MÜHEVOLL zu lernen, weil ich von zu Hause aus eine GANZ ANDERE Erziehung habe. Ja immer schön brav und angpasst sein. Naja so hab ich jetzt meinen Weg gefunden, denke aber dass ich wohl NIE ganz ohne Angst leben werde.
LG Nicole
malou

Beitrag von malou »

Hallo Nicole,

ich kann ja nicht sagen, daß die Angst völlig weg ist. Aber mittlerweile kann ich meine Ängste zulassen, und versuche sie nicht im Keim zu ersticken. Denn Angst gehört zum Leben, und jeder hat aufgrund seiner Geschichte ganz individuelle Ängste.. Aber sie ist nicht mehr so krankhaft wie damals, und ich kann mich freuen, und ganz normal leben.

Meine größte Angst ist, was ist, wenn mit mir mal was passiert? Was wird aus meinem Kind?

LG Isa
elli85

Beitrag von elli85 »

oh man, du hast ja ganz schön viel erlebt.
bemerkenswert finde ich, das du das alles ohne medis ausgestanden hast. meinst du das deine krankheit also ausgeheilt ist? (hab mal gehört das ppd ohne medis irgendwann einfach ausheilt)
ich kenne das problem angst....seit vielen jahren...ich hab vor allem und jeden angst.
ich hasse dieses gefühl aber ich hab für mich rausgefunden das mich überwindung stark macht für's nächste mal.

liebe grüße, steffi
Antworten