
Ich hätte mir gewünscht 2001 auch so ein - für alle Betroffene - hilfreiches Forum zu haben. Denn in dieser Zeit hat es mich sehr schlimm erwischt. Ich habe 4 Tage (noch im Krankenhaus) nach der Geburt meiner 2. Tochter im März 2002 eine heftige Wochenbettdepression bekommen. Es fing an mit einer Panikattake, Hitzewallungen, sehr starker Unruhe, oberflächliches SChlafen mit wirren Träumen usw.... Hab es dann auch am nächsten Morgen zur Visite dem Arzt gesagt. Er empfahl mir, mich sofort bei einem Psychater zu melden. Aber was für mich - in dieser schrecklichen Gefühlswelt - am schlimmsten war, dass er meinte " Es gäbe Frauen, die, wenn es sich zu einer Psychose entwickeln würde, ihre Kinder umbringen würden". Ab da hatte ich ganz schlimme Zwangsgedanken, meiner Maus etwas anzutun. Die Gedanken waren fast immer da. Sie machten mir große Angst. Sobald ich wusste, dass ich mit meiner Tochter alleine sein sollte (mein Mann musste ja arbeiten), bekam ich große Panik. Ich habe mich in dieser Phase sehr sehr intensiv mit meiner Maus beschäftigt, damit sie ja nichts mitbekommt. Habe jeden Handgriff wie mechanisch ausgeführt, viel gesungen und mit ihr gesprochen - auch wenn ich innerlich wie tot war.
Und das schlimme Gefühl der Depri. Ich habe mich unbeschreiblich schlecht gefühlt. Obwohl ich in dieser Zeit Gefühle nicht kannte. Ich konnte nicht lachen, nicht weinen, nicht klar denken, hatte vor jedem kleinen Handschlag Angst bzw. er war für mich unüberwindbar. Nur wer dieses Gefühl der Depri kennt, weiss wovon ich schreibe.
Bald darauf habe ich einen Termin bei einer Psychaterin bekommen. Sie hat mir Citalopram verschrieben (die Menge weiss ich heute nicht mehr). Der Erfolg lies aber auf sich warten. Ich war wöchtenlich bei ihr zum Gespräch. Dies zog sich ca. 1 Jahr hin, bis ich das Gefühl hatte, das schlimmste überstanden zu haben. Seit meine Tochter 2 Jahre ist, gehe ich wieder arbeiten.
Dies sind jetzt nun schon 6 Jahre her. Ich fühle mich schon 4 Jahre wieder total gesund. Das Leben macht wieder sehr viel Spass und ich geniese die Zeit mit meiner Familie. Aber ich nehme immer noch morgens 40 mg Citalopram. Ich will die Tabletten nicht absetzen. Eine gewisse Angst ist immer noch da, wieder einen Rückfall zu bekommen - auch nach 4 Jahren "Heilung".
Ich möchte mit meiner Geschichte anderen Frauen Mut machen, dass es auf alle Fälle besser wird. Beim einen dauert es länger beim anderen kürzer. Auch wenn man denkt - es hört nie auf - es geht vorüber. Gebt die Hoffnung nicht auf.
Liebe Grüße, Tanzmaus 1967