Jahresrückblick

Austausch alltäglicher Sorgen oder Freuden

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Alicia

Jahresrückblick

Beitrag von Alicia »

Hallo,

ich hab mir mal gedanken gemacht was im letzten Jahr so passiert ist bei mir.

vor einem Jahr war ich noch mit meinem Mann zusammen, wohnte bei ihm. GEnau am 2. januar 2007 hatte ich einen Anwaltstermin, da mein Mann sagte, bei Trennung bliebe der Kleine bei ihm. Ich hatte Angst, bin heimlich zum Anwalt. Dieser beruhigte mich und sagte mir, der KLeine würde mir zugesprochen, ich bin die Hauptbezugsperson. Mir ging es in der Zeit sehr schlecht, ich schaffte mich Mühe und Not mich ums Kind zu kümmern, alles andere blieb liegen. Mein Mann konnte nur motzen, nix kriegte ich auf die Reihe.
Ich erinnere mich, dass ich nur einen Telefonanruf pro TAg schaffte, ein zweiter überforderte mich, ich fing zu weinen an. Ich erinnere mich, dass ich es schaffte, am Nachmittag einkaufen zu gehn, aber danach sofort zurück musste. Wir wohnten auf dem Dorf und ich war aufs Auto angewiesen. Also ab ins Auto, zum Supermarkt, und wieder nach Hause. Wollte ich zur Apotheke musste ich das auf den nächsten Tag verschieben. Denn vom Supermarkt noch zur Apo zu fahren, war schon eine Überforderung und nicht machbar.

Ich war auch sehr müde, brauchte 10 STd und mehr Schlaf am Tag. Sehr oft bin ich um 19 Uhr mit Ian ins Bett, damit ich einigermaßen ausgeschlafen aufwachte. Er schlief noch nicht durch, wachte 7-8 mal in der Nacht auf.

Um Abstand von meinem Mann zu bekommen, bin ich ENde Januar und Anfang März jeweils eine Woche zu meinen Eltern gefahren. 140 km weg. Januar war sehr erholsam, ich kam entspannt und voller Tatendrang zurück. März dagegen war die Hölle! Mein Mann machte mich am Telefon fertig, bombadierte mich mit SMS und machte mir Vorwürfe dass es nicht besser ging. Ich war am Boden. Es war der entscheidende Samstag. Am Sonntag wollte ich zurück. Wir telefonierten um die vergangene Woche zu besprechen und zu klären. Er entschuldigte sich, sagte es würde nicht wieder vorkommen, er wüsste doch, dass er nicht in dieser Weise mit mir reden darf und mich mit solchen Angelegenheiten in ruhe lassen sollte. Das sage ihm doch auch jeder und jetzt hält er sich daran. Ich war glücklich, doch nur bis wir auflegten! Dann kam die Ernüchterung. Wir legten auf und mir war klar: Er ändert sich nicht!
Denn es war ja nicht das erste Mal dass er mir das alles sagte. Immer wieder sagte er mir, ich müsse gesund werden, solle doch andere Medis nehmen, ich sei Schuld dass die Familie kaputt geht...
Aber an diesem Samstag war die Hoffnung weg, die Hoffnung, dass sich noch was ändern würde. meine Entscheidung war gefallen. TRENNUNG.

Ich bin zurück und hab meine Klappe gehalten. Meinem Mann ging es gesundheitlich nicht gut. Anfang April jedoch stellte er mich zur Rede. Wollte wissen ob ich nun die Trennung wollte oder nicht. Ich konnte nicht mehr anders. wollte nicht mehr lügen! Sagte ihm die Wahrheit. Es war ein MOntag und er war sauer. Sagte, ich sollte bis Donnerstag ausgezogen sein :-( Dienstag Morgen war ich weg. Am liebsten wäre ich noch Montag Abend gefahren. Es war schlimm. Wieder regnete es Schuldzuweisungen und Vorwürfe.... und das Kind mittendrin.

Ich ging zu meinen Eltern, wohin sollte ich sonst. Die ersten Wochen nach der Trennung waren bombastisch. Ich hatte so viel Energie! Meldete mich um, füllte Wohnungsanträge aus au masse, ging an einem Tag zu 5 verschiedenen Ämtern und das alles ohne überfordert zu sein.
Schon in den letzten Monaten bei meinem Mann bemerkte ich Erfolge. Januar noch konnte ich kaum telefonieren, im Februar machte ich 5 Anrufe an einem Vormittag!!!!! Genauso schaffte ich es, auch mal vormittags einkaufen zu gehen oder sonstige Erledigungen zu machen. Erfolge, die mein Mann nicht sah. Erfolge, von denen ich ihm stolz berichtete, doch ihm ging es nicht schnell genug. Heute krank, morgen gesund, so wollte er es haben. Ein Heute krank, morgen besser und übermorgen noch besser…. Das konnte und wollte er nicht akzeptieren….

Meine Energie nach der Trennung wurde nur getrübt, wenn ich kontakt zu meinem Mann hatte. Und das hatte ich zwangsläufig, wegen Ian. Immer wieder riss er mich in den Strudel der Schuldgefühle, bis ich mir ein Schild nebens Telefon hing:

DU HAST ES NICHT VERDIENT MIT MIR ZU REDEN!
ES IST ALLES GELOGEN!
ES IST NICHT MEINE SCHULD!
ES LIEGT NICHT AN MIR!

Diese 4 Sätze waren lange das Einzige was ich zu ihm sagte, wollte er sein Kind sprechen, kein Problem, aber ich war nicht mehr zugänglich.
Die ersten Monate bin ich 140km zu ihm gefahren, damit Ian seinen Papa sieht. Er kam erstmal nicht, wollte meinen Eltern nicht begegnen. Später sprang er über seinen Schatten und fuhr zu uns, einige Wochen später hatte ich auch meine eigene Wohnung.

Dann noch der Streit ums Geld. Ich bin weg, mit 150 Euro in der Tasche, kein Konto, EC Karte hatte mein Mann eingefordert. Ich eröffnete ein neues Konto, wollte Kindergeld und Erziehungsgeld darauf überwiesen haben. Nein, sagte er, erstmal nicht, er habe schließlich noch laufende Kosten von mir. Ich fackelte nicht lange, ging zum Anwalt, dieser riet mir zur Klage. Ich war sehr unsicher, doch lies mich überreden. Es war Horror, doch letztendlich bereue ich es nicht. Das erste Mal hatte mein Mann Angst vor mir, und nicht ich vor ihm. Er muckte, machte und tat, was ich verlangte. Noch oft habe ich wegen dieser Klage geweint, hatte ein schlechtes Gewissen, doch es hat sich gelohnt. Nun stehe ich über meinem Mann, er unter mir, aber das ist ok, denn ich bin die Nettere von uns beiden! Ich würde ihn nie so schlecht behandeln, wie er mich behandelt hat.

Heute haben wir den 7. januar 2008 und vor einem Jahr ging es mir sehr schlecht. Mittlerweile haben mein Noch-Mann und ich ein gutes Verhältnis, Ian zu Liebe. Wir streiten nicht mehr und ich nehme ihn mit seinen Macken an. Ich werde nicht mehr mit ihm zusammen kommen, werde mich scheiden lassen.
Zusätzlich habe ich meinem Mann erzählt, ich sei beim Frauenarzt gewesen, würde nun Medis kriegen, da meine Hormone nicht in Ordnung sind und nun seien die Depressionen weg ;-) Jetzt bin ich nicht mehr das Opfer. Jetzt bin ich nicht mehr diese kranke, despressive, mit der „MANN“ machen kann, was er will.

Ich habe viel Kraft geschöpft aus dem letzten jahr, aber bei 100% bin ich noch nicht. Das wird auch noch sehr lange dauern.
Mittlerweile habe ich mehr gute Tage, als Schlechte. Ich weine nur noch selten, aber es fällt mir immer noch schwer, mir Hilfe zu holen. Geht es mir nicht gut, vergrabe ich mich und rufe erst jemanden an, wenn es mir besser geht. Es fällt mir schwer, in der Gegenwart über schlechtes zu reden. Es gelingt mir erst, wenn es in der Vergangenheit liegt.
Früher jedoch hab ich gar nicht über Schlechtes geredet, sondern nur über Erfreuliches. Demnach habe ich ja schon da fortschritte gemacht.

Es hat sehr gut getan, dass alles mal aufzuschreiben. Auch wenn es niemand lesen sollte, ich habe es genossen, das zu schreiben :-)

LG
Maren
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Melanie W.
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Doch, doch, hier wird schon gelesen... ;-)

Beitrag von Melanie W. »

Auch wenn es niemand lesen sollte, ich habe es genossen, das zu schreiben.

Liebe Alicia,

ich habe es gelesen, und ich finde es toll, was du in diesem schwierigen Jahr alles geschafft hast!

Viele Grüße
Melanie
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