Angst meine Kleine zu verlieren

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Lina191106

Angst meine Kleine zu verlieren

Beitrag von Lina191106 »

Hallo Ihr Lieben,

ich leide wie die meisten hier unter einer PPD. Meine Kleine ist inzwischen 16 Monate u. ich würde mich als relativ stabil bezeichnen. Nur eines zieht sich wie ein roter Faden von der Schwangerschaft bis heute: diese furchtbare Angst, die Kleine zu verlieren.
In der SS war es die Angst vor einem Abort oder dass das Baby nicht gesund ist. Im ersten Jahr die Angst vorm plötzlichen Kindstod. Und aktuell dominiert die Angst, es könnte mir sie jemand wegnehmen. Ich meine damit keine Kindsentführung, sondern eher Bekannte u. Verwandte, die mir mein Baby emotional entfremden.
Ich muss dazu sagen, Lina mag es nicht besonders gern, zu schmusen. Von allein kommt sie ganz, ganz selten zum kuscheln u. dann auch nur für ein paar Sekunden. Wenn sie das dann bei anderen macht, könnte ich innerlich platzen, bin eifersüchtig und die Angst ist sofort da.
Kennt das noch jemand?

Liebe Grüße - Babette
Fee

Beitrag von Fee »

Guten Morgen Babette,

also ich kann von mir aus behaupten, dass sobald man Mutter geworden ist, die Angst immer inne wohnt. Und ich habe 3 Kinder, meine Kleine ist 3 Jahre alt. Bei mir war das bei allen dreien so. Erst die Schwangerschaft, die Angst, das Baby zu verlieren, dann die Angst vor dem Kindstod, dann die Angst, das Kind könnte ganz gefährlich hinfallen etc. und dann der Kindergarten: passen die eigentlich richtig auf mein Kind auf usw. Ich glaube, dass ist auch ein Grund weshalb ich unter Verspannungen leide, ich kann gar nicht mehr richtig entspannt sein. Die Angst ist also normal, bei dem einen mehr oder weniger. Also ich bin eine totale Gluggenmutter. Meine Tochter war anfangs auch keine Schmuserin. Das kannte ich von meinen beiden Jungs anders. Ich hab irgendwann gemerkt, dass es besser ist, sie nicht mit Küsschen und Schmuseeinheiten zu überhäufen, wenn sie das nicht als angenehm empfindet. Aber da ein Kind ja auch mal ein Wärmebedürfnis hat, kam sie plötzlich von selbst und das wurde immer häufiger. Inzwischen schmust sie wie jedes andere Kind auch. Und ich darf sie auch knuddeln, wann immer ich möchte. Also einfach nichts erzwingen. Wenn Verwandte oder Bekannte mit ihr schmusen, dann bin ich nicht eifersüchtig: Ich gönne meinem Kind alle Liebe, die es kriegen kann.
Ich könnte Dir zwar raten alles entspannter zu sehen, aber ich weiss, das ist schwer. Ich kann Dir nur aus meiner Erfahrung erzählen und hoffe, Dir ein bischen geholfen zu haben.
gummibaer

Beitrag von gummibaer »

Liebe Babette,

oh ja, von diesen Ängsten kann ich auch ein Lied singen. Während der Schwangerschaft wars noch nicht so extrem, aber danach die Angst vor dem Kindstod und die Angst ob ich die Kleine auch richtig versorge etc. Die Angst, die Kleine zu verlieren, wurde bei mir halt durch die Klinikaufenthalte, wo ich sie nicht bei mir haben durfte, noch verstärkt. Es erschien mir als das natürlichste der Welt, dass sie Papa, Omi und Opa mehr lieb hatte als mich, die ich ja sowieso eine Rabenmutter war, die ihr Kind im Stich gelassen hat. Und wie eifersüchtig war ich, wenn Papa es geschafft hat sie zu beruhigen und ich wieder nicht. Mittlerweile ist es allerdings besser geworden, sie kommt auch ganz von sich aus zum Schmusen zur Mama und sagt ganz häufig "Ich brauch immer Mama und Papa" - oh wie tut das gut.

Glaube mir, es wird im Laufe der Zeit besser, je mehr Deine Tochter schwätzen kann und ihre Bedürfnisse klar äussern kann, desto mehr werdet ihr zueinander finden und Du wirst lernen, dass sie Dich trotzdem noch lieb hat, auch wenn sie mal mit jemand anderem schmust.

Liebe Grüsse
Sanne
Amymama

Beitrag von Amymama »

Halli hallo!

Diese Angst kenn ich nur zu gut, hatte massive Angst Emily zu verlieren.
Und da man aus Kinderkrankenschwester auch viel zu viel weiß, war das auch eine sehr schwierige Zeit für mich.
Zuerst bis zur 12 SSW, dann die Zeit im Krankenhaus an der Tokolyse, und dann diese Haßliebe in der Zeit mit der PPD!

Eine Hebamme hat zu mir gesagt: Von dem Moment an wo man weiß das man ein Baby bekommt ist die Sorge immer da. Und das bis man stirbt!

Können nur das Beste hoffen, doch manchmal fühle ich auch die nackte Angst sie verlieren zu können.

Liebe Grüße

Amymama
ubure

Beitrag von ubure »

Hallo,

also, ich habe auch immer Angst um meine beiden Jungs, mal stärker, mal weniger, aber die Angst ist immer da, so wie die anderen auch berichtet haben.
Das ist sicherlich auch völlig normal (sogar für uns *ggg*) und richtig so, aber ich kenne das auch, wenn es die Gedanken so beherrscht, und das habe ich nach 7 Jahren PPD und was daraus geworden ist (nämlich eine wiederkehrende Depression, die ich aber seit gut einem Jahr sehr gut im Griff habe, d.h. keine größeren Probleme mehr) immer noch sehr oft.
Wenn man etwas so sehr liebt wie eine Mutter ihre Kinder, dann will man es doch auch beschützen. Und das Wissen, dass wir nciht allmächtig sind und nicht in der Lage, die Kids vor allem zu schützen, das macht uns Angst.

Aber trotzdem muss man versuchen, immer zuversichtlich der Zukunft ins Auge zu schauen - denn zuviel Panik nützt den Kleinen ja auch nicht.

LG,
Inez
Lina191106

Beitrag von Lina191106 »

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für Eure aufmunternden Worte. Ich fühle mich hier richtig gut aufgehoben :)

Heute Morgen hatte ich einen regulären Termin bei meiner Psychologin.
Im Gespräch haben wir nur über meine Angst gesprochen.
Der Termin war sehr anstrengend für mich, hat mir aber sehr viel gebracht. Ich fasse das ganze mal kurz zusammen.

Auslöser meiner Angst scheint meine etwas dominante Mutter zu sein. Sie versucht regelmäßig, die Kleine allein bei sich zu haben. Dazu nutzt sie jede Gelegenheit. Ich werde eher als geduldete Begeleitperson gesehen.
Dazu kommt, dass es meiner Kleinen bei meinen Eltern richtig gut gefällt. Ein Besuch dort kommt einem Animations-Club-Urlaub für die Kleine gleich :)
Sie haben ein riesiges Haus mit großem Grundstück, was extra für die Kleine "aufbereitet" wurde. Alle Beete wurden platt gemacht, dafür gab es jetzt Rasen, damit die kleine Maus überall hin kann. Sandkasten, Schaukel, Schubkarre, ... extra für den kleinen Freizeitpark gekauft. Sämtliche Katzen der Nachbarschaft, die sie sonst nicht leiden konnten, wurden aufs Grundstück gelockt, weil Lina sie so mag.
Die Psychologin meinte, ich solle es so nehmen, wie es ist und mich freuen, dass meine Eltern sie so lieb haben. Die Bindung zu mir würde das nicht schwächen.

Dann haben wir noch Linas Verhalten "analysiert". Sie mag zwar sehr engen Körperkontakt nicht, sucht den Kontakt aber auf andere Weise zu mir. Eher spielerisch. Wie Ihr schon vermutet habt, ist sie ein aufgeschlossenes, lustiges und aktives kleines Persönchen, das immer in Bewegung sein will. Wenn ich sie lieb haben will, sagt sie lächelnd "ne ne" und haut dann ab, um gleich darauf wieder zurück zu kommen. So eine Art Fangen spielen. Angeblich signalisiert sie mir damit, ich soll um sie werben :)

Ich hab das heute mal beobachtet u. es stimmt. Mein Gott bin ich erleichtert. Sie stößt mich also doch nicht weg :)
Wie Ihr auch schon bemerkt habt, kommt das eigentliche Kuscheln bei manchen Kindern erst später.
Wenn das so ist, kann ich warten ...

Also nochmal tausend Dank an alle. Ihr habt mir wirklich geholfen.

Liebe Grüße - eine überglückliche Mutti :D
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