Wieder da aus der Klinik

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Mimi

Wieder da aus der Klinik

Beitrag von Mimi »

Hallo Mädels,

ich bin wieder daheim. Ich bin nicht mehr dieselbe, ich erkenne mich nicht wieder und das macht mir Angst jedoch erst seitdem ich wieder hier bin. Wie geht es Euch so ?
gwen

Beitrag von gwen »

Welcome back!
Magst Du ein bisschen mehr erzählen?
Ich werde grad noch vom Internisten durchgecheckt und dann geht die Verhaltenstherapie los, bin froh, wenn es endlich soweit ist.
LG
G
Red-headed-woman

Beitrag von Red-headed-woman »

Ja Mimi...berichte uns von deinem Aufenthalt.

Warum hast du Angst nun vor dir selbst? Ist das positiv oder negativ zu deuten?

Schön, dass du wieder da bist....willkommen zurück...

Greetz RED
gummibaer

Beitrag von gummibaer »

Liebe Mimi,

schön, dass Du wieder zu Hause bist - ich hoffe das ist als gutes Zeichen zu werten und Du bist nicht nur wieder zu Hause weil die Kasse nicht mehr länger zahlen wollte. Ich hab öfter mal an Dich gedacht und mich gefragt wie es Dir wohl gehen mag. Auch ich würde mich freuen, mehr darüber zu erfahren, inwieweit Du nicht mehr die Alte bist.

Mir geht es übrigens seit ca. einem Monat besser, ich habe das Gefühl, dass ich wieder aktiver am Leben teilnehme und nicht nur wie ein Roboter funktioniere.

Liebe Grüsse
Sanne
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo Mimi,
ich war auch in der Klinik, mehrere Male, und es ist ein ganz schön schwieriger Schritt, von dort wieder nach Hause zu kommen. Bitte überfordere Dich nicht und erwarte nicht zu viel von Dir. Wenn Du nicht so funktionieren kannst wie vorher, dann liegt das nicht u nbedingt daran dass Du "nicht mehr die Alte" bist, sondern vielleicht auch daran, dass durch einen Klinikaufenthalt der Abstand zu Deiner gweohnten Umgebung riesengroß werden kann, ja so groß, dass man sogar von Entfremdung sprechen kann.
Das wird schon wieder, und Manches daheim mit neuen Augen zu sehen ist auch kein Fehler, dann kannst Du vielleicht auch Dinge ändern, die Dich ärgern oder stören, weil Du sie aus dem Abstand heraus besser erkennen kannst.
Alles alles Gute und das wird schon wieder !
Ava
Amymama

Beitrag von Amymama »

Hallo liebe Mimi!

Auch von mir ein "herzliches Willkommen" zurück. Ich hoffe der Klinikaufenthalt hat dir gutgetan.
Würde auch gerne wissen ob es dir jetzt gut geht.

Mit der Entfremdung kann ich dich verstehen, hatte in meiner SS auch einen 6-wöchigen Spitalsaufenthalt und kam mir zuhause sehr fremd und sehhhr verloren vor. Im Krankenhaus waren ja immer Leute um mich und zuhause ist man wieder auf sich alleine gestellt! Das dauert dann wieder einige Zeit bis du dich wieder heimisch fühlst.

Ganz liebe Grüße
Amymama
Emily 11.7.2005
40 mg Citalopram

"Starke Seelen haben starke Aufgaben!!"
Mimi

Ich werde wieder gesund ...

Beitrag von Mimi »

Hallo nun nach langer Zeit möchte ich (vielleicht abschließend) ein paar Worte schreiben...

Ich bin in die Klinik gegangen mit dem starken Wunsch für mein Kind die Mutter zu sein das es verdient hat. Ich war schwach, die Depression lähmte meinen Körper, die Angst und die Zwangsgedanken trieben mich in den Wahnsinn. Nichts ging mehr. Arbeiten, Freunde, Körperpflege, Haushalt, Mutter sein, Partnerin sein. An manchen Tagen war mein Körper so steif das ich selbst den Kiefer nicht mehr zum essen bewegen konnte.

Die ersten zwei Wochen dort in der Klinik waren die Hölle. Ich verbrachte die Zeit in meinem Bett und habe gelesen. Ich hatte Angst vor allen andern ich hatte ANgst vor Kontakt.
Das erste Gespräch mit meiner Psychotherapeutin war durch eine Panikattacke kaum möglich.... Das erste Gruppengespräch warf erste Fragen in mir auf die bald mein gesamtes Leben in Frage stellten. Ich nutze die erste Gelegenheit um in Tränen und unter Selbstvorwürfen zusammenzubrechen.

Ich habe die nächsten Wochen alles getan was mir dort angeboten wurde. UND ICH HABE ES SO INTENSIV BETRIEBEN DAS ICH MEIN KIND VERGESSEN HABE. Ich habe begonnen mich selbst zur Welt zur bringen und war plötzlich verliebt in das kleine Wesen das dort zum Leben erweckt werden will. Die kleine Monika. Das innere Kind. Oder auch ES (nach Freud) oder das Gefühl. Ich habe verstanden wie ich gelernt hatte zu leben. Alles war eine große Show. Der große Knackpunkt:

Meine Eltern wußten es nicht besser. Meine Mutter selber eine sehr unglückliche Mutter gab mich nach 8 Wochen zur Oma damit sie wieder arbeiten konnte. Die einzige Bestätigung für ihr Ego die Karriere. Meinen Vater mit dem sie die Ehe aus Vernunft und Alltagstauglichkeit führte betrog sie. Sie hat sich selber nie wohl gefühlt in der Rolle als Mutter. So gab sie uns Kindern immer alles Materielle was wir brauchten und sah zu das wir funktionierten so wie sie es schon gelernt hatte. Ich bin groß geworden in der Gewißheit das man mich nur lieb hat wenn ich funktioniere. Gute Noten, immer lieb, ordentlich, brav, fleißig, lebendig, stark, klug, niemals wütend oder bockig. Auf Fehlverhalten reagierte sie mit NICHTACHTUNG, LIEBESENTZUG. Mein Vater liebte mich und liebte doch nur die Vorstellung der einzigen Wunschtochter. Kleid, lange Haare, emotionale Wärme, singen tanzen, ihn umschmeicheln. Er bekam das ja auch nicht in seiner Ehe. Er reagierte auf Fehlverhalten mit Ignoranz, Schlägen, emotionaler Unsicherheit, Trauer. Um geliebt zu werden eignete ich mir drei bedeutende Werkzeuge an:

Empathie: So kann man schnell spüren was der andere sich wünscht um es ihm vorzuspielen
Flexibilitat: mit dieser kann man sich den unterschiedlichsten Menschen anpassen
Anpassungsfähigkeit: die braucht man um seine eigenen Bedürfnisse immer wieder zurückzusetzen um eine Rolle spielen zu können.

Man hat mir die Liebe falsch beigebracht. Ich habe gelernt das einen ein anderer Mensch nur lieben wird wenn man ihm genau das gibt was er will, braucht, sich wünscht... Irgendwann hatte ich mich so im Griff das ich nicht einmal mehr Traurigkeit oder Wut oder Eifersucht gespürt habe oder Müdihkeit oder Krankheit. SO KAM ES ZUR ANGST. Meine Psyche hat mir die Angstattacken geschickt um endlich gehör zu bekommen. Die Zwangsgedanken sind ein Ventil für die unterdrückten agressionen. Und die Depression die Wunde meiner Seele.

Meinen Fragen waren.

Weshalb bekomme ich die schlimmsten Panikattacken wenn ich in einem Zweiergespräch bin? Der Focus liegt genau auf meinem Gesicht und der Konflikt zwischen man selber sein und rolle spielen wurde so groß das ich eine Panikattacke bekam. Immer !

Warum habe ich so schreckliche Gedanken gegen mein Kind und gegen mich selbst? Weil ich gesunde Wut nicht zulasse und mich nicht abgrenzen kann so suchten sich diese Gefühle diesen Weg.

Weshalb bin ich nicht in der Lage an Liebe zu glauben und eine gesunde Sexualität zu leben ? Weil ich das nie kennengelernt habe und erst umlernen muss. Für Sexualität benötigt man Vetrauen. DAS HATTE ICH NIE IN IRGENDJEMANDEN ausser in mich selbst!

Nun kam ich raus und mußte erstmal von vorne anfangen. IST DENN DAS WAS ICH MIR BISHER AUFGEBAUT HABE ÜBERHAUPT DAS WAS MIR SELBER ENTSPRICHT? ODER WAR DAS WIEDER NUR ANPASSUNG?

iCH HABE MICH AUS ALLEM GELÖST WAS GING. ALLE STRUKTUREN DIE ICH MIR AUFGEBAUT HATTE ABGELEGT. Der Preis: Jede Menge Frust und Unverständnis vieler vermeidlicher Freunde und Partne und vor allem Eltern. Auch mein Kind war natürlich bockig über die plötzliche Konsequenz.

JETZT: Bin ich wieder fast frei von Zwangsgedanken, wenn ich mit meinem Kleinen zusammenbin. Ich liebe ihn und kann wieder für ihn sorgen. ALLEIN! Ohne Hilfe!

Ich gehe wieder arbeiten und genieße es.

Ich kann Panikattacken begründen und abwenden.

Ich bin auf dem besten Weg wieder gesund zu werden oder besser gesagt endlich ich selber zu sein. Was man dafür braucht ist MUT. Keine ANgst davor das sich Menschen abwenden. Das tiefe Vertrauen darin das es Menschen geben wird die einen sogar mit den schlimmsten Caraktereigenschaften mögen werden.


Für jeden der Hilfe benötigt und aus dem Raum Berlin kommt kann ich das Theodor Wenzel Werk Station 8 nur empfehlen.


SO ich hoffe ich konnte es so bildhaft wie möglich beschreiben.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Mimi!

Ich kann nur eines sagen: BRAVO BRAVO BRAVO!!!!!

Alles was du geschrieben hast trifft auch auf mich zu 99 % zu und genau so habe auch ich in meiner Therapie den Weg zu MIR SELBER gefunden - endlich - nach bereits 33 Jahren!!!

Mir ist eine Gänsehaut beim Lesen deines Beitrages über den Rücken gelaufen, denn ich konnte mich darin wie gesagt wieder finden. Du kannst soooo stolz auf dich sein, dass du diese harte und schwere Arbeit auf dich genommen hast. Denn es ist wie du sagt: manche Menschen werden sich abwenden, alte Verhaltensmuster und Strukturen muss man brechen, um wieder gesund bzw. endlich "Heil" zu werden.

Der Satz: Die Depression ist die Wunde deiner Seele... die endlich gehört werden will.... ist sooo wahr! Wenn man das erkannt hat, wenn man auf sein inneres Kind oder das "ES" nach Freud endlich hört und die Krankheit als CHANCE erkennen kann... dann hat man bereits die Hälfte geschafft. Die meisten von uns funktionieren nur, aber sie hören nicht auf ihr "inneres Kind", die Gefühle, die Emotionen werden immer und immer wieder unterdrückt, nur um allen anderen zu gefallen, vor lauter Angst abgelehnt zu werden.

Liebe Mimi, ich überzeugt, dass du eines Tages sagen wirst: "Ich bin wieder heil - vielleicht zum ersten Mal überhaupt in meinem Leben". Genau so geht es mir - Ich habe mich endlich SELBER GEFUNDEN!!!

Weiterhin alles Liebe und Gute und Gratulation zu einem erfolgreichen Klinikaufenthalt und diesem wunderbaren Beitrag!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Mimi!

Ich kann nur eines sagen: BRAVO BRAVO BRAVO!!!!!

Alles was du geschrieben hast trifft auch auf mich zu 99 % zu und genau so habe auch ich in meiner Therapie den Weg zu MIR SELBER gefunden - endlich - nach bereits 33 Jahren!!!

Mir ist eine Gänsehaut beim Lesen deines Beitrages über den Rücken gelaufen, denn ich konnte mich darin wie gesagt wieder finden. Du kannst soooo stolz auf dich sein, dass du diese harte und schwere Arbeit auf dich genommen hast. Denn es ist wie du sagt: manche Menschen werden sich abwenden, alte Verhaltensmuster und Strukturen muss man brechen, um wieder gesund bzw. endlich "Heil" zu werden.

Der Satz: Die Depression ist die Wunde deiner Seele... die endlich gehört werden will.... ist sooo wahr! Wenn man das erkannt hat, wenn man auf sein inneres Kind oder das "ES" nach Freud endlich hört und die Krankheit als CHANCE erkennen kann... dann hat man bereits die Hälfte geschafft. Die meisten von uns funktionieren nur, aber sie hören nicht auf ihr "inneres Kind", die Gefühle, die Emotionen werden immer und immer wieder unterdrückt, nur um allen anderen zu gefallen, vor lauter Angst abgelehnt zu werden.

Liebe Mimi, ich bin überzeugt, dass du eines Tages sagen wirst: "Ich bin wieder heil - vielleicht zum ersten Mal überhaupt in meinem Leben". Genau so geht es mir - Ich habe mich endlich SELBER GEFUNDEN!!!

Weiterhin alles Liebe und Gute und Gratulation zu einem erfolgreichen Klinikaufenthalt und diesem wunderbaren Beitrag!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
claudia

Beitrag von claudia »

SCHÖÖÖÖÖÖÖN MIMI,

Willkommen im Leben! Alles,alles gute für Dich,liebe Grüße Claudia
manjamami

Beitrag von manjamami »

liebe mimi,

ich freu mich mit dir, dass es dir endlich wieder besser geht.

dein bericht hat mich zu tränen gerührt und vorallem deine aussage:

"Meine Psyche hat mir die Angstattacken geschickt um endlich gehör zu bekommen. Die Zwangsgedanken sind ein Ventil für die unterdrückten agressionen. Und die Depression die Wunde meiner Seele."

empfinde ich ganz genauso.

bis dahin kann ich mich ser gut in deinem bericht wiederfinden, allerdings habe ich noch nicht den weg nach draußen gefunden.

ich weiß, dass ich was an meinem leben ändern muss, nur ist mir das WAS noch nicht ganz klar und ich kann einfach noch nicht eindeutig sagen WO genau mein problem liegt.

das ich wohl auch sehr viel wut in mir habe, die ich nie rausgelassen habe, hat meine therabeutin eigentlich schon beim ersten gespräch erkannt, da wollte ich das noch gar nicht so wahr haben, aber jetzt SEHE ich das auch.

ich wünsch dir alles gute weiterhin und hoffe, dass ich auch irgendwann mal soweit bin wie du jetzt.

lg manja
luise

Beitrag von luise »

Hi liebe Mimi,

willkommen im neuen Leben.

Auch mein Gang in die Klinik war genau das richtige....

Wie bist du denn mit den anderen zum Schluss klargekommen? Du hattest doch am Anfang etwas Schwierigkeiten....
Jule2006

Toll

Beitrag von Jule2006 »

Hi,
schön daß es dir etwas gebracht hat, denn es kommt auch mal vor, daß es nicht so gut verläuft, habe ich zwar noch nie von gelesen, außer meinen emails, aber da sich auch Kassenangestellte mal den Kopf an irgendetwas hauen können, bevor sie einen einteilen, wird man auch schon mal in die falsche Klinik verfrachtet. Aber Super, daß es bei dir geklappt hat.
LG
Suse + Jule
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo Mimi,

fast alles, was Du beschreibst, ist haargenau so bei mir. Auch ich durfte nie ich selbst sein, mußte lieb sein, um geliebt zu werden. Leider habe ich mich dann in einen Mann verliebt, den Vater meiner beiden Töchter, der ebenso fehlgeleitet war und mich, wie er mir während der zweiten PPD sagte, nie geliebt hat. Ich habe unter das Kapitel Männer erst einmal einen Strich gezogen, einen ganz dicken fetten.
Ich lebe mit meinen Töchtern alleine - und es geht mir damit wunderbar. Wir haben ein sehr gutes, vertrautes Verhältnis und gehen miteinander durch dick und dünn.
Für mich war der Schock, nicht zu wissen, wer ich bin, was Liebe ist, ich meine partnerschaftliche Liebe, sehr groß. Aber ich habe - genau wie Du - gesehen, dass die "Vorlagen" meiner Eltern zu schlecht waren - immer nur Anpassung, Angst, Schläge bei Nichtbefolgung ihrer Erwartungen - so kann man in keine Ehe gehen.
Aber mit der Liebe zu den Kindern, das klappt wunderbar. Ich weiß durch jahrelange eigene Psychotherapie und Psychoanalyse ganz genau, worauf es mir ankommt in der Erziehung, welche Fehler ich nicht wiederholen möchte.
Ich lege in meiner Erziehung großen Wert darauf, dass meine Kinder so sein können und so werden können, wie sie sind. Ich fördere ihre Neigungen, so gut ich es vermag, und da ich - genau wie du - ein gutes Einfühlungsvermögen habe, weil ich schon als Kind immer genau hinspüren mußte, wie die Stimmung daheim ist, kommt mir das sehr zugute - ich habe einen guten Draht zu beiden Töchtern, und sie zu mir, das kann ich rundheraus sagen. Sie entwickeln sich gut, sie gehen ihren Weg, sie haben eigene Freunde, Hobbies, in der Schule kommen sie auch gut zurecht.
Dafür, dass mir das so gut gelingt, bin ich so dankbar, dass ich es niemand sagen kann!!! Das ist ein echtes Geschenk.
Du kannst mich gerne anmailen, wenn Du magst.

Alles Gute auf Deinem Weg

Ava
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