@marika, hab mal eine frage zu zg

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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manjamami

@marika, hab mal eine frage zu zg

Beitrag von manjamami »

hallo marika, erstmal möchte ich dir danken für deine lieben worte die du bisher immer für mich hattest und vorallem auch für deine sachlichen infos was die ppd angeht.

so wie ich bisher hier immer gelesen habe, ist ja ein ad nur als stütze bzw. krücke in der schweren zeit. nimmt es denn dann auch die zg oder nur die ängste?

und wie bekommt man die zg denn komplett weg?
du sagst ja von dir selber, dass du wieder heile bist, hast du denn nun gar keine zg mehr, bist du wieder völlig gesund?
und wie genau schafft man das bzw. geht gegen diese gedanken vor?

ich hab ja das cipralex und auch das trimipramin nicht vertragen, hab nun beides auch abgesetzt, hatte das mit der psychiaterin so besprochen, allerdings hab ich es langsam abgesetzt und nicht von heute auf morgen. sollte ja dann nun erstmal eine woche gar nichts nehmen, da der körper entgiften muss und am montag werde ich nun nochmal zur psychiaterin gehen, mal sehen was sie sagt.

ich habe aber nun inzwischen mit johanniskraut begonnen, das hat mir vor 10 jahren als ich schonmal so angstattacken hatte, gut geholfen.
und eine gesprächstherapie mache ich auch. aber meine therapeutin sagt mir nicht klar was man macht damit diese gedanken nicht mehr kommen.
die einzigste methode die sie anwendet ist emdr (oder so ähnlich, da muss ich immer mit den augen ihren fingern folgen).
ok, sie hat auch gesagt ich soll mit den gedanken sprechen und sie quasi wegschicken. ich versuche oftmals sie gar nicht erst so richtig hochkommen zu lassen in dem ich schnell an was anderes denke bzw. mich ablenke, manchmal hilfts oft aber auch nicht.

die gespräche ansich tun mir sehr gut, ich hab das gefühl ich kann so etwas balast abwerfen. aber ich finde meiner ansicht nicht den knackpunkt nach dem ich immer noch suche.

du hast mal geschrieben, das bei uns zwänglern ein teil des gehirns nimmer richtig funzt, wie bekommt man das denn repariert? machen das die medis? würde das dann bedeuten das ich auf jeden fall ein ad brauche?

wäre lieb wenn du mir bei den vielen fragennochmal weiter helfen könntest.

lg manja

ps. ahb dein estory in der "freundin" auch gelesen und finde es echt klasse, dass du darüber berichtest. ist sehr schön geworden die reportage.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Manja!

Erstmal ganz lieben Dank für deine nette Worte. Ich freue mich immer sehr, wenn ich merke, dass ich ein bissl helfen kann und das möchte ich auch gerne jetzt tun, in dem ich deine Fragen beantworte!

Also du brauchst absolut nicht zwingend ein AD - es gibt hier einige Frauen, die die Depression aber auch die ZG ohne AD erfolgreich gezähmt haben. Denn ganz wichtig bei diesen Erkrankungen ist die THERAPIE - bei ZG am besten eine Verhaltenstherapie, in der man Übungen lernt, wie z.B. die Konfrontationsübung oder die Übung die du von deiner Therapeutin gezeigt bekommen hast. Daher nenne ich das AD auch eine "Krücke": Es reguliert den aus dem Lot gekommen Botenstoffwechsel im Gehirn. Du kennst sicher das Serotonin (aber auch Dopamin, Noadrenalin... usw.) - diese Botenstoffe sind beim Gesunden in einem exakten Verhältniss vorhanden. Wenn nun z.B. durch den Hormonsturz nach der Geburt dieser Stoffwechsel durcheinander kommt (meist ist das Serotonin dann in zu geringer Konzentration vorhanden), kommt es zu Ängste, Panik aber auch zu ZG.

Das AD, aber auch das Johanniskraut, dass du jetzt nimmst, stoppen diesen Vorgang, dass das Serotonin zu wenig lange zwischen den Synapsen (=Schaltstellen zwischen den einzelnen Zellen) bestehen bleibt und das Serotonin wird wieder erhöht... Ergebniss: Ängste, Panik u. ZG werden weniger. Dann kommt aber auch die Therapie ins Spiel: da lernst du, krankmachende Verhaltensmuster zu erkennen, lernst dein sensibles Nervenkostüm aktiv zu schützen und wie gesagt Übungen, die konkret auf ZG ausgerichtet sind.
Auch eine Therapie kann den Botenstoffwechsel im Gehirn ausgleichen - ähnlich dem AD - das ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen. Am schnellsten geht es dann also meist wenn man beides nimmt bzw. tut: Ein AD und eine Therapie! Aber wie gesagt, es geht auch ohne AD, vielleicht dauert es da einfach ein bissl länger und die Tiefs können etwas heftiger ausfallen.
Und es kommt natürlich auch immer auf den persönlichen Leidensdruck an: meiner war so groß, dass ich wohl alles geschluckt hätte, wenn nur dieser Zustand etwas gemildert wird. Und ich hatte auch Glück, dass ich mit Cipralex das richtige AD gefunden hatte. Aber ohne begleitende Therapie wäre ich ganz bestimmt nicht da, wo ich jetzt bin!!!! Übrigens hat auch mein Psychiater die EMDR Methode angwandt und mir hat sie einen richtigen Ruck in Richtung "Heil werden" gebracht. Ich halte sehr viel von dieser Methode.
Der Teil des Gehirns den du meinst, ist der "orbitofrontale Kortex" - der ist überaktiv und bewertet deshalb andauernd und ohne Unterlass alle Gedanken und läßt besonders die "ganz normalen audringlichen :wink:" nicht mehr los. Man kann diese Überaktivität aber sehr gut mit Übungen in den Griff kriegen. Für mich waren Konfrontationsübungen am effektivsten, obwohl diese auch oft sehr schmerzlich und Angstmachend sind. Aber so lernt dein Gehrin, dass trotz der Gedanken absolut NICHTS passiert und Angst und Panik hier nicht angebracht sind. So soll dieser Kortex wieder lernen, dass es nicht nötig ist, sich mit solchen Gedanken aufzuhalten - und das klappt mit der Zeit wirklich. Deine "Stopp" Methode wird auch oft verwendet und kann genau so funktionieren.

Ja, ich fühle mich heute wieder gesund - im ganzen Heil, obwohl ich noch mein AD nehme - allerdings nur noch 15 mg von ehemals 30 mg. Ich habe anfang dieses Jahres begonnen zu reduzieren, aber ganz langsam, um mögliche Absetzsymptome zu verhindern und es läuft bestens. Ich habe das AD also jetzt schon 3 Jahre genommen (am 4.6. ist 3-jähriger Jahrestag meines AD´s :wink: ), weil ich eine ganz schwere Depression mit Angst-Panikattacken und ZG hatte. Daher wollte ich keinesfalls zu früh absetzen, um ja nicht das Risiko eines Rückfalls einzugehen.

Ich habe heute keine ZG mehr - sondern nur noch hin und wieder "komische, ganz normale Gedanken die jeder Mensch hat - sogar mein Mann... :lol: . Diese ängstigen mich aber nicht, sondern sind so schnell wieder weg, wie sie da waren. Ich merke immer wieder, dass wirklich andere Menschen auch solche Gedankengänge haben. Z.B. erzählte ich mal von diesem schrecklichen ZG, dass ich mein Baby beim Baden ertränken könnte einer Freundin und dass ich sooo Angst habe. Da sagte sie: "Also sowas habe ich auch schon gehabt so einen absurden Gedankengang, aber ich weiß ja, dass ich das nicht tue..." Sie war ganz erstaunt, dass solche Gedanken zum Zwang werden können. Du siehst - es ist normal! Nur der Zwang ist es nicht - der Gedanke aber absolut!

Hier schreibe ich dir noch ein Beispiel für die "Situation-Bewertung-Konsequenz-Übung" auf, die ich ganz viele Male auch daheim als Hausaufgabe gemacht habe:

Man macht dazu 3 Spalten auf einem Zettel wobei die erste Spalte die Überschrift "Situation" trägt, die zweite "Bewertung" und die dritte "Konsequenz". Dann schreibt man z.B. in die erste Spalte eine x-beliebige Situation rein - hier ein Beispiel:

Situation:
"Ich habe schreckliche Gedanken, dass ich meinem Kind/Partner etwas antun könnte"

--> jetzt kommt die 2. Spalte dran, wo du praktisch dein "Urteil" über diese Situation abgibst:

Bewertung: (was fühlst du dabei, denkst du...)
"Oh Gott, ich bin eine schlechte Mutter/Partnerin, bin ein Monster und gefährlich. Solche Gedanken will ich nicht und darf ich nicht haben"

--> jetzt die 3. Spalte, wo du reinschreibst, was für eine "Konsequenz" diese Denkweise der "Bewertung" für dich hat:

Konsequenz: (was ergibt sich aus dieser NEGATIVEN Bewertung für dich)
"Angst, Panik,

Jetzt machst du diese Übung nochmal und zwar mit einer bewußten POSITIVEN BEWERTUNG. Ziel ist es, zu sehen, dass dann automatisch auch eine positive Konsequenz folgt:

Situation:
"wie oben"

--> jetzt die bewußt POSITIVE Bewertung:

Bewertung:
"Diese Gedanken darf ich haben - jeder Mensch hat sie und sie gehören zur menschlichen Natur dazu. Sie bedeuten nicht, dass ich schlecht bin, sondern drängen sich lediglich im Moment in mein Bewußtsein durch, weil ich an Zwangsdedanken leide. Ich werde lernen durch aufbauen meines Selbstvertrauens diese ganz NORMALEN GEDANKENGÄNGE wieder im Hintergrund meines Denkens ablaufen zu lassen, sodass ich sie gar nicht mehr merke".

--> aus dieser POSITIVEN Bewertung ergibt sich nun auch automatisch eine POSITIVE Konsequenz:

Konsequenz:
"Hoffnung, die Angst mildert sich, fühle mich leichter, habe Kraft weiter zu machen....."

Am Anfang kam mir diese Übung komisch vor, weil ich die "positive Bewerung und Konsequenz" nicht wirklich fühlen konnte und sie eher "fiktiv und spekulativ" machte. Aber mit der Zeit, hatte ich gelernt, ZUERST positiv zu denken bzw. negative Situationen einfach positiv zu bewerten und so konnte ich der Angstspirale den Wind aus den Segeln nehmen. Diese Übung kann man mit jeder "negativen" Situation machen - hier noch ein Beispiel von mir von damals:

Situation:
Noah (mein Sohn) schreit, ist quängelig und anstrengend

Bewerung:
Ich muss immer und zu jeder Zeit geduldig bleiben, darf nicht zornig und wütend sein, weil dann bin ich ein schlechter Mensch und solche Emotionen stehen mir als Mutter nicht zu. Schlußendlich könnte ich ja doch "Böse" sein, weil ich ZG habe...

Konsequenz:
Weinen, Anspannung, Angst, Panik,

--> jetzt wieder "anders rum":

Situation:
wie oben

Bewertung:
Ich bin eine Mama und ein MENSCH, mit allen dazugehörigen Emotionen. Ich darf sehr wohl wütend und genervt von meinem Sohn sein und ihm dies auch zeigen. Ich habe ein Recht mich abzureagieren auf aufgestaute Emotionen raus zu lassen. Jeder Mensch braucht dieses Ventil. Niemand ist PERFEKT - auch ich brauche und kann es gar nicht sein.

Konsequenz:
der Druck läßt nach, die Anspannung mildert sich, Angst und Panik bleiben aus....

Durch konsequentes Üben lernt dein Gehirn, den PERFEKTIONISMUS den wir ZG - Geplagte haben, abzulegen und ganz normale, menschliche Denkmuster zu entwickeln. Du siehst an diesen 2 Beispielen, wie ich krampfhaft versucht habe damals, "perfekt" zu sein. Ich wollte keine "komischen Gedanken" zulassen und keine "negativen Emotionen". Das kann gar nicht funktionieren - wir sind Menschen und keine Maschinen! Das habe ich gelernt, abzulegen und heute klappt diese Denkweise ganz von selber.

Mir hat auch geholfen, einfach positive Sätze aufzuschreiben und sie mir irgendwo hinzuhängen (z.B. an die Kühlschrank Tür) wo ich sie immer sehe und immer wieder lese.

So jetzt habe ich dich gnadenlos zugetextet - hab ich was vergessen? Wenn ja, frag mir ruhig Löcher in den Bauch, ich helfe dir sehr gerne!!!

Alles Liebe von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
steffi77

Danke, Marika!

Beitrag von steffi77 »

Liebe Marika,
danke für diese guten Tipps!
Du hast mich damals schon sehr nett in diesem Forum aufgenommen, und mir mit deinen Worten hinsichtlich der Zähmung von Zwangsgedanken Mut gemacht.
Diese Tipps sind echt wertvoll, und auch ich werde sie beherzigen und ausprobieren. In meiner Therapie habe ich auch schon einige Strategien gelernt, aber die ein oder andere mehr kann nicht schaden! :D
Zur Zeit ist mein körperliches System nämlich wieder arg durcheinander, weil ich Hydrocortsion nehmen muss, und bisher hat jedes Medikament, das ich seit Beginn meiner Erkrankung genommen habe, immer Unruhezustände hervorgerufen. Daher ist es gut, eine weitere Strategie an die Hand zu bekommen.
DANKE!
Habe gestern beim Einkaufen einen Blick in die "Freundin" riskiert! Du siehst toll aus, Marika! Chapeau, ich finde es toll, dass du deine Geschichte öffentlich gemacht hast!
Viele Grüße STEFFI
manjamami

Beitrag von manjamami »

danke marika für deine ausführlichen erklärungen. *knuddel

jetzt verstehe ich sogar die ein oder anderen worte meiner therapeutin, sie sagt nämlich immer zu mir, dass alle gedanken und gefühle erlaubt sind. nur konnte ich damit bisher immer nicht so viel anfangen, aber jetzt begreife ich so langsam die ganzen zusammenhänge.

diese übung werde ich auf jeden fall probieren. denn es stimmt was du sagst, wenn man das ganze positv sieht, wird auch die angst weniger.
und ja es wird sicher eine weile dauern bis man das alles verinnerlicht hat und neu gelernt hat.

und ja, du hast recht ich war schon immer so ein perfektionistischer menschu d hab mir oft sehr viel druck selber gemacht und in der arbeit hab ich mir nun den rest geholt, denn das war wirklich krank machend dort. und ich könnte mich jetzt im nachhinein ärgern, dass ich nicht reagiert habe, und gekündigt habe, nein ich bin weiter in der situation geblieben und das hat mir soooo sehr geschadet...

das ist schonmal eine sache die ich mitlerweile wieder begriffen habe, aber es gibt sicher noch vieles mehr was ich änderen muss, auch gerade bei meinen nun 3 kindern, wovon mein mittlerer sehr anstrengend ist, ihm muss ich unbedingt grenzen aufzeigen, das ist mir bisher nicht gelungen.

lg manja
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo ihr Beiden!

Schön, wenn ich euch helfen kann! :D

Ja, der Perfektionnismus ist ein ganz großer Faktor beim enstehen der ZG. Auch das "alles unter Kontrolle haben zu wollen" ist maßgeblich am enstehen von Zwängen beteiligt. Dann noch ein bissl zu schwaches Selbstvertrauen und wenig Selbstliebe... fertig ist der ZG-Cocktail!

Wußtet ihr, dass die meisten Kinder Rituale und "Zwangshandlungen" anwenden? Ihr kennt doch sicher, wie Kinder Treppen zählen, wie sie etwas nach einer bestimmten Reihenfolge machen damit "nichts schlimmes passiert"... usw. Mein Psychiater hat mir erklärt, dass das im Kindesalter ganz normal ist - so geben die Kinder sich selbst SICHERHEIT und ein bissl das Gefühl, die Dinge "unter KONTROLLE" zu haben. Das ist wichtig, weil Kinder ja noch wirklich sehr viel Sicherheit brauchen in der großen Welt.
Beim Erwachsenen aber, kann das zum Zwang bzw. zu ZG werden. Wir alle haben irgendwelche Rituale und Handlungen, die wir immer genau so machen und das ist auch ganz normal. Nur wenn das zum Zwang wird, ist es krankhaft und krankmachend.
Genau so verhält es sich auch mit den Gedanken: Jeder Mensch hat unsinnige Gedanken mit den verschiedensten Inhalten - das ist ganz normal. Nur wenn diese zum ZWANG werden ist wieder krankhaft-und machend.

Was ich noch gemacht habe, war dass ich bewußt Dinge die ich machte - also schon auch leicht zwanghafte Rituale die ich mit den ZG entwickelte - aktiv und bewußt zu unterbrechen. Z.B. hatte ich angefangen die Hipp - Glässchen nach Farben zu sortieren, oder auch die Milchflässchen. Es gab für jede Tageszeit das richtige Milchfläschen mit dem passenden Motiv drauf - und wehe es war das "falsche" - also z.B. Mittags das Flässchen mit dem "Mond und den Schafen" (das eigentlich für Abends gedacht war :roll: ) dann hatte ich schon wieder das Gefühl, eine schlechte Mutter zu sein, weil ich Noah mit dem "falschen Fläschchen" fütterte und dachte mir ich bin doch "Böse" und die ZG sind er Beweis dafür.
Ich entwickelte also wirklich Zwangshandlungen, um mir zu beweisen, dass ich doch "Gut" bin und mir SICHERHEIT UND KONTROLLE zu geben, die ich durch die ZG verloren hatte. Aber das Gegenteil ist eingetreten - es wäre immer schlimmer geworden, hätte ich nicht früh genug in der Therapie dieses Verhalten unterbrochen.
Das war Anfangs schwer - denn Noah bewußt mit dem "Abendfläschchen Motiv" am Mittag zu füttern, machte mir Angst.... :roll:

So habe ich dann mit ganz vielen Angwohnheiten gebrochen. Ich habe bewußt "gefährliche Gegenstände" nicht weggeschloßen, sondern ganz normal weggeräumt, wie früher. Durch die ZG hatte ich angefangen spitze Gegenstände oder vermeintliche "Tatwaffen" ganz weit weg von mir zu platzieren und vor allem weg zu sperren. Ich traute mich nicht mal mit der Schere zu schneiden oder mit einem Messer etwas zu zerkleinern, wenn ich alleine mit Noah war!!!! Das ging nur, wenn mein Mann zu hause war - ich traute mich nichts "Gefährliches" in die Hand nehmen. Aber ich mußte genau das lernen und tun - war mega hart, wie ihr euch denken könnt.
Einmal war ich mit Noah alleine - und ich wollte ihm Battarien in ein Spielzeugteddy rein tun, damit er spricht. Dazu brauchte ich aber einen SCHRAUBENZIEHTER - ohhhhh jeeee - eine "vermeintliche Tatwaffe"!!!! Und dieser war dazu noch im Keller und ich mußte Noah mitnehmen um ihn zu holen!!! Mir standen bei dieser Aktion die Schweißperlen vor Angst auf Stirn, mein Herz klopfte zum Zerspringen - aber ich habs geschafft, den Schraubenzieher samt Noah zu holen, die dabei aufkommenden ZG auszuhalten, die Battarien einzusetzen und zu merken - ah, die Angst geht wieder, es ist nix passiert - ich bin kein Monster, sondern habe nur "ganz normale Gedanken" die bei mir halt im Moment zwanghaft sind.

Für einen normalen Menschen muss sich das echt verrückt anhören - aber ich glaube, ihr wißt was ich meine, gell!!!! :wink:

P.S. Vielleicht schaue daher soooo gerne "Monk" an - er ist zwanghaft und neurotisch - aber soooooo liebenswert, findet ihr nicht auch!!!!??? :wink:

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
manjamami

Beitrag von manjamami »

ja marika, dass was du da beschreibst kenne ich.
ich bitte auch immer meinen mann "auf mich aufzupassen", aber genau das ist ja falsch.

ich wollte dich gerade fragen wie du so deinen alltag gemeistert hast mit noah?
mein mann war ja nun erstmal 4 wochen zu hause, er hat haushaltshilfe gemacht und übernächste woche muss er wieder los, alleine wenn ich schon daran denke, macht mir das angst.
dann bin ich wieder alleine mit meiner kleinen und mir kommen jetzt schon die schlimmsten gedanken.

irgendwie gings die ganze zeit schon besser, mein mann war da immer so mein rettungsanker und sobald ich einen schlimmen gedanken hatte, dachte ich immer, ach brauchste keine angst haben, martin ist ja da.

aber das ist ja eigentlich falsch. so bekomme ich nie mehr selbstvertrauen.

auch empfinde ich es schon wioeder als unheimlichen druck, wenn ich alleine mit den kindern bin, ich hab das gefühl, dass mich die verantwortung für die drei (aber vorallem für die kleine) einfach erdrückt. zu wissen ich kann nichts abgeben solange ich mit allen alleine bin, es muss einfach alles laufen, ich muss funktionieren...einfach schlimm.

ich weiß, dass ich so nicht denken brauch und dass da viel mein problem liegt, aber ich finde keine wirkliche lösung dafür um aus diesem druck raus zu kommen.

ich hoffe so sehr, dass ich auch irgendwann von mir behaupten kann, dass ich wieder gesund bin.

lg manja
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallöchen!

Ja genau - ich dachte auch ganz lange Zeit - mein Mann (oder Mama usw.) ist ja da, der kann mich im Notfall ja "abhalten" :o :lol: Heute kann ich Gott sei Dank darüber lachen, aber damals war das genau so bei mir.

Es ist aber auch nicht verkehrt, in der ersten schlimmen Zeit, wo die ZG sehr quälend sind, sich Beistand zu holen. Bei mir war in den ersten Wochen immer jemand da: Morgens kam Mama, Nachmittags Papa oder umgekehrt (meine Mama arbeitet noch halbtags), oft waren auch meine Tante und meine Cousinnen da und halfen mir den Alltag und den Haushalt zu meistern, denn mein Mann ist selbständig und daher auch sehr viel im Geschäft.

Mit der Zeit als es dann besser ging, haben wir bewußt Zeiten eingebaut, in denen ich mit Noah alleine war und die aufkommende Angst und ZG alleine zu meistern versuchte - also mich mit ihnen konfrontierte. Anfangs vielleicht mal eine Stunde, dann 2 und usw. So habe ich mich Schritt für Schritt vorgetastet.

Wäre das für dich eine Möglichkeit?

Sei geduldig mit dir - es geht nicht von heute auf morgen um Selbstbewußtsein aufzubauen. Gehe langsame Schritte und lass dich auch nicht von etwaigen Tiefs und kleinen Rückstschritten erschrecken.

Alles Liebe von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
manjamami

Beitrag von manjamami »

ja marika, ich werde versuchen es auch so zu machen.

mein mann arbeitet halt schichten und da ist die nachtschicht etwas problematisch, werde mal mit meiner mutter sprechen, sie ist halt auch nimmer die jüngste aber ich hab sonst niemanden.

lg manja
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