treppen steigen mit baby

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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wintermami

treppen steigen mit baby

Beitrag von wintermami »

hallo ihr lieben,

seit einer woche ist meine tochter nicht mehr in der tragetasche, sondern im buggy, weil sie für die tasche schon wirklich zu groß und zu schwer geworden ist. ich hatte auch immer wieder angst, sie würde mir da rausfallen oder wegen der griffe etc. das war aber nicht so schlimm, denn sie fühlte sich wohl drin und ich habe mich dran gewöhnt.

sie liegt jetzt im buggy und das bedeutet, dass ich sie irgendwie vom 2. stock runtertragen muss, wenn wir rausgehen. also binde ich sie immer ins tragetuch oder trage sie im maxicosi runter. (dann muss ich das ding unten stehen lassen, hoffentlich klaut es keiner...) das tragetuch ist umständlich, aber an sich besser. ok. das sind die möglichkeiten und so gehe ich damit um. (andere tragehilfen sind mir zu teuer und sie hat schon 9kg, macht keinen sinn)

nun, ich kriege seit tagen schon so widerliche gedanken / bilder in meinen kopf, dass ich runterfalle (von der treppe). egal ob mit tragehilfe oder ohne. ohne traue ich mich gar nicht raus, unvorstellbar. trotzdem kriege ich mehrmals am tag so furchtbare vorstellungen, dass ich mit ihr runterfalle, ich spüre es richtig, meine beine werden weich oder die füsse knicken ein, wie ich aufpralle etc. etc. etc. ich will es nicht näher beschreiben, weil es vielleicht für andere nicht gut ist. ich weiß nicht so richtig, was ich hier schreiben soll oder lieber nicht.

es ist so abartig... komischerweise, wenn wir vor der tür stehen ist es nicht so schlimm wie wenn wir einfach in der wohnung sind (also quasi in der wirklichen situation). jedes rausgehen ist momentan für mich die hölle. ist doch total krank, oder? was mache ich damit? ich werde diese bilder / empfindungen oder was auch immer die sind nicht los :evil: :? :roll: puh... bin ich denn gar nicht mehr lebensfähig?

wintermami
Anna2006

Beitrag von Anna2006 »

Hallo,

ich finde, dass Du das alles richtig toll machst.Vorbildlich!!!
Ich muss gestehen, dass mir das Tragetuch binden, nur um die Treppe runterzusteigen viel zu aufwändig wäre, ich habe meine Tochter auch so die Treppe mit hochgenommen, auf dem Arm einfach.

Klingt aber, als wärst Du fast übervorsichtig und mit verrückt hat das überhaupt nichts zu tun.
Diese Ängste haben sogar einige Leute mit kleinem Kind/ Baby...
und auch die Frauen mit Wochenbettdepressionen, oft als zwanghafte Vorstellung...
Da kann man aber etwas machen.
Meinst Du, dass Du eine Therapie brauchst?
Hört sich für mich nicht wirklich so an, aber helfen könnte es Dir bestimmt trozdem.
Ich wünsche Dir alles Liebe!
Anna
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

ich schließe mich Anna an: Das hört sich sehr nach zwanghaften Gedanken und destruktiven Bildern an, die bei einer PPD sehr, sehr oft vorkommen. Man nennt sie auch Zwangsgedanken und ich selber litt schrecklich unter ihnen (hatte aber auch noch viel widerliche ZG... :x ). Auch besonders der Umstand, dass diese Gedanken gerade stark werden, wenn du NICHT in der Situation bist, spricht für Zwangsgedanken. Denn genau so paradox sind ZG: Sie drängen sich einem auf, obwohl man sie nicht will, man kann sie nicht unterdrücken und sie kommen meist ganz stark, wenn man NICHT in der Situation ist.

Anna hat recht, da kann man sehr gut mit einer Verhaltenstherapie was machen. Man lernt dort, die Gedanken nicht zu unterdrücken, sondern sie bewußt auszuhalten und auch die Situation nicht zu vermeiden, sondern gerade diese angstmachende Situation immer wieder zu bewältigen. Denn der Gedanke an sich ist normal - jeder Mensch denkt sich in und wieder mal so was... "was wäre wenn"... nur wenn diese Gedanken immer wieder kommen und sie dich in deiner Lebensqualität einschränken, spricht man von Zwangsgedanken.

Hast du einen Therapeuten? Wenn ja, sprich ihn/sie gleich man drauf an - da gibt es gute Übungen und Tipps wie man diese Zwangsgedanken wieder in moralem Ausmaß ablaufen lassen kann.

Bis dahin: Gedanken nicht unterdrücken, bewußt zulassen und zu Ende denken, auch wenn es schreckliche Bilder sind. Dann die Situation nicht vermeiden, sondern bewußt ausüben - also immer wieder die Treppe runter steigen! Das nennt man Konfrontationsübungen und das Ziel ist, die Angst zu verlieren - denn ohne Angst, keine Zwangsgedanken! :wink:

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
wintermami

Beitrag von wintermami »

Danke Euch beiden für Eure Antworten, es wird ein bisschen besser mit der Treppe, ein paar mal bin ich sogar ohne TT rauf / runter. Positiver Nebeneffekt ist, dass wir das TT wieder öfter hernehmen und unterwegs einfach dabei haben.

Ich bin immer noch auf der Suche nach einem Therapeuten, ich war mir nicht sicher, ob ich nicht zuerst mit den Medis anfangen soll, dann geht es mir wieder ein paar Tage besser und es wird nichts draus. Ich werde heute bei einem Therapeuten anrufen, der letzte hat mir vor zwei Wochen wegen Termine dann wieder abgesagt. Aber das ist alles eine andere Geschichte.

Ich war mir nicht sicher, ob das ZGs sind, die hatten so zu sagen eine neue "Qualität" erreicht............ Ich glaube, dass mich im Moment jede neue Situation absolut überfordert (eben der Umstieg auf Buggy). Auch mit Fläschen machen habe ich Probleme, nicht einmal das kriege ich hin. Das Abstillen klappt auch nicht wirklich... Naja, jedenfalls ein Dankeschön an Euch, ich bin etwas erleichtert über Eure Einschätzung.

lg,
wintermami
samara2810

Beitrag von samara2810 »

Ich denke mal, dass diese Angst "im kleinen Rahmen" normal ist. Ich habe jetzt nach der Geburt meiner 2. Tochter eigentlich keine psy. Probleme mehr, aber eine Situation im Kindergarten geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich muss täglich in den 1. Stock, um meine Tochter abzuholen. Da ich sie unten am Eingang nicht alleine liegen lassen möchte, nehme ich sie mit hoch. Anfangs habe ich das immer in der Tragetasche getan. Irgendwann war ich spontan abgelenkt und habe die Tasche wohl etwas schräg gehalten. Die Kleine lag zusammengekauert am Fußende. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn ich sie nur noch einen Tick schräger gehalten habe. Seither gehe ich meist mit Baby-Björn zum Kindergarten. Und habe ich dann doch mal den Kinderwagen, nehme ich sie auf den Arm. Ich versuche mich immer "ganz" auf´s Treppensteigen zu konzentrieren. Einen anderen Tip kann ich Dir leider nicht geben, aber ich hoffe, dass es Dir irgendwann so leicht fällt, sich einfach nur drauf zu konzentrieren und danach nicht weiter zu denken.
wintermami

Beitrag von wintermami »

hallo!

es ist mittlerweile nicht mehr so schlimm und ich habe mich an die neue situation gewöhnt. es ist schon noch so, dass ich auch im nachhinein etwas angst bekomme, wenn ich denke - jetzt bin ich schon unten und es ist alles locker gegangen - vielleicht habe ich nicht genug aufgepasst usw. aber es hat nachgelassen. ich glaube schon dass es ZGs sind, mich überrascht es nur, dass es immer wieder neue sachen sind. das ist zu gutem teil auch etwas was ich daran so schlimm finde, weil ich dann denke, dass es nie ein ende nimmt. :roll: :?

aber gut, es gibt auch besser tage und dann denke ich nicht zu viel... ich habe diese woche eine probesitzung beim therapeuten, mal schauen was er dazu sagt.

lg,
wintermami
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