neidisch

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Astrid

neidisch

Beitrag von Astrid »

Hallo Ihr,

in meinem Bekanntenkreis haben in dem letzten halben Jahr sehr viele Frauen Nachwuchs bekommen. Immer wieder merke ich, dass ich so neidisch werde, wenn bei ihnen alles reibungslos abläuft. Keine Verzweiflung, keine Angst, keine Erschöpfung... . Komme mir immer noch wie ein Alien vor. :oops: Natürlich bin ich froh, dass keine von ihnen mein Schicksal teilen musste, aber es wäre so schön auch mal von Angesicht zu Angesicht richtig verstanden zu werden. Könnt ihr das verstehen?? Habe oft ein schlechtes Gewissen wegen diesen Gedanken. :?

Astrid
Kirschblüte

Beitrag von Kirschblüte »

du musst dir kein schlechtes gewissen machen. ich bin auch oft neidisch auf mütter, bei denen manches besser läuft.
meine bekannte hat auch vor kurzem ein kind bekommen und sie ist ziemlich glücklich, es gab nicht mal anzeichen von baby blues, keine verzweiflung oder überforderung. ich freue mich sehr für sie. ich frage mich nur, wie macht die das blos?
Dany

Beitrag von Dany »

Ach ja! Mir gehts da genauso!!
Natürlich wünscht man das keinem!
Manche haben oft eben auch nur diesen BabyBlues und ich muss da immer aufpassen das ich derjenigen dann keine PPD unterstelle.

Eine Bekannte von mir ist ungewollt schwanger geworden mitten in ihrer Meisterausbildung. Sie hat Zwillinge bekommen hat geheiratet, ist umgezogen und hat ihren Meister fertig gemacht.
Ich frag mich da natürlich warum ich mich so angestellt hab wenn andere solche Situationen meistern!!??!!!
Carolin

Beitrag von Carolin »

hey astrid,

mir geht es da genauso.3 meiner freundinnen haben mit mir zusammen entbunden. keiner von den dreien ging es auch nur annähernd so wie mir. keine versteht mich.sie genießen alles in vollen zügen. was die allesmit ihren kindern machen! baby-schwimmen, pekip, mutter-kind-turnen, usw.
und ich? 10 wochen war ich in der psychiatrie.

was meinst du wie neidisch ich war oder auch bin. ich bin schon neidisch auf die pferde hier gegenüber. die stehen in der weide und denen geht es gut. jeden tag walken hier leute lang, alle fröhlich alle aktiv. und ich, 25 jahre alt, schaue aus dem fenster und könnt heulen. nichts kann ich. einkaufen und solche dinge wohl wieder, aber das wars auch. ich bekomme immernoch keinen spaß wenn ich irgendwo bin, ich vertrag absolut keinen alkohol und konzentrieren kann ich mich auch nicht. bin nur mit mir beschäftigt.

zum thema zurück, das wir neidisch sind ist völlig normal. ich beneide viele menschen. aber glaube mir,es gibt auch noch schlimmere dinge.
wenn es dir wieder gut geht, dann wird man glaub ich schon ein wenig vergessen können. ich glaube nicht das man dann noch so sehr daran denkt wie schlimm die zeit doch war. und dann genießen wir die zeit halt dann.

ich hätte auch gerne die baby-phase genossen. ging aber nicht.

wir schaffen das.

lieben gruß, carolin


ps: habe dir auch eine pn geschrieben!
Astrid

Beitrag von Astrid »

Danke für Eure Antworten. Es ist tröstlich, dass nicht nur ich so bin. Wäre gerne gelassener was das angeht, aber ich werde eben noch oft traurig, wenn ich andere Mütter mit ihren Kindern so problemlos und leicht umgehen sehe. Aber man sieht ja auch nur das "Außen". Kurze Zeit nach der Besserung meiner Depressiven Zeit, hatte ich Angst anderen Schwangeren davon zu erzählen, weil ich sie nicht unsicher machen wollte. Aber das ist doch falsch. Ich will, dass alle Frauen wissen, dass ihnen so etwas passieren kann, und dass es heilbar ist. wenn doch bloss die Aufklärung besser wäre. warum wollen soviele Frauenärzte und Hebammen davon nichts wissen?? :?:

Liebe Grüße

astrid
Dany

Beitrag von Dany »

Hi,
oh ja das Frage ich mich auch, mein Frauenarzt hat zu mir gesagt als ich ihm Fragen zu dem Thema gestellt hab das er mir dazu nichts sagen kann da es in der Praxis zu selten vorkommt! Hallo 30 % der Frauen haben Probleme und das soll selten sein.
Ich hab von einem Fall gehört hier in der Umgebung die sich nach der Geburt wegen PPD umgebracht hat. Ich hab mich nur gefragt ob denn keiner was gemerkt hat und warum hat sie sich keine Hilfe geholt und wenn die Krankheit nicht immer noch so ein Tabuthema wäre dann könnte sie viell. noch Leben und und und...
Astrid

Beitrag von Astrid »

Ja auch bei meinem Frauenarzt war es so. Bei meinem letzten Vorsorgetermin habe ich ihn um fachliche auskunft gebeten. Da ich eventuell nochmal ein Kind möchte, habe ich ihn über Prophylaxemöglichkeiten, ob ich Medikamente in der Schwangerschaft weiter nehmen könnte, ob ich eventuell mit Medis stillen könnte etc. gefragt. er antwortete daraufhin er kenne sich damit nicht aus. zumindestens war er ehrlich :lol: . Als ich ihn fragte warum er so wenig über PPD wisse, meinte er meine Erkrankung sei ja äußerst selten, und in seiner 12 jährigen Praxiszeit hätte er nur !!! sieben Fälle gehabt, davon 2 mit tödlichem Ausgang. Und Das sagte er mir so :shock: . hat man da noch Töne :?: ich glaube mir hätte das als Arzt gereicht, um zumindestens Anlaufadressen und Kontakte zu Therapeuten zu haben. Aber nichts dergleichen. Auf meine Frage nach einer kompetenten Hebamme war er auch ziemlich ratlos. Das finde ich sehr schade und traurig. Wie kann man ärzte und hebammen dazu bewegen sich mit dem Thema auseinanderzusetzen? Sie scheinen mir immer völlig überfordert und uninteressiert. Vielleicht bleibt ihnen ja bei dem Gesundheitssystem für sowas keine Zeit. :evil:
auch bei mir war es der Fall, das sich in der Zeit, als meine Depression noch akut war, sich eine Frau aus dem Ort erschossen hat. auch sie litt unter PPD, ihr Sohn war damals 7 Monate alt. Wie kann so etwas passieren??? Mit Mann und Schwiegereltern im Haus? Und wie kann da ein Arzt so wegsehen, und sich nicht damit auseinandersetzen?
Ok, wir sind jetzt ja auch übersensibel, aber ich finde das man etwas tun muß. Gut das es dieses Forum gibt, aber als es mir richtig schlecht ging, war ich nicht mehr in der Lage zu kommunizieren, ich hätte keinen Kontakt über das Internet aufnehmen können, um mir Hilfe zu holen. zum Glück hatte ich eine aufmerksame Hausärztin, die erkannt hat, was mit mir los war. Glück gehabt....

LG Astrid
Nora

Beitrag von Nora »

Guten Morgen, Astrid,

ich kenne das auch von mir. Ich habe in den 3 Jahren seit der PPD viele Mütter beneidet. Bei all meinen Kolleginnen, Freundinnen, Bekannten, etc. waren es tolle Geburten, pflegeleichte Kinder, alles ohne Baby Blues etc. Da hab ich manchmal auch schon gedacht, das gibt´s doch gar nicht -warum ist das bei mir so sch.... gelaufen, warum bin ich krank geworden. Da denke ich dann auch schon mal, mensch, ich wollte das auch so haben. Aber das ist normal. Natürlich fehlen mir einige Wochen mit meinem Sohn; ich konnte ihn nicht annehmen und war total verzweifelt. Ich werde diese Zeit auch nicht zurückholen können, aber ich hab mich durchgekämpft durch den Albtraum und weiß nun, dass ich eine Menge Stärke und Mut habe. Das ist das Positive.
Mein Neurologe hat mir mal gesagt, dass jeder Mensch sein Kreuz zutragen hat, wenn etwas Schlimmes passiert. Der eine bekommt Rückenschmerzen, der andere Probleme mit dem Herz und bei uns schlägt es auf die Psyche. Das hat mich irgendwie beruhigt.

Also, mach Dir keine Vorwürfe. Ich kann Deine Gefühle absolut verstehen und finde sie normal. Wer möchte nicht, dass es ihm gut geht?

LG,
Nora
Kirschblüte

Beitrag von Kirschblüte »

ich bin einfach sprachlos wegen euren beiträgen, die todesfälle. es darf doch nicht so ausgehen. ich werde beim nächsten termin meine ärztin mal darauf ansprechen, ob sie sich damit auskennt.
das hat mich doch ein wenig an mich erinnert, weil ich auch vor ein paar monaten schon diese gedanken hatte. ernst genommen hat das zwar keiner so wirklich (hab es ausgesprochen), aber egal. in den letzten 2 monaten hatte ich die gedanken auch nicht mehr (also keine sorge). es geht mir grad ein bisschen besser, weil ich die pille abgesetzt habe und auch weil ich 4 wochen krankgeschrieben bin und mich etwas erholen kann.

@Astrid: ich hätte auch erst gesagt, ich würde es einer schwangeren nicht erzählen, was passieren kann. aber du hast recht, es ist falsch. schwangere wissen ja auch, dass manchmal ein notkaiserschnitt gemacht werden muss und andere risiken. man sollte schwangeren frauen erzählen, dass nicht immer alles so traumhaft läuft wie im fernsehen und dass man etwas dagegen tun kann.
Melli79

Beitrag von Melli79 »

Liebe Astrid,

die ganze Welt scheint zur Zeit schwanger zu sein oder grade Nachwuchs bekommen zu haben. Ich kann Dich sehr gut verstehen!

Ich denke diese Gefühle sind 100 prozentig normal und ich versichere Dir daß es mir genau so geht!

Das was Dein Arzt da vom Stapel gelassen hat finde ich furchtbar erschreckend und nicht grade aufmunternd, vielleicht sollte er mal eine Fortbildung machen! So selten wie er meint sind diese Fälle gar nicht, wahrscheinlich hat er dann nicht erkennen können was los ist. Ich bin entsetzt!

Leider sind das immer die Ärzte, bei denen man nicht erfolgreich behandelt werden kann und das ist sehr schade und verlängert unnötig den Leidensweg, wenigstens war er ehrlich.

Liebe Grüße

Melanie
wintermami

Beitrag von wintermami »

hallo Astrid,

ich kann dich sehr gut verstehen und schließe mich im grunde den anderen an.

ich denke aber, dass es letztendlich mehr bringt nach vorne zu schauen, jeden tag genießen, wenn es geht, deinem kind mal ganz tief in die augen zu schauen und mit ihm zu lachen.... also nicht der ersten zeit hinterher trauern, dass es scheiße war.

und das mit dem "hinkriegen" - hilfe suchen, hilfe annehmen, selbst dran arbeiten. ich meine erkennen, womit und warum man sich am schwersten tut und versuchen trotzdem.... ich weiß, klingt vielleicht nach "sich zusammen reißen", aber ich meine es nur insofern, dass man sich nicht mit dem zustand jetzt abfinden soll. sprich: wollen, dass es anders wird. manchmal hilft schon mal genau drüber nachdenken, wie man es denn gern hätte. und dann versuchen etwas davon umzusetzen.

und schaue genau hin - es läuft bei keiner 100%ig und jeden tag perfekt.

lg
(die ab und zu wahnsinnig neidische) wintermami
Frieda

Das kenne ich

Beitrag von Frieda »

Hallo, Astrid!

Das Gefühl kenne ich genau. Auch ich sehe nur immer, dass bei anderen alles super läuft und bei mir alles beschissen. Ich kann nicht erkennen, dass es auch bei mir/uns viel Positives gibt.

Man kann den Leuten nur vor den Kopf gucken und bestimmt haben die auch ihre Probleme, nur die kehren sie nicht so offen nach draußen wie ich.

Ständig höre ich von meiner engeren Umgebung. Schau doch mal die und die und den, denen geht es doch viel schlechter.
Vielleicht ist es ja tatsächlich so, aber das hilft MIR doch nicht.
Natürlich ist es schlimm, wenn im Bekanntenkreis ein Kind krank oder behindert ist, und ich bin auch gkücklich darüber, ein gesundes Baby zu haben, aber besser geht es mir deshalb leider nicht.

Der Neid ist bei mir auch bezüglich anderer Dinge immer wieder da. So bin ich sehr oft neidisch auf Leute, denen es finanziell viel besser geht. Wir hatten immer unser gutes Auskommen. Mit nur dem Gehalt meines Mannes kommen wir überhaupt nicht zurecht. Ich MUSS also nach einem Jahr wieder arbeiten, (zu allem haben wir auch jetzt noch ein Haus gekauft und uns ziemlich verschuldet) obwohl ich soo gerne die Zeit mit unserer Tochter verbringen würde.

Die Zukunftsängste machen mich fertig. Jetzt ist das Baby schon 17 Wochen alt und schläft nachts schon ganz gut, aber ich liege wach und grübele.

Wäre so gerne nur mal wieder einen Tag unbeschwert!

Du schreibst glaub ich von Bachblüten. Welche Erfahrungen hast du damit? Habe gestern einen Test gemacht und dabei sind drei Komponenten empfohlen worden: Gentian, Wild Oat und Gorse

LG
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo Astrid,

das ist ja der Hammer, wie ignorant Dein Gynäkologe ist!!! Der hat es echt nicht verdient, dass Du weiter zu ihm gehst. Willst Du nicht wechseln?

Alles Gute

Ava
costasmama

Tja...

Beitrag von costasmama »

...das kenne ich nur zu gut astrid! eine freundin von mir hat 2 monate vor mir ihren sohn auf die welt gebracht. allein schon die geburt war für sie ein "klacks". dadurch setzte ich mich natürlich gleich unter druckt weil ich die geburt auch "so toll" schaffen wollte. war natürlich fehlanzeige. und ihr kleiner ist zudem noch ein sußerliebes baby das so gut wie NIE schreit, ca. 7 stunden am tag schläft und absolut unkompliziert ist. ich gönne das meiner freundin und ich weiß auch dass das wirklich stimmt was sie sagt aber ich merke zeitgleich dass ich absolut down deswegen bin weil ich sofort denke dass ich die schlechtere mutter bin weil ich es nicht so gut hinbekomme, weil mein kleiner einfach wie jedes andere ganz normale baby auch mal schreit und einen schlechten tag hat und JA meine geburt war anstrengend und ich bin mit den schmerzen überhaupt nicht klar gekommen. und selbst dass werfe ich mir selber vor und komme mir gegenüber meiner freundin klein und mies vor.... ich weiß also wovon du sprichst!

lg miriam
annett1307

Neidisch

Beitrag von annett1307 »

geht mir auch so. Ich komme mir immer vor, wie von einem anderen Planeten. Möchte einfach wieder dazugehören.
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