Ich finde es toll, daß es dieses Forum gibt und möchte mich deshalb auch kurz vorstellen.
Ich bin 39 Jahre alt und wohne mit meinem Freund in der Nähe von Frankfurt. Wir haben vor neun Monaten einen wunderbaren Sohn bekommen. Die SS verlief völlig problemlos und war so im nachhinein gesehen vielleicht sogar die schönste Zeit in meinem Leben. Auch die Geburt verlief problemlos, wenn man mal davon absieht, daß unser Zwerg nach 10 Tagen Verspätung durch einen ungeplanten KS geholt wurde.
Und dann kamen die ersten Wochen zu Hause. Da wir geplant haben, daß ich nach acht Wochen Mutterschutz wieder arbeite und mein Freund in Elternzeit zu Hause bleibt, hat er sich auf den Standpunkt gestellt, ich solle die acht Wochen so intensiv mit unserem Zwerg verbringen wie möglich, also sprich: er hat die Versorgung komplett mir überlassen. Gut fand ich das nicht, aber es war ok für mich.
Und dann kam der April, in dem ich wieder zu arbeiten begonnen habe. Das war für mich anfangs regelrecht ein emotionaler Spagat, meine Männer zu Hause zurückzulassen. Vor allem, da ich von einigen lieben Kollegen ziemlich schwach von der Seite angeredet wurde, so von wegen, wie kannst Du jetzt schon wieder arbeiten gehen, du bist ja eine Rabenmutter. Ständig hatte ich das Gefühl, mich für irgendwas rechtfertigen zu müssen. Ich wollte im Job wieder perfekt sein, aber auch eine gute Mutter.
Irgendwann hat mein Freund festgestellt, daß er es logistisch nicht schafft, mit dem Zwerg einkaufen zu gehen. Also habe ich das eben auch noch mit übernommen. Und dann hat er festgestellt, daß ich ja morgens vor der Arbeit den Zwerg auch noch versorgen kann, da ich ja eh wach bin. Er steht dann erst in dem Augenblick auf, wenn ich die Wohnung verlasse. Meine Vorstellung von einem Familienleben, mit gemeinsamen Frühstück machen hat sich irgendwie in Luft aufgelöst.
Am Anfang hat mir das auch alles nichts ausgemacht. Ich bin aufgestanden, habe den Zwerg versorgt, bin zur Arbeit. Nach Feierabend habe ich die Einkäufe erledigt, bin nach Hause gefahren, habe den Zwerg wieder übernommen, ihn bespaßt, gefüttert und bettfertig gemacht.
Am Anfang lief das auch alles wie am Schnürchen, doch seit einigen Wochen fühle ich mich der Situation nicht mehr gewachsen.
Mittlerweile ist es so, daß ich spätestens um 21.00 Uhr so müde bin, daß ich regelmäßig auf der Couch einschlafe. Und obwohl ich todmüde bin, wache nachts auf und kann dann nicht mehr einschlafen, weil ich mir ständig Gedanken mache, wie es wohl weitergehen wird, z.B. wenn der Zwerg in die Kita kommt, wenn wir eine größere Wohnung brauchen etc. Wir kommen derzeit finanziell gut zurecht und trotzdem mache ich mir Geldsorgen. Was ist, wenn ich als Familienernährer meinen Job verliere etc.
Fakt ist, ich bin dauermüde, kann mich zu nichts mehr aufraffen, die einfachsten Dinge gehen mir nicht mehr von der Hand und seit einigen Wochen denke ich ständig: Du packst das jetzt nicht mehr und Du willst das auch nicht, Du willst Dein altes Leben zurück.
Hinzukommt meine Vergesslichkeit, meine Konzentrationsschwierigkeiten. Ich habe das Gefühl, so langsam verrückt zu werden. Wo ist die alte Tini geblieben???
Ich habe keine Ahnung, ob das "nur" Überforderung ist, deshalb wollte ich mich mit Euch austauschen, ob Ihr ähnliche Gefühle hegt.
PS: mein Partner ist kein fauler Stubenhocker, er ist durch die "Zwergenbetreuung" abends genauso fertig wie ich
